Vor knapp 5 Monaten musste die Spielbank in Campione d'Italia schließen. Es handelte sich um das größte Casino Europas, welches aufgrund des schlechten Franken-Euro-Kurses sein Wirtschaftskonzept nicht aufrechterhalten konnte. Die lokale Regierung hatte es nicht geschafft, die Kosten zu senken, sodass das Casino wieder konkurrenzfähig wird. Dennoch hoffen die ehemaligen Beschäftigten und die Bevölkerung der Stadt immer noch auf eine Rettung der Spielbank.

Seit der Schließung des Casinos am 27. Juli 2018 haben die ehemaligen Beschäftigten direkt vor der Spielbank ein Hauptquartier mit Tischen, Bänken, einer Bar, einer kleinen Kantine und vielen Informationsständen errichtet. Dieses Hauptquartier ist täglich besetzt, selbst an Weihnachten waren einige Leute da, nur damit an die Schließung des Casinos erinnert wird.

Die Schließung hat die Gemeinde hart getroffen

Misswirtschaft und der schlechte Eurokurs gegenüber dem Franken hatten zur Pleite geführt – aber das hatte ich bereits in einem anderen Artikel thematisiert. 3 Wochen nach der Schließung der Spielbank in Campione hatte ich auch von den Camps berichtet. Campione d'Italia ist eine italienische Exklave am Luganersee, die vom Schweizer Kanton Tessin umgeben ist. Von der Schließung des Casinos sind nicht nur die Mitarbeiter, sondern ebenfalls die Gemeinde stark betroffen. Die Spielbank war der eigentliche Wirtschaftsmotor der Stadt.

Daher werden die ehemaligen Angestellten auch nicht müde, ihre Probleme in dem Camp vor der Spielbank zu plakatieren. Dinge wie folgt kann man dort lesen:

Sonntag, 13. Januar, 171. Tag der Schließung, 34 Millionen Euro Verdienstausfall

Die Gemeinde hat insgesamt 1.900 Einwohner, davon 469 Angestellte im Casino. Sie und ihre Familien sind von der Schließung betroffen. Laut Giovanni Fagone, Mitglied des italienischen Gewerkschaftsbunds Confederazione Generale Italiana del Lavoro (Italienischer allgemeiner Verband der Arbeit), seien somit fast die Hälfte der Bevölkerung betroffen. Aber es gibt noch größere Probleme, da für die Gemeinde Steuereinnahmen ausbleiben und teilweise Stellen der Gemeinde gestrichen werden müssen.

Gibt es neue Hoffnung?

Die Bevölkerung hatte bis zum Schluss gehofft, dass Hilfe von der italienischen Regierung in Rom kommen würde. Die Spielbank ist mit mehr als 90 Millionen Euro verschuldet. Dennoch hatte man Mitte Dezember 2018 neue Hoffnung geschöpft. Es gab Gerüchte, dass man das Casino wieder schnellstmöglich eröffnen wollte, um die Lage nicht weiter zu verschlimmern.

So einfach ist die Wiedereröffnung jedoch nicht. Die italienische Regierung müsste ein Dekret erlassen, welches die Umgehung eines Gesetzes zulassen würde. In Italien darf eine staatliche Gesellschaft, die Konkurs angemeldet hat und dann Pleite gegangen ist, nicht vor einer Frist von 5 Jahren wieder aktiv werden.

Es gab das Dekret „Salva Campione“, welches vorsah, dass innerhalb von 30 Tagen ein außerordentlicher Kommissar von Rom ernannt werden würde. Bis zum 18. Januar hätte er sich in Campione befinden und seine Arbeit aufnehmen sollen.

Paolo Bortoluzzi, ehemaliger Angestellter des Casinos und Mitglied der Gewerkschaft CGIL, erklärte, dass der Plan vorsieht, in 45 Tagen eine neue mögliche Betreibergesellschaft auf die Beine zu stellen. Es heißt, dass sich die Region Lombardei, die Provinz Como und die Gemeinde Campiones daran beteiligen könnten.

Passiert ist bisher nichts. Mittlerweile fragen sich viele Beobachter, ob die Regierung in Italien andere Prioritäten oder gar ganz aufgegeben hat, Campione d’Italia wiederzubeleben. Vielleicht finden die Verantwortlichen in Rom auch keine Person, die sich an das Projekt der Wiederbelebung des Casinos traut.

Was machen derzeit die ehemaligen Angestellten?

Inzwischen sind alle Entlassungen ausgesprochen worden. Bis zum 1. Januar 2019 hatte es gedauert. Die Beschäftigten können sich nun theoretisch bei den Arbeitsämtern als arbeitssuchend melden. Letztlich dürfen aber erst Zahlungen des nationalen Instituts für Soziale Vorsorge (INPS) erwartet werden, wenn alle Forderungen des Personals vom Arbeitgeber beglichen wurden. Das ist in Campione jedoch nicht der Fall. Dies gilt jedoch nur für die ehemaligen Beschäftigten, die auf italienischem Boden leben.

120 Ex-Angestellte gäbe es wohl ebenso im Schweizer Kanton Tessin. Als Geste der Schweiz habe man ihnen das Recht auf Leistungen der dortigen Arbeitslosenkasse zugesprochen. Bortoluzzi schilderte die derzeitige Lage einiger Ex-Casinomitarbeiter wie folgt:

Kollegen, die nur einen Hauptverdienst oder nicht genug Ersparnisse haben, sind jetzt von der Solidarität von anderen abhängig.

Hypotheken oder Mieten könnten teilweise nicht mehr bedient werden, sodass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie auf der Straße stehen. Solche Probleme betreffen jedoch mittlerweile fast die ganze Gemeinde.

Welche Auswirkungen hat die Schließung auf Campione d’Italia

Die Spielbank wurde von der Gemeinde betrieben. Es war somit das einzige Casino weltweit, das von einer Stadt gegründet wurde und bei dem gesetzlich verankert war, dass ein Teil des Profits für Schulen, Gesundheit und die Verwaltung der Gemeinde aufgewendet werden muss. Durch die Pleite des Casinos wurde auch die Gemeinde zahlungsunfähig – eine so starke Verknüpfung gibt es sonst nicht in Europa.

Die Folge: Es gibt keinen Bürgermeister mehr in Campione, die Gemeindeangestellten wurden seit 12 Monaten nicht bezahlt, die Kindertagesstätte wurde geschlossen und es gibt keine Müllabfuhr mehr. Zwar hat Tessin die Aufnahme der Kinder abgesichert und holt auch den Müll der Gemeinde ab, aber eine Dauerlösung kann das nicht sein.

Die Hoffnung auf Besserung bleibt dennoch

Paolo Bortoluzzi und Giovanni Fagone versuchen dennoch eine positive Zukunft zu zeichnen. Man ist sehr optimistisch und sich sicher, dass die Spielbank wieder öffnen wird. Es sei lediglich eine Frage der Zeit. Im Falle der Öffnung sollten alle Beschäftigten ohne Einschränkungen wiedereingestellt werden – es müssen nur vernünftige Rahmenbedingungen mit dem Kommissar ausgehandelt werden. Zumindest falls es ihn irgendwann wirklich gibt.

Die Angestellten wollten dann Garantien für eine nachhaltige Wiederaufnahme des Spielbetriebs unter der Führung einer transparenten und soliden Gesellschaft.

Außerhalb von Campione sieht man die Dinge etwas realistischer. Vincenzo Falanga, die Gewerkschafter der Unione Italiana del Lavoro (italienische Arbeitsunion) von Como, verfolgt das Geschehen dort genau. Er finde es schwer zu glauben, dass es Ideen für die komplizierte Wiederbelebung der Spielbank gebe, wenn die italienische Regierung ihre Verpflichtungen jetzt schon nicht einhalte.

Am Ende wird sich zeigen, ob Campione d’Italia noch einmal auf die Beine kommt und eine Spielbank eröffnen kann. Derzeit liegt die Wirtschaft der Gemeinde immer noch am Boden und eine Besserung ist vorerst nicht in Sicht.

Bildquelle: Fotolia 234798093 - Campione d'Italia village in Italian exclave near Lugano © dudlajzov

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