Die Diskussion um ein Verbot von Glücksspielwerbung schwelt seit einigen Jahren und bringt immer wieder neue Spitzen hervor. Einer der größten Befürworter ist der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert (SPD). Er hat für seine jüngsten Statements und Forderungen scharfe Kritik erhalten.

In den Medien – und auch in unserer Berichterstattung – ist ein mögliches Glücksspielwerbeverbot immer wieder präsent. Alleine 2023 haben wir Artikel zu einem eventuellen Ausschluss von Sportwettenwerbung bei der Fußball-EM 2024, zu einer neuen Studie der GGL zur Wirkung von Glücksspielwerbung, zu einem etwaigen Aus von Sportwetten-Sponsoring bei Werder Bremen und zu den zentralen Argumenten bzw. Gegenargumenten für ein Glücksspielwerbeverbot verfasst. Das sind tatsächlich nur einige wenige Beispiele, die zeigen, wie stark entsprechende Sachverhalte die Politik, Suchtexperten und die Gesellschaft beschäftigen.

Im Zuge der Veröffentlichung des Glücksspielatlas 2023 goss der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, in einer betreffenden Pressemitteilung erneut Öl ins Feuer der Debatte. Er wiederholte hier eine seiner Kernforderungen zur Schaffung einer sichereren Glücksspielumgebung in Deutschland: Nämlich Werbung für entsprechende Angebote – und vor allem solcher für Sportwetten – engere Grenzen zu setzen.

Blienerts erneuter Vorstoß zur stärkeren Regulierung der Glücksspielwerbung und seine Wortwahl im weiteren Umfeld des Presse-Statements stießen nicht überall auf Zustimmung und Verständnis. Die Staatssekretärin Heike Raab (SPD) aus Rheinland-Pfalz und Staatsminister Oliver Schenk (CDU) aus Sachsen bereiteten dem Drogenbeauftragten einiges an Gegenwind.

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung fordert engere Grenzen für Sportwettenwerbung

Der Glücksspielatlas 2023 beantwortet zentrale Fragen rund um das Glücksspielangebot in Deutschland, wie etwa „Welche spieler- und jugendschützenden Regeln gelten?“, „Welchen Umfang hat der Glücksspielmarkt?“, „Wie viele und welche Personen nehmen am Glücksspiel teil?“ und weitere. Burkhard Blienert, der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, hält eine entsprechende Übersicht für sehr wichtig.

„Mit dem nun vorliegenden Glücksspielatlas 2023 werden alle zentralen Daten und Fakten rund um das Glücksspiel gebündelt“, so Blienert in der betreffenden Pressemitteilung. „Damit bekommen wir jetzt eine gute Grundlage für die Diskussion über den richtigen Umgang mit dem Glücksspiel und seinen Folgen. Und die brauchen wir dringend! Dass Glücksspielangebote mit schnellen und teils hohen Geldgewinnen locken, ist hinlänglich bekannt. Aber wie hoch das Suchtrisiko wirklich ist – und zwar ab dem ersten Spiel – das weiß kaum jemand, auch nicht in der Politik.“
Im direkten Zusammenhang mit den vielfältigen Gewinnreizen und den Suchtrisiken kommt Burkhard Blienert auf diesbezügliche Werbemaßnahmen zu sprechen: „Gerade bei Sportwetten sollten der Werbung schnellstmöglich engere Grenzen gesetzt werden. Es muss einfach Schluss sein mit den Sportwetten-Spots vor, nach und während der Sportberichterstattung selbst im Nachmittags- und Frühabendprogramm. Niemand will das, niemand braucht das und niemandem tut das gut.“

Staatssekretärin aus Rheinland-Pfalz und Staatsminister aus Sachsen reagieren mit Brandbrief

Die Staatssekretärin Heike Raab aus Rheinland-Pfalz und der Staatsminister Oliver Schenk aus Sachsen nehmen, wie es aus einem Bericht der Bild hervorgeht, „im Namen der Rundfunk-Kommission der Länder“ eine klare Gegenposition ein. Sie wiesen Blienerts Kritik, die er unter anderem in einem Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) ausgeweitet hat, zurück. Der Drogenbeauftragte sagte dort: „Die Länder werden ihrer Verantwortung nicht gerecht. Das ist unerträglich.“ An anderer Stelle soll er sogar von einem „Totalversagen“ und „Wildwuchs“ gesprochen haben.

Dazu heißt es von Heike Raab bei Bild: „Ihre Aussage, statt einer Regulierung und Kontrolle des Marktes gäbe es weiter‚ einen regelrechten Wildwuchs bei Sportwetten und Online Casinos‘, haben wir mit Verwunderung wahrgenommen.“
Sachsens Staatsminister Oliver Schenk legte Bild gegenüber nach: „Die Pläne halten wir nicht nur für übergriffig gegenüber dem mündigen Bürger. Ein Werbeverbot würde zudem vor allem die privaten Medien einer wichtigen Finanzierungsmöglichkeit durch Werbeeinnahmen der lizenzierten Wettanbieter berauben.“

Burkhard Blienert gibt sich diplomatisch und hält an seinem Plan fest. In einem Schreiben an die Bundesländer betonte er, dass er niemals von „Totalversagen“ gesprochen hätte. Er bleibt bei seinem Schluss auf einen großen Handlungsbedarf, der auch die Länder und die Rundfunkstationen angehe:

„Es kann nicht sein, dass weder Jugendliche noch problematisch Spielende heute einer Fußballübertragung folgen können, ohne kontinuierlich mit Sportwettenwerbung konfrontiert zu werden - gerade bei diesen beiden Gruppen wirkt Werbung erwiesenermaßen.“

Fazit

In dieser Sache ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen: Burkhard Blienert möchte die Glücksspielwerbung weiter regulieren und hat bei diesem Vorhaben offensichtlich einige entschlossene Gegner. Die Argumente letzterer scheinen bis jetzt (aus der Sicht eines juristischen Laien) jedoch weniger stichhaltig. Vor allem der Punkt mit der „wichtigen Finanzierungsmöglichkeit“ privater Medien ist zwar grundsätzlich nachvollziehbar, dürfte aber kaum gegen ein durch die Werbung möglicherweise erhöhtes Suchtrisiko ankommen. Wir können auf weitere Auseinandersetzungen gespannt sein.

 Quelle des Bildes: https://pixabay.com/photos/dispute-conflict-man-hatred-4709804/

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1 Kommentar zu: Scharfe Töne zu möglichem Glücksspielwerbeverbot

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Die Werbung sollte verboten werden weil sowieso nur Vorgegaukelt wird man würde gewinnen und am ende sind alle Deutschen Casinos Abzocker. Mit Fairness hat das nichts mehr zu tun.

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