Kritik ist die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) durchaus gewohnt. Der offene Brief, den Bet3000 vor einigen Tagen an die GGL adressierte, hat jedoch eine besondere Qualität. Hier macht der Sportwettenanbieter einer regelrechten Wut Luft, die sich offenbar über rund zehn Monate angestaut hat. Genauso lange ist es her, dass dem Unternehmen aufgrund schon länger zurückliegender technischer Mängel die Lizenz entzogen wurde.

Bet3000 hat genug – und lässt das die Öffentlichkeit in aller Deutlichkeit wissen. In einem offenen Brief, der am 26. Mai 2025 veröffentlicht wurde, holt der Sportwettenanbieter zum Rundumschlag gegen die GGL aus. Was sich liest wie eine Mischung aus Wutrede und politischer Satire, ist in Wahrheit ein bitterernstes Dokument der Frustration. Schon die ersten Zeilen lassen keinen Zweifel am Tonfall: Hier geht es nicht um diplomatische Worte, juristische Floskeln oder fromme Bitten, sondern um laute Kritik an einem System, das aus Sicht des Buchmachers aus dem Ruder gelaufen ist.

Der Vergleich mit einem „kafkaesken Bürokratiealbtraum“, den Bet3000 auf seiner derzeit deaktivierten Website sogar literarisch weiterführt, ist dabei mehr als nur rhetorisches Stilmittel. Es geht um eine nachdrückliche, aber subtile Formulierung der Frage, warum der Anbieter seit dem Sommer 2024 von der Whitelist verbannt ist – und ob die Art und Weise, wie die GGL die Lizenz entzog, mit rechtsstaatlichen Grundsätzen vereinbar sein kann. Damals haben wir uns gefragt, ob sich Bet3000 vom deutschen Markt zurückzieht oder regulatorische Entscheidungen der Auslöser waren.

Fakt ist: Der Lizenzentzug wurde mit einem technischen Fehler bei der LUGAS-Anbindung begründet – obwohl das Problem laut Bet3000 längst behoben war. Noch irritierender für das Unternehmen: Die Behörde soll ohne Vorwarnung gehandelt und keinerlei Frist zur Nachbesserung eingeräumt haben. Zwar waren die Wettshops von Bet3000 nach einer Klage recht schnell wieder geöffnet, das Online-Angebot bleibt allerdings weiterhin abgeschaltet.

Die Folge: Knapp ein Jahr Stillstand, ein Berg ungelöster Konflikte – und nun ein Brief, der die Situation eskalieren lässt. Die Ausführungen haben es wirklich in sich. Was genau Bet3000 der GGL vorwirft, beleuchten wir hier.

Bet3000 beklagt „juristischen Konfrontationskurs“ der GGL gegen einen „tragenden Pfeiler des legalen deutschen Glücksspielmarkts“

Was Bet3000 als „absurden Verwaltungsakt“ beschreibt, begann mit einem abrupten Schnitt:

  • Am 25. Juli 2024 wurde dem Anbieter praktisch über Nacht die Lizenz entzogen – ohne Vorwarnung, ohne Anhörung, ohne Gespräch.
  • Die Begründung: technische Mängel aus dem Vorjahr. Pikant daran ist, dass die betreffenden Fehler laut Bet3000 zum Zeitpunkt der Entscheidung längst beseitigt waren.
  • Doch statt einer gemeinsamen Klärung auf Augenhöhe sei von Anfang an ein „juristischer Konfrontationskurs“ eingeschlagen worden. Versuche, eine einvernehmliche Lösung außerhalb des Gerichtssaals zu finden: Angeblich von der GGL blockiert.
  • Nun liegt der Fall vor Gericht – ein Verfahren, das Bet3000 zufolge bei frühzeitiger Kommunikation nie nötig gewesen wäre.
  • Besonders kritisch sieht der Buchmacher die rechtliche Auslegung durch die GGL: Schon ein vorübergehender Mangel reiche offenbar aus, um ein wirtschaftlich stabiles Unternehmen in die Knie zu zwingen.

Zehn Monate später ist die Lage unverändert – zumindest was die Online-Präsenz des Buchmachers betrifft. Damit summieren sich laut Bet3000 alleine die Steuerverluste des Staates auf über 55 Millionen Euro.

Dass sich das Unternehmen nicht als x-beliebiger Marktteilnehmer sieht, wird im offenen Brief deutlich: Seit über vier Jahrzehnten sei Bet3000 im Geschäft, zähle mehr als 1.500 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze und gelte – gleich nach Tipico – als einer der größten Steuerzahler bzw. „tragenden Pfeiler des legalen deutschen Glücksspielmarkts“.

Aus Sicht des Anbieters geht es nicht nur um das eigene Geschäft, sondern um die Zukunft des regulierten Markts. Die GGL, so der Vorwurf, gefährde mit ihrer rigorosen Linie genau jene Strukturen, die den Spielerschutz überhaupt erst ermöglichen – und schaffe damit womöglich Raum für den Schwarzmarkt, den sie eigentlich bekämpfen sollte.

Apropos: Wir haben erst kürzlich darüber berichtet, dass die Bekämpfung illegalen Glücksspiels im aktuellen Koalitionsvertrag festgeschrieben wurde.

GGL habe keinerlei Verständnis für Ordnung, Fairness und Integrität

Ordnung, Fairness, Integrität – große Worte, die sich die GGL laut Bet3000 selbstbewusst auf die Fahnen schreibt. Doch was bedeuten diese Prinzipien, wenn sie in der Praxis keine Anwendung finden? Genau das fragt sich der Anbieter im offenen Brief – und spart dabei nicht mit scharfer Ironie. Während man bei Bet3000 reale Abläufe koordiniere, Menschen beschäftige und täglich Verantwortung trage, verharre die Behörde offenbar in einem bürokratischen Elfenbeinturm. Dort werde nicht reguliert, sondern reglementiert – und zwar fern jeder Realität.

Der vielleicht brisanteste Vorwurf betrifft die Reaktion – oder besser gesagt die Nicht-Reaktion – der GGL auf ein umfassendes Dossier, das Bet3000 am 19. Februar 2025 freiwillig eingereicht hatte:

  • Über 600 Seiten voller technischer Detailanalysen, Fehlerprotokolle und konkreter Handlungsvorschläge – eine Eigenleistung, die laut Bet3000 weit über das hinausgeht, was die Behörde selbst je vorgelegt hat. Die Antwort: Totales Schweigen. Kein Hinweis auf eine Prüfung, kein Gesprächsangebot – nichts.
  • Wenige Wochen später veröffentlichte die GGL jedoch ein internes Dokument mit dem Titel „Technische Erwartungshaltung“, so Bet3000 – und das sei gespickt mit exakt jenen Begriffen, Analysen und Formulierungen, die der Buchmacher zuvor geliefert hatte. Nur das Logo fehlte.

Ein Zufall? Eher, so die Einschätzung von Bet3000, ein grober Verstoß gegen das Prinzip der fairen Beteiligtenbehandlung gemäß § 17 Abs. 1 VwVfG. Als der Anbieter schließlich die Rückgabe der Unterlagen verlangte, verweigerte die GGL dies zunächst – mit der Begründung, man sei davon ausgegangen, die Ordner dauerhaft behalten zu dürfen. Für Bet3000 ist dieses Verhalten ein weiteres Indiz dafür, wie tief der Vertrauensbruch mittlerweile reicht – und wie weit sich eine Behörde vom partnerschaftlichen Dialog entfernt haben kann.

Bet3000 kritisiert Kontaktverweigerung und sieht sich gezielt isoliert

  • Laut Bet3000 ist jeglicher Versuch der Kommunikation mit der GGL im Sand verlaufen. Gespräche mit relevanten Entscheidungsträgern: Mehrfach abgelehnt.
  • Fachlich fundierte Anfragen: Abgewiesen – mit dem Verweis auf allgemeine Meldeformulare, als würde es in der Behörde keine Zuständigkeiten, keine Namen, ja keine Menschen mehr geben.
  • Die ironische Spitze des Schreibens: „Vielleicht wäre ein Chatbot effizienter, denn immerhin würde der wenigstens antworten.“

Die Bilanz sei ernüchternd: Erreichen könne man niemanden. Und falls doch, komme als Antwort sinngemäß: „Wir haben keine Zeit.“

Bet3000 sieht sich nicht nur missachtet, sondern aktiv blockiert. Der Anbieter möchte sich nach eigenen Angaben an alle Vorschriften halten und sich offen mit den zuständigen Behörden abstimmen. Hingegen würden viele unlizenzierte Plattformen unbehelligt weiter operieren. Warum also wird gerade ein etabliertes, lizenziertes Unternehmen mit über 40 Jahren Marktpräsenz zum Problem erklärt?

Die Schlussfolgerung fällt entsprechend scharf aus: Was hier passiert, sei keine funktionierende Aufsicht – sondern „eine Mischung aus Machtmissbrauch, strukturellem Versagen und institutionalisierter Arroganz“. Wenn dies das neue Maß staatlicher Regulierung sei, dann, so Bet3000, verspiele man nicht nur Vertrauen und Rechtsstaatlichkeit, sondern auch die Existenzberechtigung einer Behörde, die eigentlich für Stabilität sorgen sollte. Und mehr noch: Es werde nicht nur ein Unternehmen geschädigt – sondern das gesamte Fundament des legalen Glücksspielmarktes in Deutschland ins Wanken gebracht.

Bet3000 klagt öffentlich Rechtsverstöße seitens der GGL an

„Bet3000 wird sich diesem Verhalten nicht beugen“, so das klare Statement. Öffentlich erhebt der Anbieter schwere Vorwürfe – von fehlender Anhörung (§ 28 VwVfG) über mangelnde Begründung (§ 39 VwVfG) bis hin zur Missachtung von Grundrechten (Art. 12 & 3 GG). Auch das Ziel des Glücksspielstaatsvertrags – den legalen Markt zu stärken (§ 1 Abs. 1 GlüStV 2021) – werde mit dem bisherigen Vorgehen ad absurdum geführt.

Die GGL, so der Tenor, verletze zentrale Prinzipien des Rechtsstaats und gefährde den legalen Markt mutwillig. Bet3000 will sich das nicht länger gefallen lassen – und kündigt juristische Schritte auf verschiedenen Ebenen an.

Man habe nichts zu verbergen, aber sehr viel zu verlieren. Und das, so der abschließende Hinweis, werde man nicht tatenlos hinnehmen.

Bitteres Fazit zu einer „Verwaltung, die sich hinter Gesetzestexten versteckt“

Am Ende bleibt mehr als nur Frust – Bet3000 möchte einen Weckruf liefern: Für die GGL, für die Politik, für alle, die sich dem Ziel eines funktionierenden, legalen Glücksspielmarkts verpflichtet fühlen. Man fordert keine Sonderrechte, keinen Freifahrtschein und will keine Schlupflöcher nutzen. Es gehe um Grundlegendes: „Rechtsstaatlichkeit. Transparenz. Professionalität. Respekt.“

Doch genau daran, so der bittere Befund, mangele es der GGL fundamental. Die Behörde wirke zunehmend wie eine Organisation, die zwar höchste Präzision von anderen voraussetzt, aber selbst nicht liefern kann. Die Formalien zum Dogma erhebt, sich in Kleinteiligkeit verläuft – und dabei den Blick für das große Ganze verliert. Statt sachlicher Kompetenz dominiere eine Selbstwahrnehmung, die mit der gelebten Praxis kaum noch in Einklang zu bringen sei.

Die Außenwirkung als starke, ordnende Hand stehe dabei in krassem Widerspruch zum internen Kurs: fehlende Reaktionsgeschwindigkeit, mangelnde technische Tiefe, ein Hang zur Schuldumkehr. Und das alles unter dem Deckmantel der Regeltreue. Regulierung, so Bet3000, dürfe nicht zur bloßen Verwaltung verkommen – hinter der sich eigene Versäumnisse mit moralischem Gestus kaschieren lassen.

Quelle des Bildes: Screenshot von https://maintenance.bet3000.de/

Zentrale Textquelle: https://www.isa-guide.de/isa-gaming/articles/291008.html

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6 Kommentare zu: Bet3000 rechnet mit GGL ab: Offener Brandbrief gegen „Behördenwillkür“

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Ich glaube ich habe mich gerade in Melina Borisic verliebt.
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Ja, sie hat wirklich meine Worte zitiert, wie ich diese auch schon in meinen Beiträgen verwendet habe gegen die GGL und ihre Willkür etc.

Habe damals aktiv auf die Schuld bei LUGAS (Überzahlung durch Multi-Accounts Anlegung in der...   Mehr anzeigen
Genau meine Worte die diese Behörde eigentlich darstellt. Machtmissbrauch trifft es wirklich sehr gut, dazu die unglaubliche Arroganz der Mitarbeiter, wenn man sich mit Problemen konfrontiert und an Lösungen zu Problemen ist man...   Mehr anzeigen
Hoffentlich wird so langsam mal die Schei**e aus der GGL geklagt, aber bei dem Lobbyismus stecken die Richter doch unter einer Decke.
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Merkt man bei der GGL aber gewaltig.
Würde sagen das Benter und Moser ungeeignet für den Job bei der GGL sind.🫣

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