Bei der außerordentlichen Hauptversammlung von Casinos Austria am 15. Januar 2018 wurde die tschechische Glücksspielunternehmensgruppe SAZKA größter Einzelaktionär des teilstaatlichen Unternehmens. Es gibt jedoch Pläne, dass Casinos Austria bald zu mehr als 60 % SAZKA gehört - dann hätte die Republik Österreich nur noch wenig Einfluss auf die Unternehmensentscheidungen.

Am Montag, den 15. Januar 2018, wurden die Unternehmensanteile vom Mühlenkonzern LLI und UNIQA auf den tschechischen Glücksspielkonzern SAZKA übertragen. Dadurch ist die Firma mit einer Beteiligung von 34 % größter Einzelaktionär von Casinos Austria. Über die Casinos Austria International werden Glücksspielstandorte in aller Welt betrieben. Zuletzt hat man noch auf Zustimmungen der entsprechenden Behörden aus Australien und der Schweiz gewartet.

Der zweitgrößte Anteilseigner wird dann der österreichische Staat über die Staatsholding ÖBIB mit 33 % sein, Novomatic hält vorerst weiterhin 17 %, das Bankhaus Schelhammer & Schattera (jetzt GRAWE-Gruppe) hat eine Beteiligung von rund 10 %, der Rest der Anteile befindet sich bei verschiedenen Kleinaktionären.

Wie die Nachrichten-Plattform Addendum veröffentlichte, belegen Vorverträge, die ihnen derzeit vorliegen, dass Novomatic und die GRAWE-Gruppe einen Optionsvertrag abgeschlossen haben. Diese Verträge sehen die Übernahme von weiteren Anteilen durch die SAZKA vor. Falls die Verträge Realität werden, könnten dem tschechischen Unternehmen 60,8 % von Casinos Austria gehören. In wichtigen Unternehmensfragen kann die SAZKA Group dann allein den Weg vorgeben.

Wie verlässlich sind die Verträge?

Bisher sind die Pläne zur weiteren Übernahme lediglich aus einem Schreiben der Reef Casino Trust an die australische Börsenaufsicht Australian Securities Exchange bekannt. Bei der Reef Casino Trust handelt es sich um eine Casinos Austria Auslandstochter CAI, die unter anderem einen Sitz in Brisbane hat.

Aus den Unterlagen geht hervor, dass SAZKA mit dem Bankhaus Schelhammer & Schattera einen Optionsvertrag abgeschlossen hat. Die Anteile können wohl zu einem vereinbarten Zeitpunkt oder innerhalb einer bestimmten Frist übernommen werden. Ähnliche Verträge soll es mit Novomatic geben, sodass das tschechische Unternehmen unter bestimmten Bedingungen bis zu 60,8 % der Anteile von Casinos Austria erhalten könnte.

Was ist die SAZKA Group?

Karel Komárek und Robert Chvátal sind Chairman of the Board of Directors (etwa Vorstandsvorsitzender) und seine Stellvertreter der SAZKA Group. Laut eigenen Angaben handelt es sich um eines der größten Glücksspielunternehmen in Europa. Den Fokus setzt man dabei vor allem auf Lotterien und Sportwetten. Neben dem Hauptsitz in Prag gibt es eine Firmenniederlassung in London.

Die Unternehmensgruppe stellt Glücksspielangebote für 5 europäische Staaten bereit: die Tschechische Republik, Österreich, Italien, Griechenland und Zypern. Laut eigenen Angaben ist man der größte Anbieter von privat betriebenen Lotterien. Man konnte wohl 2016 Spieleinsätze von mehr als 16 Milliarden Euro verzeichnen und generierte einen Jahresgewinn von 850 Millionen Euro.

Wollte Novomatic-Gruppe nicht selbst Casinos Austria-Anteile kaufen?

Letztes Jahr im Januar hat die Novomatic-Gruppe weitere Anteile an Casinos Austria kaufen wollen. Dem Deal schoben das Kartellgericht und der Oberste Gerichtshof Österreichs aber einen Riegel vor. Rund 40 % wollte der österreichische Glücksspielkonzern am Ende erwerben. Aufgrund der marktbeherrschenden Stellung, die Novomatic erreichen würde, wurde dem Unternehmen in 2 Instanzen die Übernahme untersagt, höchstens 25 % der Anteile könnte Novomatic erwerben.

Warum sollte Novomatic jetzt alle Anteile abtreten?

Ein Verkauf der letzten Anteile scheint etwas widersprüchlich zu sein. Addendum bezieht sich auf Insider-Berichte, die nahelegen, dass es im Hintergrund Absprachen gegeben habe, die für beide Seiten einen Gewinn versprachen.

Bereits in der Vergangenheit wurde bekannt, dass Novomatic und SAZKA eine Joint Venture (ein Gemeinschaftsunternehmen) gegründet haben, in denen sie jeweils ihre Anteile der Casinos Austria AG (CASAG) und den Österreichischen Lotterien GmbH (ÖLG) einbringen.

Jetzt ist es wohl vorstellbar, dass man sich den Glücksspielbereich aufteilt. Somit würde die SAZKA Group den Bereich der Lotterien integrieren und Novomatic andere Bereiche lassen. Denkbar wäre beispielsweise der Bereich Video Lottery Terminals für Novomatic, da diese für das Unternehmen von besonderem Interesse sind.

Video Lottery Terminals sind letztlich nichts anderes als Slot Machines, die ständig in Verbindung mit einem kontrollierten Zentralrechner stehen. Wichtig: Spielautomaten wurden in Wien außerhalb von Casinos (in Gaststätten oder Bars) verboten, was bei Novomatic zwangsläufig zu Umsatzeinbußen geführt hat. Lediglich die CASAG hat die Erlaubnis, bis zu 5.000 Automaten außerhalb von den Spielbanken aufzustellen.

Derzeit gibt es lediglich rund 600 Spielautomaten der CASAG, das eigentliche Potenzial schöpft man folglich bei Weitem nicht aus. Wenn Novomatic über die SAZKA Group es schafft, weitere Automaten in deren Auftrag zu platzieren, wäre es ein Gewinn für alle Beteiligten.

Im September hatte die SAZKA Group solche Pläne bestritten. Damals sagte ein Sprecher des tschechischen Unternehmens:

SAZKA beabsichtigt, keine Anteile von der Novomatic zu übernehmen.

Ein Novomatic Sprecher teilte nach der außerordentlichen Hauptversammlung mit, dass man nicht vorhabe, die Anteile an Casinos Austria zu verkaufen. Weder die GRAWE-Gruppe noch die SAZKA Group haben sich nach der Hauptversammlung zu zukünftigen Plänen geäußert.

Welche Konsequenzen sind zu befürchten?

SAZKA Group und Novomatic haben zusammen bereits jetzt 51 % der Anteile von Casinos Austria. Laut Satzung des Unternehmens aus dem Jahr 2005 reicht für Beschlüsse in der Hauptversammlung eine einfache Mehrheit aus. Demzufolge können die beiden Unternehmensgruppen den Kurs von Casinos Austria ohne Probleme bestimmen. Die staatliche Beteiligungsgesellschaft ÖBIB hat durch die derzeitigen Entwicklungen deutlich weniger Einfluss und kann nicht viel ausrichten, falls sich die beiden anderen Anteilseigner einig sind.

Insgesamt ist die Entwicklung jedoch ein wenig merkwürdig, zumal man im letzten Jahr der Novomatic-Gruppe eine deutliche Absage zum Kauf von weiteren Anteilen gegeben hat. Warum man die SAZKA Group größten Einzelaktionär werden lässt, bleibt unklar. Die Verbindungen zur Novomatic-Gruppe sind auch kein Geheimnis.

Selbst wenn die Pläne, die das Nachrichtenportal Addendum beschreibt, der Wahrheit entsprechen, wird die Übernahme für die SAZKA Group nicht so einfach sein. Die Aufstockung der Casino-Anteile wird wiederum rechtliche Prüfungen bedeuten und da Casinos Austria in vielen Ländern vertreten ist, müssen zunächst die zuständigen Behörden der jeweiligen Länder dem Deal zustimmen. Am Ende bleibt es abzuwarten, wie viel vom österreichischen Casinos Austria noch im eigenen Land bleibt und nicht durch Investoren aus anderen EU-Staaten übernommen wird.

Bildquelle: By Karl Gruber (Own work) [GFDL or CC BY 3.0], via Wikimedia Commons

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1 Kommentar zu: Österreich: Casinos Austria bald in tschechischer Hand?

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