Eine Casino-Mitarbeiterin im britischen Wolverhampton hatte die Angst vor Geldwäsche gemeldet. Die Compliance-Angestellte wurde daraufhin zurechtgewiesen, da ihre Befürchtungen unberechtigt gewesen seien. In der Folge hat sie gekündigt. Ein britisches Arbeitsgericht hat ihr jetzt eine Abfindung zugesprochen.

Jayne B. wurde 2017 Compliance-Beauftragte und Berichterstatterin für Geldwäsche (MLRO) im Casino 36 in Wolverhampton. Ein Teil ihrer Aufgabe bestand darin, sicherzustellen, dass die Regeln und Vorschriften der Gambling Commission im Bereich Geldwäsche eingehalten werden.

Sie hatte einige verdächtige Spieler erkannt, die hohe Summen für das Glücksspiel ausgegeben und anscheinend über ihre Verhältnisse gespielt haben. Sie forderte Dokumente für die Herkunft des Geldes an. Die Quellen des Wohlstandes einer Person werden nicht nur geprüft, um Geldwäsche zu vermeiden, sondern ebenfalls um spielsüchtige Personen zu schützen.

Ihre Bedenken fanden keine Beachtung. Ihr wurde sogar vorgeschlagen, geeignetere Aufgaben zu übernehmen. Die Angestellte hat aus diesem Grund die Arbeit beim Casino 36 niedergelegt. Vor einem Arbeitsgericht hat sie dennoch um eine Abfindung gekämpft.

Welche verdächtigen Aktivitäten hat sie festgestellt?

Ein Kunde wurde nur als „LS“ im Gerichtsverfahren benannt. Er soll innerhalb von 12 Monaten 77.000 britische Pfund (rund 86.000 Euro) verloren haben. Ein anderer Spieler, welcher als „S“ bezeichnet wurde, verlor in knapp 3 Monaten rund 10.800 Pfund (rund 12.000 Euro). Jayne teilte dem Besitzer des Casinos Adrian B. mit, dass die Kunden große Mengen an losem Bargeld einzahlen würden. Es würde gegen die Regeln verstoßen und sich möglicherweise um Geldwäsche handeln. Ihr Chef tat das Geld mit früheren Gewinnen im Casino ab.

Ihr Vorgesetzter Craig D. schlug in der Folge vor, dass sie eine andere Rolle im Casino übernehmen solle, welche weniger anspruchsvoll wäre. Er behauptete, dass die Leistung während der Probezeit inakzeptabel sei.

In der Folge trat die Angestellte zurück. Ein Arbeitsgericht hat ihren Antrag auf „constructive dismissal“ (konstruktive Entlassung) bestätigt. Im britischen Arbeitsrecht kann man von diesem Umstand Gebrauch machen, wenn durch den Arbeitgeber ein feindliches Arbeitsumfeld geschaffen wird. Das Arbeitsgericht entschied, dass sie aufgrund der von ihr gemachten Angaben Nachteile erlitten hatte.

UK Gambling Commission hatte Versäumnisse des Casino 36 geahndet

Im Oktober 2018 hatte die Glücksspielbehörde angefangen, den Fall des Casino 36 zu bearbeiten. Jayne arbeitete zu diesem Zeitpunkt schon zwei Monate lang nicht mehr bei dem Unternehmen. Die britische Gambling Commission hatte festgestellt, dass der Glücksspielbetreiber in 22 Fällen der Sorgfaltspflicht gegenüber den Kunden nicht nachgekommen ist.

Es wurde ein Strafpaket von 318.648 Pfund (knapp 350.000 Euro) geschnürt. Die Strafe wurde im Juli 2019 ausgesprochen. Ferner musste man verschiedene Auflagen erfüllen, damit solche Fehler in Zukunft nicht mehr vorkommen.

Arbeitsgericht spricht eindeutiges Urteil

Der Arbeitsrichter Clifford Miller bestätigte in seinem Urteil, dass es keine Beweise gebe, dass die Arbeit von Jayne unbefriedigend gewesen sei. Die beiden Vorgesetzten, welche die Meldungen von Jayne nicht ernst genommen haben, wurden zudem aus der Abteilung Compliance in andere Bereiche versetzt. Für den Richter ist aus dem Grund klar, dass Jayne die Meldungen im öffentlichen Interesse gemacht habe, um das Gesetz aufrechtzuerhalten und die Lizenzauflagen zu erfüllen. In dem Urteil gab der Richter an:

Es ist offensichtlich, dass die Klägerin ein klares Verständnis darüber zeigt, was im Interesse der Öffentlichkeit ist, nämlich die Verringerung und Vorbeugung von Verbrechen und der Schutz von Menschen, die anfällig für Glücksspielsucht sind.

Der Mitarbeiterin wurde inzwischen eine Abfindung zugestanden. Über die Höhe der Abfindung wurde öffentlich nichts bekannt. Mittlerweile sind aber alle Rechtsmittel für eine weitere Anhörung abgesagt worden. Aus dem Grund ist die Entscheidung in dem Arbeitsrechtsprozess endgültig.

Der Fall zeigt einmal mehr, dass in britischen Casinos nicht alles mit rechten Dingen abläuft. Es gibt viele Probleme bei den Glücksspielbetreibern. In Online sowie Offline Casinos zeigen sich Verfehlungen im Bereich des Spielerschutzes und der Geldwäsche – man legt anscheinend mehr Wert darauf, dass die Spieler möglichst einfach viel Geld umsetzen können und ist sich nicht immer der sozialen Verantwortung bewusst.

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