Während stationäre Spielhallen und Wettshops im Lockdown weiterhin geschlossen bleiben, boomt unterdessen das Online-Glücksspiel. In der Spielsuchtberatung ist man um diese Entwicklung besorgt. Schließlich sei das Abwandern zu Online Casinos und Online Spielotheken besonders leicht und jederzeit möglich.

Nicht selten treten bekannte Persönlichkeiten als Werbegesicht für Online-Glücksspielanbieter auf. Zudem locken die Anbieter häufig mit attraktiven Bonuszahlungen und weiteren Vorteilen. Die Verlockung ist also groß, sich vor allem in den aktuellen Zeiten bei einem Online-Anbieter zu registrieren. Der Ruf nach mehr Prävention wird deshalb von verschiedenen Seiten lauter.

Nicht jeder Spielertyp ist gleich stark gefährdet

Nachdem im Dezember der Lockdown in Deutschland verlängert wurde, war klar, dass auch Spielhallen und Wettbüros weiterhin geschlossen bleiben müssen. In der temporären Schließung der landbasierten Spielstätten sieht die Berliner Landessuchtbeauftragte Christine Köhler-Azara ein positives Signal. Die Nichtverfügbarkeit der Spielangebote könne nämlich von betroffenen Spielern als Ausstiegschance oder zumindest als Entlastung wahrgenommen werden.

Allerdings gibt es aus dem Bereich der Beratungspraxis auch die Tendenz, dass die Nachfrage nach Online-Glücksspielen im selben Zeitraum zugenommen hat. Es steht allerdings noch nicht fest, inwieweit die Coronapandemie dafür verantwortlich ist. Schließlich hat auch bereits vor der aktuellen Krise die Nachfrage nach Online Casinos in der Vergangenheit stetig stark zugenommen.

Eine Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat ergeben, dass hierzulande etwa 1 % der Menschen zwischen 16 und 70 Jahren ein problematisches oder pathologisches Glücksspielverhalten zeigen. Insgesamt sind das etwa 429.000 Menschen.

Beim Präventionsprojekt Glücksspiel Berlin unterscheidet man zwischen dem Gelegenheitsspieler und den Nutzern mit problematischem Spielverhalten. Der zuletzt genannte Spielertyp neigt meist dazu, am Glücksspiel zum Zwecke der Ablenkung oder zum Stressabbau teilzunehmen. Die Leiterin des Präventionsprojektes, Angelina Goschew, erklärt die Charaktereigenschaften der beiden Spielertypen:

Gelegenheitsspieler: Bei dieser Gruppe von Spielern, die meist unregelmäßig in ihrer Freizeit spielen, wird davon ausgegangen, dass sie während der Spielhallen-Schließung überhaupt nicht spielen. Sie betrachten die Teilnahme am Glücksspiel eher als unterhaltsamen Zeitvertreib.

„Problem-Spieler“: Bei Spielern mit einem problematischen Spielverhalten wird davon ausgegangen, dass sie im Lockdown nach Alternativen zu ihren bisherigen Spielhallen-Besuchen suchen. Hier wird davon ausgegangen, dass sie eher von den Glücksspielangeboten im Internet Gebrauch machen.

Massenhafte Abwanderung zum Online-Glücksspiel bleibt aus

Derzeit gibt es kaum Erkenntnisse darüber, dass Spielerinnen und Spieler von stationären Spielhallen im großen Stil zu Online-Anbietern abwandern. Das liegt wohl daran, dass es sich nur bei einem überschaubaren Anteil um die oben beschriebenen Spieler mit problematischem Glücksspielverhalten handelt. Diese sind der Aussage des Präventionsprojektes zufolge in besonderem Maße gefährdet, vermehrt in Online Casinos zu spielen.

Zu den sogenannten soziodemografischen Risikofaktoren für eine Glücksspielsucht gehören vor allem ein junges Alter in Verbindung mit dem männlichen Geschlecht sowie ein Migrationshintergrund und ein niedriges monatliches Einkommen.

Die Berliner Projektleiterin Goschew wies zudem darauf hin, dass Online-Glücksspielangebote rund um die Uhr und überall verfügbar sind. Das macht eine Abwanderung in den Online-Sektor besonders leicht. Darüber hinaus wies die Expertin auf die vielen Prominenten als Werbegesichter der Anbieter hin und äußerte sich auch in Richtung der hohen Bonuszahlungen für Neukunden kritisch.

Aktuell wird in Berlin zudem ein komplettes Verbot für Glücksspielwerbung gefordert. Der Glücksspielexperte Daniel Buchholz äußerte, dass Glücksspielwerbung seiner Meinung nach im öffentlichen Raum nichts mehr zu suchen hat.  

Illegale Glücksspielrunden nehmen im Lockdown zu

Während konzessionierte Spielhallen und Wettshops aktuell geschlossen sind, boomt neben dem Online-Geschäft auch das illegale Glücksspiel. Seit einigen Monaten häufen sich in Deutschland die Meldungen über illegale Glücksspielrunden. Erst vor kurzer Zeit berichteten wir von einer unerlaubten Glücksspielrunde in einem Hamburger Kulturverein mit 20 Teilnehmern. Ein Sprecher der Hamburger Glücksspielaufsicht warnt in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur vor diesem Trend und weist darauf hin, dass davon ausgegangen werden muss, dass Spieler „durch das Fehlen legaler Glücksspielangebote verstärkt illegale Angebote nutzen“.

Derweil sieht die Deutsche Automatenwirtschaft (DAW) als Dachverband der Spielhallenbetreiber in der aktuellen Coronakrise einen „bitteren Vorgeschmack“ auf die bevorstehende Spielhallenregulierung in Hamburg.

Fazit

Bislang lässt sich noch kein eindeutiger Trend dahingehend feststellen, dass die Coronakrise das Online-Glücksspiel in besonderem Maße befeuert. Fakt ist, dass die Nachfrage nach Online-Glücksspielen auch während der aktuellen Krise weiter zunimmt. Dieser Trend ist jedoch nicht neu und bereits seit mehreren Jahren zu beobachten. Unklar ist bislang noch, wie vielen Spielerinnen und Spielern der „Spielhallen-Lockdown“ guttut und ob Spielsucht in Deutschland zukünftig immer noch ein großes Problem darstellen wird.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/coronavirus-virus-maske-corona-4914026/

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0 Kommentare zu: Befeuert die Coronakrise das Online-Glücksspiel?

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