Die schwarz-gelbe Landesregierung möchte die Westspiel GmbH privatisieren. Die Spielbanken in Aachen, Bad Oeynhausen, Bremen, Bremerhaven, Duisburg und Dortmund-Hohensyburg stehen damit zum Verkauf. Die Gauselmann-Gruppe gilt als erster Interessent an den Casinos.

Im November 2014 plante die rot-grüne Regierung Nordrhein-Westfalens mit einem Rekorderlös von 120 Millionen Euro durch einen Kunstverkauf, die Westdeutsche Spielbanken GmbH & Co. KG (kurz: Westspiel) zu sanieren und eine neue Spielbank in Köln zu schaffen. Die Lizenz wurde zwar vergeben, aber bisher kein weiterer Standort errichtet.

Vor allem die Standorte Aachen, Duisburg, Bad Oeynhausen und Hohensyburg haben in der Vergangenheit rote Zahlen geschrieben. Bisher liegen von der Westspiel GmbH für das Jahr 2017 noch keine Zahlen vor, aber die meisten Experten gehen davon aus, dass die Umsätze weiterhin rückläufig sind, wie es in der Vergangenheit in Nordrhein-Westfalen der Fall war.

Die schwarz-gelbe Landesregierung strebt nun den Verkauf der staatlichen Spielbanken an. Ein Kabinettsbeschluss darüber wird am 8. Mai 2018 erwartet. Derzeit gilt die Gauselmann-Gruppe als erster Interessent an den Casinos.

Schlechte Lage der Spielbanken in NRW kein Geheimnis

Es ist nicht verwunderlich, dass man den Verkauf der Spielbanken seitens der Regierung erwägt. Im November 2014 wurden die Verluste der Casinos offensichtlich. Dazu hatte man die Andy Warhol Bilder „Triple Elvis“ und „Four Marlons“ beim New Yorker Auktionshaus Christie’s versteigern lassen.

Man erzielte einen Rekorderlös von 152 Millionen Dollar (rund 120 Millionen Euro). 80,6 Millionen Euro davon flossen in die Westdeutsche Spielbanken GmbH, die bereits seit Jahren Verluste mit vier Standorten geschrieben hat. Die Erlöse von Westspiel sind seit 2014 nicht besser geworden, das Unternehmen hat weiterhin rote Zahlen geschrieben. Eine Schätzung der restlichen Kunstwerke, die im Besitz der Westspiel GmbH sind, ergab, dass man höchstens noch Rücklagen im Wert von 6 Millionen Euro hat. Mit diesem geringen Vermögen wird man den Glücksspielbetreiber nicht noch einmal sanieren können.

Spielbanken sind unattraktiv in Nordrhein-Westfalen

Es werden immer wieder die gleichen Gründe angeführt, warum die Spielbanken in einer solch schlechten wirtschaftlichen Lage sind. Die Erlöse im Bereich des klassischen Glücksspiels (Roulette oder Blackjack) sind allgemein rückläufig. Außerdem meint man, das Rauchverbot würde die Standorte für Spieler unattraktiver machen. Zudem sei die Konkurrenz stärker geworden. Private Spielhallen und Sportwettenanbieter laufen den Spielbanken den Rang ab.

In diesem Zusammenhang wird auch immer wieder das Online Glücksspiel genannt. Im Internet könne man jederzeit spielen und das mit weit höheren Einsätzen als in der Spielbank. Es bleibt letztendlich dabei, Westspiel hat in den vergangenen Jahren lediglich im Jahr 2014 schwarze Zahlen geschrieben, als man die beiden Bilder von Andy Warhol verkauft hatte. Dank der Spielbankabgabe flossen auch 28 Millionen Euro in den Haushalt des Landes.

Skandale bei Westspiel waren die Regel

Bereits 2014 machte man nach dem Verkauf der Warhol Bilder auf sich aufmerksam. Man veranstaltete eine „After-Warhol-Party“. Dafür wurden 600 von 1.000 Mitarbeitern mit extra angemieteten Shuttlebussen aus Aachen, Bad Oeynhausen, Dortmund, Duisburg und Bremerhaven nach Düsseldorf gefahren. Das Event fand am Rheinufer auf einem Schiff statt. Die ganze Feier kostete das Unternehmen 77.000 Euro.

2015 veranstaltete man ähnliche Feierlichkeiten, diesmal jedoch in einem Essener Autohaus. Insgesamt beliefen sich die Kosten wohl auf 75.000 Euro.

Weiterhin wurde ein leitender Angestellter über Jahre hinweg freigestellt und mit 100.000 Euro jährlich weiterbezahlt. Dienstwagen und Tankkarte gehörten weiterhin dazu. Man hat für den Mitarbeiter keine angemessene Beschäftigung gefunden und ihn so freigestellt, aber mit Bezahlung.

Planung für Neubau in Köln wurde nicht abgeschlossen

Durch die Glücksspielkonzession für die Stadt Köln soll der Verkauf von Westspiel überhaupt erst attraktiv werden. Es gibt mittlerweile fortgeschrittene Pläne für den Neubau. Derzeit hat man sich für einen Standort zwischen Deutzer Bahnhof und Stadthaus entschieden. Allerdings sieht die Planung hier bereits einige Unwägbarkeiten vor. So sei der Abschnitt aufgrund der U-Bahn und der archäologischen Zeugnisse des Antiken Cologne nur schwer bebaubar - es kann auf jeden Fall zu Verzögerungen kommen.

Durch das Einkalkulieren zusätzlicher Schwierigkeiten beim Herstellen des Fundaments schätzt man allein den Rohbau auf 23 Millionen Euro. Zudem hatte Westspiel bereits bei der Stadt angefragt, ob man das Gebäude auch anders nutzen könne, falls sich eine Spielbank nicht rentiert. Vertreter der Stadt Köln stehen diesem Vorhaben eher kritisch gegenüber.

Insgesamt sind die Pläne für Köln allerdings sehr groß angelegt. Die NRW.Bank, die hinter der Westspiel GmbH steht, hatte bereits vor 2 Jahren errechnet, dass sich eine Spielbank in Köln lohnen würde. Man ging damals von einer Eröffnung in der zweiten Jahreshälfte von 2021 aus. Nach den Plänen der landeseigenen Bank sollte es das größte Casino Deutschlands werden. Bis 2041 hat man mit einem Bruttospielertrag von 700 bis 800 Millionen Euro gerechnet. Recht ehrgeizige Ziele für ein Unternehmen, das seit Jahren rote Zahlen schreibt.

Für die Zeit wurde auch mit einer Spielbankabgabe von 400 Millionen Euro gerechnet. Die Stadt Köln wäre mit 12 % am Bruttospielertrag beteiligt worden, was ungefähr 95 Millionen Euro über den gesamten Zeitraum bedeutet hätte. Aber es gilt mittlerweile als unrealistisch, dass in Köln in 3 Jahren eine Spielbank steht.

Die Suche nach privaten Käufern

Es gestaltet sich relativ schwierig, Käufer für das Unternehmen und die Standorte zu finden, zumal man auf Standortgarantien für Aachen, Hohensyburg, Duisburg und Bad Oeynhausen bestehen wird sowie auf den Erhalt der dortigen 1.024 Arbeitsstellen. Außerdem möchte man sehen, dass die privaten Spielbanken weiterhin den Auftrag zur Bekämpfung der Spielsucht und der Kanalisation des Glücksspiels wahrnehmen. Weiterhin wird darauf bestanden, dass die „sozialen Zwecken zugutekommende Spielbankabgabe“ in ihrem jetzigen Umfang auch gezahlt werden muss. Sie beläuft sich derzeit wohl auf 40 Millionen Euro.

Die Vorgängerregierung hatte auch über einen Verkauf nachgedacht. Dort hatte man den Plan jedoch zurückgestellt. Laut Branchenexperten sei der Kauf des größten öffentlich-rechtlichen Betreibers einer Spielbank nur durch wenige Unternehmen vorstellbar. Derzeit sind lediglich Novomatic, Gauselmann, Casinos Austria und einige Gesellschaften aus der Schweiz im Gespräch. Casinos Austria betreibt seit 2005 bereits die Spielbanken in Niedersachsen, ein Zeichen dafür, dass Privatisierungen von Spielbanken grundsätzlich möglich sind.

Gauselmann-Gruppe als lokales Unternehmen

Zunächst kommt die Gauselmann-Gruppe ins Gespräch, wenn es um den Kauf der Spielbanken geht. Der Hauptsitz des Unternehmens ist in Espelkamp, was im Nordosten von NRW liegt. Mario Hoffmeister, der Sprecher des Unternehmens, signalisierte, dass man grundsätzlich an einem Kauf von Westspiel Interesse hätte.

Erfahrungen hat das Unternehmen Gauselmann bereits, was den Betrieb von Spielbanken angeht. Der Tochterfirma „Merkur Spielbanken Sachsen-Anhalt GmbH & Co. KG“ wurden 2013 zwei Konzessionen für den Betrieb von Casinos in Sachsen-Anhalt zugestanden. Im Dezember 2014 öffnete daraufhin eine Merkur Spielbank in Leuna-Günthersdorf, 2016 folgte im April Magdeburg. Die Spielbank Berlin wird außerdem von der Novomatic AG und Gauselmann Spielbanken-Beteiligungs GmbH betrieben.

Es bleibt abzuwarten, wie sich das ganze Thema Westspiel entwickeln wird. Bisher sieht alles nach einer Privatisierung aus. Es ist nur verständlich, dass die Gauselmann-Gruppe sich erst offiziell zu Kaufoptionen äußert, wenn die entsprechenden Angebote auf dem Tisch liegen.

Der größte Spielbankenbetreiber Deutschlands kommt unter den Hammer

Die Zeiten sehen nicht sehr rosig aus für die Westspiel GmbH. Nach der Entscheidung zur Privatisierung, die wahrscheinlich am 8. Mai 2018 beschlossen wird, muss man zunächst einen entsprechenden Käufer finden. Es bleibt abzuwarten, wie der zukünftige Betreiber dafür sorgen möchte, dass an allen Standorten schwarze Zahlen geschrieben werden.

Vielleicht ist es auch gar nicht schlecht für das Unternehmen, nach allen negativen Meldungen in der Vergangenheit um Skandale aus den verschiedenen Standorten oder der Leitung von Westspiel im Allgemeinen, wenn wieder ein paar gute Schlagzeilen über das Unternehmen geschrieben werden.

Bildquelle: qwesy qwesy [CC BY 3.0], via Wikimedia Commons

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4 Kommentare zu: Staatliche Westspiel GmbH und deren Spielbanken sollen verkauft werden

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bitte nie gruselman
Avatar von J****r
Habe ich nicht irgendwann mal gelesen eine staatliche Spielbank hat nicht zum primären Ziel Gewinn zu machen? Oder verwechsle ich da was?
Also normalerweise sollten Spielbanken schon wenigstens ihre Kosten decken und, wenn es gut läuft, auch einen Jahresüberschuss erwirtschaften, der dann in verschiedene öffentliche Haushalte fließt. Für eine Konzession muss man...   Mehr anzeigen
Avatar von J****r
@Christoph: Ahh ok danke. Ich wusste es wie gesagt nicht genau

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