Gangster und Ganoven fühlen sich in der Glücksspielszene fast wie zu Hause. Vor allem beim Poker gibt es solche Vorurteile, was aber auch daran liegt, dass genügend Ganoven das Kartenspiel für sich entdeckt haben und dort Millionen gewinnen, aber auch verlieren konnten. Im Folgenden hier einmal eine Aufstellung von Spielern, die man kennen sollte, da ihre Lebensgeschichten legendär geworden sind und Amerika sowie das Glücksspiel geprägt haben.

Wenn man sich etwas mit der Pokerszene beschäftigt, wird man immer wieder auf teilweise recht bekannte Namen treffen, die mittlerweile zumindest unter Spielern zu echten Legenden wurden. Im Folgenden möchte ich einmal ein paar Pokerspieler aufzeigen, auf die ich immer wieder bei Recherchen gestoßen bin. Sie haben nicht nur durch Glücksspiel auf sich aufmerksam gemacht, sondern mit ihren Wesen und Geschichten die Glücksspielbranche geprägt.

Clarence Alwin Thomas - Titanic Thompson

Einer der größten und auch legendärsten Pokerspieler und Gauner war sicherlich Clarence Alwin Thomas. Ihm wurden die Spitznamen „Titanic Thompson“ oder „The Unsinkable“ gegeben. Spätestens durch das Musical Guys and Dolls, das auf seinem Leben basiert, wurde er in den 50er-Jahren zum bekanntesten Pokerspieler Amerikas.

Am 30. November 1893 ist er in Monett (Missouri) geboren worden. Bereits mit 16 Jahren zog er von seiner Familie fort, um sich als Spieler und Trickbetrüger seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er hatte weniger als einen Dollar in der Tasche und konnte weder lesen noch schreiben. 1912 soll er seinen Spitznamen beim Billard bekommen haben. Er hat einen Snow Clark um 500 Dollar erleichtert, wollte ihm aber eine Chance geben, wieder etwas gutzumachen. Er wettete 200 Dollar, dass er über einen Billardtisch springen kann. Er schaffte es entgegen allen Erwartungen. Jemand fragte Clark, wie sein Gegenspieler hieß. Clark meinte nur, es müsse Titanic sein - er versenkt alle. Thompson soll seine Talente zunächst in ähnlicher Weise in einigen ländlichen Regionen genutzt haben. Erst 1918, als er beim Militär war, konnte er große Erfolge finanzieller Natur verbuchen.

Anfang 1918 wurde er zum Militärdienst eingezogen, kurz nach dem Eintritt der USA in den 1. Weltkrieg. Während der Grundausbildung zeichnete er sich besonders aus und wurde zum Sergeant befördert. Seine restliche Zeit beim Militär war er Ausbilder in Amerika und bekam folglich nicht viel mit vom Krieg und von Europa. Er verstand es, seine Zeit besser zu nutzen, indem er den Auszubildenden einige Gambling-Tricks beibrachte und ihnen dabei relativ viel Geld abnahm. Seine Zeit beim Militär war noch im selben Jahr vorbei, aber er verließ den Stützpunkt mit 50.000 Dollar in bar, was er dann zum Kauf des Hauses seiner Mutter verwendete.

In den folgenden Jahren verfeinerte er seine Techniken weiter. Er hatte eine gute Hand-Auge-Koordination und konnte Gegenstände oder Karten sehr zielgerichtet werfen. Anfang der 20er Jahre bis in die 60er Jahre war er mit seinen Tricks aktiv.

Einmal soll er Al Capone um 500 Dollar betrogen haben. Sie sind beide von einem Pokerspiel aufgestanden und zusammen durch die Straßen gelaufen. Als sie an einem Obstverkäufer vorbeikamen, wettete er mit Al Capone, dass er eine Orange über ein Haus mit 5 Stockwerken werfen kann. Der kannte aber den Trick bereits und presste die Orange wohl aus, wodurch Thompson schnell eine Zitrone genommen hat. Der berühmte Mafioso wusste nicht, dass Thompson die Wette vorbereitet und die Zitrone zuvor mit grobem Schrott gefüllt hatte. Er hat es geschafft, sie über das Haus zu werfen und sich dadurch den Respekt des Gangsters verdient.

In Hotels soll er ebenfalls um kostenlose Übernachtungen gewettet haben. Er wettete, dass er Zimmerschlüssel ins passende Loch werfen konnte. Dabei war die Formulierung wichtig, da seine Wettgegner meist an das Schlüsselloch einer Tür dachten. Titanic Thompson beförderte diese aber nicht in das Schlüsselloch, sondern das Fach hinter der Rezeption.

Eine Bilanz vor seinem 40. Geburtstag zeigte, dass er durch Poker, Würfelspiele und Trickbetrug mehrere Millionen Dollar gewonnen hatte. 5 Männer wurden durch ihn in Notwehr getötet und er war mit 3 Frauen verheiratet.

Ab 1930 spielte er vermehrt Poker, teilweise mit Nick, The Greek, Dandalos und erleichterte Politiker, Anwälte, Banker, Alkoholschmuggler und andere um ihr Geld. Es wird berichtet, dass die abendlichen Partien sehr lange dauerten und teilweise erst nach dem Morgengrauen endeten.

Daneben machte er auch als Golfspieler Geschichte. Er hatte auch für dieses Spiel Geschick und nutzte dort ebenfalls seine Talente. Berühmt wurde hier vor allem die Seewette, bei der er gegen einige Millionäre wettete, dass er einen Golfball 500 Yards (457 Meter) weit schlagen könne. Es soll Winter gewesen sein und er schlug den Ball auf einen vereisten See, wo er der Legende nach 1,5 Kilometer weit rollte.

Trotz seines ergaunerten Geldes wurde er nicht reich. Einen Haufen davon verspielte er wieder bei Pferdewetten. Am Ende resümierte er:

Ich bedauere nicht viel in meinem Leben. Aber ich wünschte, ich wäre ein bisschen klüger gewesen und hätte mir mehr Geld auf die Seite gelegt. Ich wünschte, ich hätte ein bisschen weiter gedacht als bis zum nächsten Spiel. Das ist die eine Sache, die ich mir wirklich vorwerfe.

Nick „The Greek“ Dandalos

Er war sicherlich einer der umsatzstärksten Pokerspieler aller Zeiten. Insgesamt soll er laut einigen Hochrechnungen in seiner Karriere mehr als 500 Millionen Dollar umgesetzt haben - eine Summe, die nur schwer zu knacken ist.

1883 wurde er in Rethymon auf Kreta geboren. Sein Vater war Teppich-Händler und anders als die meisten seiner Kollegen in der Zeit hatte er ein luxuriöses und privilegiertes Leben. Er schaffte sogar einen College Abschluss in Philosophie. Als er 18 Jahre alt war, schickte seine Familie ihn in die USA, damit er sich auf eine Business-Karriere vorbereiten kann. Es fing wohl auf einem Kurztrip nach Montreal an, dass er bei seiner ersten Pferdewette gemerkt hat, dass er ein Gambler ist. Er hatte ein außerordentliches Geschick für mathematische Zusammenhänge mitgebracht und mit der Hilfe des Jockeys Phil Musgrave konnten sich beide in einer Saison 500.000 Dollar sichern.

Dandalos ging jedoch weiter und über einige Umwege gelangte er in die Casinos Chicagos, wo er dem Poker und Würfelspiel verfiel. In normalen Sessions soll er 100.000 Dollar ohne Probleme verspielt haben. Er soll lange, hart und ohne Rücksicht auf Verluste gespielt haben. 1931 als in Nevada Glücksspiel endlich erlaubt war, war er bereits eine lebende Legende. Er versuchte dennoch dort sein Glück.

Legendär wurde er durch eine Pokerpartie 1949 gegen Johnny Moss, einem anderen Spieler der Zeit. Sie sollen sich an einen Tisch gesetzt haben, an dem sie 5 Monate lang pokerten. Lediglich zum Essen und Schlafen haben die beiden den Tisch verlassen. Im Binions Casino war es die Attraktion von Las Vegas. Beide waren dafür bekannt, dass sie die großen Spieler im Osten der USA gecrasht hatten. Aber vom Charakter waren sie sehr unterschiedlich - ein lebensfroher Akademiker gegen einen berechnenden Spieler aus der Arbeiterschicht.

Anfänglich hatte Dandalos wohl das Match dominiert, aber die Zeit arbeitet für Moss, der seine Pausen auch intensiv nutzte und nicht wie der Grieche zum Würfelspiel Craps wechselte. Nach der letzten Hand beendete Dandalos das Game mit den legendären Worten:

Mister Moss, I think I have to let you go.

Sein Verlust betrug schätzungsweise zwischen 2 und 4 Millionen Dollar. Benny Binion, der Veranstalter des Turniers, soll diese Begegnung Jahre später zur Ausrichtung der ersten World Series of Poker inspiriert haben.

Es ranken sich viele Legenden um Dandalos, manche sehen ihn als modernen Sokrates, da er nicht an materielle Werte glaubte. Er habe wohl ein Dutzend Sprachen gesprochen und sei ein talentierter Poet gewesen.

Er selbst hat angegeben, dass er in seinem Leben 73-mal reich und ebenso oft bankrott war. Er borgte sich immer wieder Geld von Millionären, man geht davon aus, dass er am Ende seines Lebens 1966 fast pleite war. Ein alter Freund hatte einmal über ihn berichtet:

Er konnte tagelang spielen, ohne zu schlafen. Es gab Zeiten, da war er kurz vorm Zusammenbrechen und auf medizinische Hilfe angewiesen. Ein Arzt untersuchte ihn dann, während er irgendwelche Einsätze tätigte.

1979 wurde er zusammen mit Johnny Moss als erster Spieler in die Poker Hall of Fame aufgenommen, damit zählt er zu den bekanntesten Spielern der Welt.

Johnny Moss Gewinner der ersten WSOP

Johnny Moss wurde 1907 in Marshall (Texas) geboren. Bereits als Junge lernte er das Pokerspiel kennen. Einige Betrüger zeigten ihm, wie man Karten vorteilhaft mischt und welche anderen Tricks es noch gab. Laut eigenen Angaben habe er dieses Wissen nie missbraucht, einige seine Gegner sind da jedoch anderer Meinung.

Als Jugendlicher arbeitete er in einem Casino als Eye in the Sky und hatte die Aufgabe, Falschspieler zu erkennen. Er selbst soll dabei die Strategie von Poker begriffen haben. Zwei Jahre später zog er als „Rounder“ los, zog durchs Land und verdiente sein Geld mit dem Glücksspiel.

1970 wurde durch Benny Binion das erste World Series of Poker Event ausgerichtet. Moss hatte sie gewonnen, wobei „gewinnen“ hier schwierig zu definieren ist. Letztlich handelte es sich damals nicht um ein Turnier, sondern um ein Cashgame. Die 7 Teilnehmer wurden danach gebeten, für die besten Spieler abzustimmen. Zunächst stimmten alle Pokerspieler für sich, Bescheidenheit ist ja bekannterweise die Stärke von Spielern. Um dennoch einen Gewinner zu ermitteln, wurde nach dem zweitbesten Spieler gefragt - Johnny Moss erhielt die meisten Stimmen und ging als „bester und zweitbester“ Spieler in die Geschichte des WSOP ein.

Ein Jahr später war die WSOP ein richtiges Turnier. Moss gewann es und sicherte sich im Main Event ein Preisgeld von 30.000 Dollar. 1974 konnte er bei der World Series of Poker zum dritten Mal ein Main Event gewinnen und räumte noch einmal 160.000 Dollar ab.

Wie alle Spieler konnte Moss sein Geld nicht lange halten. Er war dem Würfelspiel und Pferdewetten verfallen. 8 Millionen soll er verloren haben, bis er den beiden Lastern abgeschworen hatte und sich ganz auf Poker konzentrierte. 1995 ist er gestorben, gilt aber heute noch als Kultspieler des Pokers.

Alles Legende oder was?

Vor allem das legendäre Turnier zwischen Johnny Moss und Nick „the Greek“ Dandalos ist immer wieder mit Zweifeln behaftet. Quellen sind sich nicht einmal einig, wann es stattgefunden hat. Die meisten Berichte erwähnen das Jahr 1949, aber man findet auch 1951. Den offiziellen Büchern zufolge soll zudem das Casino von Binion erst 1952 eröffnet worden sein. Keiner der beiden Spieler sprach je offiziell darüber und es gibt auch nur wenige Fotos von diesem legendären Spiel.

Wahrscheinlich wird nie geklärt werden, was über die 3 Pokerspieler wirklich wahr ist. Sicher ist aber, dass sie zu echten Legenden geworden sind und deshalb ihre Geschichten auf keiner Gambling-Seite fehlen sollten.

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7 Kommentare zu: Die legendärsten Pokerspieler und Gangster des frühen 20. Jahrhunderts

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Avatar von Anonym
Die Geschichte von Clarence Alwin Thomas fande ich am interessantesten. Genau solche Artikel machen sehr großen Spaß zulesen: Danke dir Christoph.
hatten wir nicht schon mal so einen ähnlichen artikel oder kommt mir nur das bild bekannt vor?
Wir hatten schon ähnliche Artikel für Roulette und Blackjack, Poker habe ich bisher eher gemieden. Ich hoffe nicht, dass ich das Bild bereits genutzt habe. Ich hatte es schon länger vor, habe aber immer noch nach einem guten Thema...   Mehr anzeigen
@Christoph: bin zu faul zum suchen
Super Artikel Christoph,
vielen Dank für deine Mühe.
Avatar von Anonym
Ich liebe es 😍
Klasse Artikel! Hat Spaß gemacht ihn zu lesen

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