Illegale Spielautomaten auf dem Vormarsch

In Deutschland gibt es immer mehr illegale Spielautomaten. Sie stehen nicht nur in fadenscheinigen Gastrobetrieben, sondern auch in Hinterzimmern von Kneipen oder in Kulturvereinen. Einer aktuellen Feldstudie zufolge soll etwa jedes dritte Geldspielgerät nicht ordnungsgemäß zugelassen und damit illegal sein. Aber wie lässt sich der Boom der illegalen Spielautomaten erklären?

Während sich seriöse Glücksspielanbieter an immer strengere Maßnahmen zum Spielerschutz halten müssen, können illegale Automatenaufsteller weitestgehend ungestört arbeiten. Einer Feldstudie des Arbeitskreises gegen Spielsucht zufolge ist ein erheblicher Teil der aufgestellten Glücksspielautomaten in Deutschland illegal. Erst vor einigen Wochen berichteten wir von einem illegalen Glücksspiel in Solingen, bei dem ein sechsstelliger Geldbetrag beschlagnahmt wurde.

Studie: In fast jeder zweiten Spielstätte befinden sich illegale Automaten

Der Feldstudie des Arbeitskreises gegen Spielsucht zufolge befinden sich in 44,5 % der 1.408 aufgesuchten Spielstätten illegale Glücksspielautomaten. Das gab der Geschäftsführer des Arbeitskreises, Jürgen Trümper, vor wenigen Wochen bekannt. Von insgesamt 3.337 überprüften Geldspielgeräten seien demnach 32,8 % hierzulande nicht zugelassen und damit illegal. Die jeweiligen Spielstätten wurden im Zeitraum von Juni bis Oktober 2021 vom Arbeitskreis gegen Spielsucht verdeckt besucht. In den vergangenen Wochen berichteten sowohl die Zeitungen „Spiegel“ als auch die „Zeit“ von der Fallstudie.

Überprüft wurden dabei nicht nur klassische Gastronomiebetriebe wie Kneipen oder Gaststätten, sondern auch Wettannahmestellen und Kulturvereine. Im Januar 2021 berichteten wir davon, dass die Polizei in Hamburg eine illegale Glücksspielrunde in einem Kulturverein entdeckt hat.

Zum Vergleich: Insgesamt gibt es in Deutschland derzeit „nur“ noch etwa 210.000 legale Geldspielautomaten. Erst im November des vergangenen Jahres berichteten wir darüber, dass allein im Jahr 2021 jeder dritte Spielautomat in Deutschland abgebaut wurde. Für die kommenden Monate und Jahre wird weiter damit gerechnet, dass sich die Anzahl der Spielautomaten weiter verringert.

Warum sind illegale Spielautomaten so gefährlich?

Die illegalen Automaten, die auch als „Fun Games“ bezeichnet werden, sind aus verschiedenen Perspektiven für die Spielerinnen und Spieler brandgefährlich. Das primäre Problem besteht darin, dass hier überhaupt keine Schutzmaßnahmen umgesetzt werden, der Spieler also ohne Einsatz- und Verlustlimits spielen kann. Darüber hinaus gibt es an den illegalen Geldspielautomaten keine Spielpausen und der Betreiber führt natürlich auch keine Steuern ab. Besonders häufig sind deshalb an den illegalen Automaten Spielerinnen und Spieler mit problematischem Spielverhalten vorzufinden.

In der Regel stammen die „Fun Games“-Automaten aus dem Ausland, aus China oder Osteuropa. Im Internet könnten solche Spielautomaten bereits für Preise zwischen 1.700 und 3.000 Euro legal gekauft werden. Erst wenn ein Betreiber einen solchen „Fun Game“-Automaten aufgestellt hat, begeht er gemäß der Spielverordnung eine Ordnungswidrigkeit. Mittlerweile wird der Betrieb von illegalen Spielautomaten aber auch immer häufiger von der Rechtsprechung als illegales Glücksspiel gewertet, sodass dann direkt eine Straftat vorliegt.

Der Geschäftsführer des Arbeitskreises, Jürgen Trümper, äußerte sich hierzu gegenüber der Deutschen Presse-Agentur wie folgt:

„Es gibt überhaupt keinen Spielerschutz, keine Spielpause. Sie können mit wesentlich höheren Einsätzen spielen. Es gibt Geräte, bei dem konnte man in der Spitze für zweieinhalb Sekunden sogenannten Spielspaß 300 Euro einsetzen, natürlich auch mit der entsprechenden Gewinnerwartung.“

Branchenverband fordert Lockerungen

Die Automatenwirtschaft fordert aus diesem Grund eine Lockerung der Vorgaben für die legalen Geräte, damit diese konkurrenzfähig und attraktiv bleiben. Denn wenn die Gastronomen und anderen Automatenaufsteller durch die legalen Spielautomaten genügend Umsatz erzielen, soll die Wahrscheinlichkeit sinken, dass zusätzlich illegale Spielautomaten aufgestellt werden. Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass die hier beschriebene Feldstudie von der Automatenwirtschaft, also vom Branchenverband, finanziert wurde. Erst im Februar berichteten wir über einen massiven Umsatzeinbruch von 45 % im Jahr 2021, den die Automatenwirtschaft zuletzt verkraften musste.

Wie viele polizeilich erfasste Fälle von illegalem Glücksspiel gab es zuletzt?

Laut Statista ist die Anzahl der polizeilich erfassten Fälle von illegalem Glücksspiel in Deutschland in den vergangenen Jahren fast ausnahmslos gestiegen. Im Jahr 2015 gab es demnach „nur“ 502 Fälle von illegalem Glücksspiel in Deutschland. Im Jahr 2016 waren es 555, im Jahr 2017 dann 504 und im Jahr 2018 bereits 838 Fälle. In den Jahren 2019 (947 Fälle) und 2020 (762 Fälle) wurden dann weiterhin hohe Fallzahlen gemeldet.

Fazit

Die Deutsche Automatenwirtschaft sieht sich durch die steigende Anzahl der illegalen Spielautomaten in ihrer Existenz gefährdet. Tatsächlich scheinen zu strenge gesetzliche Vorgaben die Betreiber und Spieler auf den Schwarzmarkt zu treiben. Dieses Phänomen droht seit dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV) auch in den Online Casinos. Die Spielerinnen und Spieler, die die 5,3 % Einsatzsteuer, die 5-Sekunden-Spielpause, das Einsatzlimit von einem Euro pro Spin oder das Autospin-Verbot umgehen wollen, wählen einen illegalen Spielautomaten. Bei diesem sind die Spieler dann schutzlos den unseriösen Betreibern ausgesetzt und es findet überhaupt keine Kontrolle mehr statt.

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