Erst vor wenigen Monaten berichteten wir über Millionenspenden für die britische Spielsuchthilfe GambleAware. Insgesamt konnten im zurückliegenden Geschäftsjahr zwar mehrere Millionen Pfund eingesammelt werden. Doch vergleicht man die Ausgaben der Glücksspielanbieter für Sponsoring, mit denen für den Spielerschutz, so wird einem bei den meisten Anbietern nichts anderes übrig bleiben als ungläubig den Kopf zu schütteln.

Ende Januar berichteten wir darüber, dass die britische Spielsuchthilfe BeGambleAware von April bis Dezember vergangenen Jahres insgesamt 4,46 Millionen GBP von den Glücksspielanbietern überwiesen bekommen hat. Schon zu diesem Zeitpunkt stellten nicht nur wir fest, dass die Spendenbeträge zumindest bei den meisten Anbietern noch ausbaufähig sind. Seither hat die Kritik zugenommen, sodass inzwischen bereits britische Medien wie „The Guardian“ von einer Beleidigung für den Spielerschutz sprechen.  

Ein Glücksspielanbieter spendet lachhafte 250 GBP

Dass sich lange noch nicht jeder Glücksspielanbieter über seine Verantwortung bewusst ist, zeigt das Beispiel des philippinischen Unternehmens W88. Hierbei handelt es sich laut „The Guardian“ um den Trikotsponsor von Crystal Palace, einem Fußballverein aus der Premier League. Über weitere Geschäftsbeziehungen sei man mit Midnight Gaming verbunden. Dieses Unternehmen hat seinen Sitz im britischen Dorset und hat zuletzt nur lediglich 250 GBP an GambleAware gezahlt, um damit die Spielsuchthilfe zu unterstützen. Derartige Spendenhöhen können zweifellos als Verhöhnung des Spielerschutzes empfunden werden.

Ein weiteres Beispiel ist das Unternehmen TGP Europe. Über sogenannte White Label-Lizenzen betreibt das auf Isle of Man beheimatete Glücksspielunternehmen in Großbritannien Marken wie Sportsbet.io oder Fun88. Großzügig zeigt sich TGP Europe allerdings nur beim Trikot-Sponsoring. Während man mit seinen Brands auf den Trikots der Fußballklubs von Newcastle United, Southampton und Leeds United vertreten ist und dafür insgesamt schätzungsweise 15 Millionen GBP ausgibt, zahlte das erfolgreiche Unternehmen zuletzt nur 5.000 GBP an GambleAware.

Ein weiteres Unternehmen, welches vergleichsweise nur einen sehr geringen Betrag von 10.000 GBP für die Spielsuchthilfe GambleAware übrig hatte, heißt Vivaro. Hierbei handelt es sich unter anderem um den Betreiber von LoveBet und ManBetX. Während das Management für Sponsoring-Deals hier ebenfalls Millionen übrig hatte, war für den Spielerschutz nur ein Betrag in Höhe von 10.000 GBP verfügbar.

James Grimes ist Vorsitzender der Organisation The Big Step und kritisiert das aktuelle Vorgehen der Glücksspielfirmen scharf:

„Es ist ein weiterer Beweis dafür, dass der Branche nicht das Privileg eingeräumt werden sollte, Fußballvereine zu sponsern oder zu entscheiden, wie viel sie für die Finanzierung von Forschung, Bildung und Behandlung spenden“.

Das aktuelle Regelwerk von GambleAware sieht vor, dass die Glücksspielunternehmen in der Regel mindestens 0,1 % ihres Jahresumsatzes an GambleAware zahlen müssen.

Welche Anbieter spendeten am meisten?

Zu den Glücksspielanbietern, die im zurückliegenden Geschäftsjahr (endete am 31. März 2021) am meisten Geld an GambleAware gespendet haben, gehörten neben der Flutter Entertainment plc und Entain auch die William Hill plc. Ebenfalls beachtliche Beträge sponserten bet365, Gamesys und Camelot.

Sponsoring-Verbot und Zwangsabgabe geplant

Die britische Regierung will sich offensichtlich mit der aktuellen Situation nicht mehr zufriedengeben. Derzeit wird in der Politik nämlich über ein Sponsoring-Verbot für Glücksspielfirmen debattiert. Darüber hinaus plant man eine Art Zwangsabgabe für den Spielerschutz. Bislang handelte es sich lediglich um eine freiwillige Zahlung. Eine rechtliche Verpflichtung zur Zahlung einer Abgabe gibt es bislang nicht.

Spieler mit problematischen Spielverhalten müssen geschützt werden

Die Kernaufgabe von GambleAware besteht darin, die durch Glücksspiele verursachten Schäden in Großbritannien zu verringern. Das bedeutet natürlich auch, dass sich die Organisation im Bereich der Spielsuchtprävention engagiert und versucht, Spielerinnen und Spieler mit einem problematischen oder pathologischen Spielverhalten zu beraten und zu helfen. Erst Anfang April berichteten wir in einem Artikel darüber, dass laut GambleAware einige wenige Spieler den Großteil des Umsatzes in der Online-Glücksspielbranche erwirtschaften.

Wer als Spielerin oder Spieler in Deutschland wohnt und das Gefühl hat, sein Spielverhalten nicht mehr im Griff zu haben, kann sich vertrauensvoll an die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) wenden. Die Telefonberatung zur Glücksspielsucht mit Unterstützung des DLTB ist unter der 0800 1 37 27 00 von Montag bis Donnerstag von 10 bis 22 Uhr und Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr kostenlos erreichbar.

Fazit

Nach wie vor scheinen sich nicht alle Glücksspielanbieter über ihre verantwortungsvolle Aufgabe bewusst zu sein. Dementsprechend wird in der aktuellen Berichterstattung zu Recht kritisiert, dass so manch ein Anbieter ein Vielfaches an Budget für das Sponsoring vorsieht, dabei jedoch die wichtigen Spielerschutzkampagnen vollkommen vernachlässigt. Letztendlich bieten die Anbieter nämlich Glücksspiele an, die potenziell süchtig machen können. Aus diesem Grund sollten sie sich auch in einem ausreichenden Maß im Bereich der Bekämpfung von Spielsucht einsetzen – und nicht wie der philippinische Anbieter W88 insgesamt nur 250 GBP an GambleAware spenden, während man mehrere Millionen für Trikot-Deals übrig hat. Man darf gespannt sein, ob die britische Regierung diesem Vorhaben mit einem neuen Gesetz schon bald einen Riegel vorschieben wird.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/mann-deprimiert-sitzen-2734073/

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0 Kommentare zu: GambleAware: Nur Kleingeld für die Spielsuchthilfe?

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