Mitte April beschlossen die Verantwortlichen der Teams in der englischen Premier League fast einstimmig ein Verbot von Wettanbietern als Hauptsponsoren und entsprechender Brust-Werbung auf den Spielertrikots. Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) nimmt diese Entscheidung nun zum Anlass, eine Diskussion zum generellen Ausschluss von Werbung für Sportwetten bei Werder und im gesamten Fußball anzustoßen.

Um das direkt vorwegzunehmen: Derzeit prangt kein Wettanbieter auf dem Top-Werbeplatz der Trikots von Werder Bremen. De facto hat aktuell nicht ein einziger Verein der Bundesliga einen Hauptsponsor aus dem Glücksspielbereich.

Dennoch sind - vor allem - Sportwettenanbieter in der ersten deutschen Liga mit ihren Promotions breit vertreten: Bandenanzeigen, Banner auf den Hintergrundwänden für Interviews, Spots in den Werbepausen und sogar Erwähnungen oder spezielle Features während der Berichterstattung (Stichwort „tipico Countdown“ bei Sky) bieten eine Menge Raum zur Vermittlung betreffender Dienste.

Werder Bremen arbeitet in der laufenden Saison mit einem Buchmacher zusammen, nämlich mit betway. Die Kooperation erfolgt zwar nicht unter einem Vertrag als Hauptsponsor, aber immerhin als Top-Partner der dritthöchsten Kategorie. Das heißt, das Logo des Wettanbieters taucht an etwas weniger prominenten Stellen, zum Beispiel im Hintergrund der Interviews bei Heimspielen, durchaus regelmäßig in Verbindung mit dem Club auf. Wenn es nur nach Ulrich Mäurer ginge, wäre damit sehr bald Schluss.

Übrigens ist betway auch von der Sperre der Premier League betroffen. Hier wirbt die Marke bislang noch auf der Trikotbrust der Spieler von West Ham United.

Mäurer regt zu komplettem Verbot von Sportwetten-Werbung im deutschen Fußball an

Nachdem Ulrich Mäurer die Nachricht über das Verbot in der Premier League zur Kenntnis genommen hat, bekräftigte der 71-Jährige noch einmal sein Ziel, Sportwetten-Werbung generell zu verbieten. Er ist seit 2008 Innensenator in Bremen und setzt sich bereits seit längerer Zeit dafür ein, Werbung für Sportwetten aus dem Fußball und generell aus der Öffentlichkeit zu verbannen.

Bislang hatte er damit keinen Erfolg, die Argumente, die zu den Änderungen in der Premier League führten, gaben seinem Anliegen aber offensichtlich wieder neuen Nährboden. Die breit angelegte Wettanbieter-Werbung sei in Verbindung mit prominenten Persönlichkeiten sehr gefährlich, so die englischen Behörden. Mögliche Gefahren entsprechender Angebote würden dadurch weniger wahrgenommen.

Mäurer sagte der Presse in diesem Zusammenhang: „Sportwetten-Werbung und -Sponsoring sind allgegenwärtig und tragen dazu bei, dass insbesondere bei jungen Menschen Begehrlichkeiten geweckt werden, die es ohne Werbung gar nicht gibt.“ Außerdem bringt er vor, dass es in Deutschland „rund 1,3 Millionen spielsüchtige Menschen und über drei Millionen Spielende, die auf der Kippe stehen“ gäbe.

Seine Motivation ist damit weiterhin eindeutig und offenbar ungebrochen.

Wie kam es zu dem Werbeausschluss in der Premier League?

In der Premier League gibt es derzeit (noch) acht von 20 Vereinen, die mit einem Wettanbieter als Hauptsponsor zusammenarbeiten. Das ist tatsächlich eine recht hohe Dichte – ansonsten sind die Werbemaßnahmen der Buchmacher ähnlich gelagert wie in Deutschland.

Den britischen Behörden war vor allem der Punkt ein Dorn im Auge, dass die Adressaten der Trikotwerbung die prominenten Persönlichkeiten, also die Fußballspieler, direkt mit den Promotions verbinden könnten. Damit ginge eine starke Verharmlosung einher, so lassen es die Statements durchblicken.

Die Verantwortlichen der Clubs wurden schließlich eingeladen bzw. aufgerufen, über ein Werbeverbot auf den Brustflächen der Trikots abzustimmen. Die Wahl fiel eindeutig gegen die Promotionen aus. Die betreffenden Teams haben nun bis zur Saison 2026/27 Zeit, sich um einen anderen Partner zu bemühen.

Früher war mit bwin tatsächlich ein Wettanbieter Hauptsponsor bei Werder

Aktuell gibt es zwar keinen Verein in der Bundesliga, bei dem auf der Trikotbrust für einen Sportwettenanbieter geworben wird. Das sah in der Vergangenheit allerdings anders aus.

Werder Bremens Top-Trikotwerbeplatz wurde vor einigen Jahren von einem sehr bekannten Buchmacher belegt: Man arbeitete in der Saison 2006/07 mit bwin zusammen, dessen Werbung war jedoch nur kurzzeitig zu sehen.

Damals waren die deutschen Gesetze rund um Sportwetten und Werbung für derartige Angebote deutlich weniger einheitlich als heute. So gab es recht schnell Ärger mit dem Land Bremen. Die verantwortlichen Behörden bereiteten dem Ganzen ein Ende, da der Club für Glücksspiele geworben hatte, die in dem Bundesland nicht lizenziert waren. bwin bot seine Dienste damals noch unter einer europäischen Genehmigung in Deutschland an.

Damit wurde der ursprünglich bis zur Saison 2008/09 geltende Vertrag mit Werder schon im Oktober 2006 gekündigt. Der Verein und der Bookie hatten jedoch vereinbart, dass auch dann eine Zahlungspflicht bestünde, wenn es zu behördlich oder gerichtlich festgelegten Einschränkungen der Promotion käme. So zahlte bwin mehr als 4,9 Millionen Euro jährlich, ohne den zugesagten Werbeplatz wahrnehmen zu dürfen.

Übrigens entschied das Oberlandesgericht einige Jahre später, dass das Bremer Verbot rechtswidrig war. Bwin ist allerdings nicht wieder eingestiegen und man hielt die Sportwetten-Werbemaßnahmen auch vonseiten des Vereins bis heute etwas weiter im Hintergrund.

Fazit

Die Erfolgschancen von Ulrich Mäurer sind tatsächlich nicht besonders groß. Ja, in der englischen Premier League hat es einen - für viele überraschenden - Einschnitt gegeben. Dort steht die derzeitige Gesetzgebung rund um Glücksspiele aber sowieso auf der Kippe. Man rechnet mit einer baldigen Reform, da viele Bedingungen veraltet sind.

In Deutschland wurden die Richtlinien mit dem GlüStV 2021 gerade erst erneuert, womit die Voraussetzungen für Werbemaßnahmen (relativ) eindeutig ausfallen. betway verfügt über eine deutsche Lizenz, arbeitet also konform zu den aktuellen Regularien und darf damit auch im Rahmen dieser Werbe- oder Sponsoring-Verträge wahrnehmen.

Quelle des Bildes: https://www.pexels.com/de-de/foto/schild-runden-kreisformig-verkehrsschild-9985916/

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1 Kommentar zu: Nach englischem Vorbild: Aus für Wettanbieter-Werbung bei Werder Bremen?

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Das waren noch Zeiten als Braunschweig mit Jägermeister Trikots auflief...
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