Der deutsch-iranische Pokerspieler Hossein Ensan soll auf Gewinne aus dem Glücksspiel Steuern zahlen, obwohl er diese bereits in Deutschland versteuert hat. Bevor die European Poker Tour in Barcelona eine Zwischenstation einlegt, hatte er den Fall nun in den Medien publik gemacht.

Vom 21. August 2018 bis 2. September 2018 ist die European Poker Tour in Barcelona. Gerade in dieser Zeit wurde bekannt, dass der Pokerspieler Hossein Ensan aufgefordert wurde, seine Gewinne aus einem Pokerturnier in Spanien zu versteuern.

Spanien gehört zu einem der Länder mit einem der härtesten Steuersätze überhaupt. Ich hatte in der Vergangenheit bereits von dem professionellen Schachspieler Paco Vallejo berichtet, der 500.000 Euro an Steuern für Online Poker Gewinne nachzahlen sollte, obwohl er den Gewinn mehrfach verloren hatte. In dem vorliegenden Fall stellt es jedoch eine Neuheit dar, dass die spanische Finanzbehörde auch an ausländische Spieler Forderungen stellt.

Hossein Ensan kam 1990 aus dem Iran nach Deutschland und lebt seitdem in Münster. Seit 2005 spielt er Poker, ab 2013 sieht man ihn regelmäßig in großen Live-Turnieren. Sein größter Erfolg war bisher ein Sieg beim Main Event der European Poker Tour in Prag im Dezember 2015. Er erhielt dort 750.000 Euro Preisgeld. Insgesamt hat er in seiner Karriere bisher ein summiertes Preisgeld von mehr als 2,6 Millionen Euro gewonnen.

Was ist vorgefallen? Warum stellen spanische Behörden Forderungen?

Hossein Ensan hatte 2014 an dem Main Event der European Poker Tour in Barcelona teilgenommen. Hossein Ensan, Andre Lettau und Sam Phillips waren unter den letzten drei Spielern, ein Deal bescherte dabei Hossein Ensan knapp 652.667 Euro.

Nach eigenen Angaben hatte er den Gewinn normal versteuert, als er wieder in Deutschland war und das Prozedere mit den Behörden der Bundesrepublik geklärt hatte. Er gilt in Deutschland als professioneller Pokerspieler und muss seine Einnahmen gemäß dem Einkommenssteuergesetz versteuern lassen.

Am 31. Oktober 2012 hatte das Finanzgericht Köln entschieden, dass professionelle Pokerspieler gemäß dem Einkommenssteuergesetz ihre Gewinne versteuern müssen. Ihre Einkünfte werden als Einkünfte aus einem Gewerbebetrieb angesehen. Zuvor waren sie wie Lottogewinne umsatzsteuerfrei. Laut Auffassung der Richter haben professionelle Spieler, die über Jahre hinweg an dementsprechend großen Turnieren teilnehmen, ihre Fähigkeiten geschult, um zu gewinnen. Damit sind die Gewinne weniger vom Zufall abhängig und letztlich gewinnen die Spieler mit den besten analytischen und psychologischen Fähigkeiten. Das Gericht unterscheidet folglich zwischen Profis und Hobby-Spielern. Hobby-Poker-Spieler müssen weiterhin die Gewinne nicht versteuern.

Etwas komisch ist, dass Spanien Forderungen an den Pokerspieler stellt, da er letztlich in Deutschland gemeldet ist. Es gibt eigentlich zwischen Deutschland und Spanien seit 2012 ein Doppelbesteuerungsabkommen, das verhindern soll, dass das gleiche Geld von zwei verschiedenen Ländern besteuert wird.

Im letzten Jahr hat die deutsche Finanzbehörde aus Spanien einen Brief erhalten. Man solle die Steuern für den Gewinn beim Pokern eintreiben. Von den knapp 650.000 Euro Gewinn sollen 214.643,67 Euro als Steuern an den spanischen Fiskus gezahlt werden. Außerdem kommen noch Säumniszuschläge in Höhe von 20.790 Euro dazu. Das summiert sich auf den Gesamtbetrag von 235.433,67 Euro.

Wie lief die ganze Sache genau ab?

Hossein hat Finanzberater, die ihn bei der Abrechnung der Gewinne unterstützen. Bei seinem Preisgeld von 652.667 Euro mussten noch einmal 100.000 Euro und zweimal 60.000 Euro für Staking-Deals mit befreundeten Spielern abgezogen werden. Da er sie schriftlich fixiert hatte, erkannte das deutsche Finanzamt die Ausgaben problemlos an und er musste nur noch seinen tatsächlichen Gewinn in Höhe von 432.667 Euro versteuern, was er auch getan hat.

Komischer Zwischenfall in Spanien 2015

Ein Jahr später spielte er wieder beim Main Event der European Poker Tour in Spanien mit. Am dritten Tag war er unter den Top 10. Dann traten jedoch kurz vor dem Start des Turniers zwei spanische Finanzbeamte an ihn heran. Sie fragten, ob er Hossein Ensan sei. Er bejahte es. Danach sollte er ein Dokument in spanischer Sprache unterschreiben. Er fragte wohl einen Freund, der Spanisch sprach, was darauf steht. Es sollte nur eine Bestätigung darstellen, dass er Hossein Ensan sei und 2014 den entsprechenden Betrag gewonnen hatte.

Die Beamten ließen ihm lediglich die Wahl zu unterschreiben oder mit in die Finanzbehörde zu kommen. Er entschied sich für Ersteres, da er am Turnier teilnehmen wollte. Etwas mitgenommen von der Begegnung, ist er jedoch frühzeitig ausgeschieden.

Nach der Rückkehr nach Deutschland erhielt er eine Steuerforderung von 150.000 Euro. Im Kontakt mit der spanischen Finanzbehörde schrieb er, dass er bereits in Deutschland die entsprechenden Steuern gezahlt hatte. Ein spanischer Steuerberater, der auch Deutsch sprechen kann, hatte sich den Fall angesehen und war der Meinung, dass er die Steuern bezahlen müsse und dass es sich um eine Doppelbesteuerung handeln würde.

Seit 2015 streiten sich daher Anwälte, Finanzberater und die spanische Behörde um die Steuern. Im August 2018 erhielt dann das deutsche Finanzamt die Aufgabe, die Steuern für Spanien vollständig einzutreiben. Die deutsche Finanzbehörde hat ihm dann eine Frist bis zum Ende des Monats gesetzt, in der er den Betrag bezahlen solle, wenn er dem nicht nachkommt, drohen weitere Konsequenzen bis hin zur Kontopfändung.

Persönliche Konsequenzen für Hossein

Hossein gibt an, dass er die Summe auf seinem Konto habe, wo er jegliches Geld lagere. Das Problem sei für ihn jedoch, dass ein Großteil des Geldes für die Steuererklärungen von 2017 und 2018 gedacht sei. Folglich muss er seinen Bankroll angreifen, damit alle Behörden endlich zufrieden sind. Auf die Frage, ob er wieder in Barcelona spielt, sagte er nur:

Ich fahre natürlich aus diesen Gründen seit 2015 nicht mehr nach Barcelona. Das ist sehr schade, da ich Barcelona sehr mag, doch unter diesen Umständen werde ich da nicht mehr hinfahren. […] Ich bin damit an die Öffentlichkeit gegangen, damit meine Pokerfreunde gewarnt sind und wissen, was im Falle eines Gewinnes auf sie zukommen kann.

Die Geschichte zeigt einmal mehr, dass man sich unbedingt mit der Finanzpolitik eines Staates auseinandersetzen muss, in den man reisen möchte, wenn man dort ebenfalls plant, am Glücksspiel teilzunehmen. Vielleicht ist es daher im Urlaub besser, einfach einmal nicht zu spielen.

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