Das Kartenspiel Watten ist vor allem im süddeutschen Raum (Bayern), Österreich, der Schweiz und Südtirol beliebt. Teilweise werden Turniere in Kneipen angeboten, Geldpreise werden dem Sieger geboten. Aber jetzt musste sich ein Veranstalter mit Ermittlungen wegen illegalen Glücksspiels befassen, seitdem gibt es in Bayern viele Diskussionen.

Im März 2018 gab es eine Meldung, dass das Kartenspiel Watten Grund für Ermittlungen war. Ein Verein hatte ein Turnier bereits seit Jahrzehnten ausgerichtet, nun wurde der Verein anonym angezeigt. Grund: Man betreibe illegales Glücksspiel. An dieser Stelle ein kurzer Bericht über die aktuelle Diskussion im Freistaat.

Kurzer Exkurs: Was ist Watten für ein Kartenspiel?

Das Spiel ist in den napoleonischen Kriegen in Bayern entstanden. Französische und bayerische Truppen hätten es in den Feldlagern gespielt. Der Name leitet sich vom französischen va tout (der letzte Trumpf) ab.

Es handelt sich um ein Kartenspiel mit 32 oder mehr Karten für 4 Spieler. Das deutsche Blatt wird verwendet. Die gegenüber sitzenden Spieler bilden zusammen ein Team. Jeder Spieler erhält 5 Karten. Ziel ist es, pro Spiel drei Stiche für ein Team zu bekommen. Das Gewinnerteam erhält Punkte für den Sieg.

Eine Ausnahme besteht beim Watten gegenüber anderen Kartenspielen: Es besteht weder Stich- noch Farbzwang (wie beim Skat beispielsweise), außer wenn als erste Karte ein „Trumpf oder Kritisch“ gespielt wird. Bei den Kritischen handelt es sich um die höchsten Karten (Herz-König, Schellen 7 und Eichel 7). Hauptbestandteile des Spiels sind: Karten aufnehmen oder austeilen, das Ansagen, das eigentliche Spiel um Trümpfe und das Ausschaffen.

Ein Team erhält meist 3 Punkte für einen Sieg. Eine Runde ist beendet, wenn ein Team 15 Punkte gewonnen hat. Falls sich ein Team überlegen fühlt, kann man dem Gegner Angebote machen und die Punktzahl für den Sieg nach Anzahl der wahrscheinlichen Stiche erhöhen. Den Vorgang nennt man Ausschaffen. Die Gegner können dann annehmen und das andere Team verliert somit sofort oder auch ablehnen und das Spiel geht weiter und wird noch spannender. Es kann dabei sehr viel geblufft und der Gegner so zur Aufgabe gezwungen werden.

Worin besteht das Problem beim Streit?

Der FC Laub in der Oberpfalz hatte jedes Jahr zwei Turniere im Kartenspiel Watten veranstaltet. Bisher gab es keine Probleme, da die Teilnehmer zwar ein Startgeld zahlen mussten, aber am Ende nur Sachpreise erhielten. Diesmal sollte jedoch ein Preispool aus den Startgeldern an die besten Teilnehmer ausgeschüttet werden. In der Folge gab es eine anonyme Anzeige wegen illegalen Glücksspiels.

Gegenüber der Zeitschrift Merkur bemerkte ein Polizeisprecher im März, dass man dem Verdacht nachgehen müsse, die Vorschriften seien bindend. Das Problem ist beim Watten, dass nicht alle Karten ausgegeben werden, wie es beispielsweise beim Schafkopf der Fall ist. Dadurch hängt das Spiel maßgeblich vom Glück ab und wird nicht als Strategiespiel wie Schafkopf bewertet. Ferner gibt es beim Watten das sogenannte „Ausschaffen“, was dem Bluffen beim Pokern ähnlich ist, da man so einen Gegner zum Aufgeben zwingen kann.

Damals riet die Polizei dem Veranstalter des Turniers Sachpreise anstelle von Preisgeldern auszugeben. In diesem Falle wäre wieder alles rechtskonform. Die Konsequenz war, dass es nicht mehr 200 Euro Echtgeld gab, sondern nur noch 200 Euro als Gutschein bei der hiesigen Dorfwirtschaft.

Ermittlungen wurden eingestellt

Aufgrund der Werbung in Form von Plakaten musste die Polizei Ermittlungen aufnehmen. Die Plakate mussten außerdem unverzüglich abgenommen werden. Glücklicherweise wurde das Verfahren gegen den 66-jährigen Veranstalter mittlerweile eingestellt. Die Polizei konnte keine gewerblichen Absichten feststellen. Er konnte glaubhaft darstellen, dass mit dem Turnier kein Gewinn erwirtschaftet werden sollte. Die Geldpreise dienten lediglich zu Werbezwecken, da sie beliebter als Sachpreise seien. Im Falle einer Anklage hätte eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr im Raum gestanden.

Imageschaden bleibt

Dem Sportverein FC Laub bleibt ein Imageschaden. Die lokale Presse hatte wochenlang negativ über den Sportverein berichtet, deren Mitglieder teilweise das Vorgehen nicht verstanden haben. Letztlich habe man die Watten-Turniere zweimal jährlich durchgeführt, wobei es nie Probleme bei der Ausrichtung gab. Das Spiel diente einfach zur Festigung des Vereinslebens und der Gewinnung neuer Mitglieder. Christian Teufel, Vorstand des FC Laub, bemerkte zu dem Thema damals nur:

„Wir sind kein Casino. Watten ist urbayerisches Kulturgut“.

Die ganze Angelegenheit hatte damals große Wellen geschlagen. Einladungen zum Watten mit Preisgeldern anderer Veranstalter verschwanden aus sozialen Netzwerken. Es gab stattdessen andere Preise, die nicht zu Ermittlungen führen würden. Problem bleibt jedoch, dass die klassischen Fleischpreise (wie eine halbe Sau) heutzutage keinen adäquaten Gewinn mehr darstellen. Einige Vereine fürchten gar, dass das Spiel jetzt noch schneller ausstirbt.

Politik sucht nach einfachen und legalen Sonderregelungen

In der bayerischen Kultur sei das Watten wie das Aufstellen eines Maibaums fest verankert. Das private Watten oder die Spiele am Stammtisch sind von Ermittlungen nicht betroffen, es gehe nur um die Turniere, die auch öffentlich beworben werden. Der Justizminister Winfried Bausback (CSU) machte Anfang August noch einmal deutlich, dass ihm an dem Erhalt der vielfältigen bayerischen Kultur etwas läge. Dazu zähle er das Watten. In Zusammenarbeit mit dem Innenministerium Bayerns sucht man nach zufriedenstellenden Lösungen.

Unter anderem wurden Sonderregelungen vorgeschlagen, die Turniere im Watten für legal erklären, wenn man eine bestimmte Höchstgrenze für Gewinne nicht überschreitet. Derzeit sei vielen Menschen im Freistaat nicht vermittelbar, wann es sich um legales Watten handelt und ab wann es ein illegales Turnier ist.

Bildquelle: 167378832 - SPIELKARTEN-COLLAGE - WATTEN - Kartenspiel in Bayern mit List und Tücke © Bergfee

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2 Kommentare zu: Ist Watten illegales Glücksspiel? Es gibt immer mehr Diskussionen

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Watten spielt man hier in Bayern schon im gaaanz jungem Alter. Das ist Kultur und kein Glücksspiel (ebenso wie Schafkopf). Okay bei Turnieren und Geldgewinnen schaut die Sache (rein rechtlich) freilich anders aus. Trotzdem finde...   Mehr anzeigen
Avatar von Anonym
Einem Glücksspielstaatsvertrag bekommt man nicht hin, aber wehe ein kleiner Verein veranstaltet zwei mal im Jahr ein Kartenspielturnier.

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