Das National Institute for Health and Welfare in Finnland beschäftigt sich derzeit mit der Frage, ob ein Nasenspray gegen Spielsucht helfen kann. Es handelt sich dabei um ein spezielles Naloxon-Spray, das bereits zur Behandlung von Opiatüberdosierungen genutzt wird. In einer neuen Studie möchte man herausfinden, ob es auch bei dem Problem der Spielsucht Anwendung finden kann.

Derzeit sucht das National Institute for Health and Welfare (THL), das dem finnischen Ministerium für Gesundheit und Soziales angeschlossen ist, nach Teilnehmern für ihre neue Studie. Laut aktuellen Angaben haben sich bisher 30 Personen mit problematischem Spielverhalten angemeldet, insgesamt stehen aber 130 Plätze bereit.

Die Fragestellung der Studie lautet, ob die Einnahme eines Nasensprays mit Naloxon dem Verlangen nach Glücksspiel entgegenwirken kann. Der Wirkstoff ist aus der Behandlung von Opiatüberdosierungen bekannt und kann dort innerhalb kurzer Zeit gute Ergebnisse erzielen. Jetzt soll die Nutzung auch für andere Anwendungsbereiche geprüft werden.

Naloxon ist ein Opioidantagonist, das die Opioidrezeptoren kompetitiv hemmen kann. Der Wirkstoff kann die entsprechenden Rezeptoren quasi einnehmen und sorgt so dafür, dass die eigentlichen Opiate keine Wirkung mehr erzielen. Naloxon besetzt den jeweiligen Rezeptor lediglich und hat sonst keine biochemische Wirkung.

In der Notfallmedizin wird die Arznei bei einer Überdosis von Heroin oder Methadon benutzt - im Falle einer Atemdepression oder dem Atemstillstand kann es in intravenöser Form innerhalb weniger Sekunden eine Verbesserung des Zustandes bewirken. Die Wirkdauer beträgt ungefähr 2 Stunden und ist somit kürzer als die der meisten Opiate.

Hintergrund: Glücksspielsituation in Finnland

Nach aktuellen Studien sind wohl 1,5 % der Finnen von Glücksspielsucht betroffen. Zusätzlich weisen rund 18 % ein problematisches Spielverhalten auf. Mittlerweile geht man davon aus, dass 120.000 Menschen Probleme mit dem Spielen haben. Das Land hat im Übrigen rund 5,5 Millionen Einwohner.

Man muss allerdings an dieser Stelle auch sehen, dass der Zugang zu Spielautomaten in Finnland deutlich einfacher ist. Die Slot Machines stehen teilweise in Supermärkten und Tankstellen umher und können dort genutzt werden. Wobei im Dezember Pläne bekannt wurden, dass Finnlands staatlicher Glücksspielanbieter Veikkaus bis 2023 für solche Spielautomaten in Nicht-Casinos nun eine Methode zur Identifizierung des Spielers vorsehen will, sodass auch hier der Gambling-Sucht ein Riegel vorgeschoben wird. Das Problem beträfe derzeit 18.000 Automaten, die im Laufe der Zeit durch aktuelle Modelle ersetzt werden sollen.

Woher kommt das Naloxon-Nasenspray?

Die Nasensprays mit dem Wirkstoff Naloxon sind in Finnland bereits als verschreibungspflichtige Arzneimittel bekannt und haben sich erfolgreich in der Notfallbehandlung bei Überdosierung von Heroin und anderen Opiaten gezeigt.

Naloxon wurde bereits 1961 patentiert. Im April 2014 hat die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde (Food and Drug Administration) ein im Taschenformat hergestelltes automatisches Naloxone-Injektionsprodukt für den Einsatz in nichtmedizinischen Bereichen zugelassen. Dadurch wurde die Entwicklung eines Nasensprays mit dem Wirkstoff in den USA beschleunigt, man hatte die Hoffnung, dass so die steigenden Zahlen an Todesopfern durch Überdosen von Opiaten reduziert werden können.

Der irische Hersteller Adapt Pharma hatte als erster ein entsprechendes Präparat entwickelt. Es ist innerhalb von 4 Monaten in Irland zugelassen worden und kam dort 2016 als Narcan auf den Markt. In Deutschland gibt es das Nasenspray bisher noch nicht. Derzeit arbeitet das Pharmaunternehmen Mundipharma an einer Zulassung für den europäischen Markt. Die Europäische Arzneimittelagentur geht davon aus, dass es 2018 zugelassen wird.

Nasenspray hat in der Spielsuchtbekämpfung großes Potenzial

Mittlerweile hat man versucht, das Mittel bei vielen verschiedenen Süchten einzusetzen, aber bisher wurde noch nicht getestet, ob das Nasenspray ebenfalls bei Menschen, die unter Spielsucht leiden, positive Effekte erzielen kann.

Man hatte bereits vor 4 Jahren Untersuchungen mit einer Naloxon-Pille erhoben, bei denen herauskam, dass sich das Mittel vorteilhaft auf die Reduzierung des Spielverhaltens auswirken kann. Allerdings hat man festgestellt, dass die Zeit bis zum Einsetzen der Wirkung bei einer Pille zu lang sein kann. Das Potenzial des Nasensprays wird daher als relativ groß angesehen. Der Forschungsprofessor Hannu Alho des THL beschreibt es wie folgt:

Der Drang zu spielen ist sehr impulsiv. Die Notwendigkeit kommt sehr schnell. Es könnte bis zu einer Stunde dauern, bis eine Pille wirkt. [...] Aber dann kam die Idee, die Medizin in Wasser zu verdünnen und ein Nasenspray zu entwickeln. Ich gehe davon aus, dass es schnell wirken wird. Wir haben die Wirkungszeit an der Universität von Turku untersucht, und ja, innerhalb weniger Minuten schien es zu wirken.

In der Praxis könnte dies bedeuten, dass selbst wenn man einen Raum mit Spielautomaten betritt und das Gefühl zum Spielen verspürt, durch die Nutzung des Nasensprays das Verlangen abgebaut werden könnte, bevor man den Slot erreicht. Der Professor beschreibt die Hypothese der Studie wie folgt:

Wenn Sie wirklich spielen wollen, können Sie das Spray verwenden und dann wird der Drang weggehen. Das ist zumindest die Hypothese unserer Studie. Den Drang mit Medikamenten zu verringern, könnte helfen, gar nicht zu spielen oder nur ein bisschen zu spielen und dann das Aufhören zu beschleunigen.

Fazit: Interessante Idee, aber noch mehr Freiwillige werden gesucht

Die Forscher am THL hoffen nun, dass sie noch in diesem Monat mit einem dreimonatigen Experiment beginnen können. Bisher fehlen allerdings noch rund 100 Teilnehmer. Geld gibt es für die Teilnahme an der Studie jedoch nicht, jegliche Formen der Behandlung seien kostenfrei. Da die Unterstützung der Institute den Teilnehmern ebenfalls sicher ist und man das Experiment auch als Motivationsschub sieht, werden aus Sicht von Hannu Alho alle daran profitieren.

Das Team schätzt, dass es noch 1,5 Jahre der Forschung bedarf, bis erste belastbare Ergebnisse vorhanden sind. Wenn sich die ersten Tests jedoch als positiv erweisen, möchte man das Medikament ebenfalls für andere Süchte (z. B. Alkoholabhängigkeit) im Einsatz ausprobieren.

Man hegt sehr große Hoffnung an das Medikament und betont dabei vor allem, dass es bisher keine Nebenwirkungen gezeigt hat. Durch die einfache Darreichungsform kann jeder schnell das Mittel einnehmen und das Spielverlangen so eventuell reduzieren. Welche Erfolge man wirklich verzeichnen kann, wird hoffentlich 2018 veröffentlicht.

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5 Kommentare zu: Finnland: Forschung an Nasenspray gegen Glücksspielsucht

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automaten in supermärkten, was für eine umgebung
Gauselman wird bestimmt sauer wenn er den Bericht liest.
Hahahaha!
Avatar von Anonym
@Matthias: Evtl. gibt es bald ein Spray gegen Verluste^^
Wirklich sehr interessanter Beitrag!

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