Der volkswirtschaftliche Schaden durch problematisches Glücksspiel ist enorm. Mehrere Hundert Millionen Euro sind Jahr für Jahr erforderlich, um den Betroffenen zu helfen. Hinzu kommt das persönliche Schicksal eines jeden einzelnen Spielsüchtigen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die durch Spielsucht entstehenden Kosten in Norwegen etwa halb so hoch sind wie die Bruttospielerträge aller legalen Glücksspielanbieter.

Ein problematisches oder gar pathologisches Spielverhalten ist nicht nur für den einzelnen Spieler, sondern auch für eine gesamte Gesellschaft sehr gefährlich bzw. teuer. Erst vor einigen Wochen haben wir uns in einem Artikel die Frage gestellt, ob tatsächlich jeder dritte Automatenspieler spielsüchtig sein könnte. In Norwegen wurde nun vor wenigen Tagen eine interessante Studie vom National Competence Centre for Gaming Research veröffentlicht. Hierbei ging es um die ausufernden Kosten, die in diesem Fall der norwegischen Volkswirtschaft durch Glücksspielsucht entstehen.

Norwegen: Spielsucht verursacht über 500 Millionen Euro Schaden pro Jahr

Die norwegischen Wissenschaftler wollten herausfinden, wie hoch der finanzielle Schaden durch Glücksspielsucht im Land ist. Dazu haben sie im Vorfeld eine Aufteilung zwischen direkten und indirekten Kosten vorgenommen. Bei den direkten Kosten handelt es sich beispielsweise um die Therapiekosten, die entstehen, wenn ein Spielsüchtiger behandelt wird. Außerdem zählen die Kosten für professionelle Beratungs- bzw. Informationsangebote zu den direkten Kosten.

Zu den sogenannten indirekten Kosten, die durch Spielsucht entstehen, gehören zum Beispiel Produktivitätsausfälle wegen Krankmeldungen und Fehlzeiten beim Arbeitsplatz. Zudem gehören durchaus auch immaterielle Kosten zu dieser Rubrik. Diese entstehen beispielsweise durch die emotionale Zusatzbelastung von Familienangehörigen.

Insgesamt mussten den Forschern zufolge allein in Norwegen umgerechnet etwa 526 Millionen Euro pro Jahr aufgewendet werden, um die direkten und indirekten Kosten zu kompensieren. Um norwegische Spielsüchtige zu therapieren, wurden beispielsweise etwa 33 Millionen Euro benötigt. Darüber hinaus beliefen sich die indirekten Kosten auf umgerechnet rund 250 Millionen Euro. Hinzu kommen noch immaterielle Schäden für die Spielsüchtigen, die die Forscher mit etwa 195 Millionen Euro bezifferten.

Fakt ist also, dass das problematische Glücksspiel ein Problem der öffentlichen Gesundheit ist und es aus diesem Grund von hoher Bedeutung ist, potenziell gefährdete Spielerinnen und Spieler zu schützen. In einem etwas älteren Ratgeber aus dem letzten Jahr haben wir uns die Frage gestellt, wie sich Spielsucht erkennen und effektiv bekämpfen lässt.

Ratgeber: Spielsucht erkennen & bekämpfen

Spielsucht: Welche finanziellen Schäden entstehen in Deutschland?

Bereits vor etwa zehn Jahren hat die Universität Hohenheim eine Studie zu diesem Thema veröffentlicht. In der Untersuchung wurden unter anderem auch die sozialen Kosten der Glücksspielsucht in Deutschland mit einbezogen. Der Studie zufolge beliefen sich die Kosten für die deutsche Volkswirtschaft, die durch spielsüchtige Menschen entstehen, schon damals auf etwa 326 Millionen Euro pro Jahr.

Auch hier erfolgte eine Differenzierung zwischen direkten und indirekten Kosten. Während die direkten Kosten auf 152 Millionen Euro beziffert wurden, wurden die indirekten Kosten mit 174 Millionen Euro angegeben. Mittlerweile dürften die Kosten für die deutsche Volkswirtschaft jedoch deutlich höher liegen. Im Oktober vergangenen Jahres berichteten wir darüber, dass LKW-Fahrer für Spielsucht besonders gefährdet sind.

Glücksspielsucht ist in Deutschland eine anerkannte Krankheit. Das hat zur Folge, dass Betroffene in der Regel Anspruch auf ambulante sowie - wenn erforderlich - auch auf stationäre Leistungen haben. Die dadurch entstehenden Kosten werden grundsätzlich von den Krankenkassen bzw. Rentenversicherungsträgern übernommen. Wer auf private Therapiestunden zurückgreifen möchte, ohne sich an die Krankenkasse zu wenden, muss mit Stundensätzen zwischen 60 und 120 Euro pro Sitzung rechnen.

Fazit

Nicht nur in Deutschland und Norwegen, auch in den meisten anderen europäischen Ländern entstehen durch problematisches und pathologisches Spielverhalten jährlich hohe Kosten. Um den finanziellen Schaden für die Volkswirtschaften möglichst gering zu halten, ist es besonders wichtig, gefährdeten Spielerinnen und Spielern möglichst frühzeitig zu helfen und professionelle Beratungsangebote zu unterbreiten. Laut einer aktuellen Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gibt es allein in Deutschland 229.000 Personen im Alter von 16 bis 70 Jahren mit einem zumindest problematischen Spielverhalten.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/trondheim-reihenhäuser-architektur-2074284/

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4 Kommentare zu: Wie hoch ist der finanzielle Schaden durch Spielsucht?

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Theoretisch könnte Ich Ich den Artikel so wie er ist für meine Arbeit übernehmen.Die zahlen sähen ein wenig anders aus ansonsten müsste ich nur das Wort Spielsucht mit Obdachlosigkeit tauschen. Was mich immer wieder ärgert sind...   Mehr anzeigen
Interessanter Aspekt! Das Gefühl habe ich tatsächlich auch. Gerade bei den Recherchen zu solchen Themen fällt mir häufiger mal auf, dass hier immer mit geschätzten oder veralteten Daten gearbeitet wird. Das ist bei so wichtigen...   Mehr anzeigen
Daran sieht man mal wieder dass übermäßiges Spielen für niemanden eine Gewinn ist, vielleicht für den Casinbetreiber. Aber sonst zahlen alle nur dabei drauf. Von der anderen Seite her stellt sich dann aber die Frage "Warum gibt es...   Mehr anzeigen
Vollkommen richtig. Das übermäßige Spielen bringt für niemanden ein Gewinn. Aber (hoffentlich) ist es so, dass in staatlichen Spielbanken und auch in den meisten OCs die Anzahl der Spieler überwiegt, die kontrolliert und...   Mehr anzeigen

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