60 Jahre Gauselmann, das wollte die Firmengruppe eigentlich dieses Jahr feiern. Die neu aufgetauchten Paradise Papers könnten die Stimmung bei den Spielemachern der Merkur-Marke zumindest etwas trüben. Doch was hat es mit den Paradise Papers und Gauselmann überhaupt auf sich?

Nach den Panama Papers gibt es jetzt auch die Paradise Papers. Der Aufschrei ist diesmal umso größer, da jetzt nicht nur Steuerhinterzieher in das Visier der Enthüllungen geraten sind, sondern auch deutsche Unternehmen und ihre Machenschaften im Bereich der Online Casinos.

Die Gauselmann Gruppe, die 2008 mit der Übernahme des Hamburger Softwareentwicklers edict egaming den Weg zum Online Markt ebnete, taucht ebenfalls in den Dokumenten auf. 2010 wurde eine Tochterfirma, die edict egaming Iom Limited, auf der Isle of Man gegründet. Über die Lizenzen des kleinen Inselstaats bietet man derzeit weltweit Merkur-Automaten im Internet an und programmiert auf Wunsch der Kunden teilweise ganze Plattformen für den Betrieb. Was daran Auslöser für Kritik ist, versuche ich im Folgenden zu zeigen.

Was sind die Paradise Papers?

Bei den Paradise Papers handelt es sich wieder einmal um ein Datenleck aus 21 verschiedenen Quellen mit 13,4 Millionen Dokumenten. Die Süddeutsche Zeitung bekam vertrauliche Daten zweier Firmen. Um den Schutz der Quellen zu gewährleisten, möchte man seitens der Zeitung keine Angaben zum Erhalt und der Übermittlung der Daten machen.

Im Zentrum der Papiere stehen die Anwaltskanzlei Appleby mit Hauptsitz in Douglas auf der Isle of Man und die Treuhandfirma Asiacity Trust mit Hauptsitz in Singapur. Beide Firmen haben sich auf „Steuersparmodelle“ mit Briefkastenfirmen spezialisiert. Außerdem hat man interne Daten der Firmenregister von 19 Steueroasen erhalten, darunter wohl die Bermudas, die Cookinseln und Malta.

In den Fokus der Enthüllungen kamen mehr als 120 Politiker aus 50 Ländern, darunter wohl auch der Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder. In Deutschland sind neben Gauselmann auch Firmen wie Sixt, die Deutsche Post, Siemens, Allianz, Bayer oder die Deutsche Bank in Geschäfte mit Briefkastenfirmen involviert. Man geht insgesamt davon aus, dass im Jahr mehr als 600 Milliarden Euro durch multinationale Konzerne über Steueroasen verschoben werden.

Was wird Gauselmann vorgeworfen?

Die Firmengruppe hatte 2008 das Unternehmen edict egaming übernommen. 2010 wurde dann eine weitere Tochterfirma, Edict Egaming Iom Limited, gegründet. Die Anwaltskanzlei Appleby war damals für das Vertragswerk verantwortlich. Für Gauselmann war es der Einstieg in die Welt der Online Casinos - edict egaming ist lizenziert und vertreibt die Spiele mit der Merkur-Sonne in den Internetspielhallen.

Im Juli 2012 traf sich wohl ein Anwalt der Gauselmann-Gruppe mit einem Mitarbeiter der Firma Appleby, damit man klären kann, wie die Besitzverhältnisse des Unternehmens auf der Isle of Man mit der Anwaltskanzlei verändert werden können. Eine E-Mail soll diesen Umstand beweisen. Der Eigentümer wechselte darauf und Besitzer wurde die Bruncaster Limited, die bereits durch die Panama Papers bekannt wurde und als Schein-Gesellschafter für viele Briefkastenfirmen in Verbindung gebracht wird.

Diese Bruncaster Limited hält wohl Anteile im Auftrag von Gauselmann, was aber für einen Außenstehenden nicht erkennbar ist. Außerdem wurde der Name der Firma geändert, die heute unter Alliance Gaming Solutions Ltd. bekannt ist. Ein Sprecher räumte ein, dass man die Firma zeitweise verkaufen wollte, sich dann aber dagegen entschieden hatte. Es seien Vorbereitungen zum Verkauf gewesen. Ein Jahr nach dieser Umstrukturierung wurden die Namen der Gauselmann-Manager aus dem Handelsregister entfernt und durch Scheindirektoren ersetzt.

Gauselmann und die Online Casinos

Ein zweiter Vorwurf betrifft den Anbieter stake7. Im Jahre 2011 wandte sich wohl ein Mitarbeiter von Gauselmann an Appleby und fragte, ob die Jungferninseln der richtige Ort für das Online-Casino-Geschäft seien. Die Anwaltskanzlei antwortete, dass die Isle of Man sich besser eignen würde. Kurze Zeit später wurde die Stake 7 Gaming Iom Ltd. gegründet, die inzwischen wohl zur TOP GAMING EUROPE Ltd. wurde.

Stake7.com wurde vor einigen Jahren von Gauselmann als komplettes Online-Casino aufgebaut und anschließend verkauft. „Made in Germany“-Automaten von Merkur werden immer noch auf der Plattform beworben. Man versorgt die Internetspielothek weiterhin mit Merkur-Automaten, erhebt dafür vom Betreiber jedoch eine Lizenzgebühr. Weiter habe man mit dem Online Casino nichts mehr zu tun.

Chef der TOP GAMING EUROPE Ltd. ist der deutsche Unternehmer Thomas Wolfgang T. Aus den Enthüllungsdokumenten geht wohl hervor, dass die Idee des Online Casinos von Gauselmann ausging. Anfang 2013 wurde die Webseite wohl an die heutige Offshore-Gesellschaft übertragen. Genau kann man durch die Briefkastenfirma nicht sagen, wer der Eigentümer ist. An der Geschäftsadresse ist sowohl die Firma TOP GAMING EUROPE Ltd. als auch die Webseite stake7.com unbekannt.

Die derzeitige Berichterstattung in Bezug auf die Paradise Papers und Online Glücksspiel

An dieser Stelle möchte ich die Nutzung von Schein- oder Briefkastenfirmen zur Steuererleichterung nicht verteidigen. Aber in Bezug auf die Berichterstattung sind mir einige Mängel beim deutschen Journalismus aufgefallen.

Wenn man beispielsweise auf Tagesschau.de sich den Bericht über Gauselmann ansieht, wird man feststellen, dass die Situation des Glücksspiels in Deutschland teilweise falsch wiedergegeben wird. So finden sich Zitate aus einem NDR-Interview von einem Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Hamburg mit dem Namen Michael Adams:

Wenn Sie in das Casino gehen, gibt es eine Fülle von Schutzvorkehrungen und es wird geprüft, ob Sie gesperrt sind. Online haben Sie das Casino bei sich im Hause. Sie haben es Tag und Nacht. […] Sie müssen keinen Schritt gehen, keiner kontrolliert, was Sie da machen, wie lange Sie spielen und ob Sie die Kontrolle verloren haben. Keiner kontrolliert, ob Sie betrunken sind. Sie verspielen oben in Ihrer Dachstube Ihr ganzes Lebensvermögen und das Ihrer Familie dazu.

Gewiss werden an dieser Stelle nur Experten des Fachgebietes zitiert, aber auch einem Reporter sollte auffallen, dass in Deutschland der Begriff Casinos nicht geschützt ist und es nur in staatlichen Spielbanken Schutzvorkehrungen für Spielsüchtige mit einer Ausweisüberprüfung gibt. In Spielhallen kann man jederzeit spielen, auch wenn man sich für die Spielbanken bundesweit hat sperren lassen.

Ich war bisher nur ein paar Mal in einer richtigen Spielbank, aber auch dort hat niemand kontrolliert, was ich gemacht habe, wenn ich einmal drin war. Alkohol konnte ich so viel trinken, wie ich bezahlen konnte. Für meine Verluste hat sich ebenfalls keiner interessiert und zum Gehen hat man mich bisher nur aufgefordert, wenn man schließen wollte. Eine „soziale Kontrolle“, die der Vorteil von Spielbanken sein soll, gibt es aus meiner Sicht nicht.

Die Gefahren von Online Casinos sollten an dieser Stelle nicht heruntergespielt werden, da sie immer verfügbar sind und wirklich niemand beim Spielen zusieht. Allerdings gibt es auch hier Schutzmechanismen, die man erwähnen sollte, da man selbst Verlust-, Einzahlungs- und Spielzeitlimits festlegen kann. Außerdem kann man jederzeit sein Konto schließen lassen.

Sicherlich werden diese Maßnahmen für Spielsüchtige nicht ausreichend sein, da man jederzeit zu einem anderen Online Casino gehen kann und dort in weniger als 5 Minuten einen neuen Account hat, aber die Schutzsysteme sind bei den meisten Anbietern vorhanden und sollten erwähnt werden. Wünschenswert wären hier eine Selbstsperre und Limits, die für alle Online Casinos gelten und eine entsprechende zentrale Kontrollinstanz.

Des Weiteren ist die Berichterstattung gegen Online Casinos allgemein recht negativ derzeit:

Im Internet finden sich zahlreiche Online-Casinos, die sich sichtbar an deutsche Kunden richten. Sie schalten zum Teil sogar Fernsehwerbung in Deutschland - mit Sportlern und Prominenten. Und fast überall kann man Geld auf die berühmten Merkur-Spiele von Gauselmann setzen. Der Automatenkönig betreibt diese nicht-lizenzierten Seiten aber nicht selbst, sondern er vertreibt nur seine Spiele an diese Anbieter, gegen eine Gebühr.

Sicherlich gibt es Online Casinos, die über keine Lizenz verfügen. Aber der Großteil der Merkur Online Casinos verfügt über eine Glücksspiellizenz der EU. Die rechtliche Situation der Internetspielhallen in Deutschland ist derzeit etwas schwierig, aber gleich alle als „nicht-lizenzierten Seiten“ zu bezeichnen, ist eine inkorrekte Verallgemeinerung.

Fazit: Paradise Papers - viel heiße Luft

Die Berichterstattung über die Paradise Papers explodiert gerade förmlich. Man sollte jedoch aufpassen, dass man sich mit den Artikeln etwas genauer auseinandersetzt. Wie ich gezeigt habe, sind die Aussagen manchmal ein wenig widersprüchlich.

In Bezug auf Gauselmann ist sicherlich richtig, dass man eine intransparente Firmenstruktur geschaffen hat. Außerdem verdient man an den Internetspielhallen durch Lizenzgebühren für die Merkur-Automaten, die man zur Verfügung stellt. Ansonsten ist es keine große Neuigkeit, dass multinationale Unternehmen Geld in Länder mit niedrigen Steuern verschieben. Die Enthüllungspapiere sind wieder einmal in aller Munde - auch wenn keiner weiß, was man gemacht hat, um die Dokumente zu bekommen.

Bildquelle: obs/Gauselmann Gruppe/MARCO MOOG

 

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9 Kommentare zu: Paradise Papers: Gauselmann Gruppe steht in der Kritik

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Avatar von Anonym
Der Artikel mag vielleicht informativ sein - liest sich jedoch wie eine ferngesteuerte Werbeanzeige für Online Casinos . Gefällt mir ganz und gar nicht.
Ich wollte mit dem Artikel nicht Werbung für Online Casinos machen, sondern nur darauf hinweisen, dass die Berichterstattungen teilweise voreingenommen gegen Glückspielangebote im Internet sind.

Mich nervt es einfach, wenn...   Mehr anzeigen
Avatar von Anonym
@Christoph: Das will ich auch nicht unterstellen & jeder Zocker weiß das.Wenn ich nicht mit der Materie vertraut bin liest es sich aber fast so wie als wäre dies ein durch die Online Branche getriggerter Artikel.
Also für mich liest sich das nicht wie eine ferngesteuerte Werbeanzeige für Online Casinos. Es werden sowohl die Probleme die derzeit in Online Casinos bestehen (was den Spielerschutz betrifft) angesprochen, als auch die...   Mehr anzeigen
Avatar von Anonym
@Daniel: Also nur eins vorweg : Es gehr mir hier nicht darum Krawall zu stiften oder ähnliches.Es geht auch nicht um einzelne Passagen.Der Bericht über die Paradise Papers ist auch informativ.Das Spielotheken und Spielbanken nicht...   Mehr anzeigen
Avatar von Anonym
Ich verstehe Viveras Punkte hier. Mir ist das leider auch schon selber aufgefallen, dass der Ton gegenüber Onlinecasinos deutlich milder geworden ist. Wörter wie Branchen oder Marktüblich sind auf einmal aufgetaucht und auch im...   Mehr anzeigen
@A****m: Danke für deine/eure konstruktive Kritik, welche ich leider erst heute zu Gesicht bekam. Man kann natülrich nicht in jedem Artikel gesondert auf die Gefahren des Glücksspiels hinweisen aber ich bin am überlegen wie wir die Seite...   Mehr anzeigen
Danke für die Aufklärung
Avatar von J****r
Dito

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