Ab 7. November 2019 werden Anteile für die staatliche Lotterie Frankreichs (Française des Jeux, oder kurz: FDJ) verkauft. Der Staat möchte 52 % der Anteile der Lotteriegesellschaft am 21. November an die Börse bringen und gibt damit zahlreiche Kompetenzen und Verantwortungen an private Investoren ab.

Die Privatisierung der französischen Nationallotterie war lange geplant und Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire hat seine Nation lange zum Aktienkauf aufgerufen. Zwischen dem 7. und 21. November soll der Verkauf vonstattengehen. Am 21. November geht die Lotteriegesellschaft dann an die Börse.

Sowohl einzelne private als auch größere institutionelle Investoren können Anteile erwerben. Für Frankreich ist es der erste Börsengang eines öffentlichen Unternehmens seit 2005. Damals war der Energieversorger Electricité de France (EDF) an die Börse gegangen.

Glücksspiel-Investitionen gelten als lukrativ

FDJ-Logo der französischen LotterieIm Gegensatz dazu ist es bei der Lottogesellschaft das Ziel des Staates, den Anteil von 72 % auf 20 % zu verringern. Die anderen Anteilseigner sind zwei Stiftungen für Kriegsversehrte (13 %) sowie die Beschäftigten (5 %). Sie behalten ihre Anteile.

Die französische Regierung wirbt beim Verkauf gezielt um das Geld von Kleinanlegern. Privatanleger erhalten einen Abschlag von 2 % auf den Ausgabepreis. Für 10 gekaufte Aktion soll es eine Gratis-Aktie geben, wenn man eine Haltefrist von 18 Monaten einhält. Durch den Verkauf entstehen dem Staat Einnahmen von 1 bis 1,5 Milliarden Euro, so zumindest sind die aktuellen Schätzungen.

Zwischen 16,50 und 19,90 Euro je Anteilsschein waren veranschlagt. Die Analysten hatten das Unternehmen bereits vorher auf 3,15 bis 3,8 Milliarden Euro bewertet. Insgesamt gilt die FDJ als lukrative Anlage und sichere Investition, die sich mit einem Versorgungsunternehmen vergleichen lasse.

Grund dafür ist, dass Franzosen in guten und schlechten Zeiten wetten. Das Unternehmen hat ein Monopol auf die Ziehung von Lottozahlen, einige Rubbellose und für Sportwetten außer Pferderennen. Es handelt sich um lukrative Einnahmequellen für Investoren.

Trotz des Verkaufs der Mehrheitsanteile behält sich der Staat ein Entscheidungsrecht vor. Man soll auch in Zukunft in Entscheidungen der unabhängigen Glücksspielaufsicht (ANJ) eingreifen können, falls dies notwendig wird.

Private Glücksspielanbieter fürchten Konkurrenz

Die Regierung selbst hat den Verkauf für den Staat, aber auch für die Anteilseigner als lukrativ dargestellt. Investitionen würden sich lohnen, denn gespielt werde immer. Trotzdem melden sich einige kritische Stimmen zu der Privatisierung. Die französischen Spielbanken sowie der Veranstalter von Pferdewetten (PMU) sind besorgt, dass die FDJ künftig zur Konkurrenz werden könnte.

Die FDJ darf nämlich Glücksspiel-Terminals in Bistros und anderen öffentlichen Stätten aufstellen. Es ist eine Gesetzesänderung geplant, welche die Anzahl an Terminals zusätzlich steigern könnte. Zwar darf man bisher nur Lottoscheine und Rubbellose über die Terminals erwerben, aber es wird befürchtet, dass demnächst Sport- und Pferdewetten oder vereinzelte Spielautomatenspiele angeboten werden dürfen, damit es attraktiver für Investoren ist.

Diskussionen um Spielerschutz entbrannt

Die Privatisierung sorgte auch für Kritik beim Thema Spielerschutz. Seit Jahren steigt die Zahl der Spielsüchtigen in Frankreich. 2001 lag die Zahl der „zwanghaften Spieler“ laut French Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (OFDT) bei 1,3 %, was hochgerechnet 600.000 Franzosen entspricht. Bis 2014 hatte sich der Wert fast verdoppelt, sodass fast 2,7 % der Bevölkerung ein Problem mit dem Glücksspiel haben (dort sind Problemspieler und pathologische Spieler zusammengefasst).

Der französische Wirtschaftsexperte Christophe Ramaux hatte sich in der Zeitung L’Echo sehr über die Privatisierung und die Aussagen des französischen Wirtschafts- und Finanzministers aufgeregt:

Die Privatisierung ist wahnsinnig. Der Minister hat vergessen, dass es beim Glücksspiel nicht nur um ein Spiel, sondern auch um eine Sucht geht. Die direkten durch Spielsucht verursachten Kosten für den Staat betragen eine Milliarde Euro, die indirekten, beispielsweise wegen damit zusammenhängender Scheidungen, insgesamt 9 Mrd. Euro. Damit spielt man nicht.

Für ihn bestehe die Gefahr, dass nach der Privatisierung die Anzahl der Spielsüchtigen sprunghaft ansteigen werde.

Bedeutung des Verkaufs für den Staat

Française des Jeux gibt es seit 1933. Die Lotteriegesellschaft ist dabei sehr lukrativ. Man hat 30.000 Verkaufsstellen in ganz Frankreich. Dabei macht das Unternehmen einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro im Jahr, 90 % dank der Monopolstellung. Die Wetteinsätze lagen dabei 2018 bei 15,8 Milliarden Euro, 10,7 Milliarden Euro wurden als Gewinne wieder an Spieler ausgeschüttet.

Frankreich erhielt 2018 rund 3,3 Milliarden Euro an Steuern durch das Lotto. An dem Wert wird sich auch in der Zukunft durch die Privatisierung nichts ändern. Die Privatisierungserlöse werden sich auf 1,6 bis 1,9 Milliarden Euro belaufen. Dieses Geld soll in Fonds zur Innovationsförderung geleitet werden.

Ein Minus wird man bei den Dividendenzahlungen einfahren. Im letzten Jahr konnte man aber beispielsweise lediglich 87 Millionen Euro an Dividenden erhalten.

Franzosen mögen keine Aktien

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Franzosen keine Fans von Aktien sind. 2005 wurde die Eléctricité de France (EdF) privatisiert, außerdem gab es die Privatisierung der Gasproduzenten Engie sowie der Fluggesellschaft Air France. Erhebliche Kursverluste waren die unmittelbare Folge.

Zwar gibt es mit den Anteilsverkäufen am Flug- und Raumfahrtkonzern EADS (heute Airbus) und am Triebwerkhersteller Safran auch positive Beispiele, aber insgesamt mögen die Bürger Frankreichs keine Aktien. Es wird sich Ende November zeigen, wie erfolgreich der Börsengang des Lottoanbieters sein wird.

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