Bulgarien ist das ärmste Land der Europäischen Union, dennoch blüht dort das Glücksspiel regelrecht auf. Der Wunsch nach einem großen Gewinn und einem besseren Leben ist dort besonders groß. Vor allem Rentner hoffen auf das große Glück.

Pensionäre, aber auch junge Menschen geben in Bulgarien sehr viel Geld für das Glücksspiel aus. Gemessen an der Wirtschaftsleistung des Landes sollen innerhalb Europas nur Malteser mehr Geld für das Spiel mit dem Glück ausgeben. 2016 hat die Glücksspielindustrie Bulgariens insgesamt 1,4 Milliarden Euro erwirtschaftet, was 2,9 % des Bruttoinlandsproduktes entspricht. Dies ist ein Grund mehr, einen Blick auf die Glücksspielsituation in dem EU-Staat zu werfen.

Einige Details zum bulgarischen Glücksspielrecht

In Bulgarien gibt es eine All-In-One-Lizenz, die alle Glücksspielaktivitäten abdeckt. Sie sieht regelmäßige Überprüfungen der Glücksspielsoftware durch die Regulierungsbehörde vor. Außerdem ist die Werbung für das Glücksspiel streng reguliert – Online Casinos dürfen beispielsweise nicht mit Boni werben oder die Spieler zum Besuch animieren. Lediglich die Berichterstattung über Gewinne ist in begrenztem Fall möglich.

Es sind lediglich Glücksspielanbieter gestattet, welche über eine bulgarische Glücksspiellizenz verfügen. Alle anderen Online-Anbieter werden auf eine schwarze Liste gesetzt. Der Besuch der Webseiten ist dann mit bulgarischer IP nicht mehr möglich.

Zum Erhalt der Lizenz müssen 100.000 bulgarische Lew (50.000 Euro) einmalig gezahlt werden. Außerdem müssen 50.000 bulgarische Lew (25.000 Euro) jährlich für den Bereich Spielerschutz abgeführt werden. Ansonsten müssen Online Casinos 15 % des Bruttospielertrages (Differenz zwischen Ein- und Auszahlungen der Spieler) als Steuer an den Staat zahlen.

Im Bereich der Offline Casinos wird die Steuer pro Spielautomat (250 Euro), Roulettetisch (11.000 Euro) oder für jeden anderen Tisch (2.500 Euro) pro Quartal erhoben. Ferner müssen 5.000 Euro pro Jahr im Bereich Spielerschutz investiert werden.

Bulgaren machen sich falsche Hoffnung

Logo der bulgarischen NatinallotterieIm Balkanstaat sind mehr als 2 Millionen Menschen berentet und müssen von der staatlichen Mindestrente leben. 200 bulgarische Lew (rund 102,25 Euro) erhalten sie pro Monat. Das Überleben fällt ihnen damit schwer, dennoch kaufen sie für 3 bis 5 bulgarische Lew (1,50 bis 2,50 Euro) Rubbellose bei der nationalen Lotterie, die teilweise Millionengewinne verspricht.

Von den Einnahmen, die die meisten Rentner im Monat erhalten, müssen teilweise noch einmal 20 % für Medikamente gezahlt werden. Ansonsten müssen sich die Rentner vor allem davon ernähren, die Heizkosten oder Mieten tragen in der Regel Angehörige – es soll ein Arrangement sein, was es in vielen Familien gibt.

Warum ist Glücksspiel dennoch in Bulgarien auf dem Vormarsch?

Tihomir Bezlow vom Zentrum für Demokratiestudien in Sofia sieht die Ursache vor allem durch die TV-Werbung und die Anzahl der Verkaufsstellen der nationalen Lotterie, die neben Lotto vor allem Rubbellose verkaufen:

Manche Rentner kaufen die Lose gleich im Postamt, wo sie ihre Pension beziehen. Deshalb hat sich Bulgarien in den vergangenen Jahren zu einem einzigen großen Bingosaal entwickelt.

Die Rentner sind dabei nicht die einzige Gruppe, die viel spielt. Das Spielen ist auch unter jungen Menschen verbreitet, wobei diese sich ebenfalls eher schlecht über Wasser halten können. Violeta Krumowa ist beispielsweise 38 Jahre alt, arbeitet als Kassiererin und zusätzlich als Putzfrau. Sie gibt 100 Lew (rund 25 Euro), rund ein Zwölftel des Monatsgehaltes für Glücksspiel aus. Als Begründung nennt sie schlicht:

Bis jetzt habe ich in meinem Leben kein Glück gehabt. Viele Bulgaren leben mit der Hoffnung, sie könnten die nächsten Gewinner sein.

Janitsa Petkowa vom Meinungsforschungsinstitut Gallup in Sofia hatte Untersuchungen zu dieser Aussage getätigt. Sie hat in Umfragen herausgefunden, dass 42 % der Bulgaren glauben, dass Erfolg mehr vom Land als von der eigenen Arbeitsleistung abhängt. Laut ihren Ergebnissen empfinden viele Menschen in Bulgarien die gesellschaftliche Realität als ungerecht. Weil sich der Arbeitseinsatz und die Bemühungen nicht lohnen, versuchen viele Bulgaren ihr Glück im Spiel – als kleine Chance auf Gerechtigkeit.

Der Wunsch nach dem Jackpot

57 % der Bulgaren nehmen laut eigenen Angaben am Glücksspiel regelmäßig teil. 5 % geben etwa 43 Lew pro Monat (etwa 20 Euro) aus. Das entspricht ungefähr 5 % der Ausgaben, die man normalerweise für Nahrung und andere lebenswichtige Posten ausgibt. 86 % der Spieler wissen, dass sie in ihrem Leben noch nie etwas gewonnen haben. 80 % sind sich bewusst, dass ein Millionengewinn nur selten möglich ist, dennoch wird in Bulgarien relativ viel gespielt.

Die Experten meinen, dass Vorsicht nicht zu den bulgarischen Tugenden gehöre und die Imaginationskraft einfach größer sei. Es könnte aber auch sein, dass sie eher spielen, weil der Big Win so schwer zu erhalten sei. Studien hatten erwiesen, dass Spieler mit problematischem Spielverhalten eher zu Spielen tendieren, die man schwer gewinnen kann, die aber höhere Gewinne versprechen.

Glücksspielsituation in Bulgarien sehr problematisch

In Bulgarien gibt es derzeit mehr als 24 Casinos und über 870 Spielhallen. Trotzdem wurde der Verkauf von Rubbellosen in den letzten Jahren zu einem relativ großen Geschäft. Der größte Teil der Lose wird von der „nationalen Lotterie“ vergeben, die jedoch ein Privatunternehmen ist. Die Mehrheitsanteile der Firma gehören Wassil Boschkow. Er hatte in den 1990er Jahren ein Imperium von Sportwetten und Casinos aufgebaut und war damals eine der wichtigsten Figuren der bulgarischen Mafia.

Die Bewerbung von Glücksspiel ist in Bulgarien weitestgehend verboten. Man hat jedoch eine kleine Lücke gefunden, da Resultate und Gewinne bekannt gemacht werden können. In den Lotterieshows im Privatfernsehen sieht man aus diesem Grund, was mit Glücksspiel alles möglich ist.

Bildquelle: 89633876 - St. Alexander Nevski Cathedral in Sofia, Bulgaria © Kisa_Markiza

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1 Kommentar zu: Bulgarien: Falsche Hoffnungen beim Glücksspiel

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Avatar von Anonym
Die tun mir Leid. Bestes Beispiel, das alle Länder unter einer Finanzdiktatur leben. Deutschland ist nicht mehr weit von bulgarischen Verhältnissen. Ein BGE in allen europäischen Ländern wäre eine kleine Lösung .

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