Im Fürstentum Liechtenstein leben nicht einmal 40.000 Menschen. Da ist es schon relativ überraschend, dass in diesem Zwergstaat in den vergangenen vier Jahren insgesamt sechs Spielbanken entstanden sind. Aktuell steht die Eröffnung eines weiteren Casinos in den Startlöchern. Aber warum verfügt der winzige Binnenstaat über eine derart bedeutsame Glücksspielindustrie? Ist Liechtenstein auf dem Weg dahin, das europäische Las Vegas zu werden?

Bereits im April des vergangenen Jahres berichtete unter anderem das Handelsblatt mit der Überschrift „Vom Steuerparadies zur Spielhölle“ über die Glücksspielindustrie in Liechtenstein. Diese hat sich vor allem in den vergangenen vier Jahren beeindruckend entwickelt. In immer kürzer werdenden Abständen eröffnen hier neue Glücksspieltempel. Aktuell geht es, wie die Lokalzeitung „Vaterland“ berichtet, um die Eröffnung eines weiteren Casinos. Und damit nicht genug: Weitere Projekte befinden sich bereits in der Planungs- und Entwicklungsphase. Dabei ist die Dichte an Spielautomaten, Poker- und Roulettetischen im Fürstentum schon jetzt größer als in Monte-Carlo oder Las Vegas.

Liechtenstein: finanzielle Attraktivität für sich entdeckt

Es scheint, als hätte das Fürstentum Liechtenstein in den vergangenen Jahren plötzlich die kulturelle und finanzielle Attraktivität des landbasierten Glücksspielsektors für sich entdeckt. Anders kann man sich nicht erklären, dass trotz einer geringen Einwohnerzahl immer weitere Casinos bzw. Spielbanken eröffnen. In Liechtenstein wohnen gegenwärtig nur knapp 39.000 Einwohner. Wenn nun das sechste Casino seinen Betrieb aufnimmt, gibt es schon zum jetzigen Zeitpunkt durchschnittlich ein Casino für etwas mehr als 6.000 Liechtensteiner. Das ist eine höhere „Glücksspieldichte“ als in der Casino-Metropole Las Vegas. Erst im Oktober stellten wir uns in einem Artikel die Frage, ob Las Vegas das Ende der Glücksspiel-Ära bevorsteht.

So manch ein Anwohner zeigte sich über die omnipräsenten Casinos allerdings wenig erfreut. Teilweise zogen sogar Anwohner wie im Fall des Casinos im beschaulichen Balzers (ca. 4.600 Einwohner) vor Gericht. Es steht jedoch außer Frage, dass jeder neue Glücksspieltempel dem Fürstentum viel Geld einbringt. Von daher dürfte es auch den einen oder anderen Befürworter der aktuellen Entwicklung auf dem landbasierten Glücksspielmarkt geben.

Liechtenstein liegt am Rhein im Vierländereck mit Deutschland, der Schweiz und Österreich. Die Lage hat unter anderem eine hohe Kaufkraft zur Folge, was auch dem Glücksspielsektor zugutekommt. Das Fürstentum Liechtenstein ist nicht nur der sechst kleinste Staat der Erde, sondern mit knapp 39.000 Einwohnern auch der kleinste Staat im deutschen Sprachraum. Amtssprache in Liechtenstein ist Deutsch und der Regierungssitz befindet sich in Vaduz.

Sechs Casinos bereits eröffnet – weitere geplant

Aktuell gibt es im Fürstentum bei einer Fläche von lediglich 160 Quadratkilometern bereits sechs aktive Casinos. Hierbei handelt es sich um das Casino Admiral Ruggell, das Casino Schaanwald Liechtenstein, das Grand Casino Liechtenstein, das Casino Admiral Triesen, das Casino Bad Ragaz sowie das Casino 96 in Balzers. Zuletzt wurde bekannt, dass die Spielbanken in Liechtenstein nach einem längeren Lockdown ab dem 26. April 2021 wieder öffnen dürfen, sodass derzeit wieder Gästebetrieb herrscht. Natürlich gelten jedoch weiterhin strenge Hygiene- und Abstandsregeln.

Aktuellen Informationen der schweizerischen Zeitung „Tagblatt“ zufolge sind in Liechtenstein noch weitere Casinos geplant. So soll unter anderem schon bald in Eschner ein weiteres Spielcasino entstehen. Genauer gesagt soll es sich beim geplanten Standort um ein altes Gewerbe- bzw. Industriegebiet handeln. Eine weitere Casino-Eröffnung ist bereits für das zweite Quartal dieses Jahres geplant. Hierbei handelt es sich um das Maximus Casino Schaan. Einen genauen Eröffnungstermin gibt es laut der offiziellen Casino-Website bislang allerdings noch nicht.

Für das Fürstentum selbst sind die Glücksspieltempel natürlich eine attraktive Einnahmequelle. Bereits im Jahr 2018 erwirtschaftete die Regierung allein 19 Millionen Schweizer Franken als Steuereinnahmen aus dem Glücksspielsektor. Zu diesem Zeitpunkt gab es jedoch erst zwei Casinos im Land – nun sind es mindestens sechs.

Dabei ergibt sich für die Casinobetreiber sogar eine steuerliche Verlockung im Standort Liechtenstein. Hier müssen die Casinos nämlich nur zwischen 17,5 und 40 % der Bruttospielerträge an das Fürstentum abführen. In Deutschland sind es hingegen im Schnitt 60 % und in der Schweiz beispielsweise zwischen 40 und 80 %.

„Vom Steuerparadies zur Spielhölle“

Das Handelsblatt berichtete bereits im vergangenen Jahr über die zunehmende Beliebtheit von Glücksspielstätten im Fürstentum Liechtenstein. Nachdem Liechtenstein erfolgreich gegen seinen schlechten Ruf als „Steuerparadies“ angekämpft hat, hat man nun augenscheinlich den Glücksspielsektor für sich entdeckt. Die Grundvoraussetzungen jedenfalls könnten nicht besser sein: Die Spielbanken machen wenig Arbeit, brauchen ebenso wenig Platz und werfen dennoch Millionensummen an Einnahmen ab. Zuletzt berichtete erst vor wenigen Tagen die Süddeutsche (SZ) mit dem Titel „Wie in der Steueroase Liechtenstein ein Zockerparadies entsteht“ über das Thema.

Die Bevölkerung in Liechtenstein sorgt sich jedoch inzwischen um die rasante Entwicklung am Glücksspielmarkt. Man sehe zwar ein, dass die Spielbanken kräftig Kapital aus den umliegenden Ländern anziehen, sorge sich jedoch gleichzeitig um eine Zunahme der Spielsüchtigen im Land. Darüber hinaus fürchte man um das Image des Fürstentums, welches durch die vielen Glücksspielangebote unter Umständen Schaden nehmen könnte.

Von Lindau am Bodensee in Deutschland nach Liechtenstein sind es beispielsweise nur 70 Kilometer mit dem Auto. Von Stuttgart sind es knapp 270 Kilometer und von Berlin rund 780 Kilometer.

Fazit

Es ist schon beeindruckend, wie schnell die Entwicklung auf dem landbasierten Glücksspielmarkt in Liechtenstein voranschreitet. Immer mehr Casinos eröffnen und immer größer wird damit auch die Kritik der Bevölkerung. Man sorgt sich um das Image sowie um die Anzahl der Spielsüchtigen im Land. Dabei hat die Entwicklung natürlich zweifellos auch Vorteile: Die Steuereinnahmen aus dem Glücksspielsektor dürften zumindest nach der Coronapandemie in die Höhe schießen und ein neues Rekordniveau erreichen. Man darf gespannt sein, wie viele Casinos in Liechtenstein noch entstehen werden und ob das Fürstentum seinem Image als europäisches Las Vegas dauerhaft gerecht werden kann.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/weit-anzeigen-gebirge-panorama-tops-3703467/

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1 Kommentar zu: Ist Liechtenstein das Las Vegas von Europa?

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In Lichtenstein ist anscheinend viel möglich, es grenzt ja schon an ein Wunder dass es die Fürstenfamilie geschafft hat ihr Gebiet als unabhängien Staat durch 2 Weltkriege zu bringen. Ich bin jedenfalls gerne dort und werde mir...   Mehr anzeigen

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