In Spanien ist Online-Glücksspiel unter Auflagen erlaubt. Spanien hat eine eigene Lizenz für Online Casinos. Die Regulierungsbehörde möchte die Auflagen für Werbebeschränkungen für die Anbieter verschärfen. Unternehmen sollen teilweise nur noch wenige Stunden in der Nacht werben dürfen.

Die spanische Glücksspielaufsichtsbehörde Dirección General de Ordenación del Juego (DGOJ) plant eine Verschärfung der Werbebeschränkungen für das Online-Glücksspiel. In einem Interview mit dem lokalen Medienunternehmen elDiario hat der Chef der spanischen Regulierungsbehörde die neuen Maßnahmen diskutiert. Neben der Reduzierung auf ein fünfstündiges Nachtfenster für Online-Glücksspiel-Werbung sollen auch Sportpatenschaften verboten werden.

Anfang Juli 2020 hat das spanische Verbraucherministerium daraufhin der Europäischen Kommission den neuesten Entwurf über Glücksspielwerbung zur Genehmigung vorgelegt. Die neuen Auflagen sind strenger als die Pandemie-Limits, die im Juni 2020 aufgehoben wurden.

Spanien leidet unter einem „Übermaß an Glücksspielwerbung“

Mikel Arana ist seit Mai 2020 Chef der spanischen Glücksspielregulierungsbehörde. Er ist der Meinung, dass Spanien bereits vor dem COVID-19-Lockdown wegen des Übermaßes an Glücksspielwerbung gelitten hat. Mittlerweile wäre die Mehrheit der Spanier aber überzeugt, dass das Werbevolumen von Online-Glücksspielanbietern „eine echte Übertreibung“ gegenüber dem Wunsch nach Glücksspiel sei.

Der neue Entwurf spricht daher von einem Werbefenster von 1 bis 5 Uhr morgens für Glücksspielwerbung über TV-, Radio- und Online-Videoplattformen. Voraussichtlich gelten diese Einschränkungen nicht für das staatliche SELAE-Lotteriegeschäft, das seine Marke weiterhin vermarkten kann, solange Verweise auf bestimmte Lotterieprodukte vermieden werden.

Schärfere Regeln für Bonusaktionen

Ferner ist geplant, dass Willkommensboni bei Online Casinos und Sportwettenanbietern komplett gestrichen werden sollen. Bereits im Februar 2020 gab es Pläne, den Willkommensbonus auf 100 € zu begrenzen. Außerdem sollten die Anbieter ihn nicht mehr bewerben dürfen.

Boni sollen beim Glücksspiel nicht ganz verschwinden. Ein Spieler muss aber seit mehr als einem Monat ein Konto besitzen und „mindestens drei Einzahlungen“ getätigt haben. Die 100 € Grenze ist im neuen Gesetzesentwurf nicht mehr aktuell. Es ist jedoch vorgesehen, dass die staatliche Glücksspielbehörde die Bedingungen und Grenzen für Bonusangebote nach eigenem Ermessen festlegen kann.

Der Chef der Regulierungsbehörde begründete das geplante Verbot mit dem Alter von neuen Spielern. Der Hauptanteil an neuen Spielern beim Online-Glücksspiel in Spanien würde zwischen 18 und 21 Jahre alt sein. Ihre Persönlichkeit sei unvollendet. Daher reagieren sie eher auf Werbung und entwickeln mit höherer Wahrscheinlichkeit ein problematisches Spielverhalten.

In Spanien haben laut einigen Schätzungen zwischen 2 % und 3 % der Bevölkerung ein Problem mit dem Glücksspiel. Zum Vergleich: In Deutschland gelten laut Jahrbuch Sucht 2019 rund 0,56 % als Spieler mit problematischem Spielverhalten, eine pathologische Spielsucht zeigen 0,31 %.

Problematischer ist die Verbreitung des Glücksspiels unter Minderjährigen in Spanien. Unter Jugendlichen zwischen 14 und 21 soll jeder Fünfte schon einmal Sportwetten oder andere Glücksspiele genutzt haben.

Markenwerbung bei Sportvereinen soll komplett verboten werden

Ein weiterer wichtiger Punkt der strikteren Auflagen sind Beschränkungen zum Sponsoring durch Glücksspielanbieter. Logos auf Trikots durch Glücksspielfirmen sind nicht mehr zulässig. Der Entwurf sieht auch ein Verbot für Namensrechte für Sportstätten, Ligen und Wettbewerbe durch Glücksspielanbieter vor. Die Frage nach Bandenwerbung durch Glücksspielfirmen soll jedoch den einzelnen lokalen Regierungen Spaniens unterliegen.

Die Änderung hätte große Auswirkungen auf die höchste spanische Fußballliga „Primera División“ (oder mit Sponsorenname „LaLiga Santander“), welche eine Sponsorenpartnerschaft mit der Marke Sportium von Cirsa unterhält. Zahlreiche Fußball-Clubs haben derzeit Glücksspielmarken als Hauptsponsor. Kleinere Vereine haben andere Formen der Wettpatenschaften.  

In dem Interview meinte der Chef der spanischen Regulierungsbehörde, dass es „Millionen mehr Sponsoringpartner“ außer Glücksspielanbietern gebe. Der Verein Real Sociedad San Sebastián in der LaLiga würde schließlich auch ohne Sponsoring für Glücksspiele auskommen und sei finanziell liquide.

Die Regulierungsbehörden haben genügend Signale den Glücksspielbetreibern gesendet. Die Clubs hätten demnach auch genügend Zeit gehabt, sich auf die neuen Realitäten einzustellen.
Er fragte in dem Interview auch, ob die Verantwortlichen bei den Vereinen keinen „offensichtlichen“ Interessenkonflikt bei Buchmachern sehen, die Sportarten sponsern. Arana behauptete, dieser Konflikt sei so offensichtlich, dass er nicht einmal 30 Sekunden lang diskutiert werde.

Für die Verluste der Medienunternehmen hatte der Chef der Regulierungsbehörde ebenfalls kein Verständnis. Immerhin habe es vor 10 Jahren keine Werbung für spanisch lizenzierte Online-Glücksspielanbieter gegeben und die Medienunternehmen hätten ebenfalls existiert. Zwar gibt es sicher Ängste, aber alle Unternehmen haben Zeit, sich anzupassen und nach anderen Finanzierungsformeln zu suchen.

Verbot für Glücksspiel mit Kreditkarten in Planung

Spanien möchte ebenfalls dem Beispiel Großbritanniens folgen. Das Glücksspiel mit Kreditkarten soll ebenfalls verboten werden. Ferner diskutiert man ein Verbot von Debitkarten und eine Obergrenze für Online-Glücksspieleinzahlungen. Der Chef der Regulierungsbehörde räumt jedoch ein, dass Änderungen erst für das nächste Jahr geplant seien. Es erfordere Gespräche mit Banken und Betreibern, die sich auf den Zeitplan auswirken könnten.

Kritik kommt von den Interessensvertretern des Online-Glücksspiels

Spaniens Interessenverbände für Glücksspiele warnten, dass die Restriktionen nur spanische Spieler von lokal lizenzierten Webseiten zu internationalen und illegalen Anbietern leiten würden. Diese Ansicht spiegelte sich in einer Veröffentlichung der European Gaming & Betting Association wider. In der Veröffentlichung wurden Spaniens Pläne als äußerst kontraproduktiv bezeichnet. Die Ziele der Regulierung des Glücksspiels durch das Glücksspielgesetz würden erschwert.

Ein Teil der Vorgaben wurde bereits während des COVID-19-Lockdowns umgesetzt. Laut der Regulierungsbehörde habe das illegale Online-Glücksspiel in den letzten zwei Jahren zwar beim Marktanteil zugenommen. Das Wachstum während des COVID-19-Lockdowns sei aber nicht signifikant gestiegen.

Der Chef der Regulierungsbehörde kam zu dem Schluss, dass nicht alle Vorschriften, die den legalen Markt regulieren, auch eine Zunahme des illegalen Glücksspiels implizieren. Glücksspiel müsse am Ende reguliert werden. Die Regulierung sei unabhängig davon, ob parallele Sektoren entstehen können.

Sonderstellung für Lottoanbieter

Das staatliche Lottounternehmen SELAE hat eine neue Marketingkampagne für ihre Lotterien am selben Tag gestartet, an dem die spanische Regierung die neuen Werbebeschränkungen enthüllte. Einige Beobachter meinen, dass SELAE den privaten Anbietern eindeutig zeigen möchte, dass man eine Sonderstellung genießt. Ferner wurden neue Sponsoring-Verträge mit der Real Federación Española de Tenis (der Tennis-Dachverband in Spanien) und der Federacíon Española de Pelota (ein baskischer Sportverband) angekündigt.

Der Leiter der Regulierungsbehörde sieht nicht, dass man die staatlichen Lotteriebetreiber SELAE und ONCE bevorzugen würde. Es sei aber ein Unterschied, da mit dem Glücksspiel der Lotterien gemeinnützige Aktivitäten unterstützt werden. Lotteriegewinne würden auch nicht so häufig zu einem problematischen Spielverhalten führen.

Ein größeres Problem in Spanien stellen nach Ansicht einiger Experten Rubbellose mit Sofortgewinnen dar, die ebenfalls zu problematischem Spiel- und Suchtverhalten führen. Rubbellose gehören auch in Spanien zu den typischen Lotterieprodukten. Die Rubbelkarten gehören auch in Spanien zu den typischen Lotterieprodukten.

Umsetzung des neuen Entwurfes

Das Ministerium hofft, dass die vorgeschlagenen Beschränkungen vor der nächsten LaLiga-Saison 2020/21 gesetzlich verankert werden. Man braucht aber nicht nur die Genehmigung von der Europäischen Kommission, sondern auch vom spanischen Ministerrat.

Spanische Glücksspielanbieter würden 300 Millionen Euro pro Jahr für die Vermarktung ihrer Produkte ausgeben. Werbung sei für den Umfang des Auftretens von pathologischem Glücksspiel und Glücksspielstörungen nicht die Hauptursache, aber es könne die Probleme verschärfen. Aus dem Grund setzt Spanien mehr auf Spielerschutz und möchte die Werbung für das Glücksspiel weiter beschränken.

Bildquelle: AdobeStock 309760481, Spain casino theme. Aces in poker game, cards and chips on red table with national flag background. Gambling and betting. © sezerozger

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1 Kommentar zu: Neue Werbeverbote in Spanien für das Online-Glücksspiel geplant

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Das wird doch aber für die Spieler in Spanien deutlich kostenintensiver,das sie nur noch Bonus berechtigt sind wenn sie zuvor 3 Einzahlungen ohne Bonus in einem Casino durch geführt haben. Also diese Regel finde ich totalen Unsinn...   Mehr anzeigen

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