Ende letzter Woche gab es Meldungen, dass im Wynn Casino in Macau ein Mitarbeiter mehrere Millionen Euro in Spielchips gestohlen haben soll. Eine Fahndung entlarvte jetzt den Täter als VIP-Croupier des Casinos - nur ein Bruchteil der Beute wurde gefunden.

50 Kilometer westlich von Hongkong befindet sich die chinesische Sonderverwaltungszone Macau. Bis 1999 handelte es sich um eine Kolonie von Portugal, ab 1962 begann der steile Wirtschaftsaufstieg durch das Glücksspiel. Heute gilt die Stadt als Monte-Carlo beziehungsweise Las Vegas des Ostens - die Haupteinnahmequelle besteht im legalen Glücksspiel und dem damit verbundenen Tourismus aus dem chinesischen Hochland und Hongkong.

2002 wurde das Glücksspielmonopol aufgehoben, dadurch kam es zu einem Bauboom in der Casinobranche. Mittlerweile hat man 38 Spielbanken, mit denen man 31 Millionen Besucher jährlich anzieht. Die Zahl hat sich in den letzten 15 Jahren verdreifacht und mit einem Jahresumsatz von mehr als 28 Milliarden Euro hat man 7-mal mehr Umsatz als Las Vegas.

Seit Jahren kämpft Macau aber auch mit einem Anstieg der Kriminalität. Genau ein Jahr nachdem die Polizei der Sonderverwaltungszone verkündet hat, dass die Kriminalitätsrate langsamer ansteigt als in den Jahren zuvor, wurde bekannt, dass im Wynn Macau Casino 47,9 Millionen Hongkong-Dollar (rund 5 Millionen Euro) in Spielchips gestohlen wurden.

Wie stiehlt man 47,9 Millionen Hongkong Dollar in Chips?

Macaus Justizpolizei hat am Freitag das Vorgehen und die Namen der Täter bekannt gegeben. Bei den mutmaßlichen Dieben handelt es sich um einen 49-jährigen Glücksspiel-Croupier mit dem Familiennamen Lei und seinen 70-jährigen Onkel Ho, der Wachmann im Casino ist. Die beiden Männer wurden Donnerstagabend in einem Park in Taipa (einer der Inseln Macaus) festgenommen. Einen Tag später wurden sie der Polizei übergeben.

Am Dienstagmorgen um 7 Uhr hat der Tatverdächtige seine Schicht in einem VIP-Club beendet, warnte seinen Kollegen, dass er ruhig bleiben sollte und steckte dann alle Chips des Abends in eine Tasche. Daraufhin verließ er das Casino ganz normal durch die Tür mit der Beute und flüchtete mit einem Motorrad.

Die Tat wurde von den Überwachungskameras des Casinos aufgenommen, wurde aber vom Sicherheitspersonal nicht sofort bemerkt. Am Mittwoch kursierte ein Fahndungsfoto des Täters in sozialen Netzwerken. Die Polizei hatte einen solchen Fahndungsaufruf offiziell nie ausgegeben - drei Casino-Mitarbeiter werden deshalb wegen Missachtung des Gerichtsgeheimnisses angeklagt. Bisher wurden lediglich 20.000 Hongkong-Dollar (2.100 Euro) in Spielchips sichergestellt. Der Verbleib des Rests der Beute ist weiterhin unbekannt. Beide Männer schweigen über den Verbleib der Beute.

Gründe für die Tat

Lei hatte 2009 seine Karriere als Sicherheitsmitarbeiter begonnen. 2011 wurde er dann Croupier im Wynn Casino in Macau. Der Croupier hat inzwischen den Diebstahl eingestanden, da er ein Glücksspielproblem hatte, musste er Kredite aufnehmen. Zur Begleichung sollte die Beute dienen. Der Onkel Ho bestreitet jede Beteiligung an dem Raub.

Wie können die Spielchips zu Geld werden?

Die Spielchips hätten zwar theoretisch einen Wert von 5 Millionen Euro, doch besteht das Problem, dass diese erst einmal vom Wynn Casino umgetauscht werden müssen. Da jedes Casino seine eigenen Chips verwendet, können sie auch nicht in anderen Spielbanken umgetauscht werden. Für Lei wäre das Umtauschen der Chips relativ schwierig gewesen.

Die Polizei gab bekannt, dass es einen Schwarzmarkt für die Spielchips gebe. Wie viele und zu welchem Preis der Täter eventuell Chips verkaufen konnte, wurde nicht bekannt.

Nicht der erste interne Diebstahl in Macaus Casinos

Bereits im März 2016 wurde ein großer Vorfall aus einer Spielbank Macaus bekannt. Damals hatte ein Angestellter den Schlüssel zum Safe zur sicheren Aufbewahrung bekommen. Er hat den Tresor daraufhin geöffnet und 5,5 Millionen Hongkong-Dollar (576.000 Euro) in Bargeld und Spielchips entwendet. Mit dem Geld soll er sich nach China abgesetzt haben - dort wurde er jedoch im Oktober 2017 aufgegriffen und anschließend der Justizpolizei von Macau überstellt.

Kriminalitätsrate in Macau steigt

Eigentlich hätte die Polizei in dieser Woche den alljährlichen Kriminalitätsbericht vorlegen sollen. Der letzte Bericht von 2017 zeigte, dass die Delikte 2016 zwar deutlich angestiegen sind, aber nicht so stark wie in dem Jahr zuvor.

2016 gab es insgesamt 1.851 Glücksspieldelikte, das waren 19,2 % mehr als im Jahr 2015 mit 1.125 gemeldeten Fällen. Im Vorjahr sind die Verbrechen gegenüber 2014 jedoch um 38 % gestiegen. In dem Bericht kommt die Polizei folglich zu dem Schluss:

Während die Anzahl an Verbrechen weiter steigt, steigt sie nur halb so schnell.

Der größte Anteil an Glücksspieldelikten geht im Übrigen auf Casinobesucher zurück, die ihre Schulden nicht zahlen konnten und in der Folge inhaftiert wurden. 503 solcher Fälle wurden gemeldet, das entspricht einem Anstieg von 37,5 % gegenüber dem Vorjahr.

Der Zinswucher im Zusammenhang mit Glücksspielen hat ebenfalls zugenommen. 411 Fälle wurden registriert, 38,7 % mehr als im Jahr 2015.

Größtes Glücksspiel-Paradies hat Kriminalitätsprobleme

Bisher wurde kein aktueller Kriminalitätsbericht veröffentlicht, es zeigt sich dennoch, dass eine Glücksspiel-Metropole immer auch Probleme mit Diebstählen und Kriminalität hat. Das High Roller Paradies Macau ist hier nicht anders als Las Vegas, wo es ebenfalls immer wieder Betrugs- oder Raub-Vorfälle gibt. Dennoch ist eines sicher, die Besucher der Sonderverwaltungszone wurden bisher nicht von der Kriminalität abgeschreckt und werden es wohl auch in Zukunft nicht sein - Macau bleibt trotz schlechter Publicity eines der wichtigsten Glücksspielzentren für High Roller.

Bildquelle: I, Mo707 [GFDL], via Wikimedia Commons

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1 Kommentar zu: Diebstahl im Wynn Macau Casino - Croupier stiehlt Millionen Euro in Chips

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alles auf einmal war dann doch etwas auffällig gewesen

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