Der Film „Molly's Game - Alles auf eine Karte“ startete am Frauentag in den deutschen Kinos. Von dem Hollywood-Streifen kann man halten, was man mag, aber für mich war es Grund genug, einmal Nachforschungen über die echte Molly Bloom anzustellen. Wie ist sie zur Untergrundszene des Hollywood-Pokers gekommen, um dort für die reichsten Menschen der USA illegale Kartenspiele zu veranstalten?

Molly Bloom wurde am 21. April 1978 geboren. Sie wuchs in Loveland einer Stadt im US-Bundesstaat Colorado auf. Ihr Vater Larry Bloom war klinischer Psychologe und Professor an der Colorado State University. Ihre Mutter, Char Bloom, war Ski- und Snowboardlehrerin und professionelle Fliegenfischerin mit eigener Sportbekleidungsmarke.. Ihr Bruder Jeremy war olympischer Skifahrer für Amerika und spielte American Football für die Philadelphia Eagles und Pittsburgh Steelers. Ihr anderer Bruder absolvierte die Harvard Medical School und wurde Chirurg.

Sie war ebenfalls professionelle Ski-Fahrerin und sogar auf dem dritten Platz der besten Ski-Athleten der amerikanischen Frauen. Ein Unfall bei der Qualifizierung zu den Olympischen Spielen und die darauffolgende Verletzung sorgten dafür, dass sie ihre Karriere beenden musste. Sie studierte an der University of Colorado Boulder Wirtschaftswissenschaften und stand unter familiärem Druck, erfolgreich zu sein.

Der Weg zur Welt des High Stakes Poker

Molly hatte sich 2003 ein Jahr freigenommen, nachdem sie den Bachelor in Wirtschaftswissenschaft hatte und ein Jurastudium in Harvard anschließen wollte (der Platz war ihr schon sicher). Sie ging nach Los Angeles und machte dort verschiedene Jobs als Kellnerin in einer Cocktailbar und Assistentin des Immobilienunternehmers Darin Feinstein. Er war Miteigentümer des Hollywood-Nachtclubs The Viper Room (im Film wird der Club als The Cobra Lounge bezeichnet). Er steht am Sunset Strip in West Hollywood und gehörte über einen gewissen Zeitraum sogar Johnny Depp. Es war auch der Todesort von River Phoenix, der 1993 an einer Überdosis starb.

Eines Tages meinte Feinstein zu ihr, dass er Hilfe bei der Veranstaltung eines Pokerspiels braucht. Er wurde von Tobey Maguire gebeten, ein High-Stakes Pokerspiel im Keller des Clubs zu organisieren. Daraufhin suchte sie im Internet, welche Art von Musik Pokerspieler hören und was sie beim Spiel essen. Sie erstellte einen CD-Mix mit Songs wie The Gambler von Kenny Rogers und anderen eher klischeehaften Titeln. Sie schnappte sich ein süßes Outfit und eine Käseplatte und betrat dann den Pokerraum am Abend des Spiels. In einer Talkshow fasste sie den Augenblick wie folgt zusammen:

Ich ging in dieses Zimmer und es war unglaublich. In diesem Moment merkte ich, was für eine große Gelegenheit das ist, die ein Mädchen aus einer kleinen Stadt in Colorado bekommt. Es gab Wall Street Titanen, Milliardäre, Schauspieler, die berühmtesten Leute, die wir im Fernsehen sehen, Politiker, und sie alle sitzen um diesen Tisch und spielen dieses Spiel, von dem ich nicht wusste, was es ist, aber es schien für sie unwiderstehlich zu sein.

Dieser Abend bescherte ihr immerhin 3.000 Dollar an Trinkgeldern. Damals für sie viel Geld, wodurch sie noch mehr Gefallen am Pokerspiel fand und versuchte durch eigene Recherchen so viel wie möglich darüber in Erfahrung zu bringen. Sie schmiedete schnell Kontakte und Allianzen und konnte die Spieler auf ihre Seite bringen, als sie von ihrem Chef gefeuert wurde. Fortan veranstaltete sie ihre eigenen Spiele in Luxushotels und servierte Champagner.

Darin Feinstein war als Chef übrigens wirklich ziemlich launisch und temperamentvoll. Die Film-Szene, in der Molly angeschrien wird, weil sie „Bagels für Arme“ besorgt hatte, entstammt ihrem Buch, das ihre Geschichte erzählt.

High Society Auswahl nach strengen Kriterien

2007 begann Molly mit ihrem eigenen Geschäft und registrierte die Molly Bloom Inc. Es war ein Event- und Catering-Unternehmen, das die Pokerspiele organisierte. 2008 begann sie aus den Clubs und Kellern in Hotels zu wechseln. Sie nutzte Luxus-Locations wie das Four Seasons, das Beverly Hills Hotel und The Peninsula. Molly veranstalte am Anfang Games für 10 Personen mit einem Buy-In von 10.000 Dollar, später steigerte sie die Teilnahmegebühr auf 250.000 Dollar. Die Auswahl war recht streng, es durften keine Profis dabei sein - nur Amateure waren erlaubt, damit es ausgeglichen zugeht. Sie galt bald als „Poker Princess“ und einige der Stars sahen es als besondere Auszeichnung an, bei ihr spielen zu dürfen.

Sie selbst schilderte, dass ihr Reisen, Autos, Goldbarren oder Zahlungen über 100.000 Dollar angeboten wurden, nur damit man an dem Pokerspiel teilnehmen darf. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sie in der Spitzenzeit ungefähr 4 Millionen Dollar im Jahr verdient hat.

Wer hat bei ihr Poker gespielt?

In ihren Memoiren hat sie die Pokerspieler streng geheim gehalten und lediglich die Prominenten erwähnt, die bereits durch die Medien bekannt geworden sind und sowieso schon in aller Munde waren. Es gehörten darunter Stars wie: Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Ben Affleck, Matt Damon, Macaulay Culkin, Alex Rodriguez und Pete Sampras.

Außer ihr gab es bei den Spielen keine anderen Frauen. Sie sagte einmal, dass nie welche angefragt hätten. Es sei so auch besser gewesen, immerhin handele es sich beim Poker um eine Männer-Welt, über die Frauen wahrscheinlich lieber nichts wissen möchten. Molly erzählte beispielsweise, dass Ben Affleck einmal über den Hintern von Jennifer Lopez ausgefragt wurde. Es war normal, dass sie bei den Spielen war, die Männer störte es nicht und sie selbst wollte solche Erzählungen nicht unterbinden. Es sei ein Teil ihrer emotionalen Intelligenz gewesen, ihre stärksten Waffen, die sie in ihrem Publikum lesen ließ.

Sie selbst hat jede Art von Zudringlichkeit abgelehnt und im Keim erstickt. Anfangs war es wohl etwas schwieriger, aber seitdem sie die Spielerlisten selbst festlegte, gab es keine Probleme mehr. Höfliche Komplimente waren natürlich erlaubt.

In ihrem Buch geht sie vor allem mit Tobey Maguire (im Film „Spieler X“ genannt) hart ins Gericht. Er habe in ihre Runde viele reiche Spieler eingeführt und so großen Einfluss gehabt. Molly beschreibt dabei eine Szene, die sich nach einer für Tobey sehr verlustreichen Nacht ereignet hatte. Sie sollte für ihn auf den Tisch klettern und wie ein Seehund bellen, den Spaß hätte er sich wohl 1.000 Dollar kosten lassen. Sie weigerte sich - er fragte, ob sie zu reich sei. Sie weigerte sich weiter, es entbrannte in der Folge ein Machtkampf zwischen den beiden, sodass Molly am Ende ihr Business nach New York verlegen musste und dort versuchte, die Banker für Pokerspiele zu begeistern.

Die Schattenseite des Pokerspiels

Sie bekam Probleme mit der Mafia. Aus Sicherheitsgründen hatte sie einen Fahrer engagiert, der ihr einige Freunde vorstellte. Die Gangster haben ihr Schutz für einen Teil der Profite angeboten. Als sie sich weigerte, kam ein Mann mit einer Pistole zu ihr. Er riss die Wohnungstür auf, bedrohte sie und nahm Geld und Schmuck von ihr mit. Er meinte, er sei von einem Mafioso geschickt worden, und dass sie noch einmal kontaktiert werden wird, damit es zu einem Treffen kommen kann - das geschah nie. Molly las später, dass 125 Personen bei einer groß angelegten Massenzusammenführung durch das FBI verhaftet wurden.

Am Ende geriet ihr Leben immer mehr aus der Kontrolle. Sie nahm Drogen, war manchmal 5 Tage wach, ohne zu schlafen. Außerdem stieg die Gier nach Geld und Macht. In ihrem Buch heißt es:

Ich war abhängig vom Geld, abhängig von der Macht. […] Mir sollte Poker in New York gehören, in Los Angeles, Miami, Vegas, Europa.

Sie war irgendwann nicht nur der Veranstalter der Spiele, sondern wurde zu einer Bank. Sie vergab Kredite an Spieler und lernte, wie man Hintergrundkontrollen macht, damit sie sich sicher sein konnte, dass die Schulden beglichen werden. Sie ging zum Schluss so weit, dass sie einen Teil des Pots für sich beanspruchte, wie es Las Vegas auch tat - damit überschritt sie ein Bundesgesetz und veranstaltete nun illegale Pokerturniere.

Das FBI bekam Wind von der ganzen Sache

Das FBI hat von der ganzen Angelegenheit 2011 etwas mitbekommen, da der Hedgefonds-Manager Bradley Ruderman ein Ponzi-System nutzte. Er hatte 5 Millionen Dollar seiner Investoren beim Pokerspiel verloren. Er beglich 473.000 Dollar der Schulden bei Molly Bloom mit dem Geld seiner Bank. Als die Bank jedoch Zahlungsschwierigkeiten hatte, verklagte der Konkursverwalter Molly Bloom auf die Summe. Sie stritt im Folgenden ab, dass sie etwas mit dem illegalen Glücksspiel und dem Ponzi-System zu tun hatte. Allerdings konnte man ihr nachweisen, dass sie von 2007 bis 2008 wenigstens 19 Überweisungen in Höhe von 57.500 Dollar auf ihr Konto erhalten hatte.

Das Ponzi-System wird manchmal als Schneeballsystem bezeichnet, was aber nicht ganz korrekt ist. Beiden gemeinsam ist, dass die Anzahl der Teilnehmer exponentiell steigen muss. Die Beiträge neuer Teilnehmer decken immer die Gewinnausschüttungen der bestehenden Teilnehmer. Wichtiger Unterschied: Beim Ponzi-System sind den Investoren die Urheber des Systems bekannt, während die Quellen der Gewinnausschüttung verschleiert werden. Beim Schneeballsystem ist es andersherum.

2011 verklagte die Gruppe von Hedge-Fonds-Investoren, die in Rudermans Ponzi-System aufgenommen waren, viele der prominenten Pokerspieler, da sie Gelder gewonnen hätten, die ihnen gehörten.

2013 wurde Molly Bloom im Rahmen einer Geldwäsche und illegalen Sportwetten Operation mit 33 anderen Leuten verhaftet, sie war die einzige Frau. 100 Millionen Dollar seien durch die Systeme gewaschen worden. Preet Bharara war Staatsanwalt für die Vereinigten Staaten und bezichtigte 12 Angeklagte der Erpressung, alle anderen hatten sich für Geldwäsche, Betrug und den Betrieb illegaler Pokerräume zu verantworten.

Welche Strafe gab es für die Vergehen?

Als sie am Anfang angeklagt wurde, hätte sie 10 Jahre Gefängnis und wenigstens 1,5 Millionen Dollar Strafe bekommen können. Allerdings zog sich das Gerichtsverfahren bis Mai 2014 hin. Ihr Anwalt, Jim Walden, konnte glaubhaft machen, dass sie an der ganzen Geschichte mit dem Ponzi-System und der Geldwäsche nicht dermaßen beteiligt war. Außerdem hatte sie durch ihren Anwalt 125.000 Dollar der Pokergewinne im Plädoyer abgeben lassen. Insgesamt hat sie nach einem Geständnis dann ein relativ mildes Urteil von einem Jahr auf Bewährung, 1.000 Dollar Strafe und 200 Sozialstunden bekommen.

Der Anwalt im Film Molly’s Game (Charlie Jaffey) ist im Übrigen ein rein fiktionaler Charakter. Aaron Sorkin, der Drehbuchautor, wollte sich nicht zu sehr an die historischen Ereignisse bei der Verhandlung halten müssen und diese eher dramaturgisch für einen Film aufbereiten können.

Was macht Molly Bloom heute?

Mittlerweile lebt sie wieder in Colorado. Über ihr Leben als Poker Princess hat sie ein Buch veröffentlicht und versucht nun ein weiteres zu schreiben. Gegen die Alkohol- und Drogensucht habe sie erfolgreich eine Therapie abgeschlossen. Aaron Sorkin war für die Verfilmung ihres Buches zuständig und hat sich wohl relativ eng an die Vorlage gehalten, wobei die Namen der Prominenten und der Clubs teilweise geändert wurden.

Molly Bloom ist heute keine Poker Princess mehr. Auch sie als „Bank“ konnte scheinbar nicht immer gewinnen. Dieser Fall zeigt einmal mehr, was Gier aus Menschen machen kann und wie schnell man eine Glückssträhne verliert.

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8 Kommentare zu: Molly Bloom - die Poker-Princess von Los Angeles

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Avatar von Anonym
Super Artikel Christoph. Sehr iinteressante Geschichte.
Avatar von P****1
Das ist dein bislang bester Artikel Christoph. Einfach nur toll
Avatar von Anonym
Sehr interessant mal wieder! Nur mal so am Rande...ne hübsche Dame ist das auf den Fotos )
Avatar von Anonym
Dem kann ich mich nur anschließen, aber ist das wirklich ein und die selbe Person?
@A****m: Nein. Links sieht man die echte Molly Bloom und rechts Jessica Chastain, die im Film Molly Bloom gespielt hat in ihrer Rolle.
Avatar von P****1
@Christoph: Ich finde die Originale sogar hübscher als die Schauspielerin
@Christoph: danke für die info, hatte ich doch richtig erkannt
Super Artikel, ich hab auch noch einen großen Raum zuhause, mal schauen was ich damit in der nächsten Zeit mache.

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