Jedes Jahr gibt der Deutsche Sportwettenverband eine große Pressekonferenz zur Entwicklung des Sportwettenmarktes. Vor einigen Wochen war es wieder einmal so weit: Als Kernthemen wurden spezifische Steuereinnahmen, der Schwarzmarkt und der Spielerschutz behandelt, wobei man einige Defizite feststellen musste. Als Resultat fordert die Branchenvereinigung nichts weniger als eine „Neuausrichtung der Regulierung“.

Einmal mehr kritisiert die Glücksspielbranche die Bedingungen zur Regulierung entsprechender Angebote in Deutschland aufs Deutlichste. In den vergangenen Wochen häuften sich die direkten und indirekten Einwände regelrecht. Wir berichteten etwa darüber, dass die GGL in einer Pressemitteilung ziemlich ungehalten auf die Kritik an ihren Kanalisierungserfolgen reagierte und die Initiatoren des Glücksspiel-Survey trotz breiter Bemängelung keine methodischen Änderungen an der Ausgabe für 2023 vornahmen, womit ein verzerrtes Bild der Spielerschutzerfolge des GlüStV geliefert wurde.

Die jüngsten Beanstandungen stammen vom Deutschen Sportwettenverband (DSWV). Sie gründen vor allem auf aktuellen Zahlen zur Entwicklung des legalen Markts in Deutschland. Letzterer soll signifikant rückläufig sein – und zwar zugunsten der illegalen Angebote. Darüber hinaus geht es um Glücksspielwerbung und deren Relevanz für die Kanalisierung. Das betreffende Presse-Statement dürfte der GGL nur sehr bedingt gefallen.

Weniger Steuereinnahmen deuten laut DSWV auf vermehrte Nutzung des Schwarzmarktes hin

Vor allem weist der DSWV auf den Rückgang der Steuereinnahmen aus legalen Sportwettenangeboten im Jahr 2023 hin. Dem Verband liegen Zahlen vor, die zeigen, dass die legalen Spieleinsätze im Vergleich zu 2022 um ca. 5,4 Prozent rückläufig sind. Waren es im Vorjahr noch rund 8,13 Milliarden Euro, so kamen 2023 nur noch 7,72 Milliarden zusammen.

Die Deutschen spielen aber wohl nicht weniger. Der Präsident des DSWV, Matthias Dahms, ist sich sicher: „Das Geld fließt stattdessen in die Kassen der Schwarzmarktanbieter.“

Generell legen verschiedene Untersuchungen einen großen Anteil illegaler Glücksspielunternehmen am Umsatz der deutschen Zocker nahe. Im Zusammenhang mit der 2023 veröffentlichten Studie „Eine Analyse der neuesten Entwicklungen des Online-Glücksspielmarktes in Folge des Glücksspielstaatsvertrags 2021“ spricht der Deutsche Online Casinoverband (DOCV) sogar davon, dass tatsächlich „drei Viertel des Online-Glücksspielumsatzes im Schwarzmarkt generiert werden“ sollen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass deutsche Nutzer wahrscheinlich zu mehr als 75 Prozent im nicht regulierten Bereich aktiv sind. Die entsprechende Erhebung haben wir in unserem Artikel „Studie: Kanalisierungsplan des GlüStV 2021 wird verfehlt!“ behandelt.

Deutsche Angebote seien unattraktiv

Der DSWV betonte, dass die oben beschriebene Entwicklung eine große Herausforderung für den legalen Markt bedeute, machte aber gleichzeitig klar, wie wichtig es sei, wirklich konkurrenzfähige Angebote für deutsche Spieler zu schaffen, um diesem Negativ-Trend entgegenzuwirken:

„Ein wichtiger Grund für den Rückgang (der Steuereinnahmen) ist das Abwandern vieler Spielender zu illegalen Angeboten. Beispielsweise können regulierte Anbieter seit dem Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags 2021 durch ein begrenztes Wettprogramm nicht mit den umfangreichen Wettangeboten des Schwarzmarktes mithalten.“

 Weiterhin heißt es in der Pressemitteilung:

„Trotz Regulierung hat der Schwarzmarkt in Deutschland einen bedeutenden Marktanteil.Diese alarmierende Entwicklung erfordert dringende Maßnahmen seitens der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL). Der DSWV fordert daher eine Neuausrichtung der aktuellen Regulierungspolitik, um den legalen Markt zu stärken und den Schwarzmarkt einzudämmen.“

Das wiederum wäre nur durch die Schaffung attraktiver Rahmenbedingungen für legale Anbieter möglich.

Glücksspielwerbung sei wichtig für den Kanalisierungserfolg

Ein weiterer oder ergänzender Schwerpunkt der Pressekonferenz bzw. der dazugehörigen Pressemitteilung des DSWV liegt auf spezifischen Werbemaßnahmen für Glücksspiele in Deutschland. Auch hier hagelt es immer wieder Kritik. Beispielsweise haben auch wir uns erst vor kurzem gefragt, ob ein Wettanbieter ein geeigneter Sponsor für die Fußball-EM ist?

Der DSWV vertritt hier eine zu den meisten Ansichten gegenteilige Meinung. So sei Glücksspielwerbung vor allem ein nützlicher Aspekt für den Spielerschutz:

„Anlässlich der Fußball-EM werden viele Interessierte Wettkonten eröffnen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Spielende in den legalen Markt gelenkt werden. Werbung hilft den Marken der legalen Anbieter Strahlkraft zu verleihen, sodass sie sich von den illegalen Angeboten des Schwarzmarktes hervorheben.“

Dementsprechend ist der Verband eindeutig gegen ein Verbot von derartigen Promotions bei der EM und auch allgemein. Dabei spricht Matthias Dahms auch das generelle Werberecht von legalen Unternehmen an:

„Kein Unternehmen überlebt, wenn es nicht werben darf, und das muss für die Sportwettenanbieter auch weiterhin so bleiben. Für die Spieler bleibt ansonsten der Schwarzmarkt, auf dem es keine Schutzmaßnahmen und Kontrollen gibt.“

Schließlich verweist man noch darauf, dass dem DSWV seine gesellschaftliche Verantwortung sehr bewusst ist und stellt heraus, dass die Vereinigung gemeinsam mit anderen Verbänden eine starke Stütze für das Beratungsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sei. Die Zusammenarbeit zwischen der Branche und der BZgA wurde gerade erst verlängert, wie wir berichteten.

Fazit

Der Deutsche Sportwettenverband äußert in seiner Pressemitteilung eine Meinung, die viele Spieler nur allzu gut nachvollziehen können und in unserer Community selbst regelmäßig kundtun. Die regulierten Glücksspiele, in diesem Fall speziell Sportwetten, können, was die Attraktivität angeht, für einen großen Teil der Nutzer einfach nicht mit internationalen, unregulierten und damit illegalen Angeboten mithalten. Demgemäß reiht sich diese Zusammenfassung bestens in die zunehmende Kritik an der aktuellen Regulierung ein, die von verschiedenen Stellen ausgeht. Etwas mehr Uneinigkeit unter Spielern dürften dagegen die Ansichten zur Glücksspielwerbung des DSWV hervorrufen. Zwar kann man die Argumentationskette durchaus nachvollziehen. Fraglich bleibt aber, ob vielleicht überhaupt weniger Menschen einen Account bei einem Sportwettenanbieter in Erwägung ziehen würden, wenn sie bei der EM mit keinerlei betreffender Werbung konfrontiert würden.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/vectors/interview-rede-konferenz-7009643/

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3 Kommentare zu: Deutscher Sportwettenverband fordert Änderung der Regulierungspolitik

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Sehe ich eigentlich andersrum: das regulierte Sportwettenangebot kann zum Teil mit dem Schwarzmarkt durchaus mithalten. Das Casinoangebot kann es hingegen bei weitem nicht. Nicht ein einziger Anbieter.
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Naja finde nicht dass das deutsche Sportwettenangebot mithalten kann, was aber auch keine Überraschung ist. Größere Über/Unter Auswahl bei z.B. Basketball oder Tennis, Ecken und Karten bei Fußball, unterklassige Spiele,...   Mehr anzeigen
@Donnie: Ich brauche für meine Wetten auch kein übermäßig großes Wettangebot. Beim Tennis ohnehin alles überschaubar und 100 Schnichschnackoptionen nebenher sind mir zu kompliziert . Beim Fußball habe ich 4-5 Standardwettarten, die...   Mehr anzeigen
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