Ein Mitbegründer von dem Softwarestudio Epic Games (bekannt für das Videospiel Fortnite) fordert das Ende der Pay-to-Play-„Lootboxen“. Es könne nicht Ziel der Spielebranche sein, den Spielern „schaden“ zu wollen.

Im Rahmen des D.I.C.E. Summit (die Abkürzung steht für Design, Innovate, Communicate, Entertain), einer jährlich stattfindenden Computerspiele-Fachtagung in Las Vegas, hat der Mitgründer von Epic Games, Tim Sweeney, eine flammende Rede gehalten.

Er hat das Phänomen der Lootboxen scharf kritisiert und fordert die Abgrenzung der Videospiel-Branche von Glücksspielen wie in Las Vegas. Die Videospiel-Branche müsse klar definieren, wie sie wahrgenommen werden möchte.

Was kritisiert der Fortnite-Entwickler am Lootbox-System?

Sweeney bezeichnete das System der Lootboxen als "kundenfeindliches Modell". Er fragt sich als Geschäftsmann, wie man weiterhin als Firma Wachstum generieren kann und das auch noch in 10 Jahren. Lootboxen sind für ihn nicht der Weg der Zukunft.

Er ist der Meinung, dass die Videospiel-Branche endlich Verantwortung übernehmen und selbst zeigen muss, wie sie sich sieht. In dem Vortrag hieß es deshalb:

Wir müssen uns als Branche fragen, was wir sein wollen. Wollen wir wie Las Vegas sein, mit Spielautomaten… oder wollen wir als Entwickler von Produkten, denen Kunden vertrauen können, weithin anerkannt werden?

Sweeney ist sich sicher, dass Entwickler von Videospielen eher Letzteres bevorzugen. Er meint, dass immer mehr Spielehersteller freiwillig auf die Beutekisten verzichten werden. Er selbst sehe, dass die Mechanik der Lootboxen lediglich das Glücksspiel fördert und Jugendliche an die Nutzung solcher Angebote gewöhne. Dabei kritisiert er aber nicht nur die Beutekisten, sondern auch die Pay-to-Win-Modelle anderer Spiele:

Wir sollten uns bei der Erschaffung von Erfahrungen zurückhalten, bei der das Ergebnis durch Geldausgaben beeinflusst werden kann. Lootboxen spielen mit allen Mechanismen des Glücksspiels, mit Ausnahme der Möglichkeit, dass man am Ende mehr Geld gewinnen kann.

In der Vergangenheit gab es auch Lootboxen bei Fortnite

Loot-Boxen-Öffnung bei FortniteFrüher konnte man ebenfalls bei Fortnite die Beutekisten kaufen und sich so neue Skins oder andere Features sichern, die aber eigentlich am Spielverlauf nicht viel geändert haben. Belgien war eines der ersten europäischen Länder, das Lootoxen als Glücksspiel angesehen und verboten hat. Die Niederlande und Frankreich haben inzwischen ähnliche Einschätzungen vorgenommen.

Im September 2019 veröffentlichte das Komitee für Digital, Kultur, Medien und Sport des House of Commons in Großbritannien einen ausführlichen Bericht, in dem die Überlegungen und Vorschläge zum Umgang mit Lootboxen beschrieben wurden. Man hatte damals ebenfalls die Praxis verurteilt und den Gesetzgeber aufgefordert, die aktuellen Entwicklungen im Auge zu haben.

Seit Januar 2019 setzt Fortnite mit dem Update 7.30 „Fortnite saves the World“ auf ein neues System. Die Beutekiste mit dem Namen „V-Buck Llamas" wurde damals in "X-Ray Llamas" umbenannt. Die Spieler können seitdem die Inhalte der Beutekisten vor dem Kauf sehen. Alle 24 Stunden haben sie die Inhalte geändert, sodass man einfach abwarten muss, falls einem die Preise der Lootboxen nicht zusagen.

Eltern sind zunehmend über Ausgaben für Videospiele von Kindern besorgt

Fortnite ist nur ein Videospiel von vielen Games, welches kostenlos heruntergeladen und gespielt werden kann. Im Spiel selbst gibt es aber viele Möglichkeiten, um Geld auszugeben. Im Jahr 2018 hat Epic Games einen Gesamtumsatz von 2,4 Milliarden US-Dollar weltweit gehabt. Fortnite hat laut eigenen Angaben mehr als 200 Millionen registrierte Spieler, daher ist der Umsatz nicht verwunderlich, auch wenn es sich angeblich nur um „Mikro-Transaktionen“ handelt.

Die Organisation Internet Matters hatte in einer Umfrage von 2019 rund 2.000 Eltern von 4- bis 16-jährigen Kindern zum Thema des Internetverhaltens befragt. 67 % der Eltern gaben dort an, dass sie besorgt seien, dass ihre Kinder zu viel Zeit online verbringen. Dabei spiele es keine Rolle, ob es Computerspiele oder Social Media-Angebote betreffe. 26 % der Eltern waren ebenfalls über die Ausgaben der Kinder für In-Game-Käufe besorgt. Die Taschengeldausgaben würden dort stetig steigen.

Crossplay sei Alternative zu Lootboxen

Sweeney wollte aber auch Auswege aus der derzeitigen Glücksspiel-Videospiel-Situation in seiner Grundsatzrede aufzeigen. Er sieht in der derzeitigen Entwicklung der Videospiele grundsätzlich etwas Positives. Das Spielen von Videospielen würde sich zunehmend als Kommunikationsplattform gestalten. Das Thema Crossplay ist demnach sehr wichtig. Epic Games möchte sich mehr mit dem Thema des plattformübergreifenden Spielens beschäftigen. Er äußerte sich zum Crossplay wie folgt:

Was wir alle wirklich akzeptieren wollen und müssen, ist der gleichberechtigte Zugang zu allen Kunden und der Verzicht auf unsere Versuche, ein privates Monopol zu schaffen. In Fortnite spielt der Spieler, der Zeit mit Freunden verbringt, doppelt so lange und gibt mehr Geld aus. Plattformübergreifendes Spielen ist die Zukunft, und wir müssen alle unseren Beitrag leisten.

2019 hatte Epic Games die Unterstützung für plattformübergreifendes Spielen in Fortnite den Nutzern erklärt. Man setzt sich derzeit dafür ein, dass das Spielen für alle Spieler auf den verschiedenen Plattformen (PC, PS4 oder Xbox) fairer wird.

Vielleicht sollten mehrere Unternehmen es als Chance sehen, um neue Märkte zu erschließen. Das Werben um die Spieler kann dann ebenfalls einfacher werden. Es könnten dann ebenfalls die Diskussionen um Glücksspiel in Videospielen wie Fifa oder Apps wie Coin Master etwas leiser werden. Bei Coin Master steht der Vorwurf von Glücksspiel jedoch aufgrund des Spielprinzips an sich im Raum, was auch die Diskussionen um die Indizierung von Coin Master angeheizt hatte.

Wünschenswert wäre es auf jeden Fall, dass sich „normale Videospiele“ wieder mehr vom Glücksspiel und deren Mechanismen abgrenzen, sodass Glücksspiel nicht zur Normalität wird.

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3 Kommentare zu: Epic Games- und Fortnite-Boss fordert das Ende der Lootboxen

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Verstehe nicht warum Deutschland das nicht als Glücksspiel einstuft. Lootboxen gegen Geld? Ok, USK 18 und fertig. Dann sind die Lootboxen und Packs ganz schnell vom Tisch.
Die Kids und Jugentlichen wollen doch diese Loot-Boxen kaufen.
Sie wollen damit angeben, aus ner Kiste irgendeine besondere Waffe oder Gegenstand gezogen zu haben.
Das ist eben momentan das beliebeste Geschäftsmodell und nur weil...   Mehr anzeigen
lootboxen stehen schon seit langem unter schärferer kritik eine einstigsdroge in das glücksspiel zu sein. besonders wenn es sich um boxen wie damals EA handelt, wo bei nem vollpreistitel wie SWBF2 die boxen sogar noch ein pay- to-...   Mehr anzeigen

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