Gibt es in Kanada ein Problem mit Glücksspielwerbung bei Live-Sendungen der National Hockey League (NHL) und der National Basketball Association (NBA)? Die University of Bristol hat in Zusammenarbeit mit der Canadian Broadcasting Corporation (CBC) eine Studie durchgeführt. Hier kamen einige alarmierende Fakten ans Licht.

Glücksspielwerbung ist immer wieder ein schwieriges Thema: Sowohl die Behörden, Suchtexperten und die Politik als auch unsere Community diskutieren regelmäßig darüber, ob Werbung für Casinos und Sportwetten weiter beschränkt werden sollte, ob es in Ordnung ist, dass Sportler so oft Werbung für Glücksspiele machen oder ob ein Wettanbieter wirklich ein geeigneter Sponsor für die Fußball-EM ist?

Eine vor kurzem veröffentlichte Studie aus Kanada könnte der Diskussion – auch in Deutschland - neues Feuer verleihen. Die stetig wachsende Verbindung zwischen Sportwetten und Sport bzw. deren Auswirkungen wurden von den Verantwortlich sehr eindeutig als besorgniserregend definiert. Vor allem würde eine große Gefahr von der offensichtlichen Normalisierung des Glücksspiels ausgehen. Tatsächlich enthielt jede Stunde der untersuchten Berichterstattung durchschnittlich 13 Minuten Glücksspielbotschaften, so der Co-Forschungsleiter Dr. Jamie Wheaton in der betreffenden Pressemitteilung.

Bei der Studie der University of Bristol kamen so einige auffallende Zahlen heraus

Die Universität Bristol und die kanadische Fernsehgesellschaft CBC haben über fünf Tage die Aktivitäten rund um Glücksspielwerbung während NHL- und NBA-TV-Übertragungen unter die Lupe genommen. Dies geschah in der Region Ontario. Darüber hinaus analysierte man spezifische Social Media-Posts.

Im Zuge der insgesamt sieben betrachteten Matches kam es zu 4.100 Botschaften im Zusammenhang mit Glücksspielen. Mit 93,9 Prozent waren die meisten dieser Messages auf dem Spielfeld oder auf anderen Werbeflächen der jeweiligen Hallen zu sehen. Die Studie verzeichnete, dass bei einem Anteil von satten 21,6 Prozent der Übertragungsdauer, Logos von Glücksspielunternehmen oder verwandte Hinweise eingeblendet wurden, was einem Fünftel der gesamten Sendung entspricht. Im negativen Referenzspiel, das in der NBA zwischen den Toronto Raptors und den Chicago Bulls ausgetragen wurde, fand man 799 Glücksspielnachrichten.

Dr. Jamie Wheaton, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bristol, sagt als einer der leitenden Forscher:

„Die Gesamtdauer der im Fernsehen gezeigten Glücksspielbotschaften betrug im Durchschnitt 39,8 Minuten pro Spielübertragung, einschließlich der Diskussionen im Studio. Mit anderen Worten - jede Stunde Berichterstattung enthielt durchschnittlich 13 Minuten Glücksspielbotschaften.“

Dagegen ging es lediglich in einem Bruchteil von drei Prozent um Warnungen vor Gefahren oder Möglichkeiten für ein sicheres, verantwortungsbewusstes Spielen.

Übrigens: Auch die GGL-Studie „Glücksspielwerbung im Fernsehen und im Internet im Spannungsfeld von Kanalisierung und Suchtprävention“, über die wir im vergangenen Spätsommer berichteten und die als eine Art Pendant zur kanadischen Untersuchung im deutschsprachigen Raum gesehen werden kann, ist mittlerweile gestartet. Damals lief noch das Bewerbungsverfahren. Den Zuschlag für die Durchführung bekam Ende 2023 das Berliner Marktforschungsunternehmen eye square GmbH. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder möchte hier zentral die Wirkung entsprechender Promotionen auf die Empfänger prüfen und mögliche Optimierungsbedarfe ausloten. Was dabei herauskommt, werden wir – wenn es so weit ist – natürlich ebenfalls in unseren News aufgreifen.

Besonders für Kinder sei die Werbung kritisch – es müsse mit einer stärkeren Regulierung reagiert werden

Die Wissenschaftler der Universität von Bristol kritisieren die schiere Menge der Glücksspielwerbung in ihrer Pressemitteilung deutlich. Diese würde dazu führen, dass es während der NHL- und NBA-Spiele praktisch unmöglich sei, sich entsprechenden Inhalten zu entziehen. Die Zuschauer - und vor allem viele Kinder - würden mit weithin sichtbaren Logos regelrecht bombardiert. Nicht selten würde sogar im Fernsehstudio durch die Journalisten und Experten speziell über Sportwetten berichtet.

All das berge eine erhöhte „Gefahr einer Normalisierung des Glücksspiels als Teil der Sportberichterstattung“. Die erheblichen Risiken von Sportwetten oder Online Casinos würden dabei kaum behandelt.

Dr. Raffaello Rossi, Dozent für Marketing an der University of Bristol Business School, bemängelt insbesondere das unkritische Verhalten der Moderatoren:

„Die Einbeziehung von Diskussionen über Sportwetten in den Sendeinhalt ist äußerst problematisch, da dadurch die Grenze zwischen Unterhaltung bzw. Berichterstattung und Marketing noch weiter verwischt wird. Dadurch kann der Eindruck entstehen, dass Wetten ein völlig normaler - und harmloser - Teil des Sporterlebnisses sind.“

Während der Sendezeiten wurden immer wieder Sportwettenmärkte präsentiert. Diese erschienen laut Pressemitteilung der Universität beim Spielkommentar im Studio auf dem Bildschirm. Die Journalisten und Experten sollen sogar Statistiken zu Schlüsselspielern besprochen haben, die daraufhin von den Zuschauern genutzt werden konnten, um ihre Einsätze auf die Begegnungen zu optimieren. Die Verantwortlichen der Studie stellen die aktuellen Bestimmungen als absolut unzureichend dar.

Dr. Wheaton äußert sich eindeutig zu den geltenden Regeln und sieht Handlungsbedarf:

„Wir sind der Meinung, dass die derzeitigen Vorschriften in Ontario nicht in der Lage sind, den Umfang und das Format der Glücksspielwerbung bei diesen Sportarten wirksam zu kontrollieren. Die Vorschriften sollten weiter gehen, um sicherzustellen, dass die Zuschauer vor übermäßiger Glücksspielwerbung geschützt werden.“

Dr. Rossi ergänzt in dieser Richtung:

„Im Gegensatz zu ausgereiften Regelungen in Ländern, in denen Online-Glücksspiele seit Jahren legal sind, wirkt der Rechtsrahmen von Ontario noch etwas unausgereift. Dies stellt eine große Herausforderung dar, da die Glücksspielindustrie mit Giganten wie FanDuel, Betfair und Skybet Teil einer riesigen multinationalen Kooperation ist, die über umfangreiche Erfahrungen in verschiedenen Rechtsordnungen verfügt.“

Auch Social Media im Fokus

Die Wissenschaftler haben ihren Blick nicht nur auf die TV-Ausstrahlungen gerichtet, sondern in diesem Zusammenhang auch analysiert, was in den sozialen Medien geschieht. Tatsächlich gab es dort ebenfalls ein sehr großes Aufkommen an Glücksspielwerbung. Es wurden Social Media-Konten von zehn lizenzierten Glücksspielmarken ausgewertet, wobei mit 48 Prozent fast die Hälfte der Anzeigen nicht eindeutig als Werbung zu erkennen waren. Das wiederum verstoße gegen eine wichtige Vorschrift des kanadischen Kodex für Werbenormen, so das Pressestatement.

Dr. Rossi äußert sich sehr besorgt:

„Unsere Studie zeigt ein ernsthaftes Problem mit der Vermarktung von Glücksspielen über soziale Medien auf, insbesondere mit dem Content-Marketing. Es ist dringend notwendig, die Vorschriften zum Schutz der Verbraucher zu verschärfen – im Wesentlichen für Kinder, die besonders anfällig für solche raffinierten Werbetechniken sind.“

Fazit

Die Verantwortlichen der aktuellen Studie zur Glücksspielwerbung von der Universität Bristol kamen zu dem Schluss, dass die in Kanada geltenden Bestimmungen nicht ausreichend seien, um eine wirksame Kontrolle zu ermöglichen. Ganz ähnliche Erkenntnisse könnten auch bei der GGL herauskommen, wenn die Untersuchung „Glücksspielwerbung im Fernsehen und im Internet im Spannungsfeld von Kanalisierung und Suchtprävention“ abgeschlossen ist. Tatsächlich gibt es hierzulande ebenfalls diverse offensichtliche Defizite bei den derzeitigen Bestimmungen und deren Durchsetzung. Alleine der Grundsatz, dass sich Werbung für Glücksspiele nicht an Minderjährige wenden darf, scheint durch die immer zahlreicher auftauchenden Logos der Sportwettenanbieter bei größeren Fußballspielen (zumindest aus Laiensicht) ad absurdum geführt zu werden.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/photos/basketball-arena-match-sport-game-1219099/

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