In Deutschland sind mehrere Hunderttausend Menschen von Glücksspielsucht oder zumindest von einem problematischen Glücksspielverhalten betroffen. Ein Großteil der Betroffenen befindet sich dabei nicht in professioneller Behandlung. Dabei gibt es eine Vielzahl kostenloser und gut zugänglicher Hilfsangebote. Doch wie lässt sich Spielsucht zuverlässig erkennen und effektiv bekämpfen?

Pünktlich zum Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV) weist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihr Angebot zur Prävention von Glücksspielsucht hin. Vor allem junge Männer sind für diese Krankheit besonders anfällig. Vielen ist nicht bewusst, dass es sich bei der Glücksspielsucht, um eine der teuersten psychischen Erkrankungen handelt – aber nicht für die Betroffenen selbst, sondern für das Gesundheitssystem.

430.000 Menschen in Deutschland haben problematisches Spielverhalten

Aktuellen Studiendaten zufolge haben hierzulande rund 430.000 Menschen ein problematisches Glücksspielverhalten oder sind von einer Glücksspielsucht betroffen. Eine etwas ältere Studie der BZgA aus dem Jahr 2019 kommt zu dem Ergebnis, dass sich drei von vier Menschen im Alter zwischen 16 und 70 Jahren in Deutschland schon mindestens einmal an einem Glücksspiel beteiligt haben.

In einem aktuellen Statement weist etwa der kommissarische Leiter der BZgA, Prof. Dr. Martin Dietrich, explizit auf die Gefahren beim Online-Glücksspiel hin:

„Online-Glücksspiel ist – im Vergleich zu anderen Glücksspielarten - mit einem erhöhten Suchtrisiko verbunden. Das erhöhte Suchtrisiko ist dadurch bedingt, dass Online-Glücksspiele rund um die Uhr immer und überall gespielt werden können. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung-Studiendaten zeigen auf, dass nahezu jeder fünfte Spielende von Online-Casinospielen ein problematisches oder abhängiges Spielverhalten zeigt. Deshalb unterstützt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mit qualitätsgesicherten Angeboten, um dieser Suchtgefahr vorzubeugen.“

Wie erkenne ich eine Spielsucht?

Im Internet gibt es inzwischen unterschiedliche Selbsttests, bei denen Glücksspielfans herausfinden können, ob bei ihnen unter Umständen eine Spielsucht vorliegen kann. Die BZgA hat auf ihrem Onlineportal „Check dein Spiel“ einen schnell durchführbaren Selbsttest veröffentlicht. Der Test ist anonym und kann innerhalb von wenigen Minuten abgeschlossen werden.

Check dein Spiel

Darüber hinaus gibt es natürlich auch typische „Symptome“, an denen sich Glücksspielsucht mitunter erkennen lässt. Zunächst sollte man diesbezüglich aber wissen, dass sich die Spielsucht häufig in einem langsamen Prozess von teilweise mehreren Jahren entwickelt. Auf die Phase des Vergnügens folgt dann nach einiger Zeit die Phase des exzessiven Spielens. Hier verliert der Betroffene die Kontrolle über sein Spielverhalten und spielt bereits aus dem inneren Zwang heraus. Nun vergehen häufig noch mal mehrere Jahre, bis der Betroffene seine Erkrankung einsieht und professionelle Hilfe in Anspruch nimmt.

Folgende Symptome können dabei auf ein mögliches Suchtverhalten beim Betroffenen hinweisen:

  • Ein unwiderstehliches Verlangen, immer wieder spielen zu müssen
  • Kontrollverlust, der Spieler kann nicht mehr aufhören zu spielen
  • Der „Kick“ kann nur noch erreicht werden, wenn die Einsätze regelmäßig erhöht werden
  • Ohne Glücksspielaktivitäten wird der Betroffene gereizt und unruhig
  • Der Betroffene investiert viel Zeit in die Spielaktivitäten und nutzt alle Möglichkeiten, um Geld zu beschaffen. Teilweise versuchen die Betroffenen, auf illegalen Wegen Geld zum Spielen zu beschaffen (= Beschaffungskriminalität)

 

Laut der BZgA sind vor allem junge männliche Erwachsene bis 25 Jahren besonders häufig von einer Glücksspielsucht oder einem problematischen Spielverhalten betroffen. Auch Personen mit niedrigem Einkommen und Personen mit Migrationshintergrund sind überdurchschnittlich häufig von einem problematischen Spielverhalten betroffen.

Wie lässt sich die Glücksspielsucht bekämpfen?

Zunächst einmal sollte man wissen, dass sowohl die Spielsucht als auch ein problematisches Spielverhalten nicht von Gewinn und Verlust abhängen. Ein hoher Gewinn kann sogar das Erkennen von problematischem Spielverhalten merklich erschweren, da der Betroffene den subjektiven Eindruck hat, „alles richtig“ gemacht zu haben. Um die Glücksspielsucht allerdings effektiv zu bekämpfen, muss sich der Betroffene im ersten Schritt selbst eingestehen, spielsüchtig zu sein. Wie oben beschrieben kann es bis zu diesem Zeitpunkt allerdings mehrere Jahre dauern. Bis dahin sind also meistens bereits hohe Geldbeträge verspielt. Bereits vor mehreren Monaten stellten wir uns in einem News-Artikel die Frage, wie verantwortungsvolles Spielen funktionieren kann.

Das Beratungsteam der BZgA ist unter der kostenfreien Service-Hotline 0800 1 37 27 00 anonym erreichbar. Die Sprechzeiten sind von Montag bis Donnerstag von 10 bis 22 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr. Alternativ bietet die BZgA hier auch ein Online-Beratungsprogramm in mehreren Sprachen.

Wie eingangs bereits erwähnt, handelt es sich bei der Glücksspielsucht um eine der teuersten psychischen Erkrankungen. Eine Studie der Universität Hohenheim aus dem Jahr 2011 zeigt, dass der deutschen Volkswirtschaft schon damals jährliche Kosten in Höhe von 326 Millionen Euro durch problematisches Spielverhalten und Spielsucht entstanden sind. Ein hoher Millionenbetrag davon musste zur stationären und ambulanten Behandlung von Spielsüchtigen aufgewendet werden. Heute dürfte dieser Betrag noch deutlich höher liegen.

Am Ende einer „Spielerkarriere“ steht in einem Großteil der Fälle eine hohe Verschuldung des Betroffenen. Nur etwas mehr als jeder vierte Spielsüchtige (28 %) hat keine Schulden. Dagegen hat etwa jeder fünfte Spielsüchtige (18 %) Schulden in Höhe von mindestens 25.000 Euro.

Spielsüchtig – ja oder nein?

Damit ein Arzt oder eine Ärztin die medizinische Diagnose einer Spielsucht stellen kann, müssen mindestens fünf der folgenden zehn Kriterien erfüllt sein. Dies geht aus den Kriterien der Diagnostischen und Statischen Manuals Psychischer Störungen (DSM-IV) hervor.

Du bist spielsüchtig, wenn...

  • Du ständig an das Glücksspiel denkst
  • Du kontinuierlich die Geldeinsätze erhöhst
  • Du erfolglos versuchst, dein Spielverhalten unter Kontrolle zu bekommen oder aufzuhören
  • Du unruhig oder gereizt wirst, wenn du versuchst, nicht zu spielen
  • Du trotz finanzieller Probleme immer weiter spielst
  • Du oft heimlich spielst und Freunde bzw. die Familie belügst, um weiterspielen zu können
  • Du spielst, um dich von anderen Problemen abzulenken und dich besser zu fühlen
  • Du Straftaten begehst, um weiterspielen zu können
  • Du andere Menschen nach Geld fragst, um weiterspielen zu können
  • Du durch das Spielen, die Partnerschaft, Familie, Freunde und den Job vernachlässigst

 

Fazit

Die BZgA weist aktuell auf die erhöhte Spielsuchtgefahr bei Online-Glücksspielen hin. Demnach ist das Suchtrisiko dadurch bedingt, dass Online Spielotheken rund um die Uhr und überall besucht werden können. Weiterhin zeigen die Studiendaten der BZgA, dass fast jeder fünfte Spielende in Online Casinos und Online Spielotheken ein problematisches oder gar abhängiges Spielverhalten an den Tag legt. Insgesamt sind in Deutschland rund 430.000 Menschen von einem problematischen Spielverhalten oder von einer Spielsucht betroffen. Für Betroffene ist es besonders wichtig, frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die BZgA bietet beispielsweise eine kostenlose Telefon- und Online-Beratung, an die sich Betroffene jederzeit anonym wenden können.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/illustrations/spiel-spielende-ende-hand-5651053/

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