Die Bild-Zeitung hat eine neue Reihe gestartet: „Die Welt der Sportwetten“. Es werden teilweise Tipps und Tricks zu Sportwetten, Insiderinfos von Buchmachern und mehreren erfolgreichen Profi-Sportwettern geboten. Doch lohnt sich der Inhalt wirklich?

Weltweit werden 40 Milliarden auf deutsche Sportligen gesetzt. Auf die Fußball-Bundesliga wird Geld im Wert von 23 Millionen Euro auf der ganzen Welt gesetzt. 2018 wurden alleine in Deutschland 8,8 Milliarden Euro in Sportwetten eingesetzt. Ein Jahr zuvor waren es lediglich 7,5 Milliarden Euro. Rund 90 % der Einsätze werden bei den Wetten auch wieder ausgezahlt.

Sportwetten sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen und gesellschaftlich inzwischen akzeptiert. Durch die Sportwettensteuer von 5 % verdient auch der Staat an den Sportwetten mit.

Die Bild-Zeitung versucht derzeit mit Sportwetten neue Leser zu einer BILDplus-Mitgliedschaft zu bewegen. Man möchte also an dem Hype mitverdienen und hat eine Sportwetten-Reihe gestartet. Ich habe mir die ersten Artikel einmal angesehen, sodass man sich ein Bild machen kann, ob sich die Inhalte wirklich lohnen.

Interview mit bwin – ein Buchmacher packt aus

bwin LogoAuf diesen Artikel wurde ich als Erstes aufmerksam. Glücklicherweise besitzt Matthias einen BILDplus-Account und konnte mir alle Artikel zukommen lassen. Versprochen waren Insiderinfos eines Buchmachers – sicher gab es sie auch – aber die Schlagzeile war einmal wieder größer als der tatsächliche Inhalt.

In Europa gibt es mehr als 100 Buchmacher, Tipico ist in Deutschland am bekanntesten, in Europa ist bet365 der Marktführer. Man hat mit Jeremy Barrell ein Interview geführt. Er ist seit 2005 bei bwin und Chef-Buchmacher dort.

Auf die Frage wie die Quoten entstehen, sagte er schlicht, dass sie sich durch Fachwissen, mathematische Algorithmen und aktuelle Marktinformationen zusammensetzen. Beispielsweise könnten Spielerausfälle bei bestimmten Teams zu einer Veränderung der Quote führen. In Europa würde es jedoch nur Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Robert Lewandowski betreffen. Wenn Messi nicht spielt, könne die normale Quote von einem Barca-Sieg schnell von 1,3 auf 1,5 steigen.

Für den Buchmacher zahlen Unentschieden am besten, da Spieler fast nie darauf setzen würden. Vor allem die Deutschen würden gerne auf einen Außenseitersieg setzen. Beim 7:1 von Deutschland gegen Brasilien in der WM 2014 kam den Buchmachern es besonders teuer zu stehen.

Deutsche Sportwetter setzen vor allem auf die Bundesliga. Mit einigem Abstand folgen dann die 2. Ligen, Champions League, Premier League, La Liga, Serie A und Ligue 1. Am beliebtesten sind dabei Kombiwetten. Meist setzen Spieler auf 1 Freitagsspiel, mehrere Matches am Samstag und ein Spiel am Sonntag.

Andere Sportarten, die in Deutschland beliebt sind, wären unter anderem Tennis, Basketball (NBA), Eishockey und Handball. Durchschnittlich würden die meisten Spieler zwischen 5 und 10 Euro pro Wochenende setzen.

Live Wetten machen inzwischen 60 % der Sportwetten aus, daher findet Barrel Diskussionen um ein Verbot nicht zielführend. 

Mit Sportwetten Geld „verdienen“ – 2 Erfolgsprojekte werden vorgestellt

Jan Maack kommt aus Hamburg, ist gelernter Groß- und Handelskaufmann und lebt von dem Verkauf seiner Sportwettentipps. Als „Quotenwilli“ ist er bekannt. Er hat 120 Kunden, denen er seine Tipps für 100 Euro im Monat verkauft. Drei Angestellte beschäftigt er, um die besten Wettquoten zu finden und gute Spiele auswählen zu können.

So hat er Einnahmen durch die Kunden von 12.000 Euro und bekommt noch einmal 5 bis 10.000 Euro durch die Sportwetten. Früher hatte er immer wahllos auf höhere Ligen getippt. Inzwischen hat er sich auf Regionalligen spezialisiert und damit sehr viel Erfolg. Seinen höchsten Gewinn hatte er mit einer Wette beim Boxen auf Arthur Abraham – er hatte 15.000 Euro mit einer Wette gemacht, auch wenn er sie nicht mehr genau kennt.

Joachim Marnitz ist ein zweiter Profi-Zocker aus Schwaben, der von seinen Sportwetten lebt. Er hat studiert und wäre heute eigentlich Meinungsforscher, wenn sich die Sportwetten nicht als lukrativ erwiesen hätten. Er hat mit Kombiwetten beim Eishockey angefangen. Aus 25 Euro wurden 500 Euro, danach war er total angefixt – zahlte aber erst einmal einen hohen Preis.

Irgendwann spielte er bei Wetten auf Windhunde nur noch nach Quoten und nutzte Fehler der Buchmacher aus. Er setzte bei den Windhunden 10 Euro auf alle Wetten mit 10 Quote. Innerhalb weniger Zeit konnte er 6.000 Euro gewinnen. Irgendwann haben die Wettanbieter den Fehler gefunden und er wechselte zu Pferderennen.

2012 arbeitete er für das viertgrößte Wettsyndikat auf der Welt. An einem Samstag habe er dabei Einsätze bis zu einer Million Euro platziert. Er hatte die Wetten für den asiatischen Markt getätigt. Es sei dort ganz normal, dass Spieler kurz vor Anpfiff mit Wett-Agenten auf die Bundesliga setzen. Über Skype werden die Wetten besprochen, bis zu 300.000 Euro pro Quote sind dort keine Seltenheit.

Mittlerweile hat er in Wien ein eigenes Unternehmen für die Vermittlung von Sportwetten. Auf dem asiatischen Markt macht er dabei monatlich wenigstens 25.000 Euro, seine Siegquote bei Wetten liegt bei 57 %.

Marnitz arbeitet 6 Stunden am Tag. Er setzt bei den Wetten weniger auf Statistiken, sondern geht nach den Quoten. Lediglich bei der Frage nach der Anzahl von Toren sind Statistiken für ihn wichtig. Weiterhin versucht er, sich einen Informationsvorteil durch aktuelle Situationen zu verschaffen. Wenn das Wetter schlecht ist und es bei einem Spiel regnet, werden weniger Tore geschossen. Er setzt vor allem auf die Bundesliga, 2. Liga und Premier League. Auf die NHL und NBA setzt er manchmal – pro Woche kommen so insgesamt 100 Wetten zusammen.

Seinen höchsten Gewinn hatte er mit einer Wette auf Trump. Er hat 100.000 Euro gesetzt, dass Trump ein Jahr seiner Amtszeit schafft. Er persönlich hatte mit dem Abschluss der Wetten 25.000 Euro gemacht.

Sein Job gefällt ihm, aber er würde sich wünschen, dass das Ansehen des Berufs verbessert würde:

Aktienhändler sind gesellschaftlich viel höher angesehen und Banken, die Geld verzockt haben, werden sogar vom Steuerzahler gerettet. Beim Wetten ist jeder für sich selbst verantwortlich.

Bild Tipps und Tricks für Sportwetten

In einem Artikel werden dabei auch wichtige Tipps für Spieler gegeben. Aus meiner Sicht waren sie nicht gerade umwerfend, daher fasse ich hier die 4 Bild-Tipps nur kurz zusammen:

  1. Kleine Beträge einsetzen: Man soll ein monatliches Wettkapital festlegen und pro Wette höchstens 3 % des Kapitals einsetzen.
  2. Kombiwetten meiden: Kombiwetten würden zwar höhere Gewinne versprechen, aber sie zu gewinnen wird auch unwahrscheinlicher.
  3. Quoten vergleichen: Unterschiedliche Sportwettenanbieter haben verschiedene Quoten, ein Vergleich lohnt sich.
  4. Sportwetten aufschreiben: Man sollte immer aufschreiben, welche Wetten man gemacht hat, um einen Überblick zu erhalten.

Spielsucht am Beispiel und die Gefahr von Sportwetten

Andreas A. wird als Beispiel für die Gefahr von Sportwetten angeführt. Der 42-jährige Mann stammt aus Thüringen. Er habe seine erste Wette mit 16 Jahren abgegeben. Damals habe er die Wettscheine einmal pro Woche per Post erhalten. Es waren kleine Einsätze, die Gewinne waren überschaubar, dennoch hatte er Spaß. Sein Interesse wurde größer, als er einen Online Sportwettenanbieter gefunden hat und ihm mehr als 200 Wetten pro Spiel angezeigt wurden. Seitdem habe er Tag und Nacht für Sportwetten gelebt. Bei der Hochzeit, wie auch im Kreißsaal bei der Geburt seines Sohnes.

Das Ende kam, als er an einem Freitagabend alleine mit dem kleinen Sohn war. Die Kreditkarten waren überzogen, er hatte Paysafecards für die Nacht besorgt, aber um 21 Uhr waren alle aufgebraucht. Er hat seinen Sohn alleine gelassen, um in der Tankstelle neue Paysafekarten zu besorgen. Das war für ihn der Punkt, an dem er über eine Therapie nachgedacht hat. Zudem habe er 150.000 Euro schulden.

Es wird in den Texten ebenfalls darüber informiert, dass nur 1 % der Sportwetter überhaupt dauerhaft im Plus ist. Die meisten würden eher verlieren. Der Suchtforscher Tobias Hayer klärt ebenfalls über die Risiken von Sportwetten auf. Laut Jahrbuch Sucht soll es 180.000 pathologische Spielsüchtige in Deutschland geben, 10 % bis 20 % würden Sportwetten bevorzugen. Vor 10 Jahren war die Quote erst im Promillebereich.

Live-Wetten seien besonders gefährlich, da man 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche auf irgendeine Sportart setzen kann. Zunächst fangen Sportwetter meist an, auf ihren Lieblingsverein zu setzen. Irgendwann wollen die meisten mehr, müssen größere Einsätze setzen oder die Frequenz der Platzierung von Wetten erhöhen. Im Endstadium hätten Süchtige angegeben, dass sie nur wetten wollten, es war egal, welche Sportart es war, ob Bundesliga oder gregorianische Volleyball-Liga – Hauptsache wetten.

Die meisten süchtigen Sportwetter erfüllen 4 Merkmale: männlich, jung, Migrationshintergrund und Mitglied eines Sportvereins. Es ist aber auch bekannt, dass Profisportler an Spielsucht leiden können. Daher findet er die Werbung von Sportlern wie Oliver Kahn für besonders problematisch.

Fazit: Viele Schlagzeilen und viel heiße Luft

Insgesamt ist die „Welt der Sportwetten“-Reihe von Bild sicherlich für Einsteiger nicht schlecht. Jemand, der schon einmal Sportwetten abgegeben hat, wird nicht viel Neues finden. Manchmal sind die Schlagzeilen größer als der eigentliche Inhalt, aber das ist man von Bild gewohnt. Am Ende muss man gestehen, dass die Artikel keine Inhalte bieten, die man nicht vorher schon woanders gefunden hätte. Zumindest sind sie sehr einfach aufbereitet, wobei man alle Artikel lesen muss, um ein vernünftiges Bild der Problematik zu erhalten.

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