Nicht nur die britische Glücksspielkommission UKGC, sondern auch andere Lizenzbehörden und europäische Politiker fordern bereits seit einiger Zeit eine Art Bonitätsprüfung für das Online-Glücksspiel. Hier soll festgestellt werden, in welchem Umfang sich der einzelne Spieler die Glücksspielaktivitäten leisten kann und wann Schluss ist. Aber ist dieser Ansatz wirklich sinnvoll?

Eine bekannte Interessenvertretung der Glücksspielbranche in Großbritannien warnt bereits vor der Bonitätsprüfung, wie sie von der britischen Glücksspielaufsicht vorgeschlagen wurde. Befürchtet wird eine Abwanderung der Spieler auf den nicht regulierten Markt. Damit werde dem Spielerschutz nicht im erforderlichen Maß Rechnung getragen.

Bevormundung der Spielerinnen und Spieler?

Im freien Europa sind wir es gewohnt, dass jeder tun und lassen kann, was er will. Die eigene Grundrechtsausübung endet meistens erst da, wo die Grundrechte anderer Personen tangiert werden. Nun plant die zuständige Glücksspielaufsicht in Großbritannien jedoch einen sogenannten „Bonitätscheck“ der Spieler. Damit will sie den Spielerinnen und Spielern gewissermaßen vorschreiben, wie viel Geld sie pro Monat maximal verspielen dürfen. Es wird nach Prüfung der individuellen Einkommensverhältnisse also ein vermeintlich geeigneter Betrag festgelegt, den der Nutzer nicht überschreiten darf und kann.

In diesem Zusammenhang wird bereits jetzt häufig von einer Bevormundung der Glücksspiel-Fans gesprochen. Schließlich können sie nach dem Vorhaben nicht mehr frei darüber entscheiden, wie viel Geld sie beim Glücksspiel einsetzen bzw. höchstens verlieren. Diesen staatlichen Eingriff sehen deshalb viele Glücksspiel-Fans kritisch. Aktuell wurde eine solche Bonitätsprüfung von der britischen Glücksspielaufsicht (UKGC) vorgeschlagen. Aber auch in Deutschland gibt es bereits Diskussionen darüber, wie sichergestellt werden kann, dass Spieler nur das Geld verspielen, das sie auch tatsächlich übrighaben.

Führt eine Bonitätsprüfung zur Abwanderung in die Illegalität?

Die Befürchtung der Gambling Business Group (GBP) ist, dass die Einführung einer solchen Bonitätsprüfung dazu führen würde, dass mehr Spieler auf den nicht regulierten Glücksspielmarkt ausweichen. Hier werde zumeist kaum auf einen ausreichenden Spielerschutz geachtet und die Spieler können nach eigenem Ermessen einzahlen. Und natürlich kann eine Stärkung des Schwarzmarktes nicht im Interesse der britischen Glücksspielaufsicht liegen. Erst vor einiger Zeit berichteten wir über die Auswirkungen auf die Glücksspielbranche nach dem Brexit.

Der GBP-Geschäftsführer Peter Hannibal gab zudem zu bedenken, dass er davon ausgehe, dass die geplanten Maßnahmen schon bald auch auf weitere Glücksspielangebote in Großbritannien ausgeweitet werden könnten:

„Im Extremfall wäre es aber naiv anzunehmen, dass die Prinzipien (…) nicht auch auf alle anderen Unterhaltungsaktivitäten für Glücksspiele, (…) lizenzierte Wettbüros ausgeweitet werden“.

Darüber hinaus sind auch Datenschützer über das Vorhaben, eine verpflichtende Bonitätsprüfung durchzuführen, empört. Im Rahmen einer solchen Prüfung müssten die Spieler schließlich ihre privaten Finanzen inklusive monatlicher Einnahmen und eventueller Vermögen offenlegen, um „beweisen“ zu können, dass sie sich das Glücksspiel auch leisten können. Wie nun auch das Magazin „The Spectator“ berichtet, wäre die Mehrheit der britischen Spieler damit jedoch nicht einverstanden. Es bleibt also abzuwarten, ob die britische Glücksspielaufsicht von ihrem Vorhaben Abstand nehmen oder tatsächlich eine Bonitätsprüfung einführen wird.

Bonitätsprüfung auch in Deutschland geplant?

Zum Thema „Bonitätscheck“ beim Online-Glücksspiel gibt es hierzulande bislang noch kaum mediale Berichterstattung. Fakt ist jedoch, dass der neue Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) ein monatliches Einzahllimit in Höhe von 1.000 Euro pro Spieler für alle Glücksspielanbieter vorsieht. Doch wer den § 6c GlüStV mit der Überschrift „Selbstlimitierung; Limitdatei für Glücksspiele im Internet“ aufmerksam liest, der wird auf eine geplante Bonitätsprüfung stolpern, die allerdings nicht als solche betitelt wird:

„Zur Erreichung der Ziele des § 1 GlüStV kann die jeweilige Erlaubnisbehörde Anbietern ermöglichen, dass bei ihnen mit anbieterübergreifender Wirkung einzelne Spieler einen abweichenden Betrag, welcher durch den Staatsvertrag betragsmäßig nicht festgelegt ist, festsetzen können“.

Im Klartext bedeutet das also, dass in Ausnahmefällen bestimmte Spieler einen beliebigen Betrag pro Monat einsetzen und auch verspielen können. Das 1.000 Euro-Limit greift damit nicht immer für alle Spielerinnen und Spieler.

Weiter heißt es im entsprechenden Absatz des GlüStV:

„Die Möglichkeit zur Erhöhung des grundsätzlichen gesetzlichen Höchstbetrages dient (…) der Lenkung des natürlichen Spieltriebes im Einzelfall von Personen, die jedenfalls nicht spielsuchtgefährdet und finanziell hinreichend leistungsfähig sind“.

Das wiederum hätte zur Folge, dass die Lizenzbehörde oder der Glücksspielanbieter prüfen müsste, ob der jeweilige Spieler „finanziell hinreichend leistungsfähig“ ist. Demnach würde faktisch auch in diesem Fall eine Bonitätsprüfung stattfinden müssen und der Spieler müsste etwa einen Gehaltsnachweis oder Kontoauszüge übermitteln, um mit höheren Einsätzen spielen zu können.

Fazit

Die GBP kritisiert als wichtige Interessenvertretung der britischen Glücksspielbranche das Vorhaben, eine Bonitätsprüfung für das Online-Glücksspiel in Großbritannien einzuführen. Stattdessen setzt man auf die Eigenverantwortlichkeit der Spielerinnen und Spieler und will Präventionsangebote optimieren. Sollte ein solcher „Bonitätscheck“ durchgeführt werden, befürchtet die GBP, dass ein nicht unerheblicher Anteil der Spieler auf den Schwarzmarkt ausweichen wird, wo es überhaupt keine Einzahl- oder Einsatzlimits gibt. Hierzulande könnte mit dem neuen GlüStV auch eine indirekte Bonitätsprüfung eingeführt werden. Dieser müssten sich Spieler zumindest dann unterziehen, wenn sie pro Monat mehr als 1.000 Euro bei Online-Glücksspielanbietern einzahlen wollen.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/vergrößern-glas-detektiv-suchen-4340698/

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