Seit 2012 besteht ein Rechtsstreit zwischen Phil Ivey und Cheung Yin „Kelly“ Sun mit dem Borgata Casino. Es geht dabei um einen Gewinn beim Baccarat von 9,6 Millionen Dollar. Die beiden haben beim Spielen den sogenannten Edge Sorting-Trick genutzt.

Seit 2017 berichte ich in regelmäßigen Abständen um Phil Ivey und den Edge Sorting-Skandal, welchen er mit der Queen of Baccarat Cheung Yin „Kelly“ Sun ausgelöst hat. Letztere wurde inzwischen so berühmt, dass ein Film über „The Baccarat Queen“ oder „The Baccarat Machine“ geplant ist.

Im Borgata Casino von Atlantic City hatte Ivey 2012 bei mehreren Besuchen 9,63 Millionen Dollar (rund 9 Millionen Euro) beim Baccarat gewonnen. Über einen Trick hatte „Kelly“ Sun sich Unregelmäßigkeiten auf den Rückseiten der Spielkarten zunutze gemacht. Dadurch konnte das Duo den Hausvorteil zu ihren Gunsten verschieben und den Gewinn überhaupt erst einstreichen. Seit Jahren wird um den Gewinn gestritten. Anscheinend konnten sich das Borgata, Ivey und Sun endlich auf einen Deal einigen.

Was ist beim Baccarat-Skandal genau geschehen?

Ivey und seine Spielpartnerin Cheung Yin „Kelly“ Sun haben rund 9,6 Millionen US-Dollar im Jahr 2012 im Borgata Casino gewonnen. Sun wird als Baccarat Queen bezeichnet und kann den sogenannten Edge Sorting Trick anwenden. Dort werden kleine Herstellungsfehler in den Mustern auf den Rückseiten von Spielkarten ausgenutzt. Es handelt sich um eine Technik, die als „Kantensortierung“ bezeichnet wird. Die Spielerin merkt sich Unterschiede der Rückseiten bei bestimmten Karten. Dadurch kann sie in anderen Spielrunden Vermutungen über den Wert der Karten anstellen und dementsprechend setzen.

Normalerweise liegt der Hausvorteil beim Baccarat theoretisch bei 1,17 %. Durch Edge Sorting kann der Spieler aber den mathematischen Vorteil zu seinen Gunsten verschieben. Er beträgt dann wenigstens 6,8 %, einige Experten gehen auch von bis zu 21 % aus.

In dem Vertrag mit dem Casino wurde vereinbart, dass die Karten auf eine bestimmte Weise auf den Tisch gelegt werden. Angeblich waren die Spieler abergläubisch, allerdings war es nur Tarnung für den Trick. Sun sollte ferner mit dem Dealer auf Mandarin kommunizieren können. Außerdem hatte Ivey ausgehandelt, dass man 100.000 Dollar pro Hand setzen darf, sodass man schnell hohe Gewinne erzielen konnte.

So wurden innerhalb von 3 Sessions am 11. April 2012 rund 2,4 Millionen Dollar (rund 2,1 Millionen Euro), im Mai 2012 rund 1,6 Millionen Dollar (etwa 1,4 Millionen Euro) und am 26. Juli 2012 noch einmal 4,8 Millionen Dollar (rund 4,2 Millionen Euro) durch das Duo gewonnen. Das Geld wurde auf ein mexikanisches Konto von Ivey ausgezahlt.

Das Borgata klagt seit 2014 gegen Ivey

Das Borgata Hotel Casino & Spa bestand auf die Rückzahlung des Gewinns. Im April 2014 wurde das Duo dann verklagt. Man hatte ihnen Betrug, Vertragsbruch, Gaunerei und viele weitere Vergehen vorgeworfen. In der ersten Instanz hatte das Casino recht bekommen.

2016 wurde festgestellt, dass das Duo 10 Millionen US-Dollar an das Casino zahlen muss, weil sie durch die spezielle Kartenaufdeckweise gegen den Vertrag verstoßen haben. Die Zahlung wurde jedoch verweigert und Ivey ging in Revision.

2018 entschied die zweite Instanz ebenfalls für das Casino, woraufhin beim Third Circuit Berufung eingelegt wurde. Währenddessen hatte das Casino 2019 sogar Gewinne der World Series of Poker von Ivey einbehalten, um einen Teil des Geldes zu erhalten.

Ab wann wird ein Trick zum Betrug?

Vor den Gerichten wird immer wieder gestritten, ob es sich beim Edge Sorting um Betrug handelt. Die Masche hatte das Duo ebenfalls in London beim Crockfords angewendet. Im August 2012 konnte man dort insgesamt 7,7 Millionen Pfund (8,7 Millionen Euro) gewinnen. Das Casino hatte aber den Trick und die Methode erkannt. 2013 hatte Ivey versucht, bei Crockfords das Geld einzuklagen.

2017 scheiterte er damit vor dem Supreme Court, dem obersten britischen Gericht. Durch die Anweisungen an den Dealer zum Drehen der Karten haben die Spieler in den Spielablauf eingegriffen. Somit war es für das Gericht eine Beeinflussung des Spiels und wurde als Betrug gewertet.

Vor den Gerichten des Bundesstaates New Jersey argumentierte das Casino ebenfalls, dass es sich um Betrug handle. In dem Glücksspielgesetz von New Jersey gilt die Nutzung von markierten Karten als Betrug. In dem Vorgehen der beiden Spieler (das Drehen der Karten auf bestimmte Weise) sieht das Borgata eine „Markierung“ der Karten. Aus dem Grund wird es als Betrug angesehen. Die Verteidigung von Ivey legte es auf eine Definition von „Markierung“ an. Im Gesetz ist der Vorgang nicht näher definiert. Für sie ist es „pure Geschicklichkeit“ von Kelly, welche zu dem Gewinn führte.

Überraschend wurde eine Einigung erzielt

Es wurde jetzt bekannt, dass beide Parteien eine Aussetzung des Berufungsverfahrens beim Gericht beantragt haben. Im September 2019 wurde eine mündliche Verhandlung geführt. Nach der Verhandlung wurde der Fall an ein Schlichtungsverfahren, dem „Appellate Mediation Program“ des Third Circuits, verwiesen. Im Antrag hieß es dazu:

Die Parteien haben am Vermittlungsprogramm teilgenommen und nun eine Einigung erzielt.

Beobachter hatten erkannt, dass Ivey den Rechtsstreit gewinnen könnte, zumindest zeigten es wohl die Anhörungen vor Gericht. Es ist demnach nicht verwunderlich, dass man sich außerhalb des Gerichts einigt. Seitens des Glücksspielanbieters MGM International könnte ein Urteil Auswirkungen auf andere Streitfälle wegen Betruges haben – es könnte als Präzedenzfall anerkannt werden. Aus Sicht des Unternehmens ist ein Deal also die beste Lösung.

Es wurden bisher keine Details über Zahlungen bekannt. Bisher wurde in den Medien nur bekannt, dass man sich geeinigt hat. Derzeit müssen verschiedene Gerichte dem Schiedsverfahren noch zustimmen, damit die Vereinbarung rechtskräftig wird. Vielleicht kann sich dann der zehnfache Braceletgewinner der World Series of Poker endlich wieder auf das Pokern konzentrieren und durch das Spiel auf sich aufmerksam machen. So es denn die Coronapandemie irgendwann wieder zulässt. Zu wünschen wäre Ivey ein neuer Erfolg.

Bildquellen: Foto: www.LasVegasVegas.com / CC BY-SA,; Foto: am730 / CC BY

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1 Kommentar zu: Edge Sorting-Skandal: Phil Ivey und „Kelly“ Sun vor Einigung mit Borgata Casino?

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Eigentlich finde ich Ivey voll Bombe. Kenne keinen besseren Allrounder und falls er mal Nerven gehabt haben sollte, sind die inzwischen vom vielen Sitzen eingeschlafen, abgestorben oder sonst was ! Ivey ist der lebende Beweis...   Mehr anzeigen

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