Seit Anfang des Jahres gelten für Wettbüros im Bundesland Bremen relativ strikte Vorgaben für den Betrieb. In verschiedenen Kontrollen ist den zuständigen Behörden der Stadt nun aufgefallen, dass sich viele Betreiber nicht an die Vorgaben halten.

Wettbüros (oder Wettvermittlungsstellen nach der offiziellen Bezeichnung) sind Annahmestellen für Sportwetten von ausländischen Glücksspielanbietern. Am bekanntesten sind sicherlich die Franchise-Unternehmen von Tipico, bwin, XTiP oder Bet3000. Mehrere Bundesländer versuchen derzeit, die Wettbüros gesetzlich auf einer Ebene mit den Spielhallen zu behandeln.

Man bemängelt meist undurchsichtige Geschäftspraktiken und nicht mehr tragbare Zustände in den Wettannahmestellen. Die Innenbehörde in Bremen hat solche Probleme festgestellt und daher wurde das Glücksspielgesetz zum 1. Januar 2020 verändert. In dem Glücksspielgesetz wurden zum ersten Mal auch Wettvermittlungsstellen berücksichtigt.

Welche Regeln gelten für Wettbüros in Bremen?

Die Auflagen für Wettbüros in Bremen orientieren sich an den Regeln für Spielhallen. Abstandsregeln sollen unter anderem den Spieler- und Jugendschutz verbessern. Zudem gibt es strikte Werberegeln. Folgende wichtige Auflagen sollte man kennen:

  • Zwischen Wettbüros und Kinder- und Jugendeinrichtungen muss ein Abstand von 250 Metern Luftlinie eingehalten werden.
  • Wettvermittlungsstellen und Spielhallen dürfen sich nicht im gleichen Gebäudekomplex befinden.
  • Der Verkauf von Waren oder Dienstleistung ist in Wettbüros untersagt.
  • Es dürfen keine Spielautomaten in Wettvermittlungsstellen betrieben werden.
  • Kredite, Stundungen oder sonstige Zahlungserleichterungen für Kunden durch Mitarbeiter oder den Betreiber sind nicht zulässig.
  • Wetten dürfen nicht am Terminal abgeschlossen, sondern müssen bei einer Aufsichtsperson abgegeben werden.
  • Es dürfen keine Wetten an erkennbar spielsüchtige Kunden vermittelt werden.
  • Wettbüros müssen von außen einsehbar sein. Werbung mit Sportvereinen, Ikonen des Sports oder glücklichen Sportwettenfans ist verboten.
  • Schulungen des Personals sind vorgeschrieben. Es handelt sich um einen achtstündigen Unterricht mit abschließendem Test bei einem zertifizierten Anbieter. Alle drei Jahre muss der Kurs aufgefrischt werden.
  • Wettterminals in der Gastronomie oder Kiosken sind verboten.

Die Innenbehörde von Bremen sah Probleme für Menschen, welche sich täglich in dem Umfeld von Wettterminals aufhalten. Gegen das Phänomen wollte man Abhilfe schaffen. Hilke Hülsmann ist Glücksspielreferentin in der Innenbehörde und kommentierte die strikteren Auflagen mit folgenden Worten:

Wettbüros sollten weder Treffpunkt noch Wohnzimmer sein. Glücksspiel ist kein Gut des täglichen Lebens.

Wie werden die neuen Auflagen für Wettbüros kontrolliert?

Für die Kontrollen wollte die Innenbehörde neue Stellen schaffen. In der Innenbehörde hatte Bremen bereits letztes Jahr das Personal aufgestockt, bei den Ordnungsämtern hat man es in diesem Jahr getan.

Die Glücksspielaufsicht der Behörde ist zusammen mit dem Ordnungsamt in Form des Ordnungsdienstes in dem letzten halben Jahr mehrmals auf Streifzug durch die Stadt gegangen. Laut Innensenator Ulrich Mäurer von der SPD habe man sofort mit dem Inkrafttreten des Gesetzes auch den Vollzug umgesetzt.

Es wurden so inzwischen rund 35 Wettvermittlungsstellen in den Stadtteilen Gröpelingen, Walle, Hemelingen, Hastedt, Neustadt sowie in der Bahnhofsvorstadt geprüft. Es wurde gegen eine oder mehrere Auflagen an den meisten Standorten verstoßen. Laut Hülsmann wurden in den meisten Fällen „Gelbe Karten“ erteilt. Es handelt sich um erste Verwarnungen, welche das Ordnungsamt ausspricht. Erst danach wird es für die meisten Anbieter unangenehm, wenn sie die Probleme nicht beheben. Größtes Problem war, dass verschiedene Betreiber noch Getränke und Speisen ausgegeben haben, was nicht mehr in Bremen erlaubt ist.

Ein Wettbüro in Gröpelingen musste sofort geschlossen werden. Laut Referentin der Innenbehörde gab es dort keinen Jugend-, Spieler- oder Geldwäscheschutz und auch kein Sozialkonzept. Ferner habe man nicht mehr zugelassene Terminals gefunden, an denen Spieler ohne Aufsicht Wetten abgeben können.

Das Aufstellen von Wettterminals in Kiosken, Kulturvereinen und Teestuben ist untersagt. Bereits aufgestellte Terminals mussten am Anfang des Jahres entfernt werden. Die Polizei hilft bei der Überprüfung von illegalen Wettannahmestellen. Grundsätzlich seien in diesem Bereich Bußgelder bis 500.000 Euro vorgesehen. Allerdings hängt es vom Vergehen ab. In der Praxis würden die Bußgelder eher zwischen 300 und 500 Euro bei den derzeitigen Verwarnungen liegen.

Wettbüro-Branche zeigt sich besorgt über die Entwicklung

Das härtere Vorgehen bringt viele Wettbürobetreiber in Sorge. Man hat die Unternehmen jetzt aufgefordert, Konzepte für den Spielerschutz oder Nachweise über Schulungen der Mitarbeiter vorzulegen. Die Glücksspiel-Abteilung der Innenbehörde muss die Konzepte nun bewerten und gegebenenfalls neue Verfahren in Gang setzen.

Bei den Wettbüros macht das Verbot vom Ausschank von Getränken aber mehr Probleme. Der Geschäftsführer der Albers Wettannahmen GmbH aus Hannover, Norman Albers, betreibt mehrere Standorte in Bremen. Er arbeitet mit dem maltesischen Sportwettenanbieter tipwin zusammen. Gegenüber den Medien erklärte er sein Dilemma wie folgt:

Viele unserer Stammkunden, die sich lange bei uns aufhalten, sind um die 80 Jahre alt, die dehydrieren im Zweifel.

Die Abschaffung der Terminals zum selbstständigen Wetten sieht er als Gefahr. Es würde die Spieler eher zur Nutzung von Online-Anbietern anregen. Das treibe die Kunden ins Internet und würde die Ausübung des Geschäfts beschneiden.

Der deutsche Sportwettenmarkt bietet Umsätze in Milliardenhöhe. 2019 sollen es rund 9,3 Milliarden Euro gewesen sein, welche deutsche Sportwetter insgesamt eingesetzt haben. Das entsprach einem Anstieg von 21 % gegenüber dem Vorjahr. Der Anstieg war überraschend, da es keine Fußball-WM oder EM in diesem Jahr gab. Rund 95 % der Umsätze entfallen auf ausländische Sportwettenanbieter mit EU-Glücksspiellizenzen.

Es handelt sich um einen rasant ansteigenden Markt, der in diesem Jahr durch die Coronapandemie ausgebremst wurde. Die Wettbüros mussten auch in Bremen während des Lockdowns schließen. Welche Auswirkungen die neuen Auflagen auf die Wettbüro-Szene in Bremen hat, bleibt abzuwarten. Viele Betreiber der Wettvermittlungsstellen sehen die neuen Gesetze und Kontrollen mit Sorge. Die Regeln könnten somit zur Schließung von Wettbüros führen, weil sie zunehmend unrentabel für die Betreiber vor Ort werden.

AdobeStock 257897294, Football fan watching the match in sports bar © Nomad_Soul

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