Der Live-Spiele-Entwickler Evolution ist nach einer Untersuchung der britischen Gambling Commission massiv unter Druck geraten. Das Problem: Spiele des Studios waren in England über Betreiber zugänglich, die keine hiesige Lizenz besaßen. Das Unternehmen reagierte prompt und versuchte, die Wogen zu glätten. Nun wurden tatsächlich auch weitreichendere Konsequenzen gezogen: Evolution strukturierte seine Angebote offenbar auf diversen regulatorisch sensiblen Märkten in Europa neu und musste damit einen ordentlichen Umsatzeinbruch hinnehmen. Ist Deutschland ebenfalls dabei?

Das Jahr 2025 begann alles andere als positiv für den schwedischen Spieleentwickler Evolution Gaming.

  • Schon im Dezember 2024 führte die britische Glücksspielbehörde ein sogenanntes Lizenz-Review gemäß Abschnitt 116 des Glücksspielgesetzes durch. In der offiziellen Meldung heißt es: „Die Überprüfung wurde eingeleitet, nachdem die Gambling Commisssion festgestellt hatte, dass Evolution-Spiele von Großbritannien aus über Betreiber zugänglich sind, die nicht über eine Lizenz der Kommission verfügen.“
  • Außerdem erschien – ebenfalls im Dezember 2024 – ein investigativer Bericht des norwegischen Josimar-Magazins, in dem schwere Kritik an der Belieferung des asiatischen Glücksspielmarkts durch Evolution geäußert wurde. So soll der Provider mit einer Reihe von Partnern kooperieren, die nicht nur keine Lizenzen besitzen, sondern obendrein mit äußerst dubiosen Aktivitäten in Verbindung stehen könnten.

 

Die Sache mit dem englischen Markt wurde schnellstens bereinigt. Das offizielle Statement:

„Evolution nimmt sich die Ergebnisse der Überprüfung durch die Kommission zu Herzen. Wir haben uns verpflichtet, den lizenzierten britischen Markt zu unterstützen und nicht lizenzierten Traffic zu verhindern.“ Und: „Die Spiele auf den identifizierten Websites, die nicht über eine Lizenz der Behörde verfügen, wurden im Vereinigten Königreich nicht mehr verfügbar gemacht.“

 

Wir haben kurz nach den Geschehnissen schon in unserem Artikel „Evolution wegen Schwarzmarktbeziehungen unter Druck“ gemutmaßt, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange sein könnte. Und tatsächlich wurden kürzlich bei der Veröffentlichung des Ergebnisberichts des Unternehmens für das 1. Quartal 2025 weitere Schritte veröffentlicht. Demnach seien „proaktive und selbst initiierte Maßnahmen zur Abschottung der regulierten Märkte in Europa“ vollzogen worden, was die internationale Fachpresse als eine Art Schwarzmarktrückzug deutet. Die Einnahmen sanken offenbar erheblich.

Umsatzrückgang, aber positiver Blick in die Zukunft

Die ersten Monate des Jahres waren für Evolution Gaming nicht einfach – zumindest auf den ersten Blick. CEO Martin Carlesund räumt im aktuellen Quartalsbericht ein, dass die Maßnahmen zur Sicherung der regulierten Märkte ihre Spuren hinterlassen haben.

Man zeigt nun breitere Initiative in Europa: „Zusätzlich zu den bereits in Großbritannien umgesetzten Maßnahmen zur Erfüllung regulatorischer Anforderungen haben wir im Februar proaktive, selbstinitiierte Schritte unternommen, um weitere regulierte Märkte in Europa abzusichern.“, so Carlesund.

 

Weiterhin heißt es: „Wir haben im Quartal konstruktive Dialoge mit allen großen europäischen Regulierungsbehörden geführt und unterstützen diese, wo wir können.“

 

Diese Maßnahmen blieben nicht ohne Folgen. Vor allem in Märkten mit niedriger Kanalisierung – also dort, wo legale Angebote kaum angenommen werden – wäre ein deutlicher Umsatzrückgang zu verzeichnen. Apropos: Wir haben kürzlich darüber berichtet, dass die Bekämpfung illegalen Glücksspiels in Deutschland tatsächlich im aktuellen Koalitionsvertrag festgeschrieben wurde.

Unterm Strich verbucht Evolution für das erste Quartal 2025 einen Profit von rund 254 Millionen Euro – ein Rückgang von 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Dennoch bleibt der CEO zuversichtlich: „Wir gehen davon aus, dass das zweite Halbjahr stärker ausfallen wird.“ Das Gesamtjahr bleibt somit mit einer erwarteten EBITDA-Marge von 66 bis 68 Prozent im Plan (EBITDA steht für „Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, and Amortization“, also „Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen“).

Trotz der temporären Rückschläge fällt der Blick von Evolution auf die Gesamtlage positiv aus. Mit einem Umsatz von etwa 520 Millionen Euro und einer EBITDA-Marge von 65,6 Prozent präsentiert sich der Provider weiterhin wirtschaftlich robust. Das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr liegt immerhin bei 3,9 Prozent – und bei konstanter Währung sogar bei 6,1 Prozent. Das Unternehmen scheint also gewappnet für eine Stabilisierung im zweiten Halbjahr.

Wie sieht es in Deutschland mit Evolution aus? Und könnte die Initiative bei anderen Entwicklern Schule machen?

Was genau hinter den „proaktiven Maßnahmen zur Sicherung der regulierten Märkte in Europa“ steckt, bleibt im Dunkeln. Evolution hält sich im aktuellen Quartalsbericht auffällig bedeckt und lässt Raum für Spekulationen. Wurden schwarze Schafe aus dem Partnernetzwerk entfernt? Hat man Regionen ausgeklammert, in denen die Regulierung ohnehin schwach ist? Oder gab es einfach nur einen Aufruf an die Betreiber, sich an die Regeln ihrer Zielmärkte zu halten?

Klar ist: Der deutschsprachige Raum gehört offenbar nicht zu den Gebieten, die von Evolutions Rückzug betroffen sind. Eine kurze Recherche auf einschlägigen Plattformen zeigt, dass deutsche Spieler weiterhin problemlos auf entsprechende Titel zugreifen können – Schwarzmarkt hin oder her.

Eine weitere wichtige Frage betrifft die Allgemeinwirkung des Vorgehens. Was bedeutet es für die Konkurrenz? Könnten andere Entwickler dem Beispiel von Evolution folgen?

  • Denkbar wäre es, denn Evolutions Schachzug könnte als Signal an die europäischen Regulierungsbehörden verstanden werden: Seht her, wir nehmen die Sache ernst und handeln eigenständig. Sollte diese Geste auf Anklang stoßen, könnten andere Provider nachziehen (müssen) – zumindest, wenn sie ähnliche Repressalien fürchten wie Evolution nach der britischen Überprüfung.
  • Solange es aber keine europaweiten offiziellen Richtlinien gibt, die die Anbieter in die Pflicht nehmen, bleibt der Rückzug freiwillig. Und aus eigenen Stücken werden sicher nur wenige Entwickler auf Einnahmen verzichten.

 

Evolution selbst sieht das ähnlich. CEO Martin Carlesund betont, dass die Umleitung der Spieler in legale Märkte nicht (nur) in der Hand des Unternehmens liegt:

„Es ist wichtig zu bedenken, dass die Kanalisierung in erster Linie von Faktoren abhängt, die außerhalb unseres Einflussbereichs liegen – nämlich von der Art und Weise, wie die regulatorischen Rahmenbedingungen strukturiert sind“, heißt es im Quartalsbericht.

 

Und genau hier könnte Deutschland bald zum Brennpunkt werden. Denn der Glücksspielstaatsvertrag von 2021 gerät zunehmend unter Beschuss. Die Regeln sind streng, die bürokratischen Hürden hoch – und das Spielerlebnis leidet. Wir haben uns bereits gefragt, ob der Staatsvertrag in der jetzigen Form überhaupt Bestand haben kann. Mehr dazu in unserem Artikel „Könnte der Glücksspielstaatsvertrag scheitern?“.

Ob also tatsächlich eine Welle des Schwarzmarktrückzugs in Gang kommt, bleibt abzuwarten. Möglicherweise testet Evolution hier gerade ein neues Modell: Weg vom schnellen, aber riskanten Gewinn – hin zu einer langfristig stabilen Marktstrategie, die auf Akzeptanz bei den Behörden und nachhaltiges Wachstum setzt. Und wer weiß – vielleicht wird der Konzern am Ende doch noch zum Vorbild für andere Entwickler.

Quelle des Bildes: https://pixabay.com/photos/exit-emergency-exit-escape-route-618506/

Zentrale Textquellen: https://mb.cision.com/Main/12069/4143009/3420172.pdf, https://igamingbusiness.com/finance/evolution-q1-regulation-back-market-closure-profitability/

 

 

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2 Kommentare zu: Evolution Gaming mit Rückzug vom Schwarzmarkt?

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Hmm in der Schweiz ists ähnlich mit Ihnen .. Vor knapp 3 Monaten entfernte Dama & Hollycorn Evolution wenn CH IP oder Schweiz im Userkonto sichtbar war. Gleichzeitig aber war es bei diversen Anbietern mit nichtmal Curacao Lizenz...   Mehr anzeigen
Also wenn ich ab und zu Bock auf Live hatte bin ich am liebsten an einen Evolution Tisch gegangen. Auch die Gameshows sind von denen mM nach besser als Pragmatic live zB.
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