Die russische Sonderglücksspielzone Asow wird formal zum 31. Dezember 2018 aufgehoben. Das hat Premierminister Dmitri Medwedew Ende Oktober beschlossen. Russland hatte zur Eindämmung des Glücksspiels vier Städte festgelegt, in denen Casinos und Spielbanken legal betrieben werden. In die Standorte wurde investiert, die Gebäude wurden errichtet, die Infrastruktur wuchs aber nicht – jetzt steht eine der Sonderzonen vor dem Aus.

Das Casino in Sotschi bei NachtAnfang des 21. Jahrhunderts hatte Russland ein großes Glücksspielproblem. Im Jahr 2002 zählte man alleine in Moskau 58 Casinos, 2.000 Spielhallen und mehr als 70.000 Geldspielgeräte. Die Folge war, dass allein in Moskau laut einigen Schätzungen 1,5 Millionen Menschen regelmäßig an Spielautomaten oder bei Sportwettenanbietern am Glücksspiel teilnahmen.

Dies hatte Auswirkungen auf die Bereiche Geldwäsche und Gewaltkriminalität. Außerdem wurden immer mehr Menschen wegen Spielsucht bei Suchtberatungsstellen vorstellig. Zur Kanalisierung hatte die Regierung schließlich 2009 ein Totalverbot von Glücksspiel in großen Teilen des russischen Staates beschlossen. Die Ausnahme waren vier genau festgelegte Zonen, in denen Glücksspiel weiterhin erlaubt war. Am 1. Juli 2009 trat die Regelung in Kraft, seitdem gibt es keine legalen Geldspielgeräte mehr in russischen Großstädten. 2016 kam jedoch Sotschi als weitere Glücksspielzone hinzu.

Die Sonderglücksspielzonen in Russland

Es wurden am Anfang vier Zonen festgelegt, in denen Glücksspiel weiterhin erlaubt war. Es handelt sich um folgende Ortschaften:

  • „Sibirische Münze“ in der Region Altai – eine Gebirgsregion an der Grenze von Kasachstan
  • Jantarnaja in der Region von Kaliningrad – eine russische Exklave zwischen Polen und Litauen
  • Asow in der Region Rostow – kleine Stadt am Schwarzen Meer, am Don gelegen
  • Primorie in der gleichnamigen Region – im Osten Russlands in der Nähe von Wladiwostok am Japanischen Meer gelegen
  • Seit 2016 die Zone Krasnaja Poljana um die Stadt Sotschi am Schwarzen Meer, an der Grenze zu Georgien

Allen gemeinsam ist, dass die Spielparadiese im Nirgendwo liegen. Sie sind wenigstens 1.000 Kilometer von der Hauptstadt Moskau entfernt. Insgesamt ist die Infrastruktur dorthin marode, die Straßen kaum befahrbar. Wer möchte mehr als 1.000 Kilometer fahren, nur um am Glücksspiel teilzunehmen? Wladiwostok liegt beispielsweise näher an Japan oder Nordkorea als an der nächsten russischen Großstadt. Erst seit 2016 ist eine Abkehr von der Politik bemerkbar. Sotschi ist zumindest touristisch sehr gut erschlossen, sodass man dort wirklich für das Glücksspiel hinfahren würde. Dort entsteht Casino Tourismus, wie man es aus den USA mit Las Vegas kennt.

Illegales Glücksspiel blühte auf

Letztlich war bereits 2012 bekannt, dass keine der vier ursprünglichen Glücksspielzonen gute Umsätze lieferte. Zumal das illegale Glücksspiel aufblühte. In der Nähe von Russland wurde 2011 ein ganzer Ring an illegalen Casinos und Glücksspielhallen gefunden. Ivan Nasarow galt als Inhaber und wurde daraufhin zunächst festgenommen. Ein eigenständiges Ermittlungskomitee innerhalb der Generalstaatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen geführt. Es wurde bekannt, dass 80 % der Gewinne aus dem illegalen Glücksspiel an Staatsanwälte als Schmiergelder gezahlt wurden. Polizisten und Abgeordnete sollen aber ebenfalls verwickelt gewesen sein.

In den 15 Casinos soll ein monatlicher Umsatz von 10 Millionen US-Dollar generiert worden sein. Insgesamt hat der Fall damals ein komisches Licht auf das Rechtssystem in Russland geworfen. Angeblich reichten die Beweise damals nicht aus, um eine Anklage wegen Korruption vor Gericht zu bringen.

Online Glücksspiel ebenfalls verboten

Online Glücksspielanbieter dürfen ihre Dienste ebenfalls nicht in Russland anbieten. Internet Service Provider wurden angewiesen, die Webseiten von ausländischen Online Casinos und Sportwettenanbietern zu blockieren. Es gibt eine schwarze Liste, auf denen neben Online Glücksspiel Webseiten ebenfalls einige große Glücksspielkonzerne aufgeführt wurden. Dennoch finden sich immer wieder Portale, die ihren Dienst für Russland anbieten. Es handelt sich wohl meist um illegale Webseiten ohne jegliche Lizenz. Es gleicht angeblich dem Kampf gegen Windmühlen, da es immer neue Betreiber gibt, die versuchen, auf dem russischen Markt kurzzeitig Fuß zu fassen.

Etwas komisch ist an dieser Stelle, dass es sehr viele russische Streamer gibt, die versuchen, ihre eigenen Landsleute als Spieler zu werben. Dennoch ist das Online Glücksspiel in Russland zu 100 % verboten.

Trotz Sonderzonen strenge Auflagen für Spielbanken

In Russland gibt es relativ strenge Auflagen, was den Spielerschutz angeht. Man muss den Schutz der Spieler, der anderen Besucher und der Angestellten gewährleisten. Personen unter 18 Jahren dürfen sich nicht in Casinos aufhalten. Spielbanken müssen einen angemessenen Abstand zu Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie öffentlichen Bauten einhalten.

Ferner müssen die Betreiber von Spielbanken 600.000.000 Rubel (etwa 7,9 Millionen Euro) als Sicherheit jederzeit an Kapital vorweisen können. Sportwettenanbieter müssen lediglich 100.000.000 Rubel (rund 1,3 Millionen Rubel) vorhalten.

An Steuern müssen feste Sätze gezahlt werden. Für Spielautomaten belaufen sich die Kosten auf 1.500 bis 7.500 Rubel (rund 20 bis 100 Euro), Spieltische oder Buchmacherkassen müssen mit 25.000 bis 125.000 Rubel (etwa 330 bis 1.650 Euro) pro Monat versteuert werden. Die Steuern variieren teilweise je nach Glücksspielzone.

Die Entwicklungen sind nicht überraschend

Innenbereich des Sotschi Casinos2009 gehörte Asow zwar zu den ersten Zonen, die geschaffen wurde, aber letztlich konnten die drei errichteten Casinos nie wirklich überzeugen. Seit 2015 gibt es Überlegungen, welche die Schließung eingeschlossen haben.

Ende August 2016 hatte der Premierminister Dmitri Medwedew einen Erlass unterzeichnet, der Sotschi als neue Glücksspielzone bestätigte. Es liegt knapp 700 Kilometer von Asow entfernt. Die Stadt am Schwarzen Meer liegt in der Region Krasnodar und ist spätestens seit den Olympischen Spielen von 2014 auf der ganzen Welt bekannt. Außerdem gibt es dort einen Formel 1 Kurs und in diesem Jahr war es einer der Austragungsorte der Fußball-WM in Russland.

Anfang 2017 öffnete in der Stadt das Sochi Casino & Resort. Es wurden 63 Millionen Euro investiert. Es entstand ein Glücksspielstandort mit 596 Automaten und 70 Spieltischen. Laut dem Betreiber Domain LLC orientiert man sich an den internationalen Standards anderer Resort-Casinos. Restaurants, Shoppingmalls, Konferenzsäle und ein Theater gehörten zu den Attraktionen.

Im Dezember 2017 öffnete dann eine neue Bonus-Spielautomaten-Halle in Sotschi. Allein im Monat August 2018 konnten die beiden Standorte in Sotschi 55.000 Kunden anlocken. Das sind 11.000 Besucher mehr, als in Asow in 3 Casinos in einem ganzen Jahr gezählt wurden. Im Vergleich zu den restlichen Glücksspielstandorten ist die Spielzone bei Wladiwostok am erfolgreichsten.

Angestellte sind nicht begeistert

Drei Spielbanken gab es in Asow. Kellner, Croupiers, Köche, Hotelangestellte – die ganze Branche beschäftigt wohl 1.500 Menschen in der ganzen Umgebung. Die Menschen sind in der Vergangenheit von Asow weggezogen, weil man keine Arbeit in der Region gefunden hat. Dann kamen sie zurück, weil durch das Glücksspiel ein Boom erwartet wurde. Jetzt werden die Menschen wieder arbeitslos, da es in der Region nur wenige bis keine Alternativen gibt. Sie müssen folglich ihren Wohnort wieder verlagern, wobei es einige Orte gibt, an denen neue Casinos aufgebaut werden sollen.

Neue Investitionen sind geplant

In Sotschi sind neue Investitionen geplant. Dmitri Anfinogenow, stellvertretender General-Manager von Casino Sochi hat Pläne, eine neue Spielbank mit dem Namen Boomerang im benachbarten Rosa Khutor Resort zu eröffnen. Im Januar 2019 soll das Casino dort den Spielbetrieb aufnehmen. Es wurden zweistellige Millionenbeträge investiert.

In der Nähe von Jalta auf der annektierten Krim soll 1 Milliarde Euro in ein neues Glücksspielparadies investiert werden. Mit der neuen Glücksspielzone möchte man russischen Spielern zunehmend ein Las Vegas Russlands bieten. 350 Millionen Euro sollen an Steuereinnahmen durch die neue Zone zusätzlich eingenommen werden.

In Russland hält man folglich weiterhin am Verbot des Glücksspiels fest und kanalisiert den Spielbetrieb in festen Zonen. Einige davon mögen auch gute Profite erwirtschaften, für Asow, heißt es am 31. Dezember 2018 „Nichts geht mehr!“.

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