In den vergangenen Monaten haben sich viele Studien, Berichte und Experten mit den Ausprägungen des illegalen Glücksspiels in Deutschland beschäftigt. Die Informationen der GGL und die aktuellen Kanalisierungsmaßnahmen, mit denen Spieler in Deutschland teilweise stark eingeschränkt werden, stehen dabei nicht selten in der Kritik. Vor kurzem reagierte die Behörde auf gewisse Beurteilungen.

Der erste Online Glücksspiel Atlas brachte im Juni 2023 ans Licht, dass viele Deutsche gar nicht zwischen legalen und illegalen Glücksspielangeboten im Internet unterscheiden. Es wird offenbar genutzt, was gefällt. Im Zuge der Studie wurden mehrere tausend Menschen befragt. Unter anderem die Antworten auf die Frage „Welche legalen Glücksspiele haben Sie in den vergangenen zwölf Monaten verwendet?“ zeichnen ein klares Bild: Hier gaben drei Prozent an, Blackjack gespielt zu haben und mehr als fünf Prozent sagten, dass sie beim Roulette gesetzt hätten. Beide Tischspiele-Klassiker gibt es in lizenzierten Online Casinos jedoch gar nicht.

Die Studie „Eine Analyse der neuesten Entwicklungen des Online-Glücksspielmarktes in Folge des Glücksspielstaatsvertrags 2021“ der Uni Leipzig, die im Auftrag der Industrievereinigung Deutscher Online Casinoverband (DOCV) durchgeführt wurde, kommt tatsächlich zu sehr viel drastischeren Ergebnissen. Hier wird nicht nur deutlich, dass der restriktive Ansatz des Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV) von 2021 die Kanalisierung behindere. Auch ist in diesem Zusammenhang die Rede davon, dass „mindestens drei Viertel des Online-Glücksspielumsatzes im Schwarzmarkt generiert werden“. Deutsche Nutzer sollen zu mehr als 75 Prozent nicht regulierte Glücksspiele in Anspruch nehmen und dort die Hälfte ihrer Spielzeit verbringen.

Vermutlich war dann auch diese Erhebung der Uni Leipzig Auslöser für eine offizielle Stellungnahme der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL). Man reagierte ungehalten auf gewisse Vorwürfe. Insbesondere die meist stark abweichenden Daten zu denen der GGL sind Stein des Anstoßes. Diese bedeuten immer wieder eine (indirekte) Kritik an den Kanalisierungserfolgen der Behörde.

Die GGL bezieht Stellung zu den Erhebungen zur Marktgröße illegaler Glücksspiele in Deutschland

Vonseiten der GGL begrüßt man einen wissenschaftlichen Diskurs grundsätzlich: So ist es in deren Statement ganz zu Beginn zu lesen. Ziel sei es, „valide Zahlen über den deutschen Online-Glücksspielmarkt zu erhalten“. Die GGL sei offen für alle möglichen Ansätze, um genau solche Insights zu generieren. Auch die Weiterentwicklung der Methoden sei ein wichtiges Thema.

Nach diesen die Wogen glättenden Worten werden die Töne aber deutlicher. So weist man die Kritik der Industrie „entschieden zurück“, wonach die Vorgehensweisen der GGL nicht flexibel genug wären.

In der Mitteilung wird wie folgt auf die Zahlen zum Markt rund um das illegale Glücksspiel in Deutschland eingegangen: „Laut Einschätzung der GGL gibt es aktuell zwischen 800 und 900 Internetseiten mit illegalen Online-Glücksspielangeboten, zum Beispiel virtuellen Automatenspielen, Onlinepoker, Casino Spielen, sogenannten Zweitlotterien und Sportwetten. Allerdings ist der Anteil dieser Angebote im Jahr 2022 insgesamt rückläufig. Es wird davon ausgegangen, dass die erfassten illegalen Internetseiten ein Marktvolumen zwischen 300 und 500 Millionen Euro ausmachen. Dies entspricht rund zwei Prozent bis vier Prozent des erlaubten Marktes.“

Die Einschätzung liegt also weit unter der der Uni Leipzig.

Die GGL räumt Schwierigkeiten ein

Zur Bewertung des illegalen Glücksspielmarktes in Deutschland gibt die GGL an, dass betreffende Erhebungen unter anderem „auf der Erfassung und Analyse der Besucheraktivitäten von illegalen Internetseiten, Angebotsanalysen von illegalen Anbietern, Auswertungen von Affiliate-Marketing-Netzwerken etc.“ gründen.

Die Auswertung solcher Daten sei allerdings überaus komplex – denn der Schwarzmarkt verändere sich ständig. So könnten - unabhängig vom verwendeten Modell zur Analyse - jeweils nur Schätzungen und Momentaufnahmen gemacht werden. Zudem würde die GGL die Lage als Regulierungsbehörde etwas anders einstufen als die Glücksspielindustrie. Man würde eher konservativ vorgehen, wohingegen Unternehmen und entsprechende Verbände die Wettbewerbssituation durch den illegalen Markt mehr einbrächten bzw. stärker gewichteten.

Aus letzteren Gründen strebe man einen engen Austausch mit der Industrie an. Langfristig solle so ein einheitliches Verständnis aufgebaut werden: „Trotz unterschiedlicher Interessen ist es das erklärte Anliegen der GGL, eine gemeinsame Position zu finden, wie man den illegalen Markt vermessen kann.“

Fazit

Die GGL strebt eine Angleichung der Sichtweisen von Industrie und Behörden in Sachen illegalem Glücksspiel an. Dies scheint bei den vorliegenden Zahlen auch dringend notwendig zu sein. Die Abweichungen der Ansichten und Daten zwischen den Interessengruppen erweisen sich immer wieder als enorm. Hier steht die Einschätzung des Marktanteils von zwei bis vier Prozent durch die GGL gegen die Bewertung der Uni Leipzig bzw. des Deutschen Online Casinoverbands von satten 75 Prozent in der Spitze. Für viele Spieler und Kritiker wäre es aber wahrscheinlich besonders interessant, wenn die GGL nicht nur auf die Stärke des Schwarzmarkts, sondern auch auf die im Zuge solcher Studien immer wieder aufkommende Kritik an den strikten Regulierungsmaßnahmen eingegangen wäre.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/illustrations/arrows-circle-evaluation-judgement-1262403/

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3 Kommentare zu: GGL reagiert ungehalten auf Kritik an Kanalisierungserfolgen

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Nur mal ein Vorschlag :

Anstelle man analysiert den illegalen Markt könnte man die Zeit lieber in das erschaffen eines vernünftigen legalen Markts stecken dann löst sich das Problem zu 90 % von alleine aber wer bin ich schon die...   Mehr anzeigen
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Dem stimme ich zu gamble1
So siehts aus aber darum gehts halt nicht

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