Tipico ist heute der größte Anbieter von Sportwetten in ganz Europa. Doch der Weg dahin war steinig und schwer. Die Nachrichtenplattform „Business Insider“ beschäftigt sich in einem aktuellen Bericht mit der Erfolgsgeschichte des Sportwetten- und Casino-Anbieters Tipico. Dabei geht es nicht nur um begangene Gesetzesverstöße, sondern auch um die Gründer und die Entwicklung des Unternehmens seit der Gründung im Jahr 2004.

Im deutschsprachigen Raum dürfte es nur wenige Menschen geben, die noch nie etwas von Tipico gehört haben. Vor allem die teuren Sponsorings haben dafür gesorgt, dass die Marke heute fast jeder kennt. Viele werden jedoch nicht wissen, wie das Unternehmen „Tipico" entstanden ist und dass es im Laufe der Jahre zu diversen Selbstanzeigen beim Finanzamt und so manch einem Gesetzesverstoß gekommen ist. Diese Geheimnisse lüftet nun das Nachrichtenportal „Business Insider“.

„Beim Wetten geht es ums Recht haben“

Die Tipico Co. Limited wurde im Jahr 2004 von den Schulfreunden Mladen Pavlovic, Dieter Pawlik und Oliver Voigt gegründet. Heute sagt der Mitgründer und Jurist Dieter Pawlik, dass es beim Wetten ums Recht haben geht. Glück habe er dafür nie gebraucht. Über ausbleibenden Erfolg jedenfalls konnten sich die Tipico-Chefs zu keinem Zeitpunkt beschweren. Laut „Business Insider“ beträgt der Jahresumsatz des Konzerns etwa vier Milliarden Euro.

Tipico ist schon viele Jahre eine bekannte Größe im Fußballgeschäft. So war Tipico unter anderem Sponsor des Fußball-Zweitligisten Hamburger SV. Darüber hinaus ist das Unternehmen in Österreich bereits seit über fünf Jahren Sponsor der Fußball-Bundesliga und zudem Platin-Partner des FC Bayern Münchens. Aktuell werben außerdem die Bayern-Stars Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry für Tipico.  

Die Tipico Co. Ltd. wurde im Jahr 2004 gegründet und hat ihren Sitz im gleichnamigen Tipico Tower in der maltesischen Stadt St. Julian’s. Aktuell arbeiten etwa 1.800 Mitarbeiter direkt bei der Tipico-Gruppe und insgesamt mehr als 6.000 Mitarbeiter im gesamten Franchise-Netzwerk. Die Leitung des Unternehmens obliegt heute dem Österreicher Joachim Baca.

Unterstützte Tipico damals Steuerhinterziehung?

Wie „Business Insider“ berichtet, soll es vor der Einführung der Sportwettensteuer zwischen 2007 und 2012 zu Steuerhinterziehungen im „Tipico-System“ gekommen sein. Genauer gesagt sollen demnach gleich fünf vertrauliche Selbstanzeigen bei deutschen Finanzämtern vorliegen. Daraus soll hervorgehen, dass Tipico die Wettvermittler bei der Steuerhinterziehung unterstützt haben soll. Insgesamt sollen so über 20 Millionen Euro unversteuert als Sonderprovisionen am deutschen Staat vorbeigeschleust worden sein. Im Nachgang wurde still und heimlich einer der Tipico-Gründer aus der Geschäftsführung geschmissen. Gegenüber „Business Insider“ wollte sich Tipico zu den Vorwürfen nicht äußern.

Die ersten Schritte zum Wettgiganten

Die Erfolgsgeschichte fängt ganz unscheinbar in einem Karlsruher Wirtschaftsgymnasium an. Hier lernte der spätere Tipico-Gründer Pawlik seinen Partner, einen hochbegabten Zahlenakrobaten, kennen. Nachdem sich die beiden zunächst nicht ausstehen konnten, wendete sich das Blatt, nachdem sie auf einer Klassenfahrt nach Moskau ein wenig Alkohol getrunken hatten. Im Gegensatz zu den anderen Schülerinnen und Schülern interessierten sich Pawlik und sein Partner schon damals nur für Geschäfte und nicht für die Schule.

Wenig später fingen die späteren Tipico-Gründer an, in einem nahegelegenen Pferdewettbüro aushilfsweise zu arbeiten – für acht Mark pro Stunde. Rückblickend fasst Pawlik gegenüber „Business Insider“ diese Zeit wie folgt zusammen: „In dieser Zeit haben wir die Psychologie des Wettens erlernt“. Im weiteren Verlauf habe das Gründer-Trio zunächst das Pferdewettbüro übernommen. Für die spätere Unternehmensgründung waren die hier erlernten Skills natürlich sehr wertvoll.

Mit einem einfachen Steuertrick zum Milliardenimperium

Nachdem das Gründer-Trio das Pferdewettbüro übernommen hatte, bemerkten die Unternehmer, dass das damals gültige Rennwett- und Lotteriegesetz von 1922 vorsah, dass auf jede in Deutschland abgeschlossene Wette eine Steuer in Höhe von 16,66 % erhoben wird. Diese Wettsteuer wurde fast komplett an die Wettkunden weitergeleitet, sodass eine Wette von 100 Mark letztendlich immer um die 115 Mark gekostet hat.

Um ihren eigenen Unternehmensgewinn zu maximieren, organisierten sich die späteren Tipico-Gründer einfach in Bosnien und Herzegowina eine Sport- und Pferdewettenlizenz und gründeten hier das Unternehmen „Sport-Bet-International". Daraufhin wurden die Wetten aus dem deutschen Wettbüro digital nach Bosnien und Herzegowina vermittelt. Damit wurde die Steuerpflicht umgangen und die Gesamtertragsquote konnte laut Tipico-Gründer Pawlik optimiert werden. Die eigenen Kunden zahlten nämlich zunächst weiterhin den Aufschlag von 15 % auf jede Wette.

Private Sportwetten waren verboten – und jetzt?

Aber es gab ein Problem: Private Sportwetten waren zum damaligen Zeitpunkt tabu. Doch die smarten Tipico-Gründer vertraten die Rechtsauffassung, dass dieses Verbot gegen „höherrangiges Verfassungs- und Europarecht verstößt“. Daraufhin ließen die Geschäftsleute Taten folgen und eröffneten mehrere Vermittlungsbüros für Sportwetten. Doch bereits wenige Wochen später stand die Polizei mit einem Durchsuchungsbeschluss vor der Tür. Der Vorwurf: § 284 StGB. Laut „Business Insider“ wurden bei den polizeilichen Maßnahmen unter anderem Server beschlagnahmt und es wurden Bankkonten gesperrt.

284 StGB: Unerlaubte Veranstaltung eines Glücksspiels

Absatz 1: Wer ohne behördliche Erlaubnis öffentlich ein Glücksspiel veranstaltet oder hält oder die Einrichtungen hierzu bereitstellt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

Im weiteren Verlauf schafften es die Jungunternehmer jedoch, das Staatsmonopol auf Sportwetten schrittweise aufzuweichen. Bereits im Jahr 2000 sprach das zuständige Amtsgericht Karlsruhe-Durlach die Männer von allen Vorwürfen frei. Nach Überzeugung des Gerichts handelt es sich bei Sportwetten nicht um ein Glücksspiel, sondern um ein Geschicklichkeitsspiel, sodass der Tatvorwurf des unerlaubten Veranstaltens eines Glücksspiels nicht zutreffen könne. In den folgenden Jahren kam es zu zahlreichen Gerichtsverfahren mit unterschiedlichem Ausgang.

Als der kleine Inselstaat Malta im Jahr 2004 dann aber der EU beitrat, zögerte das Trio nicht lange und verlagerte das Unternehmensgeschäft von Bosnien nach Malta. Hier wurde dann noch im selben Jahr die heute noch aktive Tipico Co. Limited gegründet. In der darauffolgenden Zeit folgten mehrere Vorwürfe der Steuerhinterziehung. Teilweise ging es dabei auch um dubiose Franchisenehmer.

Nach einigen Jahren entschieden sich die Tipico-Gründer dazu, das florierende Unternehmen zu verkaufen. Dieses Vorhaben erwies sich jedoch in Anbetracht der damals noch unklaren Rechtslage als schwierig umsetzbar. Nach einiger Zeit verkaufte das Tipico-Trio dann 60 % der Anteile zum Preis von 1,3 Milliarden Euro an das Private-Equity-Unternehmen CVC. Die übrigen 40 % der Unternehmensanteile haben die Tipico-Gründer behalten.

Interessierte Leserinnen und Leser finden den Artikel „Inside Tipico“ auf dem Onlineportal von „Business-Insider“. Business Insider ist ein aus New York (USA) stammendes Unternehmen, welches mehrere Online-Nachrichtenseiten betreibt und seit Februar 2009 online ist.

Nachdem Tipico über einen Zeitraum von vielen Jahren mit einer EU-Lizenz aus Malta am Markt auftrat, erhielt die Firma im vergangenen Oktober dann endlich die langersehnte deutsche Sportwetten-Lizenz, die vom Regierungspräsidium Darmstadt ausgestellt wurde (RPDA – Dez. III 34-73 c. 38.01/6-2019/4). Demnach ist das Sportwettenangebot von Tipico nach jahrelangen Rechtsstreitigkeiten endlich in Deutschland erlaubt. Damit dürfte sich der Unternehmenswert nochmal deutlich gesteigert haben. Erst im Februar dieses Jahres berichteten wir davon, dass der deutsche Sportwettenmarkt im Jahr 2020 um 16 % eingebrochen ist.

Fazit

Tipico ist heute nicht ohne Grund der größte und erfolgreichste Wettanbieter in Deutschland. Das Unternehmen wurde von drei jungen Schulfreunden gegründet, die bereit waren, ein hohes Risiko einzugehen. Für diese Risikobereitschaft wurden die Gründer Mladen Pavlovic, Dieter Pawlik und Oliver Voigt belohnt. Heute ist ihr Unternehmen mehrere Milliarden Euro wert und ein Pionier auf dem europäischen Wettmarkt. Doch bis heute ist Tipico ein Unternehmen, welches in der Sportwelt zwar hoch angesehen ist, in der Gesellschaft aber teilweise immer noch verachtet wird.

Quelle des Bildes: Bild von Caro - GambleJoe

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4 Kommentare zu: Tipico: Die Geschichte von Europas größtem Wettanbieter

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Was sagt uns das mit Tricksen und Betrug kommst zu was.Hauptsache die Kohle stimmt.
Aber immer noch wesentlich ehrlicher als unsere Politiker.
Na zu diesem Resultat sollten die Leser eigentlich nicht kommen Das würde in die falsche Richtung gehen. Aber findige Geschäftsleute sind das Tipico-Trio alle Male gewesen Und sie haben keinen Konflikt gescheut.
Avatar von Anonym
@Christian_1994: Warum auch? Der Rubel muss Rollen. Gut geschrieben

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