Durch die Coronapandemie wurde die Offline-Glücksspielbranche hart getroffen. Las Vegas, Macau und Atlantic City haben Umsatzeinbußen in Höhe von mehreren Milliarden Euro. Entlassungen von Casinomitarbeitern sind in den großen Glücksspielmetropolen im Gespräch. Die Stämme der amerikanischen Ureinwohner wurden ebenfalls hart getroffen. Bei vielen Stämmen sind die Glücksspieleinnahmen Hauptfinanzierungsquelle.

Die kalifornische Zeitung Visalia Times-Delta hatte vor einiger Zeit berichtet, wie problematisch die Coronapandemie für die Wirtschaft einiger Stämme und Reservate ist. Kritik wird laut, da viele Stämme seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts zu abhängig vom Glücksspiel geworden sind.

Casinos sind für die Reservate zu unentbehrlichem oder gar einzigem Stützpfeiler der Wirtschaft geworden. Durch die Schließungen der Glücksspielstandorte in den USA ab dem 20. März 2020 hätte sich zudem gezeigt, dass die meisten Stämme keine Alternativen haben und nicht ohne finanzielle Hilfe von außerhalb überleben könnten.

Wie kam es zur finanziellen Abhängigkeit vom Glücksspiel

Glücksspiel ist den Reservaten der USA erst seit knapp 30 Jahren erlaubt. In den 70er und 80er Jahren haben einige Stämme angefangen, mit speziellen Arten von High Stakes Bingo zu experimentieren. Es fand großen Anklang. In den USA ist Glücksspiel streng limitiert. Ausnahmen gibt es lediglich in den großen Glücksspielmetropolen Atlantic City und Las Vegas. Je nach Bundesstaat kann es jedoch Abweichungen bei den Glücksspielgesetzen geben, da die jeweiligen Regierungen der Staaten für die Ausgestaltung der Glücksspielgesetze verantwortlich sind.

Erst im Oktober 1988 hatte der Kongress der Vereinigten Staaten mit dem sogenannten Indian Gaming Regulatory Act den Weg für das Glücksspielangebot in den amerikanischen Reservaten geebnet. Seitdem dürfen die Stämme Umsätze durch das Offline-Glücksspiel generieren. Mittlerweile wurden in den USA 573 Stämme von amerikanischen Ureinwohnern anerkannt. 246 Stämme betreiben Casinos. Es gibt mehr als 501 Glücksspielstandorte in der gesamten USA, welche von Indianerstämmen betrieben werden. 2019 haben die Standorte einen Bruttospielertrag von mehr als 35 Milliarden US-Dollar (rund 29,5 Millionen Euro) generiert.

Gary Davis ist leitender Geschäftsführer der Native American Financial Services Association (NAFSA). Er findet die Entwicklungen erschreckend und kritisiert sie. Die Stämme müssten seiner Meinung nach dafür Sorge tragen, dass die Wirtschaft der Reservate breiter aufgestellt wird. Um die Wirtschaft der Stämme effizienter zu gestalten und gegen Krisen und Pandemien gewappnet zu sein, wäre „ein modernes, vielseitiges Portfolio von Unternehmen“ wünschenswert.

Der Coeur d’Alene Tribe im westlichen Idaho war massiv von der Schließung betroffen. Man hatte dort die Tore des Casinos wieder am 1. Mai 2020 geöffnet. Man wollte die Schließung nicht länger aufrechterhalten, als unbedingt nötig. Es fehlte dem Stamm an Geldern für alle anderen Projekte. Das Glücksspiel finanziert Schulen, andere Kindereinrichtungen, die Reservatspolizei und vor allem die Wasserversorgung. Man ging sogar so weit, dass man meinte, eine Schließung würde schlimmere Folgen auf wirtschaftlicher Ebene bedeuten als das Virus. Die wirtschaftlichen Folgen hätten den Fortbestand ihrer Gemeinschaft bedroht.

Die Öffnung der Casinos in den amerikanischen Reservaten ist in den verschiedenen Bundesstaaten unterschiedlich. In einigen Bundesstaaten mussten die Casinos noch bis zum 31. August 2020 geschlossen bleiben.

Wirtschaftliche vs. Medizinische Folgen

Die medizinischen Folgen von Covid-19 sind in den Reservaten durchaus bekannt. In Arizona ist ein Angestellter des Gila River Casino, das von der Gila River Indian Community betrieben wird, am Coronavirus gestorben. Im Coyote Valley Casino im Norden von Kalifornien haben sich Mitarbeiter mit dem Virus angesteckt. Ein Stamm in North Carolina hatte 5 positive Tests auf Corona. Auch ein Stamm in Oklahoma hat einen Angestellten ihres Casinos positiv auf das Virus getestet.

Es ist kein einfaches Abwägen der Verantwortlichen zwischen öffentlicher Gesundheit und wirtschaftlichem Wohlstand. Viele Stämme kämpfen um deren Existenz und ihre Zukunft. Aus dem Grund gibt es die Forderungen nach neuen wirtschaftlichen Wegen für die Zukunft, damit die Stämme auch in den nächsten Jahrzehnten ihre eigenständige Kultur erhalten können.

Viele Stämme sind auf US-Regierung angewiesen

Aktuell sind die meisten Reservate der amerikanischen Ureinwohner auf Hilfe der Regierung der USA angewiesen. Zumindest kurzfristig bräuchten die meisten Stämme finanzielle Unterstützung. Im gleichen Atemzug mahnt der Geschäftsführer der Native American Financial Services Association aber, dass die Hilfe nicht von Dauer sein sollte. Gegenüber der Presse berichtete er:

Obwohl die Bemühung um die wirtschaftliche Entwicklung der Stämme dazu dient, die Nationsbildung und Selbstbestimmung im Rahmen der Weiterentwicklung der Stammes-Souveränität zu fördern, sollten unsere Geschäfte die Fonds, die uns die Bundesregierung auf Grundlage von Verträgen und Abkommen schuldet, lediglich ergänzen.

Inzwischen hat die Regierung bereits 8 Milliarden US-Dollar durch den CARES Act (einer US-weiten Coronahilfe) für Indianerstämme bereitgestellt. Fast 97 % der Verantwortlichen von Indianercasinos sind aber der Ansicht, dass die Summe nicht ausreicht. Man fordert teilweise ein zusätzliches COVID-19-Finanzpaket von umgerechnet 25 Milliarden Euro für die Reservate der amerikanischen Ureinwohner. Die Gelder würde man dringend für die medizinische Versorgung, bei der Versorgung älterer Stammesmitglieder und den Bau neuer Infrastrukturen benötigen.

Bis zum 21. August 2020 wurden 169 positive Fälle von Corona in allen Indianerstämmen der USA registriert. Insgesamt gab es 4 Tote wegen des Coronavirus. Mittlerweile nehmen die Casinos wieder den Spielbetrieb auf. Hygienekonzepte gibt es. Allerdings gibt es immer wieder Berichte in den sozialen Medien, dass sich nicht an die Konzepte gehalten wird. Von den Reservatsleitungen werden die Vorfälle meistens verneint.

Es bleibt zu hoffen, dass die Indianerstämme der USA einen Weg durch die Krise finden und sich für die Zukunft neue Methoden ergeben, um ihre Reservate zu finanzieren. Die Pandemie zeigt, dass Glücksspiel nicht so krisenfest ist, wie man bisher gedacht hat.

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1 Kommentar zu: Wirtschaft der amerikanischen Ureinwohner: Viele Stämme abhängig vom Glücksspiel

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"[...] 2019 haben die Standorte einen Bruttospielertrag von mehr als 35 Millionen US-Dollar (rund 29,5 Millionen Euro) generiert."

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