In Großbritannien wurde jetzt ein Fall bekannt, bei dem ein 13-Jähriger die Firmenkreditkarte seines Vaters nahm und damit 80.000 britische Pfund bei Fußballwetten verspielte. Einige Details über den Fall, der sich vor 2 Jahren ereignet hat, versuche ich hier einmal zusammenzufassen.

Anfang der Woche wurde ein besonders schwerer Fall von Glücksspielsucht bei einem 13-Jährigen gemeldet. Der Schüler aus der Grafschaft Lancashire hatte scheinbar angefangen mit dem Platzieren von Wetten auf Fußballspiele. Vor zwei Jahren hat er mit dem Spielen angefangen, nachdem er diverse Werbungen für Online Sportwettenanbieter bei einem Fußballspiel in Wembley gesehen hatte.

Was als einfacher Spaß begann, endete schließlich mit einem Verlust von 80.000 britischen Pfund (91.500 Euro), einem Ausmaß, was der Junge nicht abschätzen konnte, da er dachte, dass er eigentlich Geld gewinnt.

Anmeldung war sehr einfach

Der Schuljunge hatte angegeben, dass er sich sehr einfach bei den verschiedenen Sportwettenanbietern anmelden konnte. Er kannte alle wichtigen persönlichen Daten des Vaters und hat sie einfach nutzen können. Zur Finanzierung hatte er die Firmenkreditkarte seines Vaters genutzt, wobei er Fotos von ihr auf seinem Handy gespeichert hatte. Bei der Anmeldung hat er dann einfach seine Mobilfunknummer im Account hinterlegt.

Gegenüber dem Mirror sagte der 13-Jährige zur Registrierung lediglich:

Es war viel zu einfach. Ich musste nur den Namen, die Adresse, das Geburtsdatum und die Kartendetails meines Vaters eingeben und eine Box mit der Angabe, dass ich 18 Jahre alt bin, abhaken - es dauerte sprichwörtlich bloß Sekunden, um sich zu registrieren und mit dem Glücksspiel zu beginnen.

Zunächst soll er einige große Gewinne mit Einsätzen zwischen 5 und 10 Pfund durch seine platzierten Wetten gemacht haben, dann wurden seine Einsätze aber immer höher und höher. Er hat dann irgendwann 100 Pfund und später 1.000 Pfund an Einsätzen pro Tag gehabt. Die Verluste häuften sich und er war der Meinung, dass nur weitere Wetten und die eventuellen Gewinne eine Abhilfe schaffen könnten. Laut eigenen Angaben hat er dann in einer Woche wieder angefangen, 6 Stunden am Tag mit Wetten und dem Checken der Quoten zu verbringen. Er verpasste sein Fußballtraining, machte seine Hausaufgaben nicht mehr, Sportwetten waren sein einziger Lebensinhalt.

Die Verluste fielen 6 Monate später erst auf. Die Erdarbeitsfirma seines Vaters hat im Monat Umsätze von 30.000 Pfund (ungefähr 34.000 Euro), sodass die ersten Wetten nicht weiter aufgefallen sind. Sein Vater erhielt einen Anruf der Bank, die auf die Transaktionen und das fehlende Geld hingewiesen hatte. Damals hatten sich bereits 20.000 Pfund (rund 23.000 Euro) an Verlusten über die Zeit angesammelt.

Seine Eltern konfrontierten den Sohn damit und er gestand sofort seine Spielsucht. Als Folge ging er zur Psychotherapie gegen die Spielsucht. Diese schloss er erfolgreich ab, sodass die Eltern sich keine größeren Gedanken mehr machten.

Erneuter Rückfall nach fünf Monaten

Fünf Monate nach dem Ende der Therapie hatte der Junge in einem unbeobachteten Moment die Geldbörse des Vaters gefunden und dort ebenfalls eine andere Kreditkarte gesehen. Der inzwischen 15-Jährige gestand jetzt in einem Interview gegenüber dem Mirror:

Es war, als wäre ein Monster in meinem Kopf, das mich zurückruft.

In einer Woche verfiel er dann in die alten Muster und hat so noch einmal 60.000 Pfund (rund 69.000 Euro) verspielt, wobei der 43-jährige Vater diesmal bereits am Ende der Woche einen Anruf der Bank erhielt, dass eine große Menge Geld fehle.

Die Eltern waren über die Ausmaße schockiert und hatten außerdem Angst, dass sie durch die hohen Verluste ihr Geschäft und ihr Haus verlieren würden. Die Eltern gaben nur noch an, dass sie wahrscheinlich nie mehr festes Vertrauen zu ihrem Kind aufbauen können, da sie hohe Kredite zur Begleichung der Schulden aufnehmen mussten und sich dadurch stark gelähmt fühlen. Der Schuljunge hatte zusammengefasst bekannt gegeben:

Ich hatte keine Ahnung, dass Glücksspiel eine Sucht wie Rauchen, Trinken oder Drogen sein könnte. […] Es tut mir leid, was ich getan habe. Ich fühle mich, als hätte ich alles ruiniert und unser Leben wird nie wieder dasselbe sein.

Neue Statistiken zu Spielsucht bei Kindern sind alarmierend

Der Schuljunge, der verständlicherweise lieber anonym bleiben möchte, hat in einem Interview zum ersten Mal über seine Probleme öffentlich gesprochen. Leider gehen die meisten Experten und Regierungsbehörden inzwischen davon aus, dass es sich um keinen Einzelfall in Großbritannien handelt.

Nach Regierungsangaben nehmen rund 370.000 Kinder und Jugendliche in Großbritannien (12 % der 11- bis 16-Jährigen) einmal in der Woche an Glücksspielen teil. Mehr als 250.000 nutzen dafür Anbieter, die durch die UK Gambling Commission lizenziert sind.

Die Ergebnisse stammen aus einer Studie der UK Gambling Commission zum Thema Glücksspiel unter Jugendlichen, die im Dezember 2017 veröffentlicht wurde. Spielautomaten sind dabei bei 24 % der jungen Spieler beliebt, 21 % nutzen Lottoangebote, lediglich 11 % nehmen an Sportwetten oder anderen Skill Games teil. Zum Thema Marketing haben die Schüler in Umfragen angegeben, dass 80 % Glücksspielwerbung im Fernsehen gesehen haben, 70 % werden aber durch soziale Netzwerke und deren Werbung darauf aufmerksam.

Insgesamt gibt es wohl 430.000 Glücksspielsüchtige in Großbritannien, wobei laut Regulierungsbehörde 25.000 zwischen 11 und 16 Jahre alt sein sollen. Angesichts dieser Sachlage ist aus meiner Sicht verständlich, warum die UK Gambling Commission in den letzten Monaten verstärkt gegen Verstöße beim Spielerschutz vorgegangen ist und auch das Werben mit kindlichen Motiven durch Online Casinos und Softwarehersteller unterbinden möchte.

Bildquelle: 203074632 - View of lecture app against man using smartphone while holding digital tablet © vectorfusionart

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4 Kommentare zu: 13-Jähriger verspielt 80.000 britische Pfund bei Online Wetten

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Avatar von Anonym
Das Problem ist einfach das genauso gut der Vater das Geld verspielt haben kann und es dann später auf den Sohn schiebt, der sich dann dafür opfert um vielleicht so wieder an das Geld zu kommen.

Hier sind die Glücksspielbehörden...   Mehr anzeigen
Avatar von Anonym
Der Junge war ja minderjährig,hätte somit gar nicht spielen dürfen. Ist das dann nicht so, das die Einsätze zurück erstattet werden müssen?
Theoretisch ja, aber solche Seiten sind immer gut in Geld einnehmen und nicht ausgeben bzw. zurückerstatten.
Eigentlich schon, scheinbar haben die Eltern es aber nicht versucht, sondern lediglich versucht, die Verluste zu begleichen. Fraglich ist halt, wie man zweifelsfrei beweisen kann, dass der Vater nicht gespielt hat, sondern...   Mehr anzeigen

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