Hessen hatte das Sperrsystem OASIS eingeführt. Es handelt sich um ein länderübergreifendes System, mit dem sich Spieler in Spielhallen sperren lassen können. Hessen wurde als Bundesland mit dem Aufbau einer zentralen Sperrdatei beauftragt. Nach 4 Jahren hat man nun Bilanz gezogen.

Der neue Staatsvertrag zum Glücksspielwesen (GlüStV) vom 15. Dezember 2011 sah unter anderem vor, dass ein übergreifendes Sperrsystem zum Schutz der Spieler und zur Bekämpfung der Glücksspielsucht geschaffen wird. Das Land Hessen hatte damals den Auftrag zum Aufbau einer solchen Sperrdatei erhalten. Das Hessische Ministerium des Innern und für Sport (HMdIS) ist dafür verantwortlich.

Seit 2014 betreibt das hessische Landesministerium eine länderübergreifende Sperrdatei nur für die Spielhallen des Landes gemäß dem hessischen Spielhallengesetz vom Juni 2013 (mit dem Namen OASIS HSpielhG). Als erstes Bundesland Deutschlands hat Hessen eine Sperrdatei für Spielhallen eingeführt, bei denen sich Spieler selbst sperren lassen können, aber das Personal auch Spieler sperren lassen kann, wenn ein Spielsuchtproblem festgestellt wurde. Spieler aus ganz Deutschland können sich dabei in allen Spielotheken in Hessen sperren lassen. Bis heute verstehen politische Vertreter des Bundeslandes nicht, warum die Sperrdatei immer noch nicht auf ganz Deutschland ausgeweitet wurde, so wie es in der Vergangenheit vorgesehen war.

Im Auftrag des hessischen Ministeriums für Soziales und Integration in Kooperation mit dem hessischen Ministerium des Innern und für Sport wurde jetzt eine Studie in Auftrag gegeben, welche die Wirkungen des Sperrsystems überprüfen und Optimierungsmöglichkeiten herausstellen soll.

In Hessen zeigen ungefähr 24.000 Menschen derzeit ein problematisches Spielverhalten, dazu kommen noch einmal ungefähr 13.000 spielsüchtige Personen auf knapp 6 Millionen Einwohner in dem Bundesland.

Nutzen von OASIS dank Studie belegt

Der Abschlussbericht der Studie wurde durch das hessische Ministerium im vollen Umfang veröffentlicht. Vom 01. April 2014 (offiziellen Einführungsdatum von OASIS) wurden bis zum 7. September 2016 (erster Abruf durch die Forschungsgruppe) 12.253 Sperreinträge in der Datei gespeichert.

Nach Untersuchung der Daten waren weit mehr Männer als Frauen gesperrt. 87,7 % der gesperrten Personen sind männlich. Weiterhin hatten 46,6 % der gesperrten Spieler einen Migrationshintergrund. Es handelt sich folglich um zwei mehrfach bestätigte Risikogruppen, die man damit erreichen konnte.

Aus den Daten ging hervor, dass 95,81 % der eingetragenen Personen aus Hessen stammen. In der Regel wurde sogar eine Spielhalle zur Einrichtung der Selbstsperre genutzt, die in unmittelbarer Nähe des eigenen Wohnortes lag. OASIS wird daher als niedrigschwelliges „Hilfsangebot“ charakterisiert.

Bisher haben sich 99 % der Betroffenen selbst sperren lassen. Lediglich bei 1 % der Spieler haben die Sperre Dritte (Spielhallenbetreiber oder Angehörige) initiiert. Hier sieht die Forschungsgruppe bisher den größten Optimierungsbedarf, da sich in der Praxis gezeigt hat, dass das Spielhallenpersonal nicht immer auf die Anzeichen von problematischem Spielverhalten reagiert.

Mängel bei der Umsetzung des Spielerschutzes durch Betreiber entdeckt

Während der Studie hat man ebenfalls getestet, wie gut der Spielerschutz in den hessischen Spielotheken eingehalten wurde. In 80 % der Spielhallen fand zu Beginn eine Einlasskontrolle durch das Personal statt. In 28 % der Spielhallen konnten jedoch die Testpersonen trotz eingerichteter Sperrdatei an den Automaten spielen. Zudem zeigten die Testpersonen ein eindeutiges (simuliertes) Spielsuchtverhalten. Das Personal in lediglich 7 % der Spielhallen reagierte in adäquater Weise auf die Testpersonen.

Welche Wirkung hätte das Sperrsystem auf ganz Deutschland?

Im Juli 2017 war das OASIS-Sperrsystem 40 Monate lang aktiv. Bis dahin wurden 14.675 Einträge gespeichert. Diese Daten wurden auf Bundesebene hochgerechnet, wobei man eine eher konservative Schätzung genutzt hat. Man ist der Meinung, dass sich auf Bundesebene im gleichen Zeitraum 178.000 Spielersperren ansammeln würden. Man geht davon aus, dass bundesweit zwischen 22 % und 67 % aller Personen mit problematischem Spielverhalten dadurch erreicht werden könnten.

Befragung einer Auswahl der gesperrten Spieler

Insgesamt wurden 72 gesperrte Spieler über die Auswirkungen, die Gründe zur Sperre beziehungsweise dem Werdegang befragt. Die meisten waren der Meinung, dass die Scham über die Sperre einer der Hauptgründe war, warum sie länger mit der Entscheidung gewartet haben. Ferner haben 20 % der Befragten angegeben, dass sie durch das Spielhallenpersonal zunächst von einer Spielhallensperre abgehalten wurden.

Insgesamt lässt sich wohl festhalten, dass eine deutliche Mehrheit an Spielern durch die Sperre gar nicht oder deutlich weniger spielt. Dennoch gibt es spürbare Verlagerungen des Glücksspiels bei einigen Nutzern zu Automatenspielen in Gaststätten und Sportwetten.

Die Betroffenen schätzten den persönlichen Nutzen der Spielhallensperren als eher groß beziehungsweise sehr groß ein. Die positiven Effekte manifestieren sich dabei auf allen Lebensbereichen.

Vorschläge zur Optimierung durch die Forschungsgruppe

Durch die Umfragen mit den Betroffenen konnte die Forschungsgruppe Probleme bei der praktischen Umsetzung des Spielerschutzes erkennen und weitere Optimierungsmaßnahmen formulieren.

Man plädiert daher für die Etablierung eines zentralisierten und segmentübergreifenden Sperrsystems, das letztlich alle Spielformen mit mittlerem oder hohem Suchtpotenzial abdeckt. Dabei steht im Vordergrund, die Wahrscheinlichkeit von Ausweichverhalten zu anderen Glücksspielangeboten zu verringern.

Außerdem sollte die strukturelle Vernetzung von Spielersperren und professionellen Suchthilfeangeboten verbessert werden, damit die verschiedenen Methoden der Spielsuchtbekämpfung optimal ausgenutzt werden.

Weiterhin sollten die gesetzlichen Bestimmungen zum Spielerschutz im Allgemeinen besser eingehalten werden. Die Forschungsgruppe regt hier unangekündigte und verdeckte Ermittlungen an. Bei Nichteinhaltung der gesetzlichen Vorgaben sollte eine Sanktionierung erfolgen.

Ferner schlägt die Forschungsgruppe die Einführung einer personengebundenen Spielerkarte vor. Mit ihr könnte die Identität des Spielers und eventuelle Sperrvermerke eindeutig festgestellt werden. Zum Spielen müssten die Karten in das jeweilige Geldspielgerät eingeführt werden. Eventuell könnten dann auch Spiel-, Verlust- oder Einsatzlimits darauf gespeichert werden.

Studie stärkt Notwendigkeit von OASIS-System

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass es sich bei OASIS um ein effektives Instrument für den Spielerschutz in Spielhallen handelt. Durch eine bundesweite Einführung würde sich der Spielerschutz laut Ansicht der Expertengruppe erheblich verbessern. Wenn man zudem das System noch ein wenig weiter optimiert, können noch deutlich bessere Ergebnisse erzielt werden.

Die Studie kommt damit zu den Ergebnissen, die schon seit geraumer Zeit von mehreren Experten gefordert werden. Das Ministerium hat insgesamt 400.000 Euro für die Erstellung der Studie ausgegeben. Sicherlich sind die Erkenntnisse nicht neu, aber jetzt hat man konkrete Fakten erhalten, die belegen, dass ein einheitliches Sperrsystem sich positiv auswirkt. Vielleicht kann die Studie dabei helfen, dass neue Vorgaben beim Spielerschutz beim nächsten Glücksspielgesetz in Betracht gezogen werden, damit sich in der gesamten Bundesrepublik die Lage von Spielern mit problematischem Spielverhalten verbessert.

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1 Kommentar zu: Hessen: Wirkung des OASIS-Sperrsystems auf dem Prüfstand

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Avatar von Anonym
Als ich mich damals sperren lassen wollte, war das gar nicht so einfach. Musste in 3 Spielhallen gehen.

2 mal wurde mir gesagt:"Oh da haben wir gerade keine Unterlagen da" und ich wurde ausgelacht. Hab diese beiden dann dem...   Mehr anzeigen

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