In den lokalen Medien war tatsächlich die Rede vom „Glücksspiel-Paten von Vaterstetten“. Auch die Beschreibung „Mafia-Imperium hinter der Fassade eines Fleischerladens à la Sopranos in abgespeckter Version“ fiel im Zusammenhang mit diesem kuriosen Fall: Ein Schlachter aus Oberbayern, der zugleich Glücksspielunternehmer ist, wurde für ein illegales Spielangebot im Hinterzimmer seiner Metzgerei verurteilt. Der Angeklagte ist jedoch überzeugt von seiner Unschuld.

Es ist schon eine nicht ganz alltägliche unternehmerische Kombination, mit der ein Fleischer aus dem Landkreis Ebersberg nahe München seinen Lebensunterhalt verdient: Neben seiner Schlachterei unterhielt er zwischenzeitlich fünf Spielstätten in und um die bayrische Landeshauptstadt. Sogar im Verkaufsraum seines Metzgerbetriebs (!) hatte er bis kurz vor dem ersten Lockdown der Coronapandemie völlig legal drei Wettautomaten bereitgestellt (weiterführender Artikel rund um die Aufstellung von Glücksspielautomaten in Gaststätten).

Verurteilt wurde er nun, da er im Hinterzimmer seines Fleischerladens zwei Sportwetten-Terminals und fünf Bargeldautomaten betrieben haben soll. Der 40-jährige Schlachter spricht von einem Lagerraum. Das Ebersberger Amtsgericht ist sich jedoch sicher, dass es sich um eine illegale Spielstätte handelt.

Ebersberger Metzger wehrt sich gegen die Anschuldigungen

Der Schlachter ist überzeugt, im Recht zu sein. Er sei geradezu schockiert gewesen, als es zur Durchsuchung seiner Räumlichkeiten kam. Sein Anwalt bestreitet die Vorwürfe rigoros: Es handle sich lediglich um einen Lagerraum. Die Automaten hätten dort zum Ausschlachten bzw. als Ersatzteilspender gestanden. In den Spielhallen würde immer wieder mal etwas beschädigt werden, so der Angeklagte: Displays, Knöpfe und Geldeinzugsschächte würden stark unter den teils aufgebrachten Kunden leiden.

Eine legale Nutzung als Lagerraum scheidet laut Gericht aus

Die Polizei konnte trotz auch abendlicher Observationen der Metzgerei keinen illegalen Spielbetrieb feststellen. Die Staatsanwaltschaft ist jedoch davon überzeugt, dass es sich um mehr als einen Lagerraum handelte. Die Automaten seien betriebsbereit gewesen. Es bestand eine Strom- und eine Internetverbindung. Vorgeschriebene Prüfzeichen fehlten. Das Gericht stellte daher fest, dass eine rechtmäßige Nutzung nicht möglich sei.

Schon die Durchsuchungsfotos des vermeintlichen Lagers machten großen Eindruck auf die leitende Amtsrichterin. Die Lichtbilder seien eindeutig, sagte sie während der Verhandlung. Sie ordnete eine Strafe von 150 Tagessätzen über je 70 Euro an, was eine Gesamtstrafe von 10.500 Euro bedeutet. Der Angeklagte verwies auf seine missliche Lage: Er habe eine Million Euro Schulden und würde aus seinen legalen Geschäften nicht mehr als 2.000 Euro monatlich verdienen.

Ehemalige Angestellte und vermeintliche Geliebte brachte die Sache zur Anzeige

Auf die Spur des Metzgers sind die Behörden durch eine ehemalige Angestellte gekommen. Diese habe den Mann in der Sache angezeigt. Der Angeklagte spricht davon, dass die Frau das legale Glücksspiel im Verkaufsraum und das Lager gedanklich zu etwas Illegalem vermischt habe. Nach einer sexuellen Affäre wolle die 48-Jährige gemeinsam mit ihrem Ehemann nach viel Ärger einen Ausgleich erstreiten, so der Verteidiger des Metzgers sinngemäß.

Sowohl die Ex-Angestellte als auch deren Ehemann bestreiten die Affäre jedoch. Mehr noch: Die Frau gab vor Gericht an, dass sie selbst regelmäßig in der illegalen Spielhölle im Hinterzimmer tätig gewesen sei. Während des Corona-Lockdowns sowie an Wochenenden und feiertags habe sie dort Spieler bewirtet. Eine vorgebliche Reinigungskraft wimmelte Unbekannte zwecks Deckung des Geschäfts am Eingang ab. Weiterhin hätte der Angeklagte damit gedroht, sie „fertigzumachen“, falls etwas von den Vorgängen in seinem Betrieb an die Öffentlichkeit gelangen würde.

Fazit

Spielautomaten oder Sportwetten-Terminals in der Fleischerei, Glücksspiel im Hinterzimmer, Sex, Intrigen und millionenschwere Schulden: Das klingt wirklich nach filmreifem Stoff, auch wenn an der Tiefe der Handlung sicher noch gefeilt werden müsste. Ob es dieser Fall in die Kinos schafft (oder zumindest ins Vorabendprogramm), bleibt abzuwarten.

Kurios ist die Sache aber allemal. Ab jetzt werde ich beim Besuch des Schlachters meines Vertrauens sicher häufiger darüber nachdenken, was denn wohl gerade in den Hinterzimmern vorgeht: Glücksspiel, Prostitution, Waffenhandel… Hoffentlich nicht – mir würde meine Leberwurst wohl deutlich weniger schmecken.


Quelle des Bildes: https://www.pexels.com/de-de/foto/lebensmittel-menschen-industrie-glas-6138720/

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6 Kommentare zu: Metzger verurteilt: Illegales Glücksspiel, Sex, Intrigen und Millionenschulden

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Ja genau wer kennt es nicht paar Schnitzel für Mittag kaufen und nebenher noch gleich bisschen zocken Die Leute zocken echt überall haha

Aber mal im ernst das unter Fazit geschriebene ist ja mal richtig Geil
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Ich war früher auch ab und an in so einer illegalen Spielothek die sich in einen Keller befand. Da musste man sich vorher per Handy anrufen und dann kam jemand hat die Tür aufgeschlossen uns reinzulassen und danach wieder...   Mehr anzeigen
Krass. Das ist spannend.
„Mafia-Imperium hinter der Fassade eines Fleischerladens à la Sopranos in ABGESPECKTER Version“

Großartig. Der Journalist hat Humor.
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😂 Klasse war, in dem Zusammenhang, auch der Satz hier..."Die Automaten hätten dort zum AUSSCHLACHTEN bzw. als Ersatzteilspender gestanden."
@Hanshanshans: 😅…. „und würde aus seinen „legalen“ Geschäften nicht mehr als 2.000 Euro monatlich verdienen“.

Den Satz fand ich auch gut.

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