Die kambodschanische Stadt Sihanoukville hat viel investiert bzw. investieren lassen, Einheimische vertrieben, Anwohnern den Zugang zu Stränden entzogen, der chinesischen Mafia die Türen geöffnet und Zwangsarbeit sowie Betrug im großen Stil toleriert: Alles, um eine Glücksspielmetropole - ein zweites Las Vegas - zu werden. Mit diesem Ziel ist man offensichtlich krachend gescheitert. Was bleibt, sind hunderte Bauruinen, eine hohe Arbeitslosigkeit und eine sehr fragwürdige Sicherheitslage.

In vielen Teilen Asiens gelten Glücksspiele unterschiedlichster Art als alltägliche Freizeitbeschäftigung. Entsprechende Angebote sind dennoch keineswegs legal. Es gibt allerdings gewisse Sonderzonen, in denen Spielautomaten, Baccarat, Roulette und Co. gespielt werden dürfen. Ein solcher Ausnahmebereich wurde auch im kambodschanischen Sihanoukville eingerichtet.

Chinesische Investoren steckten Milliarden in den dortigen Aufbau eines neuen asiatischen Glücksspielzentrums. Ziel war es, der großen Gambling-Metropole Las Vegas und wohl auch dem hiesigen Mekka der Glücksritter, nämlich Macau, den Rang abzulaufen. Die Stadt und das ganze Land erhofften sich Massen chinesischer Glücksspieltouristen und sicheren Wohlstand.

Es wurde viel gebaut und die heutige Skyline lässt aus der Ferne tatsächlich auf eine moderne, erfolgreiche Großstadt schließen. Bei näherer Betrachtung fällt jedoch schnell auf, dass ca. 80 Prozent der Hochhäuser leer stehen oder gar nicht fertiggestellt sind.

Der Startschuss zum kambodschanischen Las Vegas erfolgte 2010, der „Goldrausch“ begann 2016 – und damit auch der Abstieg

Kambodscha und China beschlossen 2010 die Einrichtung einer Sonderwirtschaftszone in Sihanoukville. Das große Geld strömte schließlich ab 2016 in die Stadt. Die Grundstückspreise zogen an und es begann ein sinngemäßer Goldrausch. Immer mehr Land für Bauprojekte war gefragt und wurde nicht selten mit zweifelhaften Mitteln beschafft.

Einheimische sprechen heute von Vertreibung und Enteignung der Anwohner in großem Umfang. Selbst der Zugang zu einigen Stränden wurde der lokalen Bevölkerung verwehrt. Einige zogen vor Gericht. Chancen auf Erfolg waren durch die korruptionsanfällige kambodschanische Justiz jedoch praktisch nicht gegeben. Die chinesischen Investoren ließen ihre guten Verbindungen zur Politik spielen und konnten praktisch ungehindert weitermachen.

Sihanoukville

Sihanoukville liegt rund 200 Kilometer südwestlich von Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha. Die Stadt gilt als wichtigster Hafen des Landes. Benannt wurde sie nach dem ehemaligen kambodschanischen König Norodom Sihanouk. Sihanoukville hatte in puncto Fremdenverkehr lange Zeit kaum Bedeutung. Lediglich Rucksacktouristen verirrten sich dann und wann an die idyllischen Strände. Nach dem Boom stiegen die Zahlen der Reisenden und zudem die der Einwohner rapide an. Die Bevölkerung wuchs von ursprünglich 90.000 auf zeitweise 300.000. Heute leben jedoch wieder deutlich weniger Menschen in Sihanoukville.

Casinos ziehen Kriminelle an – unkontrolliertes Glücksspiel, Gewalt, Geldwäsche und Zwangsarbeit sind die Folgen

Wo viel Geld im Umlauf ist und die Korruption blüht, sind Kriminelle in aller Regel nicht weit. So siedelten sich auch in Sihanoukville schnell allerlei zwielichtige Gestalten mit ihren Machenschaften an. Der chinesischen Mafia bzw. den Triaden versprachen die Stadt und deren Casinos beste Geschäfte.

Kambodscha rangiert tatsächlich auf Platz drei der korruptesten fernöstlichen Länder – hinter Nordkorea und Afghanistan. Politiker stecken dort fast unverhohlen Geld ein und sind mitunter sogar aktiv an Verbrechen beteiligt. Auch der Polizei wird eine starke Mitwirkung zugewiesen. Hilfsorganisationen raten dazu, entsprechende Beamte in Problemfällen zu meiden oder gleich zu bestechen.

Durch diese Voraussetzungen gefördert, wurde Sihanoukville in Windeseile zu einer Casino-Stadt, die mehr und mehr unter der Kontrolle chinesischer Krimineller stand (und bis heute steht). Das unregulierte Glücksspiel breitete sich aus. Man konnte sogar in kleinsten Läden Einsätze machen. Die großen Casinos wurden vor allem für die Geldwäsche missbraucht. Sie waren allerdings auch Ausgangspunkt für andere und noch deutlich drastischere Straftaten rund um Erpressung und Zwangsarbeit. Die Eskalation der Gewalt rund um das Glücksspiel schien zeitweise nicht mehr aufzuhalten zu sein.

Schließlich griffen die Behörden unter einem zunehmenden Druck der chinesischen Regierung aber doch durch. Die Coronapandemie trug ebenfalls ihren Teil bei.

Eindämmung des unkontrollierten Glücksspiels 2019 und Corona

Die kriminellen, ungezügelten Vorgänge in Sihanoukville waren Peking offensichtlich zunehmend ein Dorn im Auge. Der Druck auf die kambodschanische Regierung wurde erhöht, sodass man 2019 zumindest das unregulierte Glücksspiel verbot. Das bedeutete einen schwerwiegenden Einschnitt im Bauboom.

Zahlreiche Casino- und Hotelprojekte wurden eingestellt. Mehrere zehntausend chinesische Beschäftigte (vor allem aus dem Baugewerbe) mussten in ihre Heimat zurückkehren – und auch der einheimische Arbeitsmarkt litt immens. Mit dem Eintreten der Coronapandemie stoppten die Bauaktivitäten komplett. Zudem kamen keine Chinesen mehr zum Spielen in die Stadt. Sie waren von einem strikten Reiseverbot betroffen.

Für die Geschäftsleute in Sihanoukville waren diese Ereignisse eine Katastrophe. Zumal in China bis Anfang 2023 strenge Corona-Regeln mit einem Lockdown galten und auch zukünftig kaum von einer breiten Wiedernutzung der Angebote auszugehen ist. Viele Casinos, Hotels und andere Geschäfte mussten bis heute schließen. Es gibt somit mehr als 1.000 leerstehende Gebäude – von kleinen Läden bis hin zu Wolkenkratzern – und eine hohe Arbeitslosigkeit.

Zwangsarbeit und andere Kriminalität bedeuten anhaltend große Probleme in Sihanoukville

Die Kriminalität wurde durch die behördlichen Maßnahmen nur relativ wenig eingeschränkt. Heute sind es tatsächlich besonders Erpressung und Zwangsarbeit, die eine große Tragweite haben. So berichten vor allem Jobsuchende, dass sie Opfer solcher Einflüsse geworden seien. Diese gehen wieder einmal häufig von den noch aktiven Casinos aus.

Die Masche ist genauso einfach wie kaltschnäuzig: Arbeitswillige werden mit attraktiven Stellenangeboten in Casinos geködert. Einfache Verwaltungsarbeiten mit guter Bezahlung oder Ausbildungen mit Aussicht auf vielversprechende Positionen samt Unterkunft und Verpflegung sind besonders effektive Lockmittel.

Beim „Arbeitgeber“ angekommen, werden Betroffene eingesperrt, bedroht und erpresst. Man nimmt ihnen alle Papiere weg und zwingt sie dazu, verschiedene Arten von Cyber-Betrug zu begehen. Die Delikte reichen von der Unterstützung unseriöser Online-Glücksspiele bis hin zu manipuliertem Handel mit Krypto-Währungen. Die Zwangsarbeiter können sich freikaufen – die geforderten Summen sind für die Betroffenen aber kaum erreichbar.

Fazit

Die Zukunft von Sihanoukville sieht alles andere als rosig aus. Zwar kommen mit dem Ende des chinesischen Corona-Lockdowns wieder mehr Besucher in die Stadt. Die Chancen auf einen Neuanfang oder gar die Fortführung der Baumaßnahmen stehen allerdings mehr als schlecht.

Von vielen Seiten wird die erneute Lockerung des Glücksspiels gefordert, um die Stadt wieder attraktiver für Touristen und Investoren zu machen. So sollen aus den jetzigen Bauruinen doch noch die einst geplanten Häuser werden. Alleine aufgrund des tropischen Klimas sei das laut Experten jedoch kaum möglich. Ein ungeschützter Rohbau könne unter diesen Bedingungen nach rund drei Jahren nur noch abgerissen werden.

Selbst dann, wenn Sihanoukville abermals durchstarten könnte, hätte das einen sehr faden Beigeschmack. Zwar gäbe es so mehr Arbeit und Wohlstand. Die Kriminalität würde aber ebenso profitieren.

Quelle des Bildes: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-sonnenbrille-sitzung-zigarette-8767203/

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