Forscher aus der ganzen Welt widmen sich dem Phänomen der Spielsucht. An der University of British Columbia in Vancouver ist man erneut der Frage nachgegangen, ob Spielsucht vielleicht in den Genen liegt. Dafür hat man verschiedene Geschwisterpaare mit einigen psychologischen Tests konfrontiert. Es handelt sich zwar lediglich um eine erste kleine Studie, die Ergebnisse wurden vom Forscherteam in der Form aber nicht erwartet.

Letztendlich weiß der Großteil der Spieler, dass Glücksspiel süchtig machen kann. In fast allen Ländern der Welt findet man spielsüchtige Menschen in allen sozialen Schichten. In Deutschland wurde im Jahrbuch Sucht 2019 festgehalten, dass 0,56 % der Deutschen als Spieler mit einem problematischen Spielverhalten angesehen werden können. Auf die Gesamtbevölkerung berechnet würde es bedeuten, dass 326.000 Personen als Problemspieler gelten. Bei rund 0,31 % der Deutschen lässt sich zudem eine Spielsucht feststellen. Nach den Hochrechnungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung würde das 180.000 Personen betreffen.

Die Probleme, welche eine Spielsucht auslösen kann, werden zumeist verharmlost. Ein großer Punkt ist der finanzielle Aspekt. So haben mehr als 70 % der Spielsüchtigen Schulden. Es handelt sich aber nur um einen kleinen Teil der Probleme. Spielsüchtige haben meist Depressionen, Probleme mit Angstzuständen und Selbstmordgedanken. Spielsucht kann daher ganze Familien zerstören, da sich der Spielsüchtige ebenfalls immer weiter von Verwandten und Freunden entfernt.

Das Problem der Spielsucht ist in allen westlichen Ländern verbreitet. Immer wieder versuchen Forscher, Mittel und Methoden zur Behandlung von Spielsucht zu finden. In Finnland testet man beispielsweise, ob ein Nasenspray Auswirkungen auf das Suchtverlangen hat. In Kanada hat man versucht, die Spieler mit „Gewinnchancen-Labels“ vom Spielen abzuhalten. Man musste jedoch feststellen, dass solche Labels, die offen über die Chancen und das Verlustrisiko informieren, eine unerwünschte Wirkung erzielen.

In Vancouver in der University of British Columbia hat die Psychologin Eve Limbrick-Oldfield mit ihrem Team versucht herauszufinden, ob die genetische Veranlagung beim Thema Spielsucht eine Rolle spielt. Anhand von Geschwisterpaaren hat man in einer neuen Studie zu diesem Thema erste Untersuchungen angestellt. Die Wissenschaftler wollten dabei vor allem Aussagen zur Impulsivität und Risikobereitschaft der Geschwisterpaare treffen.

Zwillingsstudie in Australien zeigte bereits Wirkung der Gene auf Spielsucht

Ganz neu ist die Idee, dass Spielsucht in den Genen liegt, nicht. Eine Zwillingsstudie aus Australien hatte bereits im Jahr 2000 gezeigt, dass die Veranlagung zur Spielsucht zu fast 50 % von den Genen abhängt. Forscher der Universität Missouri-Columbia und vom Queensland Institute of Medical Research hatten dabei ein- und zweieiige Zwillinge zum Thema Spielsucht befragt.

2.889 Zwillingspaare haben im Alter von 32 bis 43 Jahren an der Studie teilgenommen. Bei den Befragungen hatte man festgestellt, dass 2,2 % spielsüchtig waren. Es waren doppelt so viele Männer wie Frauen spielsüchtig.

Bei den Untersuchungen kam heraus, dass bei eineiigen Zwillingen häufiger beide Personen von Spielproblemen betroffen waren, als es bei zweieiigen Zwillingen der Fall war. Forscher fanden in der Studie heraus, dass bei 49,2 % der Unterschiede beim Spielverhalten genetische Faktoren ursächlich waren. Ein „Spiel-Gen“ hatte man jedoch nicht gefunden.

Wie war die Studie aufgebaut

Limbrick-Oldfield hat in ihrem Artikel in der Fachzeitschrift Nature beschrieben, dass es viele verschiedene Gründe für die Ausprägung einer Spielsucht geben könne. Umwelteinflüsse, eigene Erlebnisse oder Traumata werden immer wieder angeführt. Ihr Team wollte aber der Frage nachgehen, ob Spielsucht vielleicht ebenfalls in der Familie liegen kann.

In die Untersuchung wurden mehr als 60 Teilnehmer einbezogen. Über Selbsthilfegruppen und Suchthilfestellen hat man 17 Probanden gefunden, die selbst nicht spielten, aber spielsüchtige Geschwister hatten. Sie bildeten die eigentliche Gruppe, welche erforscht werden sollte. Eine Kontrollgruppe bestand aus 20 spielsüchtigen Männern, die von der National Problem Gambling Clinic in London rekrutiert werden konnten. Eine andere Kontrollgruppe bestand aus 28 Personen, die selber nicht gespielt haben.

Es gab einige Bedingungen für die Teilnahme an der Studie. So durften die Teilnehmer keinen anderen Süchten verfallen sein, keine Psychopharmaka nehmen oder Drogen konsumiert haben. Menschen mit Depressionen wurden ebenfalls aussortiert.

Alle Teilnehmer mussten sich dem gleichen Test unterziehen. Dazu gehörten einfache Befragungen zu den Verhaltensweisen, die sogenannte Cambridge Gambling Task, Slot-Simulationen, kognitive Tests sowie bildgebende MRT-Aufnahmen vom Gehirn. Die Forschungsleiterin erklärte die Intention der Studie wie folgt:

Bei Spielsüchtigen lassen sich Impulsivität, risikobehaftete Entscheidungen und veränderte Belohnungsmechanismen im Gehirn beobachten. Wir wollten herausfinden, ob diese Eigenschaften bereits existierende Schwachstellen repräsentieren oder die Konsequenzen davon sind, wie das Glücksspiel das Gehirn ändert. Da Geschwister von ähnlicher Genetik und Umwelteinflüssen beeinflusst werden, haben wir diese Gruppen getestet.

Spielsucht geht mit Depressionen und Angstzuständen einher

Die Wissenschaftler haben sich bei den Untersuchungen auf charakteristische Merkmale beschränkt, welche Spielsüchtige bereits in anderen Studien immer wieder gezeigt haben. Die Risikobereitschaft, die Impulsivität, die Belohnungsmechanismen sowie Beeinträchtigungen bei der Motorik wurden geprüft.

Die spielsüchtigen Probanden der Studie wiesen viele der typischen Verhaltensweisen auf. Der Fokus in der Untersuchung lag aber vor allem im Vergleich mit der Geschwistergruppe, die selbst nicht spielen. Über den international standardisierten Problem Gambling Severity Index (PGSI) hatte man das Suchtverhalten der Personen überprüft.

Bei der Spieler-Kontrollgruppe lag der Wert im Durchschnitt bei 18 von 27 möglichen Punkten. Bei den Geschwistern betrug der Wert bei fast allen Teilnehmern 0 Punkte. Eine Person stellte eine Ausnahme dar, dort lag der Wert bei 1.

In den Bereichen Alkoholkonsum, Alter, Intelligenzquotient und Traumata wurden zwischen den beiden Gruppen ähnliche Ergebnisse erzielt. Lediglich im Bereich der Angststörungen und Depressionen zeigte sich eine signifikante Häufung bei den Spielsüchtigen.

Geschwistergruppe zeigt ähnliche Werte bei Risikofreude und Impulsivität

Im Bereich der Impulsivität haben sich klare Unterschiede gezeigt. Die Gruppe der Spielsüchtigen hätte in den Tests auf negative sowie positive Reize deutlich impulsiver gehandelt als die Personen aus der Kontrollgruppe ohne Spielsuchtprobleme.

Bei den Geschwistern von Menschen mit einer Spielsucht hat man eine ähnliche Impulsivität wie bei den Spielern erkennen können. Allerdings zeigten die Ergebnisse, dass sie nur auf negative Reize ähnlich stark reagiert haben. Im Bereich der Risikobereitschaft kamen die Forscher zu ebenfalls sehr ähnlichen Ergebnissen.

Abschließend kommen die Autoren der Studie zu dem Ergebnis, dass spielsüchtige und nicht-spielsüchtige Geschwister ähnliche Eigenschaften bei der Risikofreude und Impulsivität zeigen. In der Diskussion der Ergebnisse sehen die Autoren aber selbst ein, dass die Studie für wirklich aussagekräftige Werte zu klein ist. Es müsse größere Studien mit mehr Teilnehmern geben, damit man wirklich verlässliche Werte erhalte.

Die Autoren zeigten sich beeindruckt und überrascht, dass Spielsucht genetische Ursachen haben könnte, die man abseits der Zwillings-Tests veranschaulichen kann. Man ist aber immer noch weit davon entfernt, die Ursachen von Spielsucht komplett zu verstehen. Die Gene haben aller Wahrscheinlichkeit nach einen Anteil an der Ausprägung einer Spielsucht – es gibt jedoch immer noch äußere Faktoren, welche einbezogen werden müssen.

In Vancouver sind zu diesem Thema bisher keine weiteren Studien geplant. Es bleibt abzuwarten, was die Forschung in Sachen Spielsucht noch herausfinden wird.

Bildquelle: AdobeStock 83509328, Composite image of brain © WavebreakMediaMicro

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2 Kommentare zu: Studie aus Kanada: Hängt Spielsucht von den Genen ab?

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Meine Eltern haben als ich noch ein Kind war, sehr oft gespielt.
War sogar dabei, traurig eigentlich.
Aber naja , was passiert ist, ist passiert.
Klar spiele ich nun, aber ich hab kein Kind zu versorgen und man kann wenigstens nun...   Mehr anzeigen
hm wenn diese Geneigenschaft auch eine Generation überspringen kann, was ja bei anderen Eigenschaften durchaus möglich ist, dann kann ich es mir für mich bzw meine Sippe gut vorstellen. Meine Eltern zeigten beide keine...   Mehr anzeigen

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