David Baazov, dem ehemaligen Geschäftsführer vom kanadischen Amaya, wurde von der kanadischen Finanzbehörde 2016 Insiderhandel vorgeworfen. In der vergangenen Woche wurde die Klage fallen gelassen, da die Behörde bei den Ermittlungen grobe Fehler gemacht hat. Ein kurzer Bericht darüber.

Da in der letzten Woche viel Trubel um die Verhaftung des Geschäftsführers von Cherry AB wegen Insiderhandel gemacht wurde, sollte man vielleicht auch über David Baazov berichten. Er war der frühere Geschäftsführer von Amaya. Das Unternehmen wurde mittlerweile in die PokerStars Group Inc. umbenannt. Zuvor hatte Amaya für die Rekordsumme von 4,9 Milliarden Euro PokerStars aufgekauft und wurde damit 2014 zum größten Pokerunternehmen.

Hintergrund der Vorwürfe

Im März 2016 hat die kanadische Autorité des marchés financiers (AMF) 23 Anklagepunkte gegen den damaligen Geschäftsführer David Baazov und einige Berater erhoben. Dabei ging es um die Übernahme von PokerStars im Jahr 2014. Dem ehemaligen CEO von Amaya wurde Insiderhandel vorgeworfen, wobei er durch den Erhalt vertraulicher Informationen die Übernahme stark vereinfacht haben soll und es weiterhin dazu geführt hat, dass der Kurs des Unternehmens an der Börse beeinflusst wurde. Neben dem CEO David Baazov standen der Amaya-Manager Benjamin Ahdoot und Yoel Altman als Finanzberater in der Provinz Quebec vor Gericht.

Der Prozess wurde nach Sichtung der Beweise nun vor 6 Wochen aufgenommen. Experten hatten eigentlich erwartet, dass sich die Verhandlungen bis zum Herbst hinziehen würden. Es handelte sich hier um den größten Fall von Insiderhandel in Kanada. Umso überraschender war die Meldung am Mittwoch, den 6. Juni, dass das Gericht die Untersuchungen jetzt eingestellt und alle Klagen abgewiesen hatte.

Der Gerichtsprozess und die Entscheidung zum Abbruch

Baazov hatte in 5 Anklagepunkten seine Unschuld beteuert, dazu gehörte auch die Beeinflussung des Marktpreises von Amayas Wertpapieren. Yoel Altman und Benjamin Ahdoot sowie 3 weitere Unternehmen wurden zusätzlich in 18 Punkten angeklagt. Auch hier wurde auf unschuldig plädiert.

Dem dritten Antrag der Verteidigung zur Aussetzung des Verfahrens wurde nun stattgegeben, obwohl zwei frühere Anträge (der letzte davon im Januar) gescheitert waren. Grund waren dafür Verfahrensfehler bei der Ermittlungsbehörde.

Streit um Umgang mit vertraulichen Daten

Während der Untersuchungen wurden durch die Finanzbehörde Kanadas mehr als 10 Millionen Beweismittel und Daten zusammengetragen. Die Verteidigung hatte wiederholt den Ermittlern einen laxen Umgang mit vertraulichen Informationen vorgeworfen. In der letzten Woche wurden die Mängel so offensichtlich, dass der Richter Salvatore Mascia die Anklage fallen gelassen hat. Er machte in seiner Begründung die mit den Ermittlungen beauftragte Autorité des marchés financiers (AMF) im vollen Umfang verantwortlich.

Unter anderem seien einigen Angeklagten nicht alle Beweismittel zugestellt worden, sodass die Verteidigung keine Möglichkeiten der Vorbereitung hatte. Der eigentliche Auslöser war jedoch, dass man seitens der Verteidigung angab, dass man 320.000 vertrauliche Dokumente von der AMF erhalten hatte, die man eigentlich nicht hätte bekommen sollen. Die Behörde fordert diese Dokumente unter anderem jetzt zurück. Der Richter sah sich daher zur folgenden Aussage gezwungen:

Wenn die Umstände es verlangen, muss das Gericht das Verfahren einstellen. Fordern die wiederholten Fehler in diesem Fall die Einstellung des Verfahrens? Ja.

Stimmen zum Prozess

Die Angeklagten haben sich bisher nur über die Daisy Group (einer Medienvermittlungsagentur) durch eine Pressemitteilung geäußert:

Wir schließen uns der Einschätzung des Richters an und sind sehr glücklich mit der Entscheidung.

Weitere Kommentare gab es zu den neuen Ereignissen von der Verteidigung nicht. Die Untersuchungsbehörde war jedoch sichtlich enttäuscht. Von den Vertretern der Finanzbehörde hörte man daher nur folgende Sätze in einer Presseerklärung:

Wir sind offensichtlich sehr enttäuscht von der Entscheidung des Richters. Wir werden das Urteil sehr genau analysieren und die Relevanz des Einspruchs prüfen.

Fazit: Viel Aufregung, aber nichts passiert

Als es 2016 zu den Untersuchungen kam, war die Branche durchaus in Aufruhr, ähnlich wie es in der letzten Zeit bei Cherry AB wegen der Verhaftung des CEOs der Fall war. Zumindest in dem Fall PokerStars mussten die Ermittlungen vorerst aufgrund von Verfahrensfehlern eingestellt werden. Sicherlich hat man seitens der Anklage das Recht der Revision des Urteils, sodass sich der Fall weiter hinziehen kann. Dennoch handelt es sich um einen herben Rückschlag, den man bei einem der größten Fälle von angeblichem Insiderhandel so nicht erwartet hätte.

Ob an den Vorwürfen etwas Wahres war, wird sich eventuell noch zeigen, vorerst waren aber alle Ermittlungen vergebens und die Beweise sind nun nichts mehr wert.

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