Italiens berühmtester Spielbank am Luganer See droht der Konkurs. Ein radikaler Sparkurs soll das Casino jetzt vor der Schließung bewahren. Die Schuldenlasten von insgesamt 72 Millionen Franken (61 Millionen Euro) bei der Gemeinde und der Hausbank sind relativ groß - eine Abwendung der Schließung des größten Casinos Europas ist nur schwer möglich.

Die Staatsanwaltschaft von Como hat ein Konkursverfahren gegen die Spielbank von Campione d’Italia eröffnet. Das Glücksspielunternehmen soll insolvent sein. Dies ist nicht überraschend, bereits seit 2015 ist bekannt, dass es um die Finanzen der Spielbank, aber auch der Gemeinde schlecht bestellt ist. Grund dafür ist unter anderem der starke Franken.

Der Bürgermeister der italienischen Exklave in der Schweiz, Roberto Salmoiraghi, hat von dem Geschehen am Freitag, den 12. Januar, gegen 21 Uhr erfahren. Am 15. Januar hat er daraufhin eine Bürgerversammlung einberufen, die im 9. Stock des Casinogebäudes abgehalten wurde - er kündigte einen harten Sparkurs wegen der drohenden Insolvenz an.

Die Spielbank von Campione d’Italia - italienisches Casino auf Schweizer Boden

1917 wurde dort eine Spielstätte mit angeschlossenem Theater gegründet. Damals wollte man ausländischen Diplomaten auf „neutralem Territorium“ Geheimnisse aus dem jeweiligen Land entlocken. 1933 wurde das Casino, welches 1919 geschlossen wurde, wiedereröffnet - unter Benito Mussolini sollte aus dem armen Fischerdorf eine nationale Vorzeigegemeinde werden.

Durch die Einnahmen der Spielbank wurde die Gemeinde reich. 2006 wurde der Schweizer Stararchitekt Mario Botta mit der Renovierung des Gebäudes beauftragt. Das neue Gebäude ist heute 50 Meter hoch und hat 13 Stockwerke, davon 7 unterirdisch. Insgesamt haben wohl 3.100 Gäste in den Spielsälen Platz. Es handelt sich um eine „Casino-Burg“ mit 55.000 Quadratmetern Fläche.

Die Spielbank ist der größte Arbeitgeber in der Gemeinde. Man hat 500 Angestellte, deren Stellen derzeit bedroht sind. Die Stadt hat übrigens nur knapp 2.000 Einwohner und durch die Steuern und Abgaben der Spielbank werden weitere 100 Arbeitsstellen der Gemeinde finanziert. Für die Stadt Campione d'Italia ist die drohende Insolvenz also ein großes Problem.

Wie kann das größte Casino Europas Pleite gehen?

Italien hat lediglich 4 Spielbanken, die anderen befinden sich in Sanremo, St. Vincent und Venedig. An der Konkurrenz kann es folglich nicht liegen, die Besucherzahlen sind auch relativ stabil. Trotz Rezession zählte man 2015 700.000 Besucher. Vor allem aus Norditalien kommen viele Spieler. Von Como, Mailand oder Varese reisen die Meisten an, um am Luganer See Roulette spielen zu können - man ist konkurrenzlos. Dennoch droht trotz eines Bruttospielertrages von 92 Millionen Franken (79,8 Millionen Euro) der Konkurs.

Hauptgrund: Der derzeitige Kurs des Franken

Das Wirtschaftsmodell der Stadt wird derzeit vom relativ starken Franken zerstört. Die Stadt ist Eigentümer des Casinos. Es war bisher so geregelt, dass die Einsätze in Euro getätigt werden, aber das Casino der Stadt einen festen Betrag von 60 Millionen Franken überweist, da die Stadt ihre Bilanz in Franken ausgibt. Durch den stärkeren Franken geht die Rechnung insgesamt nicht mehr auf. Bereits seit 2012 werden Verluste geschrieben, bei der Gemeinde klafft inzwischen ein großes Haushaltsloch.

2005 mussten für einen Euro noch 1,55 Franken gezahlt werden. 2014 kündigte sich bereits an, dass der Kursunterschied immer geringer wird. So waren damals bereits 1,20 Franken umgerechnet ein Euro. Am 15. Januar 2015 gab es eine Loskoppelung des Franken vom Euro durch die Schweizer Nationalbank. Die Folge war, dass man für kurze Zeit nur noch 0,85 Franken je Euro zahlen musste. Mittlerweile ist der Eurokurs wieder etwas gestiegen, aber dennoch sind lediglich 1,18 Franken umgerechnet 1 Euro.

Carlo Pagan, der bis zum September 2017 Geschäftsführer der Spielbank war, hatte bereits 2015 gewarnt:

Ich habe immer gesagt, dass wir bei einem Kurs von unter 1,20 Franken je Euro pleitegehen.

Dieses Problem ist jedoch nicht neu und seit längerem bekannt. Selbst der Vize-Bürgermeister von Campione d'Italia hatte die Probleme bereits 2015 so zusammengefasst:

Wir in Campione d’Italia waren früher berühmt und reich. Jetzt sind wir berühmt und arm.

Schon seit 2012 kam es deshalb seitens der Gemeinde zu erheblichen Einsparungen, was vor allem in der Bevölkerung für Unzufriedenheit gesorgt hat. Die Ausgaben der Stadt wurden von 70 Millionen Franken in guten Jahren auf 48 Millionen Franken in 2014 reduziert.

Trotz der Kürzungen sind das Hauptproblem der derzeitigen Situation die Schulden bei der Hausbank Banca Popolare di Sondrio von 39 Millionen Franken (33 Millionen Euro). 2012 wurden dort erstmals 8 Millionen Franken Schulden gemacht. Außerdem hat man Missstände bei der Gemeinde, dort sind es insgesamt 33 Millionen Franken (28 Millionen Euro). Mittlerweile konnte die Gemeinde Löhne für die Angestellten nicht mehr zahlen, daher wendeten sich Gemeindemitarbeiter an die Staatsanwaltschaft.

Nebengrund: Zu hohe Ausgaben

Campione d'Italia war bisher eine der reichsten Gemeinden Italiens. Dies machte man auch an den Löhnen und Renten der Angestellten fest. Da jetzt aber das Casinogeschäft nicht mehr läuft, müssen sich die Bewohner auf Kürzungen gefasst machen, da man die drohende Schließung noch abwenden möchte.

Roberto Salmoiraghi hatte auf der Bürgerversammlung angekündigt, dass die Löhne um 20 % gekürzt werden müssen. Des Weiteren kann man 100 Gemeindeangestellte nicht mehr beschäftigen, es wird folglich Entlassungen geben. Bei den Renten sind ebenfalls Kürzungen von 20 % im Gespräch.

Die 500 Angestellten der Spielbank hat er noch einmal persönlich angesprochen - 8.000 gemeldete Krankheitstage unter allen Mitarbeitern im Jahr 2017 seien für das Casino zu viel. Außerdem soll es Mitarbeiter gegeben haben, die Weihnachten im Dienst waren, um die Festtagszulage zu bekommen, ein Tag danach aber krankgeschrieben waren. Man hofft also auf die Hilfe aller, um die Schließung der Spielbank zu verhindern.

Wie geht es für die Spielbank in Campione d'Italia jetzt weiter?

Bis zum 12. Februar hat die Leitung Zeit, dem Gericht zu erklären, wie man mit der Situation fertig werden will. Ein Richter soll am 12. März nach derzeitigem Stand über den Konkursantrag entscheiden.

Bis dahin soll der Spielbetrieb ganz normal weitergehen. Geplante Projekte möchte man nicht weiter angehen. Unter anderem war ein Ableger der Spielbank geplant, der sich lediglich an chinesische Spieler richtet. In der Villa Mimosa sollte auf 300 Quadratmetern ein Casino mit chinesischem Personal und chinesischen Spielen für Kunden aus Fernost entstehen. Die Gewerkschaften haben gegen das Vorhaben protestiert - die Finanzen sorgen erst einmal für den Stopp des Projektes.

Bildquelle: By AdmComSRL (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

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1 Kommentar zu: Das größte Casino Europas in Campione d’Italia

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Die Gemeinde hat nur 2000 Einwohner und muss 100 Gemeindemitarbeiter entlassen scheint so als ob die Gemeinde nur aus Gemeindearbeiter besteht. Ich komme aus einem Ort mit 5500 Einwohner und wir beschäftigen nur 4...   Mehr anzeigen

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