„Mole People“ werden in Amerika Menschen genannt, die in den U-Bahntunneln oder anderen Untergrundanlagen von verschiedenen Großstädten leben. Der sogenannte Freedom Tunnel in New York City ist besonders bekannt. Es gibt diese Obdachlosen aber auch in der Glücksspielmetropole Las Vegas.

Frau im Zelt„Mole People“ sind wörtlich übersetzt „Maulwurfmenschen“, der Begriff „Tunnelmenschen“ wird jedoch eher verwendet. Es handelt sich um obdachlose Menschen, die in den Untergrund-Systemen von US-Großstädten leben. Am bekanntesten sind die U-Bahntunnel New York Citys. Ende der 80er Jahre wurde die Anzahl der Menschen dort auf knapp 5.000 Obdachlose geschätzt, exakte Angaben gibt es leider nicht.

Marc Singer hatte den Menschen in New York im Jahr 2000 einen Dokumentarfilm mit dem Titel „Dark Days“ gewidmet. Margaret Morton, Sarah Schwed und Jennifer Toth haben zu den „Tunnelmenschen“ verschiedene Sachbücher geschrieben. Von Douglas Preston und Lincoln Child stammt der Thriller „Attic: Gefahr aus der Tiefe“, der ebenfalls die „Mole People“ New Yorks thematisiert.

Im Laufe der 90er Jahre wurde es für die „Tunnelmenschen“ in New York schwerer, im Untergrund zu überleben. Die Betreibergesellschaften der U-Bahn haben begonnen, die Tunnel zu räumen. Sie würden die „öffentliche Gesundheit“ gefährden. Daher nimmt man an, dass die Zahl mittlerweile zurückgegangen sei. Die Verantwortlichen redeten damals von wenigen Einzelfällen und nicht von Tausenden Menschen.

Was besagt der Mythos der „Tunnelmenschen“?

Eingang zu den Tunneln von Las VegasEs ist allgemein anerkannt, dass in den USA Obdachlose in Tunnel-Systemen von beispielsweise U-Bahnen leben. Dort haben sie sich teilweise gut eingerichtet und eigene kleine „Wohnungen“ geschaffen. Viele Einwohner der USA wissen wohl auch nicht, dass es diese Obdachlosen überhaupt gibt.

In der Vergangenheit wurden moderne Mythen geschaffen, die teilweise starke Behauptungen beinhalten. Es wurden Legenden von „Maulwurfmenschen“ geschaffen, die in kleinen geordneten Gesellschaften leben. Sie wurden teilweise mit Stämmen verglichen, die mehrere Hundert Menschen umfassen und das ganze Jahr im Untergrund leben.

Es gibt Behauptungen von eigenen kulturellen Merkmalen und illegalen Verbindungen mit dem Stromnetz, die sie gelegt hätten, um Elektrizität im Untergrund zu besitzen. Die Fernsehserie „Die Schöne und das Biest“ (Beauty and the Beast, 1987–1990) mit Linda Hamilton und Ron Perlman haben das Thema abgebildet und einen Beitrag zur Schaffung des modernen Mythos geleistet.

Die Situation in Las Vegas im Überblick

Unter Las Vegas halten sich ebenfalls in Tunnel-Systemen Obdachlose auf. Es handelt sich dabei um Betonschächte, die Regenwasser nach Unwettern aus der Stadt ableiten sollen. Die Regenwasserabflussanlagen umfassen laut Clark County Regional Flood Control District ein System von 720 Kilometern Länge, wobei etwa 480 Kilometer unterirdisch sind.

In Las Vegas sollen laut Medienberichten ungefähr 1.000 Menschen als „Mole People“ leben. Ein paar dieser Menschen wurden 2009 in einem Bericht der ABC News sogar gezeigt. Einige hätten so etwas wie ein „eigenes Haus“ mit Bett, Bücherregal und Notdusche einrichten können.

Das Problem bleibt, dass die unterirdischen Kanäle regelmäßig durch das Regenwasser geflutet werden. Viele verlieren dann ihre wenigen Habseligkeiten, Todesfälle sind durch die Wassermassen ebenfalls bekannt.

Matt O'Brien ist ein lokaler Reporter in Las Vegas und hatte 5 Jahre lang das Leben unter der Glücksspielmetropole erforscht. In seinem Buch „Beneath the Neon“ hatte er seine Erkenntnisse zusammengetragen. Die meisten Einwohner haben sich von den Wohltätigkeitsorganisationen in Las Vegas abgewandt. Er hatte daraufhin die „Shine A Light Foundation“ gegründet, welche Lebensmittel, Mineralwasser, Unterwäsche und andere Güter den Obdachlosen in den Tunneln bereitstellt.

Mittlerweile geht auch die Polizei von Las Vegas gegen die „Tunnelmenschen“ vor. Teilweise beschweren sich Anwohner von Tunneleingängen über die „Mole People“, sodass sie von der Polizei immer wieder vertrieben werden oder flüchten müssen.

Geschichten der Schattenseite von Las Vegas

Einfacher Schlafbereich in den TunnelnDie Einwohner Las Vegas haben viele verschiedene Geschichten zu erzählen. Sie leben in den Tunneln, teilweise in Zelten, bauen sich provisorische „Wohnungen“ oder andere Unterschlüpfe. Wenn man aber die Tunnel betritt, bestehen die meisten Bewohner darauf anzuerkennen, dass man sich in ihrem „Haus“ oder ihrer „Wohnung“ aufhält.

Es gibt viele individuelle Geschichten und Gründe, warum sich „Mole People“ für ein Leben unter der Glücksspielmetropole entschieden haben. Allen gemein ist, dass sie irgendwann so mittellos waren, dass das Leben in den Regenwasserkanalisationen von Las Vegas ihnen als letzte Möglichkeit erschien.

Da es sicherlich schwierig zu verstehen ist, warum Menschen freiwillig in einem düsteren, trüben und leeren Tunnel-System voller Gesundheitsrisiken, Skorpionen und Suchtzubehör leben, versuche ich hier, mehrere Lebensgeschichten von Einwohnern des Untergrundes von Las Vegas wiederzugeben.

John aus Orlando – Las Vegas als Traum

John ist ein Mann mittleren Alters, der 2014 im Tunnel von Las Vegas gelebt hat. Er hat entschieden, sein Leben aufzugeben. Er hat seinen Job hingeschmissen und verließ seine Familie mit den Worten:

Es gehört alles euch. Bis dann! Ich nehme diese Tasche und fahre nach Vegas.

Für ihn war Vegas die Zielstadt seiner Träume. Dass der Vegas-Lifestyle nicht nur Dauerurlaub sein kann, lernte er erst hier auf die harte Weise. Im ersten Jahr (2012) arbeitete er an den Docks in Mandalay Bay. Er verrichtete Gelegenheitsjobs und lebte von einem Tag zum anderen.

Irgendwann reichte sein Einkommen nicht mehr für ein Zimmer und so musste er im Tunnel leben. Die Realität des Lebens hat seine Einstellung, von Tag zu Tag zu leben, nicht einfacher gemacht. Auch er hat schon Erfahrungen mit dem Wasser und dem Wegschwemmen der wenigen privaten Güter gemacht. John nennt es nur noch das „Spülen der Toilette", was bereits jetzt für ihn Routine ist. Er sagte dazu lediglich:

Wenn du denkst, dass es regnen wird, hast du deine Sachen am Ende des Tunnels, bereit dich zu bewegen.

Cindy und Rick – ein Paar in den Tunneln

Cindy und Rick lebten 2012 zusammen in den Tunneln. Sie lebten eigentlich zusammen mit Ricks Mutter in einem Seniorenkomplex. Offiziell waren die beiden schon damals obdachlos. Nach dem Tod der Mutter mussten sie den Seniorenkomplex verlassen und haben sich in den Tunneln von Las Vegas eingerichtet. Wandgemälde, Stühle, ein Bett und eine Notdusche – sie waren nicht schlecht eingerichtet. Beide hatten zu dieser Zeit ein Suchtproblem mit verschiedenen Drogen.

Durch eine Fernsehtalkshow mit dem Namen Dr. Phil hat man Cindy mit ihren entfremdeten Töchtern und der Lebenssituation konfrontiert. Am Ende der Sendung wurde den beiden die Chance gegeben, eine professionelle Therapie zu bekommen. Diese Chance haben Cindy und Rick genutzt.

Mike – durchs Glücksspiel in die Tunnel

Mike lebte ebenfalls 2012 in den Tunneln von Las Vegas. Früher war er bei den Marines und hatte als Polizist in Washington gelebt. Die Scheidung von der Frau und der Verlust seines Jobs setzen ihm zu. Er sagte dazu:

Mir wurde gesagt, dass ich aus meiner Wohnung geworfen werden würde. Also habe ich mir genommen, was ich konnte, es ins Auto gesteckt und bin nach Vegas gefahren. Es schien ein Plan mit vielen Möglichkeiten zu sein.

Anfangs lebte er in seinem Auto. Allerdings hatte er wenige Wochen nach der Ankunft in Las Vegas eine Panne auf dem MGM-Parkplatz. Mit Sportwetten wollte er an Geld kommen – die Glücksspielbetreiber gewannen am Ende aber doch. MGM warf Mike irgendwann vom Grundstück.

Daraufhin hat er 6 Jahre auf den Straßen von Las Vegas gelebt und sich dann für ein Leben in den Tunneln entschieden. Seine Entscheidung begründete er wie folgt:

Ich habe in der Nähe eines Gebiets an den Eisenbahnschienen gezeltet, als die Tunnel hier am Rio geöffnet wurden. Ich war dort für ein paar Tage und habe die Leute gesehen, die schön angezogen aus den Tunneln kommen.

Fortan lebte er in den Tunneln und gab sein ganzes Geld für Crystal Meth aus. Einmal hatte er einen Wettschein gefunden. Der Gewinn daraus betrug 1.600 Dollar, die er sich von einem Casino holte, obwohl es nicht sein Wettschein war. Zurück im Tunnel war er dann richtig high – laut eigenen Angaben hatte er nie daran gedacht, mit dem Geld einen angemessenen Ort zum Leben zu suchen.

Mike hatte durch einen der Berichte Kontakt zu der Hilfsorganisation „HELP of Southern Nevada“ bekommen. Sie brachten ihn in eine Einrichtung zur Therapie, die er erfolgreich durchlief und halfen bei der Suche nach Arbeit. Nach einigen Absagen hat er tatsächlich Arbeit gefunden und wieder ein normales Leben begonnen. Über das Leben auf der Straße und den Tunneln sagte er abschließend:

Du brauchst Ausdauer, wenn du auf der Straße lebst. Das Wichtigste ist nur, von Tag für Tag zu schauen und nicht aufzugeben.

Glücksspiel und Drogen bleiben in den Tunneln große Probleme

Viele der Bewohner der Tunnel Las Vegas sind entweder drogen- oder spielsüchtig. Auf viele Bewohner trifft auch beides zu.

Der ehemalige Lkw-Fahrer Nattrour wurde von The Guardian befragt. Er war zum Zeitpunkt des Interviews 54 Jahre alt und litt unter Depression, die durch seine Lebensumstände hervorgerufen wurden. Er schilderte seine Lage so:

Ich trinke nicht einmal, aber ich habe einen Cocktail gekauft. Als Nächstes weiß ich, dass ich spiele. Ich gab 60 Dollar meines [Sozialversicherungs-] Schecks für Drogen und über 600 Dollar für Spielautomaten aus.

Lori Flores hatte früher ebenfalls Suchtprobleme und leitet jetzt das Problem Gambling Center in Las Vegas. Er versuchte einmal die Situation der Menschen zu erklären und die Gründe für die Suchtprobleme begreiflich zu machen:

Als Obdachloser, der ziemlich am Boden liegt, haben sie nichts zu tun. In ihren Augen ist es wahrscheinlich der springende Punkt. Was ich aber tun kann, ich kann versuchen, diese 5 Dollar, die ich von Menschen bekommen habe, in 100.000 Dollar umzuwandeln und mein Zuhause zurückzubekommen, meine Frau zurückzubekommen, mein Leben wieder in Gang zu bringen. Aber so funktioniert das leider nicht.

Ist jeder im Tunnel von Las Vegas arbeitslos und am Ende?

Nicht alle „Mole People“ von Las Vegas sind arbeitslos. Manche sind sogar vollzeitbeschäftigt. Sie wurden durch Wohnungsunfälle obdachlos oder konnten sich die steigenden Mietpreise nicht mehr leisten. Sie haben dann entschieden, in den Tunneln unter Las Vegas zu leben.

John Aitcheson ist 59 Jahre alt. Er arbeitet in einem Supermarkt am Strip und sagte gegenüber The Guardian:

Ich könnte eine Wohnung bekommen, aber mein ganzes Geld würde für Miete, Essen, Strom und Wasser verwendet. Wenn alles beglichen ist, würde kein Geld mehr übrig sein, um etwas zu unternehmen.

Sicher handelt es sich hier nur um Einzelfälle, aber auch Menschen mit Vollzeitstelle nutzen den Tunnel zum Leben – was eigentlich verwundert, für sie aber scheinbar eine gute Alternative zu den Wohnungen und den enormen Mieten darstellt.

Jede Medaille hat eine Kehrseite

2018 hatte Las Vegas 42 Millionen Besucher, die sich an den hellen Lichtern der Glücksspielindustrie erfreuten. Rund 4,5 Milliarden Euro werden in den Casinos bei den verschiedenen Glücksspielen eingesetzt. Die Touristen erfreuen sich an der Party-Stimmung, dem Luxus, dem Glamour und beim Glücksspiel.

Abseits dieser Welt finden sich im Untergrund die „Tunnelmenschen“ von Las Vegas. Sie leben in den Regenwasserabflusskanälen der Stadt. Da Las Vegas durchschnittlich lediglich 21 Regentage hat, sind die Risiken dort zumindest etwas kalkulierbar.

Dennoch bleibt die Angst vor Sturzfluten, Heroin, Crystal Meth und auch Glücksspiel ewiger Begleiter der Menschen dort. Sie leben von Tag zu Tag. Einige hoffen, dass ihr großes Glück noch kommen möge, andere haben es bereits aufgegeben. Das ist die Schattenseite der Glücksspielmetropole, die Kehrseite der Las Vegas Medaille.

Bildquelle: AdobeStock 58190090, Welcome to Las Vegas Sign, © somchaij

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