Seit mehreren Monaten gibt es Diskussionen um Lootboxen. Es handelt sich um „Beutekisten“ in Videospielen, die glücksspielähnliche Mechaniken verwenden. Beim Videospiel „FIFA“ hat man das System auf ein neues Level gehoben. Dort stellt man sich ein All-Star-Team durch das Ziehen von Packs zusammen. Den Inhalt der Packs kennt man nicht genau – es sind verschiedene Spieler mit unterschiedlichen Fähigkeiten enthalten.

Immer wieder versuchen FIFA-Spieler, sich das beste FIFA Ultimate Team zusammenzustellen. Dabei investieren sie mehrere Hundert bis Tausend Euro, um Packs (sogenannte Lootboxen) zu ziehen und die besten Spieler zu erhalten. Da man nicht weiß, welche Spielerkarten man in den Packs erhält, die dann Spieler im eigenen Team werden können, muss man Glück beim Kauf haben. Es gab bereits Berichte von Spielern aus Frankreich, die 2.000 bis 3.000 Euro in die Games investiert haben.

Das Problem ist daher schon seit einigen Jahren bekannt. Die USK-Altersfreigabe war speziell für FIFA erwartet worden, da die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle angekündigt hatte, Glücksspielinhalte zukünftig ebenfalls zu bewerten. Man hatte aber bereits angekündigt, dass man In-Game Käufe bei den Games nicht berücksichtigen wird.

Hintergrund für die Anpassung der Prüfkriterien bei der Altersfreigabe war die umstrittene Coin Master-App. Dort bestimmt ein Slot als Hauptelement über den Fortschritt im Game. Ich habe die App, die Diskussionen darum und die endgültige Entscheidung bis zur Indizierung in der Vergangenheit dargestellt.

Die Entscheidung ist nicht überraschend gewesen

Dass FIFA 2021 weiterhin mit keiner Altersbeschränkung auf den Markt kommen würde, wurde bereits von Beobachtern angenommen. Der Beirat der USK hatte bereits bei der Presseerklärung zur Aufnahme des neuen Prüfkriteriums betont, dass In-Game Käufe in Form von „zufallsgenerierten Spielvorteilen“ explizit ausgeschlossen seien. Damit werden die Lootboxen in den Videospielen umschrieben. Man kauft eine „Beutekiste“, welche „ein Extra“ hat, mit dem man sich einen Vorteil verschaffen möchte. Das Problem ist, dass man nie weiß, was man erhält.

Beim FIFA Ultimate Team ist das Problem aber noch größer. Über den Daumen gepeilt, kann man sagen, dass die Chance auf Weltstars wie Mbappé, Neuer oder Ronaldo mit dem Kauf von mehr „Packs“ steigt. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit für einen Goldspieler mit einer Gesamtwertung von mehr als 84 Punkten unter 5 %. Wenn man online bei den Besten mitspielen möchte, braucht man gute Spieler mit guten Leistungswerten. Wenn man kein gutes Team hat, braucht man nicht versuchen mitzuspielen. Selbst wenn man ein besserer Spieler ist, wird man die Unterschiede zu einem Gegner mit einem besseren Team nur schwer ausgleichen können. Man hat in dem Fall nur wenige Chancen auf den Sieg.

Lootboxen sind ein einträgliches Geschäft

Electronic Arts gehört zu den Gewinnern der Coronapandemie. Das Unternehmen entwickelt unter anderem die FIFA-Teile. Der US-Konzern hat in diesem Jahr das beste Umsatzquartal in der 40-jährigen Geschichte des Unternehmens gemeldet. Im zweiten Quartal 2020 sind die Einnahmen um 20 % gegenüber dem ersten Quartal gestiegen. 1,2 Milliarden Euro wurden von dem Unternehmen als Einnahmen generiert. Bei den Kennzahlen von „Madden NFL 20“ und „FIFA 2020“ konnte man Verdoppelungen sehen. Zudem gilt „Die Sims 4“ als Dauerbrenner und verzeichnet mittlerweile 30 Millionen Spieler. Im Januar 2020 waren es erst 20 Millionen Spieler bei „Die Sims 4“.

Der Umsatz beim FIFA Ultimate Team steigt dabei konstant. 2017 hatte man im Finanzbericht ausgewiesen, dass das Ultimate Team 17 % des Gesamtumsatzes von EA Games ausmacht. Ein Jahr später waren es bereits 21 % und 2019 lag der Anteil am Gesamtumsatz des Unternehmens bei 28 %. Die Diskussionen um Lootboxen haben den Umsätzen keinen Abbruch bereitet. Man geht davon aus, dass EA knapp 45 % des Jahresumsatzes bei Live-Service-Diensten generiert. Zu denen gehören die Lootboxen in diversen Spielen am Ende.

Klagen gegen Videospielehersteller

EA Games sieht sich weltweit immer wieder mit Klagen konfrontiert. Es gibt Fälle aus Frankreich, bei denen Spieler gegen die Glücksspielmechanismen im Game geklagt haben. In einem neuen Fall wurde Klage in Kalifornien eingereicht. Der Kläger aus den USA ist ebenfalls der Meinung, dass durch die Mechanismen Minderjährige zur Nutzung von Lootboxen verleitet werden. Er schlüsselt die Methoden detailliert auf und zeigt, warum seiner Meinung nach Games wie „FIFA“ und „Madden NFL“ gegen die Glücksspielgesetze des Bundesstaates verstoßen.

Durch die fehlende Altersbeschränkung muss beim Kauf nicht vor Lootboxen im Game gewarnt werden. Ferner ist der Vorgang der Lootboxen intransparent, da man die Gewinnchancen oder Trefferquote nicht kennt. Die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hatte daher bereits gefordert, dass es im Bereich der „Beutekisten“ mehr Transparenz geben müsste. Ferner soll das Vorhandensein auch Auswirkungen auf die jeweilige Altersfreigabe haben.

Die politischen Verantwortlichen haben die Probleme sicher bereits erkannt. Dennoch wird nichts an dem System geändert. Das Thema der Lootboxen und glücksspielähnlichen Elementen in Videospielen wird daher auch weiterhin von Bedeutung sein und für Diskussionen sorgen.

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