Nachdem in den vergangenen Wochen und Monaten vermehrt kritisch über den deutschen Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) berichtet wurde, beteiligt sich nun der erste Glücksspielanbieter an der Diskussion. Parallel zur Veröffentlichung des Quartalsberichts äußerte nämlich der börsennotierte Glücksspielanbieter LeoVegas, dass man an der Tragfähigkeit des neuen Glücksspielstaatsvertrags zweifelt.

Bislang haben sich die meisten Online Casinos und Online Spielotheken mit öffentlichen Äußerungen zum GlüStV noch zurückgehalten. Das schwedische Glücksspielunternehmen LeoVegas hat nun im Rahmen der Veröffentlichung von Quartalszahlen darauf hingewiesen, dass man aufgrund der strengen Spielerschutzmaßnahmen Zweifel an der Tragfähigkeit des neuen GlüStV habe. Ebenso bestehe eine große Gefahr, dass sich die Aktivitäten der Glücksspielunternehmen nicht mehr lohnen, wenn die strikten Vorgaben umgesetzt werden würden.

Verderben Einsatzlimit, 5 Sekunden-Pause und Live-Verbot den Spielspaß?

Geplant ist ein Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags zum Sommer dieses Jahres. Spätestens dann sollen sich die Online-Glücksspielanbieter an die strengen Maßnahmen zum Spielerschutz halten. Das bedeutet, dass unter anderem zwischen einzelnen Spielrunden eine Pause von fünf Sekunden eingehalten werden muss. Zudem sollen Spielerinnen und Spieler pro Monat insgesamt maximal 1.000 Euro verspielen können. Darüber hinaus soll pro Spielrunde ein Höchsteinsatz von einem Euro gelten und Live-Spiele sollen vorerst komplett verboten werden. Erst Anfang des Jahres haben wir uns die Frage gestellt, ob Live-Spiele eine Zukunft in Deutschland haben.

LeoVegas fürchtet nun, dass sich die strikten Vorgaben negativ auf das Spielerlebnis der Nutzerinnen und Nutzer auswirken könnten. In der Folge könnte es zu einer geringen Kanalisierung in Richtung des regulierten und legalen Glücksspielmarktes kommen. Viele Spielerinnen und Spieler könnten also auf den Schwarzmarkt abwandern. Des Weiteren haben die bisherigen Erfahrungen gezeigt, dass sich das neue Regelwerk auch negativ auf den Umsatz der Glücksspielunternehmen auswirken kann.

LeoVegas ist ein 2011 in Schweden gegründeter Online-Glücksspielanbieter. Aktuell beschäftigt die LeoVegas Mobile Gaming Group mehr als 900 Mitarbeiter und erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von 83 Millionen Euro. Das Unternehmen ist an der Stockholmer Börse gelistet. Für LeoVegas sind auf dem deutschen Markt prominente Gesichter wie die Fußballlegende Lothar Matthäus und der Handballprofi Stefan Kretzschmar als Botschafter tätig.

LeoVegas präsentiert überraschend gute Quartalszahlen

LeoVegas selbst habe im vergangenen Quartal auf dem deutschen Markt eine Reihe von Änderungen vorgenommen. Das habe sich auch bei den Umsätzen in Deutschland gezeigt. Auf anderen Märkten sei LeoVegas im letzten Quartal des vergangenen Jahres hingegen deutlich erfolgreicher gewesen. Mit Ausnahme von Großbritannien und Schweden habe man auf allen Kernmärkten ein höheres zweistelliges Wachstum erwirtschaften können. Vor allem der italienische Markt habe sich in der jüngeren Vergangenheit prächtig entwickelt. Zudem habe man in Kanada das „Pink Casino“ an den Start gebracht.

Insgesamt habe man es geschafft, im vierten Quartal 2020 eine Umsatzsteigerung in Höhe von 14 % zu erzielen. Das sogenannte EBITDA, also der nachhaltige operative Cashflow vor Steuern, stieg im vergangenen Quartal sogar um 25 % auf 11,5 Millionen Euro. LeoVegas durfte sich insgesamt über mehr als 460.000 einzahlende Spielerinnen und Spieler freuen. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es mit etwas mehr als 370.000 noch 24 % weniger.

LeoVegas-Umsatz im vierten Quartal 2020 nach Produkten:

  • 75 % Casino-Spiele
  • 16 % Live-Spiele
  • 9 % Sportwetten

 

Der Geschäftsführer von LeoVegas, Gustaf Hagman, kritisiert aktuell dennoch einen verzerrten Wettbewerb:

„Die Anbieter verhalten sich bezüglich der Beschränkungen unterschiedlich und aktuell fehlt in der Übergangsfrist die erforderliche Klarheit, was bedauerlicherweise zu einer verzerrten Wettbewerbssituation geführt hat.“

Nichtsdestotrotz ist man bei LeoVegas natürlich froh darüber, das vergangene Krisenjahr derart gut überstanden zu haben. LeoVegas-CEO Hagman wies sogar darauf hin, dass es das stärkste vierte Quartal in der Unternehmensgeschichte gewesen sei.

Immer mehr Bundesländer stimmen dem GlüStV zu

Noch Anfang Januar dieses Jahres hatte man die ernsthafte Befürchtung, dass der Glücksspielstaatsvertrag an Sachsen-Anhalt scheitern könnte. Wenige Wochen später wurde bekannt, dass die Landesregierung in Sachsen-Anhalt den Entwurf beschlossen hat. Inzwischen gibt es von immer mehr Bundesländern grünes Licht. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass auch die niedersächsische Landesregierung die Einbringung des Gesetzes in den Landtag beschlossen hat. Zuvor hat unter anderem bereits das Bundesland Hessen dem neuen Glücksspielstaatsvertrag zugestimmt. Die Chancen stehen also nicht allzu schlecht, dass der neue Staatsvertrag nach seiner Ratifizierung durch die Landesparlamente wie geplant am 1. Juli 2021 in Kraft treten kann.

Mittlerweile gibt es allerdings eine zweite „Baustelle“, über die sich massenhaft die Nutzerinnen und Nutzer beklagen. Die Rede ist von der geplanten Glücksspiel-Sondersteuer in Deutschland, über die wir bereits am Jahresende 2020 berichtet haben. Die Kritik an der Spieleinsatzsteuer in Höhe von 8 % war von Beginn an groß. Zuletzt mischten sich auch zwei Universitäten in die Diskussion ein und sahen jeweils eine Kanalisierung, die den legalen Glücksspielmarkt gefährdet.

Fazit

Während manch ein Unternehmen im zurückliegenden Krisenjahr einen deutlichen Umsatzrückgang verkraften oder gar ganz schließen musste, durfte sich LeoVegas über ein zweistelliges prozentuales Wachstum freuen. Nichtsdestotrotz machen die neuen Vorgaben des GlüStV auch dem börsennotierten Glücksspielunternehmen aus Schweden zumindest auf dem deutschen Markt zu schaffen. Man darf gespannt sein, wie sich LeoVegas und die anderen Glücksspielunternehmen in den nächsten Monaten verhalten werden und ob tatsächlich alle Vorgaben mit dem Inkrafttreten des GlüStV eingehalten werden.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/reichstag-dem-deutschen-volke-324982/

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17 Kommentare zu: LeoVegas hat Zweifel am deutschen Glücksspielstaatsvertrag

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Avatar von Anonym
... zusammengefasst, der neue Vertrag wird kommen und die Casinos, die mit ihm gehen werden Umsatzeinbrüche merken, denn die meisten erfahrenen Spieler tun sich diese Regelung auf Dauer nicht an. Dann wandern die meisten ab in den...   Mehr anzeigen
Ja, das wäre natürlich das Worst-Case-Szenario. Wollen wir mal hoffen, dass wir die Kurve noch kriegen werden und dass es ein bisschen besser wird
Nicht zu vergessen ist auch, dass Leovegas mal eben so die RTP einiger Anbieter deutlich reduziert hat....
Die sahen sich vermutlich gezwungen, auf die höheren Kosten und auf den ganzen Anpassungsaufwand zu reagieren. Der Leidtragende ist dann am Ende immer der Spieler - leider!
"Des Weiteren haben die bisherigen Erfahrungen gezeigt, dass sich das neue Regelwerk auch negativ auf den Umsatz der Glücksspielunternehmen auswirken kann."

Wer hätte das gedacht....
Das ist keine allzu große Überraschung. Das stimmt schon! Aber für die Politiker vielleicht schon
Bei den meisten großen Anbietern werden die Vorgaben doch schon jetzt umgesetzt, so das man sich diese Frage doch gar nicht mehr stellen muss.
Wenn deren Gewinn aber komplett verschwindet überlegen die sich das ja eventuell nochmal
Ja genau, die Frage ist ja eher, ob der GlüStV nach der Einführung erfolgreich funktionieren wird oder ob der Gesetzgeber Nachbesserungsbedarf sieht. Vor allem mit Blick auf die neue "Sondersteuer" gibt es m.E. noch viel...   Mehr anzeigen
Das hat auch mit Spielspaß nix mehr zutun. Anstatt monatslimit zu machen und alles so wie früher zu machen, zerstört man jeglichen Spielspaß.
Ja klar du sollst ja auch lieber in den Spielbanken zocken gehen wenn du trotz der unsinnigen Regelungen über das monatliche Einzahlungslimit hinaus doch Online zockst nimmt man aber das Geld trotzdem gerne an wie in den...   Mehr anzeigen
Avatar von T****z
@gamble1: Aber dafür wirste in der Spielbank nicht so primitiv abgezogen wie online...;-)
@T****z: Das kann man ja pauschal auch nicht so sagen. Die Auszahlungsquoten sind ja bekanntermaßen offline deutlich niedriger als online. Zumal gibt es offline überhaupt keine Bonusaktionen etc.
@T****z: Und weil du online primitiv abgezockt wirst beim Glücksspiel treibst du dich im Forum für Onlineglücksspiel rum. Is klar.
Avatar von T****z
@tEquilA: Das Ding ist: Bei dem was ich hier die letzte Zeit so lese, da finde ich ständig gute Gründe bzw. Bestätigung weiterhin OC-Einzahlungsfrei zu bleiben (was übrigens seit über 6 Monaten der Fall ist). Und das is doch eigentlich ne...   Mehr anzeigen
@T****z: Und trotzdem zieht es dich immerwieder hierher, zurück an den Ort des Verbrechens.
Mir ist das relativ egal wie lange jemand nichtmehr online gezockt hat. Ich find die Zockerei nicht schlimm. Klar, Suchtfaktor ist da. Aber mich...   Mehr anzeigen
@tEquilA: Naja, es spricht ja nichts dagegen, sich hier aufzuhalten, obwohl man nicht aktiv um Echtgeld spielt. Man kann sich ja auch für Glücksspiel interessieren, obwohl man aktuell gerade nicht selbst spielt.

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