Wenn in der Online Spielothek eine exakte Auszahlungsquote angegeben wird, werden die daraus resultierenden Gewinnchancen von vielen Spielern missverstanden. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer Studie, die in Großbritannien und den USA durchgeführt und vor wenigen Wochen veröffentlicht wurde. Wäre es also aus Sicht des Spielerschutzes sinnvoller, den RTP-Wert für Online-Slots entgegen der aktuellen Vorschriftenlage zukünftig nicht mehr anzugeben?

Forscher der Universitäten in Las Vegas, Bristol und London haben herausgefunden, dass es für die Spieler kontraproduktiv sein kann, wenn für Online-Slots eine genaue Auszahlungsquote angegeben wird. Ein nicht unerheblicher Anteil der Spieler knüpft an die konkrete RTP-Angabe nämlich zum Teil unrealistisch hohe Gewinnerwartungen. Im Rahmen einer kürzlich veröffentlichten Studie wurden die Teilnehmenden in insgesamt vier Gruppen aufgeteilt. Während einer Gruppe an Teilnehmenden ein bzw. kein RTP-Wert angegeben wurde, wurde bei den übrigen Gruppen eine unterschiedliche Formulierung in Bezug auf den Hausvorteil getestet – mit überraschendem Ergebnis.

RTP-Angabe führt zu unrealistisch hoher Gewinneinschätzung

Im ersten Teil der Studie wurden die insgesamt rund 2.000 Gambler gefragt, wie hoch sie ihre Gewinnchancen unter zwei unterschiedlichen Voraussetzungen im Spiel einschätzen. Der ersten Gruppe wurde ein RTP-Wert von 90 % angezeigt und der zweiten Gruppe wurde überhaupt kein RTP-Wert angezeigt.

Das Ergebnis verblüfft: Ohne die Angabe einer Gewinnquote schätzen die Teilnehmer ihre Gewinnchancen auf einen Median-Wert von 2,82 auf einer Skala von 1 bis 7, wobei 1 für sehr geringe und 7 für sehr hohe Gewinnchancen steht. Folglich schätzen die Gambler ihre Gewinnchancen ohne RTP-Wert als eher schlecht ein.

Anders sieht die Situation aus, wenn ein RTP-Wert von 90 % im Spiel angegeben wird. In diesem Fall beträgt die empfundene Gewinnchance im Median bereits 4,48. Dementsprechend gehen die Spieler hier bewusst oder unbewusst davon aus, dass sie deutlich bessere Gewinnchancen haben, obwohl ein RTP-Wert von 90 % nicht als überdurchschnittlich profitabel gilt.

Wie entscheidend ist die „Hausvorteil-Formulierung“ für das Gewinn-Empfinden?

Im zweiten Teil der Studie wurden rund 4.000 Gambler aus den USA und Großbritannien in vier weitere Gruppen aufgeteilt. Bei der Gruppe, bei der ein RTP-Wert von 90 % angegeben wurde, beträgt der Median-Wert wieder vergleichbare 4,63. Ohne RTP-Wert liegt der Median-Wert schon nur noch bei 2,99.

Interessant an diesem Teil der Studie ist, dass hier zwei unterschiedliche Formulierungen des Hausvorteils „getestet“ wurden. Bei der Gruppe, bei der es im Spiel heißt, dass das „Spiel im Durchschnitt 10 % der Einsätze behält“, betrug der Median-Wert 3,80. Bei der Alternativformulierung „Das Spiel kostet durchschnittlich 10 % der Einsätze“ betrug der Median-Wert nur 3,02. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Spieler ihre Gewinnchancen optimistischer einschätzen, wenn es heißt, dass das Spiel einen Teil der Einsätze behält. Wenn von Kosten die Rede ist, wird die eigene Gewinnchance direkt wesentlich schlechter eingeschätzt. Es ist kein Geheimnis, dass sich viele Glücksspielanbieter und Spieleentwickler diese psychologischen Tricks zunutze machen, um Spielerinnen und Spieler zumindest ein kleines bisschen zu beeinflussen. Bereits im Mai 2022 haben wir uns bei GambleJoe die Frage gestellt, welche „Psychotricks“ die Casinos in Las Vegas anwenden.

Fakt ist also, dass Spieler ihre Gewinnchance komplett ohne RTP-Angabe als gering einschätzen. Wenn jedoch ein konkreter RTP-Wert angegeben wird, überschätzt ein Großteil der Spieler die eigenen Gewinnchancen. Diese Überschätzung von Gewinnchancen kann für das eigene Spielverhalten unter Umständen gefährlich werden und ein ernstzunehmendes Risko darstellen.

Fazit

Insgesamt kommt die aktuelle Studie zu dem Ergebnis, dass die derzeit übliche Angabe von durchschnittlichen Auszahlungsquoten bei virtuellen Automatenspielen oftmals missverstanden wird. Viele Gambler überschätzen ihre Gewinnchancen insbesondere dann, wenn transparent ein RTP-Wert angegeben wird. Die zuständigen Behörden und Politiker müssen sich nun also die Frage stellen, ob eine verpflichtende Angabe der durchschnittlichen Auszahlungsquote auf Grundlage dieser Erkenntnisse noch zeitgemäß ist. Aktuell ist diese Angabe gemäß Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) bei allen Online-Slots verpflichtend.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/de/photos/silhouette-kopf-bücherregal-wissen-1632912/

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