Bereits im vergangenen Monat hat die Ruhr-Universität Bochum (RUB) vor den Folgen einer zusätzlichen „Online-Glücksspielsteuer“ gewarnt. Nun kommt Kritik auch von anderen Seiten. So sieht auch die Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf (NRW) die Kanalisierung in den legalen Glücksspielmarkt durch die geplante Sondersteuer stark gefährdet.

Die Kritik an der geplanten „Online-Glücksspielsteuer“ wächst und wächst. Immer mehr Experten melden sich zu Wort und warnen ausdrücklich vor der Einführung einer solchen Einsatzsteuer. Lizenzierte Glücksspielanbieter, die sich an die rechtlichen Rahmenbedingungen halten und die Steuer abführen müssten, seien dann in keiner Weise mehr konkurrenzfähig. Dem Vorschlag zufolge sollen die lizenzierten Anbieter acht Prozent der Online-Spieleinsätze als Steuer abführen. Droht deshalb nun der gesamte Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) zu scheitern?

Kanalisierung in den legalen Markt stark gefährdet

Erst vor wenigen Wochen haben wir von den ersten kritischen Stimmen zum geplanten Steuermodell in deutschen Online Spielotheken berichtet. Hier warnte bereits die RUB vor der „Online-Glücksspielsteuer“, da dadurch die Kanalisierung in den legalen Markt mehrheitlich nicht gelingen würde. Stattdessen würde sich ein nicht unerheblicher Anteil der Spieler den konzessionslosen Online Casinos zuwenden und hier vollkommen ohne Spielerschutzmaßnahmen unterwegs sein.

In einer weiteren Untersuchung warnt nun auch die Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität vor ähnlichen Folgen. Prof. Dr. Justus Haucap befürchtet in seinem aktuellen Gutachten sogar, dass der gesamte Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) deshalb scheitern könne. In Auftrag gegeben wurde die aktuelle Untersuchung vom Deutschen Online Casinoverband (DOCV) sowie vom Deutschen Sportwettenverband (DSWV). Im DOCV sind viele renommierte Glücksspielanbieter wie William Hill, bet-at-home und Mr Green organisiert.

Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU oder HHUD) ist eine deutsche Hochschule mit aktuell etwa 35.000 Studierenden. Die Forschungseinrichtung beschäftigte 2017 mehr als 3.500 Mitarbeiter sowie rund 340 Professoren.

Glücksspielanbieter wären nicht mehr konkurrenzfähig

In seinem Gutachten kritisiert Prof. Dr. Justus Haucap vor allem den Umstand, dass 8 % des Spieleinsatzes als Steuer abgeführt werden sollen. Üblich ist jedoch in allen anderen EU-Ländern die Besteuerung des Bruttospielertrags. Aus diesem Grund wären die in Deutschland lizenzierten Glücksspielanbieter unverhältnismäßig benachteiligt, da sie deutlich höhere Kosten hätten. Folglich würde den Betreibern nichts anderes übrig bleiben, als die Auszahlungsquoten der einzelnen Spielautomaten nach unten anzupassen.

Welche Auswirkungen die Einführung einer Spieleinsatzsteuer im Vergleich zu einer Steuer auf den Bruttospielertrag hätte, führt Prof. Dr. Justus Haucap in seinem Gutachten aus:

„Würde das Online Casino die Ausschüttungsquote konstant halten, die Spieleinsatzsteuer also nicht an die Spieler weitergeben, so wirkt eine Spieleinsatzsteuer von 15 % wie eine Bruttospielertragssteuer von 500 %. Die Einnahmen des Online Casinos liegen bei einer Ausschüttungsquote von 97 % und einem Spieleinsatz von 100 Euro bei drei Euro. Die Steuerlast liegt bei einer Spieleinsatzsteuer von 15 % hingegen bei 15 Euro. Das Online Casino würde somit Verluste machen, da die Steuerlast die Einnahmen in diesem Fall um das Fünffache übersteigt“.

Würden die Gewinnquoten der Spiele in diesem Umfang reduziert werden, dann laufe man Gefahr, dass die Spielerinnen und Spieler in den Schwarzmarkt abwandern. Hier würden die Nutzerinnen und Nutzer schließlich noch von höheren Auszahlungsquoten profitieren, da die konzessionslosen Glücksspielanbieter die hohe „Online-Glücksspielsteuer“ nicht entrichten würden.

Ziele des GlüStV stehen auf dem Spiel

Im neuen GlüStV hat man sich bereits im Paragrafen 1 auf die Zielsetzung geeinigt, dass man „eine geeignete Alternative zum nicht erlaubten Glücksspiel“ anbieten will und „den Spieltrieb der Bevölkerung in geordnete und überwachte Bahnen lenken“ will. Zudem soll das „Entstehen von Glücksspielsucht“ verhindert werden und der „Jugend- und Spielerschutz gewährleistet“ werden.

Diese optimistischen Ziele könnten mit einem Steuermodell, wie es von einigen Finanzministerien der Bundesländer vorgeschlagen wurde, wohl nicht erreicht werden. Stattdessen wäre eine Abwanderung auf den Schwarzmarkt die Konsequenz eines unattraktiven legalen Angebotes.

Prof. Dr. Justus Haucap erklärt in seinem Gutachten, dass die betreffenden Finanzministerien die „Online-Glücksspielsteuer“ durchaus als funktionierendes Mittel gegen Spielsucht sehen würden. Dem sei jedoch keinesfalls so. Stattdessen würde sich die Kanalisierungsquote wahrscheinlich deutlich verschlechtern und mehr Spielerinnen und Spieler würden in Online Casinos ohne Lizenz spielen. Die HHU-Forscher sprechen nämlich von einer deutlichen „Verschlechterung des Spielererlebnisses“, da die Steuerlast derart hoch sei. Letztendlich könnte die geplante „Online-Glücksspielsteuer“ also den gesamten GlüStV zum Scheitern bringen.

Fazit

Eine effektive Kanalisierung hin zu lizenzierten und damit legalen Online-Glücksspielanbietern kann nur erfolgen, wenn das Spiel und die Gewinnchancen von den Spielern als attraktiv wahrgenommen werden. Durch eine „Online-Glücksspielsteuer“ in Form einer Einsatzsteuer würde es zu einer deutlich niedrigeren Ausschüttungsquote kommen. Damit würden sich Spielerinnen und Spieler mittel- bzw. langfristig von den lizenzierten Anbietern abwenden und stattdessen bei konzessionslosen Anbietern spielen. Hier wird bekanntermaßen kaum Wert auf einen funktionierenden Spielerschutz gelegt.

Sollte die „Online-Glücksspielsteuer“ also tatsächlich wie vorgeschlagen als achtprozentige Einsatzsteuer eingeführt werden, könnte das mitunter den gesamten GlüStV zum Scheitern bringen. Die HHU-Forscher befürchten in diesem Fall nämlich eine „Kanalisierungsquote deutlich unter 50 %“. Außerdem ist die Heinrich-Heine-Universität nicht die erste Forschungseinrichtung, die das Steuervorhaben kritisiert. Im Vorfeld warnte bereits die Ruhr-Universität Bochum vor der achtprozentigen Einsatzsteuer.    

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/illustrations/audit-bericht-überprüfung-lupe-4576720/

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23 Kommentare zu: Immer mehr Kritik an „Online-Glücksspielsteuer“

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Politiker in Deutschland sind ein Witz. Man hat nur noch Probleme in Deutschland.
Ein wenig mehr Optimismus bitte
Danke Gauselmann
Von mir gib’s nicht mehr 1cent
Konzentriere mich wieder auf Sportwetten
Sind wir doch mal ehrlich, um wirklichen Spielerschutz geht und ging es noch nie.
Politik ist auch nur Business und es geht nur darum sich einen großen Teil des Kuchens in Form von Steuereinnahmen zu sichern.
Und die Casino's...   Mehr anzeigen
Die Casinos die der deutschen Lizenz hinterher rennen, sind es doch selber Schuld. Bis dato ist nichts verpflichtend von den neuen Regeln. Und ob die tatsächlich so kommen werden wie im Entwurf niedergeschrieben, ist mehr als...   Mehr anzeigen
Hey! Ja, grundsätzlich sehe ich das ähnlich. Wobei es natürlich auch nicht im Sinne der Politik sein kann, wenn die Kanalisierung auf den legalen Markt durch die neue "Online-Glücksspielsteuer" gefährdet ist. Dann bringen nämlich...   Mehr anzeigen
Ich spiele jetzt schon nur noch in Casinos, wo es keine Beschränkungen gibt. Das Spielen an den Slots 5 Sekunden Dreh nimmt mir den Spaß und wenn dann auch noch 8% Steuer drauf geschlagen werden, dann können diese Casinos doch...   Mehr anzeigen
Vor allem frage ich mich was die Politiker sich bei der Steuer denken. Wieso sollte ich in einem Casino spielen, bei dem ich 8% extra abgeben muss, wenn es in anderen ne RTP von 97% gibt? Damit erreicht man wirklich nichts in...   Mehr anzeigen
@Felixrl: Genau das denke ich mir auch. Da muss ja jemand extrem geschlafen haben oder die sind wirklich so naiv und glauben, dass die eine solche Einsatzsteuer erfolgreich durchkriegen. In fast allen anderen EU-Staaten gibt es so eine...   Mehr anzeigen
Zuerst bietet diese Branche ihre Glücksspiele Jahrelang illegal an -und macht sich jetzt (angeblich) sorgen um eine Abwanderung in der Illegalität....hahahahaha

An Dreistigkeit und Verarsche war diese Branche eh kaum zu...   Mehr anzeigen
Kleine Ergänzung noch zu der Studie von Prof. Dr. Justus Haucap,
seine Studie wurde vom Deutschen Sportwettenverband (DSWV) und vom Deutschen Online Casinoverband (DOCV) gefördert!!

Wobei es schon beachtlich wie sich der GI -...   Mehr anzeigen
Avatar von Anonym
@Ichbins2018: siehst du sicher zu verbissen. Immer positiv denken!
Illegal ist einfach mal totaler Unsinn. Das hat man gerne in der Öffentlichkeit so dargestellt und Gutgläubige haben das auch, ohne eine solche Aussage auf ihre Richtigkeit zu prüfen, geschluckt. Die Casinos mit Malta-Lizenz sind...   Mehr anzeigen
@Begbie: Natürlich ist illegal vollkommener Blödsinn, genauso so ein Blödsinn wie das die Holländer ihre Drogen nicht in Ganz Europa verkaufen dürfen. Natürlich dürfen die das oder?
Und das so manch ein "ausländische" Casino sich den...   Mehr anzeigen
@A****m: Horst oder wer auch immer du bist
Avatar von Anonym
@MisterL: Was geht denn mit dir Oscar?
@Ichbins2018: Tatsächlich finde ich es wirklich erwähnenswert, dass die Studie von Branchenvertretern in Auftrag gegeben wurde. Das hat natürlich immer einen gewissen Beigeschmack!
Das ist einfach wieder so dilletantisch.

Da sitzen Leute die von dem Thema keinerlei Ahnung haben und beschließen dann Gesetze die völlig realitätsfremd sind.
Schlag mal etwas vor wie du es z.B. gerne hättest?
Und bitte berücksichtige dabei die Süchtigen und die viele die es noch werden!
Und vor allem berücksichtige auch den enormen schaden der von Süchtige angerichtet wird - und...   Mehr anzeigen
@Ichbins2018: Da brauch ich gar nichts zu erklären.

Eigenverantwortung ist der Schlüssel. Freiheit bringt nun mal auch Verantwortung mit sich.

Für Süchtige soll man das Hilfsangebot erweitern, aber nicht wegen Süchtigen allen anderen das Leben...   Mehr anzeigen
@Ichbins2018: Ihr habt doch alle ein doppelacount
Malteser ausbürgern
@MisterL: Warts du in Holland und hast dir einen reingepfiffen, oder schreibst du nur belangloses Zeug um an der GJ Verlosung teilzunehmen?
Hey Falke! Dieser Aussage von dir stimme ich zu 100% zu: "Für Süchtige soll man das Hilfsangebot erweitern, aber nicht wegen Süchtigen allen anderen das Leben schwerer machen." Schließlich verbietet mir der Supermarkt auch nicht,...   Mehr anzeigen

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