Ende der letzten Woche wurden Statistiken veröffentlicht, die dem Online Glücksspiel in Österreich ein rasantes Wachstum prognostizieren. Deswegen drängen die meisten Experten dort zur Aufhebung des Glücksspielmonopols und zur Liberalisierung des Marktes mit eigenen österreichischen Glücksspiellizenzen. Hier ein kleiner Abriss zur aktuellen Situation.

Im Februar 2018 gab es einige Aufregung in Bezug auf das Online Glücksspiel in Österreich. Das Finanzministerium hatte damals einen Entwurf für Anpassungen des Glücksspielgesetzes (GSpG) erstellt, wobei man auch Internetsperren (IP-Blocking) gegen ausländische Onlineanbieter vorgesehen hatte.

Der Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) wollte damit das Monopol der staatlichen Casinos Austria schützen und das (aus seiner Sicht) nicht erlaubte Glücksspiel unterbinden. Dieser Entwurf wurde jedoch kurz nach der Veröffentlichung zurückgenommen. Ein technisches Versehen hatte man damals eingestanden. Trotz zahlreicher Ankündigungen des Finanzministeriums gab es keine neuen Entwürfe. Bisher wurde lediglich bekannt, dass bei der österreichischen Regierung, bestehend aus Koalitionspartnern ÖVP und FPÖ, die neuen Änderungen für Diskussionen gesorgt haben, wobei hier vor allem der Einfluss der großen Konzerne in der Kritik stand.

Eine neue Statistik der BRANCHENRADAR.com Marktanalyse GmbH hat jetzt ergeben, dass 85 % der Online Umsätze im EU-Ausland generiert werden. Es handelt sich um eine Grauzone, die endlich vom österreichischen Staat reguliert werden sollte, da deren Bewohner scheinbar nichts vom Glücksspielmonopol halten.

Die Ergebnisse der Statistik

Das Unternehmen hat sich für ihre Statistik die Bruttospielerträge von 2014 bis 2017 in Österreich genauer angesehen. Der Wert beschreibt dabei die Gewinne der Casinos (vor Steuern und Abzüge der Betriebskosten), wobei die Auszahlungen an Spieler bereits abgezogen sind.

2016 haben die Österreicher den verschiedenen Anbietern einen Bruttospielertrag von 1,61 Milliarden Euro ermöglicht. 2017 waren es dann 4 % mehr, also insgesamt 1,675 Milliarden Euro.

Größtes Zugpferd ist laut Analyse des Marktes der Online Bereich. Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Bruttospielertrag um 11,4 % gesteigert, sodass man auf 283 Millionen Euro Umsatz gekommen ist. Der Marktanteil in Österreich stieg somit um 1,1 % auf mittlerweile 16,9 %.

Der größte Anteil am Umsatz entfiel jedoch weiterhin auf das stationäre Glücksspiel, wozu man in der Statistik die 12 Spielbanken von Casinos Austria, die Sportwettbüros (am bekanntesten ADMIRAL) und das Automatenglücksspiel in Spielhallen, welches ebenfalls von Novomatic dominiert wird, rechnet. Insgesamt sank der Marktanteil beim stationären Casinoglücksspiel um 0,7 %.

Die restlichen 676 Millionen Euro wurden beim Lotteriespiel umgesetzt, wobei dazu der Offline-Sektor zählt, wie auch die Online Annahmestellen. Im Internet ist für die Annahme der Lottotipps in Österreich win2day.at verantwortlich.

Markt jenseits des Glücksspielmonopols offensichtlich

Der Glücksspielmarkt hat in Österreich 45 % am Wachstum des Bruttospielertrages von 2016 zu 2017 ausgemacht. Der Onlineanbieter mit österreichischer Glücksspiellizenz konnte insgesamt nur einen kleinen Umsatzanstieg verzeichnen. 85 % des Online Umsatzes in Österreich werden von Glücksspielanbietern mit anderen europäischen Lizenzen generiert. Insgesamt hat man festgestellt, dass die Anbieterkonzentration in diesem Bereich sehr hoch ist und dass sich die Gewinne zum größten Teil auf 10 Betreiber verteilen.

Trotz der starken Erscheinung handelt es sich auch in Österreich rechtlich um eine Grauzone. Die Betreiber mit EU-Konzession argumentieren mit dem Recht auf Dienstleistungsfreiheit, um ihren Service weiter anbieten zu dürfen. Laut den Erstellern der Studie sollte die österreichische Regierung jetzt handeln und endlich einmal Sicherheiten für alle Beteiligten schaffen, das Glücksspielmonopol ist gescheitert und hat keine Hilfe für die Regulierung des Glücksspiels dargestellt. Andreas Kreutzer von BRANCHENRADAR fasste es wie folgt zusammen:

Aus unserer Sicht wäre es sinnvoll, einen ordnungspolitischen Rahmen zu schaffen, der es mehr als einem Onlineanbieter erlaubt, sich um eine österreichische Lizenz für Online Glücksspiel zu bewerben. Denn offensichtlich gibt es eine Nachfrage jenseits des Monopols und es wäre doch besser, diese in einem legalen Markt zu kanalisieren, als weiterhin für alle Beteiligten Rechtsunsicherheit aufrechtzuerhalten.

Ein paar Infos zu den Urhebern der Studie

Bei Studien spielt es immer eine große Rolle, wer sie finanziert hat. Auf der recht ungewöhnlichen Webseite des Unternehmens kann man die ganzen Ergebnisse zu dem Thema für 7.990 Euro kaufen, bei den von mir vorgestellten Zahlen handelt es sich nur um die Daten einer Pressemitteilung, die durch die Medien wandert.

BRANCHENRADAR.com Marktanalyse GmbH (vormals KREUTZER FISCHER & PARTNER Consulting GmbH) hat seinen Sitz in Wien und nimmt seit 1991 Marktanalysen vor. Mittlerweile hat man Studien für mehr als 100 Märkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz erstellt. Die Studien werden wohl ausschließlich im Eigenauftrag erstellt und sind für den freien Verkauf bestimmt, daher garantiert man eine Interessenungebundenheit, auf die man viel Wert legt.

Wie ist die derzeitige rechtliche Situation von Online Glücksspiel in Österreich?

In Österreich gibt es ähnlich wie in Deutschland ein Glücksspielmonopol für Casinos und Lotterien. Laut dem Glücksspielgesetz benötigen alle Anbieter eigentlich eine österreichische Konzession, die im Online Bereich der staatliche Anbieter win2day.at hat. Das Angebot von Spielautomaten ist dort ein Witz, große Online Softwareentwickler werden nicht angeboten. Lediglich einen Evolution Gaming Live Bereich hat man, der auch von anderen Online Casinos bekannt ist.

Sportwetten fallen nicht unter das Glücksspielgesetz. Trotz der schwierigen rechtlichen Lage finden sich auch für österreichische Spieler viele Anbieter im Internet, die vor allem Sportwetten, aber auch Casinospiele mit ausländischer EU-Lizenz anbieten. Sie pochen dabei auf ihr Recht der Dienstleistungsfreiheit.

Seit 2013 redet das Finanzministerium davon, dass man gegen die Anbieter ohne österreichische Lizenz härter vorgehen möchte. Bisher ist jedoch nicht viel geschehen. Mit dem sogenannten IP-Blocking wollte man zuletzt durch die Hilfe des Telekommunikationsregulators TKK gegen die Anbieter vorgehen. 2.000 Webseiten hat das Ministerium wohl ausfindig machen können, die nicht den Ansprüchen an österreichische Lizenzen in Sachen Jugendschutz und Geldwäsche genügen würden, welche man für österreichische Spieler blocken müsste.

In einem Entwurf waren Netzsperren in Österreich zunächst angedacht, dieser wurde aber zurückgenommen und ist damit erst einmal hinfällig. Viele Experten sind sich ohnehin einig, dass man mittlerweile die Anbieter aus dem EU-Ausland nicht mehr ausschließen könne. Sie verweisen eher auf Vorbildstaaten wie Großbritannien und Dänemark, welche unbeschränkt Lizenzen vergeben. Dort würden die Spieler fast ausschließlich bei Betreibern mit einheimischer Konzession spielen, was einer besseren Kanalisierung des Glücksspiels entspricht, als es mit einem Monopol der Fall ist.

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