Wettbetrug in der Handball-Bundesliga?

Erst kürzlich berichteten wir über ein nie da gewesenes Hoch von Spielmanipulationen und Wettbetrug im Sport. Nun gibt es einen entsprechenden Verdachtsfall in der Handball-Bundesliga. Hier registrierte man bei einem Zweitligaspiel ungewöhnlich hohe Wettsummen, die vornehmlich in Südeuropa abgegeben wurden.

Am 26. Mai gab die Handball-Bundesliga GmbH (HBL) eine Pressemitteilung heraus, in der sie über einen möglichen Fall von Spielmanipulation bzw. Wettbetrug informiert. Im Fokus steht ein Spiel der 2. Handball-Bundesliga vom 9. Mai 2023. In dieser Begegnung standen die Wölfe Würzburg und der HC Motor Zaporizhzhia auf dem Feld. Die ukrainische Meistermannschaft bestreitet wegen des Kriegs in ihrer Heimat ihre Spiele seit August 2022 außerhalb der Wertung in der 2. Bundesliga.

Die Schweizer Datenanalysespezialisten von Sportradar haben bei diesem Zweitliga-Match starke Anomalien festgestellt. Das Universal Fraud Detection System (UFDS) des Unternehmens schlug an. Die HBL reagierte umgehend mit einer Untersuchung.

Ungewöhnlich hohe Einsätze in Südeuropa verzeichnet

Warum alarmierte das UFDS bzw. Sportradar die HBL? Der Hauptgrund war, dass es bei der genannten Begegnung zu auffällig hohen Einsätzen bei einigen Wettanbietern kam, so der Verband in seiner Pressemeldung. Diese wurden verstärkt auf einen Halbzeitrückstand der Ukrainer abgegeben. Tatsächlich führten die Wölfe zur Halbzeit mit 18 zu 15.

Die Summen wurden größtenteils nicht online gespielt, sondern in stationären Wettlokalen. Die Standorte der Büros verzeichnete Sportradar vornehmlich in Südeuropa. Viele Buchmacher reagierten umgehend und entfernten das Match noch während der ersten Halbzeit aus ihrem Angebot.

HBL-Chef Frank Bohmann teilte in Sport Bild folgendes zum Vorfall mit:

„Die getätigten Wetten waren auffällig und die Beträge waren sehr viel höher als das, was normalerweise in der 2. Liga gewettet wird. Bislang haben wir keine weiteren Indizien, werden aber eine erweiterte Prüfung durch das Investigativ-Team von Sportradar vornehmen lassen.“

Was wurde vonseiten der HBL unternommen?

Die HBL setzte unmittelbar nach der Information über die verdächtigen Vorgänge eine seit 2011 in solchen oder ähnlichen Fällen zuständige Kommission ein. Zunächst erfolgte eine Befragung der in der Partie verantwortlichen Schiedsrichter und DHB-Offiziellen. Es konnten dabei keine Auffälligkeiten im Spielverlauf festgestellt werden, die auf eine Manipulation hindeuten würden, so die HBL.

Auch die beteiligten Teams wurden informiert. Es wurde aber lediglich HC Motor Zaporizhzhia aufgefordert, schriftlich Stellung zu nehmen. Ein Verdacht für die Wölfe Würzburg lag unter der Konstellation der Wetten nicht vor. Nach einer Befragung aller Spieler von Zaporizhzhia durch Trainer und Manager konnte auch hier keine eindeutige Manipulation festgestellt werden.

Damit ist die Sache allerdings noch nicht vom Tisch: Um den Fall weiter umfassend aufzuklären und den Verdacht möglichst vollkommen zu entkräften, kam die HBL noch einmal mit Sportradar zusammen. Man beauftragte die Experten, weitere Analysen und Investigationen anzustellen. Falls es erforderlich ist, erfolge eine Hinzunahme der zuständigen Strafverfolgungsbehörden, erklärt die HBL in ihrem Statement. Es soll weiterhin transparent informiert werden.

Fazit

Quelle des Bildes: https://www.pexels.com/de-de/foto/person-tisch-geld-diebstahl-6266666/