Glücksspiele sind auch in der Schweiz überaus beliebt. Im Trend liegen vor allem Online Casinos, Sportwetten, Finanzmarktwetten, Rubbellose und Lotto. Der Markt wurde durch das Geldspielgesetz von 2019 neu reguliert – auch beim Spielerschutz. Dennoch sind jüngst steigende Problemzahlen in puncto Suchtgefahr und Ausgaben registriert worden. Das, obwohl die Neuregelung von 2019 die Bevölkerung eigentlich ausdrücklich vor exzessivem Geldspiel schützen wollte!

Kürzlich haben Sucht Schweiz und GREA eine interessante Studie zur Nutzung von Glücksspielen durch Schweizer Bürger herausgegeben. Der Fokus der Erhebung lag nicht ausschließlich auf der Klärung eventuell problematischer Spielverhalten. Es ging eher darum, den gesamten Markt und dessen Attraktivität bzw. Annahme durch die Bevölkerung in der Schweiz zu erfassen. Dabei war der Anteil an potenziell und eindeutig problematischen Sachverhalten jedoch sehr auffällig.

Die Zahl der Problemspieler scheint zu steigen, die Ausgaben für Glücksspiele nehmen zu und entsprechende Angebote werden zudem von immer mehr Menschen genutzt.

Diese Erkenntnisse sind insofern besonders kurios, als sich die Schweiz mit dem Geldspielgesetz von 2019 unter anderem auf die Fahnen geschrieben hat, exzessives Spielen effektiv einzuschränken.

Seit 2019 reguliert das Geldspielgesetz den Glücksspielmarkt in der Schweiz

Das Geldspielgesetz trat am 1. Januar 2019 in Kraft und löste damit das Spielbankengesetz von 1998 durch eine differenziertere, zeitgemäße Gesetzgebung ab. Vor allem die in den neuen Bestimmungen klar definierten Regelungen rund um Online-Angebote hatten eine große Tragweite. Nicht in der Schweiz lizenzierte Betreiber werden seitdem technisch ausgesperrt (zumindest weitgehend).

Das Geldspielgesetz verfolgt vier Hauptziele, die laut Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) wie folgt lauten:

  • "Die Bevölkerung soll angemessen vor den Gefahren geschützt werden, die von den Geldspielen ausgehen; dazu zählt insbesondere die Gefahr vor exzessivem Geldspiel."
  • "Die Geldspiele sollen sicher und transparent durchgeführt werden.“
  • "Die Reingewinne aus Lotterien und Sportwetten sollen vollumfänglich und in transparenter Weise für gemeinnützige Zwecke verwendet werden.“
  • "Ein Teil der Bruttospielerträge der Spielbanken wird zugunsten der Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenversicherung verwendet.“

Mehr Spieler, mehr Problemspieler, mehr Ausgaben

Das Interesse der Schweizer an Glücksspielen ist seit dem Inkrafttreten des Geldspielgesetzes de facto erheblich gestiegen. Die oben genannte Studie legt dar, dass vor der Neuregelung rund 25 Prozent der regelmäßigen Spieler wöchentlich aktiv waren. Bis 2021 soll die Zahl bereits auf 30 Prozent gestiegen sein.

Der Anteil der Menschen, die akute Spielprobleme haben, hat sich gemäß der Erhebung mehr als verdoppelt. Er stieg von 2,3 auf 5,2 Prozent an! Diejenigen, die ein - wie es die Studie nennt - mäßiges oder problematisches Risikoprofil haben, sind ebenfalls mehr geworden. Gerade die 18- bis 29-Jährigen betrifft dies. Satte 18,8 Prozent der Spieler aus dieser Gruppe werden diesem Bereich zugeschrieben.

Nicht zuletzt wird immer mehr Geld für Glücksspiele ausgegeben. Wieder sind es die jungen Erwachsenen, die besonders viel investieren. Der Durchschnitt liegt hier bei monatlich 162 Franken (etwa 165 Euro). Insgesamt zeigt die Studie einen Schnitt von 105 Franken (rund 107 Euro) je Spieler und Monat auf. Das Geld wird bevorzugt in Online-Lotto und digitale Rubbellose gesteckt. Es folgen Sportwetten und Online-Spielautomaten. Stark im Kommen sind darüber hinaus Finanzmarktwetten.

Präventionskampagne durch die Kantone

Die Kantone reagieren laut Schweizer Medienberichten auf die zunehmenden Problemzahlen. In einer gemeinschaftlichen bzw. nationalen Präventionskampagne wollen sie vor allem auf die bestehenden Hilfs- und Betreuungsangebote aufmerksam machen. Gemäß der Studie kennt ein Drittel der Spieler diese gar nicht.

Im Zentrum steht hier die Website Gambling-Check.ch. Auf ihr können sich alle Interessierten mit ihrem Spielverhalten auseinandersetzen. Ratschläge für die Senkung des eigenen Risikos werden ebenfalls gegeben. Man spielt die Kampagne insbesondere über beliebte Social-Media-Kanäle aus, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

Fazit

Inwiefern oder ob das Geldspielgesetz überhaupt mit den Problemzahlen zu tun hat, bleibt bei der Studie von Sucht Schweiz und GREA zwar offen. Dass es nach dem Inkrafttreten der neuen Bestimmungen über einen relativ kurzen Zeitraum derart deutliche Veränderungen ins (potenziell) Negative gibt, ist aber doch auffällig. Die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch, dass die Maßnahmen rund um die Neuregulierung des Marktes ihren Zweck zumindest teilweise verfehlt haben.

Auch in Deutschland scheint hinsichtlich der aktuellen Regeln rund um Online-Glücksspiele nicht alles so zu laufen wie ursprünglich geplant. Das legt unter anderem eine eigene Umfrage zur Wirkungsanalyse des GlüStV 2021 von GambleJoe nahe.

Quelle des Bildes: https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-im-weissen-hemd-das-frust-zeigt-3807738/

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